Dienstag, 31.01.2006 - 22:13
Selbstüberlistung
Da steht ein Freund neben mir, schaltet sein Handy ein - und stutzt:
"Mist, was ist das denn jetzt??? 'Wrong Password'???". Fünf Sekunden
vergehen. "Ahhhhhh! Das hab ich ja selber als Start-Text eingetragen,
weil mich das 'Hello Moto' genervt hat!"
Sonntag, 29.01.2006 - 13:19
Wozu die "schmutzige Bombe" wirklich dient
Immer wieder bringen Politiker, wenn es um Terrorgefahren geht, die
schmutzige Bombe ins Spiel. Zuletzt war das am 28.01.2006 unser
Bundesinnenminister, Wolfgang Schäuble. In einem Interview mit der
Welt Am Sonntag fielen die folgenden
Sätze, die ich hier einmal ein wenig analysieren möchte. Herr Schäuble
ist ein erfahrener Politiker und ein geschickter Redner, ich bin nur ein
technisch versierter Sysadmin - und kann nicht ausschließen, daß sich
weit mehr hinter den Äußerungen versteckt, als ich vermag, zu
interpretieren.
Nicht anders gekennzeichnete Zitate stammen aus dem Interview der Welt am Sonntag von Hernn Schäuble.
Tatsächlich läßt die Verbreitung von Massenvernichtungswaffen oder schmutzigem Material die Gefahr wachsen, daß wir mit solchen Bedrohungen durch den internationalen Terrorismus rechnen müssen.
Dieser Satz dient im wesentlichen einem einzigen Zweck: Er stellt Massenvernichtungswaffen und sogenannte schmutzige Bomben in einen Zusammenhang. Ein zweifelhafter Zusammenhang: Eine (nukleare) Massenvernichtungswaffe beruht auf dem Prinzip der Kernspaltung. Sie setzt ungeheure Mengen Energie in Form einer gewaltigen Explosion mit anschließender Druck- und Hitzewelle frei. Dabei entstehen erhebliche Mengen radioaktiver Strahlung, die sich in einem weiten und durch den radioaktiven Fallout unberechenbaren Umkreis verbreiten. Auf einen Schlag können so Millionen von Menschen getötet werden, die Spätfolgen sind Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte lang zu spüren. Eine schmutzige Bombe dagegen ist ein konventioneller Sprengsatz, dem radioaktives Material beigemischt wird. Dieses Material hat keinerlei Einfluß auf die Stärke der Explosion. Der tödliche Einflußbereich liegt durch die Explosion also im Bereich weniger Meter bis zu einigen zehn Metern, im Innern von Gebäuden naturgemäß höher als außerhalb. Das nukleare Material der schmutzigen Bombe soll durch radioaktive Strahlung, die durch die Explosion "großräumig" verteilt wird töten. Menge und Intensität der Strahlung sowie der Radius der Ausbreitung ist nicht annähernd vergleichbar mit den Folgen der Explosion einer atomaren Massenvernichtungswaffe. Zur Wirksamkeit des Prinzips kommen wir später noch.
Zwischen den Zeilen: Die Gefahr durch die schmutzige Bombe wird stark dramatisiert, sie wird in die Nähe von Massenvernichtungswaffen gerückt. Der medienpräsente Atomstreit mit dem Iran wird als Aufhänger genommen.
Auf die Frage nach Hinweisen auf Pläne für solche Anschläge bei uns antwortet der Minister (aus gutem Grunde) ausweichend:
Daß in Kreisen terroristischer Aggressoren - das weiß man, aus vielem, was man im Internet und sonstwo abfangen kann - solche mehr oder weniger perversen Überlegungen angestellt werden, ist leider nicht von der Hand zu weisen.
Die schwammige Formulierung verschleiert, daß es keinerlei geheimdienstliche Erkenntnisse über eine konkrete Bedrohung gibt (wie an anderer Stelle immer wieder gerne betont wird). Die Formulierung "im Internet oder sonstwo abfangen" stellt eine Nähe zu Vorstellungen geheimdienstlicher Arbeit her, die mehr an britische Filme über die Spione im zweiten Weltkrieg erinnert. Das klingt natürlich weit dramatischer, als zu sagen, daß entsprechende Diskussionen problemlos auf radikalen Websites nachzulesen sind. Die Überwachungsmaßnahmen, die allerorten gefordert und durchgestezt werden taugen nämlich gar nicht dazu, derlei Pläne auch nur im entferntesten im Voraus erkennen zu können.
Zwischen den Zeilen: Der Überwachung des Internets wird ein übertriebener Stellenwert eingeräumt. Die Tatsache, daß keine konkreten Hinweise vorliegen wird durch eine dramatische Formulierung ins Gegenteil verdreht.
Neben den umstrittenen Plänen zum Einsatz der Bundeswehr im Innern kommt das Thema auf die Atomwaffenforderung des Bundesverteidigungsministers a.D. Rupert Scholz. Ich möchte dieses Zitat als positives Beispiel nicht unerwähnt lassen (bevor ich danach die Legende der schmutzigen Bombe demontiere):
Ich weiß nicht genau, ob er das so gesagt hat. Ich jedenfalls bin entschieden der Überzeugung, daß die Bundesrepublik Deutschland dabei bleiben sollte, das nicht zu tun.
DANKE!
Nun nocheinmal zurück zur schmutzigen Bombe. Wie ich oben ja schon erörterte, hat das Funktionsprinzip mit dem einer Kernwaffe nichts zu tun, es entspricht eher dem Funktionsprinzip einer Nagelbombe: Die Wirkung der Explosion durch Änderungen an der Bauart zwecks tötlicherer Wirkung verstärken.
Ob und wie das in einem Maße stattfinden könnte, der eine ernstzunehmende Bedrohung darstellt, haben neben Politikern, die versuchen bestimmte Interessen durchzusetzen, auch schon Leute untersucht, die etwas davon verstehen. Und auch nicht irgendwelche Leute, die selbst politische Interessen verfolgen, indem sie die Gefahr aufplustern oder herunterspielen, zum Beispiel hat es das Bundesamt für Strahlenschutz einem Papier getan.
Das BfS kommt in seiner Analyse zu dem Ergebnis, daß außer Plutonium-239 kaum ein Material geeignet wäre, eine akut schädliche Radioaktivität, vor allem in einem größeren Umkreis als wenigen Metern, zu verbreiten. Während man all die (in diesem Zusammenhang) ungefährlichen Strahlungsquellen aus medizinischen Anlagen, Anlagen zur Bestrahlung von Lebensmitteln etc. relativ unbemerkt sammeln könnte, handelt es sich bei Plutonium-239 um ein künstlich hergestelltes Isotop, das seine Verwendung im Bau von Atomwaffen findet. Plutonium ist relativ giftig und es ist ein starker Alpha-Strahler. Alpha-Strahlung wiederum ist im wesentlichen gefährlich, wenn der Strahler in den Körper gelangt, sonst wir die Strahlung durch die Haut abgeschirmt. Gelangt Plutonium in den Körper, setzt es sich dort, wie alle Schwermetalle, für eine lange Zeit fest und verursacht dadurch seine verheerende Wirkung. Es reicht also nicht, daß man ein paar Klümpchen außen an die Bombe klebt, man müßte versuchen, einen möglichst feinen Staub zu erzeugen un diesen mit der Explosion effektiv zu verbreiten. Nicht unmöglich, aber auch alles andere als einfach.
Kommen wir jetzt zur Beschaffung. Plutonium-239 wird in einem aufwändigen Prozeß als künstliches Isotop in Kernreaktoren hergestellt. Das kann aber auch kein gewöhnlicher Kernreaktor, es sind spezielle Brutreaktoren, bei denen in einem speziellen Verfahren die weitere Umwandlung in Plutonium-240 verhindert wird. Das Geheimnis hinter den "Atomanlagen zur Herstellung kernwaffentauglichen Materials", an denen viele Staaten sich jahrzehntelang versuchten. Und auch dann müssen genügend Rohmaterialien zur Verfügung stehen. Der Prozeß ist komplex, die Ausbeute gering, das Rohmaterial selten. Neben den diversen anderen technischen Problemem bei der kontrollierten Zündung einer Atombombe gehört dies mit zu dem Hauptproblemen bei der Herstellung von Kernwaffen.
Angenommen ein Staat wie der iran ist nun in der Lage, in Atomanlagen waffenfähiges Plutonium herzustellen - würden sie dieses kostbare Material auf dem Weg zur Bombe Terroristen in die Hand geben, die damit vielleicht 100 Leute bei einem Anschlag töten könnten, wenn sie es denn soweit schafften? Immerhin sind Handling in Transport ausreichender Mengen auch noch unbemerkt zu bewerkstelligen. Und aus der Sicht von Terroristen: Das Material ist schwer zu beschaffen und äußerst teuer. Um eine Entdeckung zu evrhindern sind Schutzmaßnahmen beim Transport von Nöten, die ihrerseits die Gefahr einer Entdeckung erhöhen (und damit die Gefahr, das kostbare Material ohne Wirkung zu verlieren). Und der ganze Aufwand, um eine Wirkung zu erzielen, die man unter Umständen mit der Ausbringungen toxischer Materialien (Pflanzenschutzmittel, Rattengift - was weiß ich) vermutlich ebenso erzielen könnte.
Nicht anders gekennzeichnete Zitate stammen aus dem Interview der Welt am Sonntag von Hernn Schäuble.
Tatsächlich läßt die Verbreitung von Massenvernichtungswaffen oder schmutzigem Material die Gefahr wachsen, daß wir mit solchen Bedrohungen durch den internationalen Terrorismus rechnen müssen.
Dieser Satz dient im wesentlichen einem einzigen Zweck: Er stellt Massenvernichtungswaffen und sogenannte schmutzige Bomben in einen Zusammenhang. Ein zweifelhafter Zusammenhang: Eine (nukleare) Massenvernichtungswaffe beruht auf dem Prinzip der Kernspaltung. Sie setzt ungeheure Mengen Energie in Form einer gewaltigen Explosion mit anschließender Druck- und Hitzewelle frei. Dabei entstehen erhebliche Mengen radioaktiver Strahlung, die sich in einem weiten und durch den radioaktiven Fallout unberechenbaren Umkreis verbreiten. Auf einen Schlag können so Millionen von Menschen getötet werden, die Spätfolgen sind Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte lang zu spüren. Eine schmutzige Bombe dagegen ist ein konventioneller Sprengsatz, dem radioaktives Material beigemischt wird. Dieses Material hat keinerlei Einfluß auf die Stärke der Explosion. Der tödliche Einflußbereich liegt durch die Explosion also im Bereich weniger Meter bis zu einigen zehn Metern, im Innern von Gebäuden naturgemäß höher als außerhalb. Das nukleare Material der schmutzigen Bombe soll durch radioaktive Strahlung, die durch die Explosion "großräumig" verteilt wird töten. Menge und Intensität der Strahlung sowie der Radius der Ausbreitung ist nicht annähernd vergleichbar mit den Folgen der Explosion einer atomaren Massenvernichtungswaffe. Zur Wirksamkeit des Prinzips kommen wir später noch.
Zwischen den Zeilen: Die Gefahr durch die schmutzige Bombe wird stark dramatisiert, sie wird in die Nähe von Massenvernichtungswaffen gerückt. Der medienpräsente Atomstreit mit dem Iran wird als Aufhänger genommen.
Auf die Frage nach Hinweisen auf Pläne für solche Anschläge bei uns antwortet der Minister (aus gutem Grunde) ausweichend:
Daß in Kreisen terroristischer Aggressoren - das weiß man, aus vielem, was man im Internet und sonstwo abfangen kann - solche mehr oder weniger perversen Überlegungen angestellt werden, ist leider nicht von der Hand zu weisen.
Die schwammige Formulierung verschleiert, daß es keinerlei geheimdienstliche Erkenntnisse über eine konkrete Bedrohung gibt (wie an anderer Stelle immer wieder gerne betont wird). Die Formulierung "im Internet oder sonstwo abfangen" stellt eine Nähe zu Vorstellungen geheimdienstlicher Arbeit her, die mehr an britische Filme über die Spione im zweiten Weltkrieg erinnert. Das klingt natürlich weit dramatischer, als zu sagen, daß entsprechende Diskussionen problemlos auf radikalen Websites nachzulesen sind. Die Überwachungsmaßnahmen, die allerorten gefordert und durchgestezt werden taugen nämlich gar nicht dazu, derlei Pläne auch nur im entferntesten im Voraus erkennen zu können.
Zwischen den Zeilen: Der Überwachung des Internets wird ein übertriebener Stellenwert eingeräumt. Die Tatsache, daß keine konkreten Hinweise vorliegen wird durch eine dramatische Formulierung ins Gegenteil verdreht.
Neben den umstrittenen Plänen zum Einsatz der Bundeswehr im Innern kommt das Thema auf die Atomwaffenforderung des Bundesverteidigungsministers a.D. Rupert Scholz. Ich möchte dieses Zitat als positives Beispiel nicht unerwähnt lassen (bevor ich danach die Legende der schmutzigen Bombe demontiere):
Ich weiß nicht genau, ob er das so gesagt hat. Ich jedenfalls bin entschieden der Überzeugung, daß die Bundesrepublik Deutschland dabei bleiben sollte, das nicht zu tun.
DANKE!
Nun nocheinmal zurück zur schmutzigen Bombe. Wie ich oben ja schon erörterte, hat das Funktionsprinzip mit dem einer Kernwaffe nichts zu tun, es entspricht eher dem Funktionsprinzip einer Nagelbombe: Die Wirkung der Explosion durch Änderungen an der Bauart zwecks tötlicherer Wirkung verstärken.
Ob und wie das in einem Maße stattfinden könnte, der eine ernstzunehmende Bedrohung darstellt, haben neben Politikern, die versuchen bestimmte Interessen durchzusetzen, auch schon Leute untersucht, die etwas davon verstehen. Und auch nicht irgendwelche Leute, die selbst politische Interessen verfolgen, indem sie die Gefahr aufplustern oder herunterspielen, zum Beispiel hat es das Bundesamt für Strahlenschutz einem Papier getan.
Das BfS kommt in seiner Analyse zu dem Ergebnis, daß außer Plutonium-239 kaum ein Material geeignet wäre, eine akut schädliche Radioaktivität, vor allem in einem größeren Umkreis als wenigen Metern, zu verbreiten. Während man all die (in diesem Zusammenhang) ungefährlichen Strahlungsquellen aus medizinischen Anlagen, Anlagen zur Bestrahlung von Lebensmitteln etc. relativ unbemerkt sammeln könnte, handelt es sich bei Plutonium-239 um ein künstlich hergestelltes Isotop, das seine Verwendung im Bau von Atomwaffen findet. Plutonium ist relativ giftig und es ist ein starker Alpha-Strahler. Alpha-Strahlung wiederum ist im wesentlichen gefährlich, wenn der Strahler in den Körper gelangt, sonst wir die Strahlung durch die Haut abgeschirmt. Gelangt Plutonium in den Körper, setzt es sich dort, wie alle Schwermetalle, für eine lange Zeit fest und verursacht dadurch seine verheerende Wirkung. Es reicht also nicht, daß man ein paar Klümpchen außen an die Bombe klebt, man müßte versuchen, einen möglichst feinen Staub zu erzeugen un diesen mit der Explosion effektiv zu verbreiten. Nicht unmöglich, aber auch alles andere als einfach.
Kommen wir jetzt zur Beschaffung. Plutonium-239 wird in einem aufwändigen Prozeß als künstliches Isotop in Kernreaktoren hergestellt. Das kann aber auch kein gewöhnlicher Kernreaktor, es sind spezielle Brutreaktoren, bei denen in einem speziellen Verfahren die weitere Umwandlung in Plutonium-240 verhindert wird. Das Geheimnis hinter den "Atomanlagen zur Herstellung kernwaffentauglichen Materials", an denen viele Staaten sich jahrzehntelang versuchten. Und auch dann müssen genügend Rohmaterialien zur Verfügung stehen. Der Prozeß ist komplex, die Ausbeute gering, das Rohmaterial selten. Neben den diversen anderen technischen Problemem bei der kontrollierten Zündung einer Atombombe gehört dies mit zu dem Hauptproblemen bei der Herstellung von Kernwaffen.
Angenommen ein Staat wie der iran ist nun in der Lage, in Atomanlagen waffenfähiges Plutonium herzustellen - würden sie dieses kostbare Material auf dem Weg zur Bombe Terroristen in die Hand geben, die damit vielleicht 100 Leute bei einem Anschlag töten könnten, wenn sie es denn soweit schafften? Immerhin sind Handling in Transport ausreichender Mengen auch noch unbemerkt zu bewerkstelligen. Und aus der Sicht von Terroristen: Das Material ist schwer zu beschaffen und äußerst teuer. Um eine Entdeckung zu evrhindern sind Schutzmaßnahmen beim Transport von Nöten, die ihrerseits die Gefahr einer Entdeckung erhöhen (und damit die Gefahr, das kostbare Material ohne Wirkung zu verlieren). Und der ganze Aufwand, um eine Wirkung zu erzielen, die man unter Umständen mit der Ausbringungen toxischer Materialien (Pflanzenschutzmittel, Rattengift - was weiß ich) vermutlich ebenso erzielen könnte.
Donnerstag, 26.01.2006 - 11:32
Was man unter "Schutz" versteht (oder auch nicht)
Mit Rupert Scholz, Ex-Bundesverteidigungsminister, stimmt ein weiter
Politiker in den nuklearen Kanon ein. Nach Chiracs fragwürdigen
Äußerungen über den Einsatz von Atomwaffen gegen "Terrorstaaten" und dem
Unverständnis unserer Kanzlerin über die darauf in Deutschland
entbrannte Diskussion ist dies der nächste Stufe des nuklearen
Wahnsinns, der sich derzeit unter Politikern breitmacht.
"Die nukleare Schutzgarantie des Westens für Deutschland muß der veränderten Weltlage angepaßt werden" und "Deutschland braucht von seinen Partnern 'blinde Zusagen', daß diese das Land auch vor einer nukleare terroristischen Bedrohung schützen würden", so die Aussagen. Und im Anschluß gleich die Forderung nach eigenen Atomwaffen.
Den Begriff "Schutz vor jemandem/etwas" in dieser Situation anzuwenden, halte ich für äußerst fragwürdig. In der zeit des kalten Krieges, wo sich zwei klar definierte Mächte mit bekannten Interessen gegenüberstanden, war das nukleare Wettrüsten ein riskantes Spiel, aber in weiten Grenzen kalkulierbares Risiko. Beiden Seiten war bewußt, daß der Einsatz atomarer Waffen die gegenseitige Vernichtung (inklusive eines kleinen Kollateralschadens, des Lebens auf der ganzen Welt nämlich) unausweichlich folgen würde, ein Sieg aber nicht zu erringen wäre - damit war der Einsatz der Waffen für einen Angriffskrieg nicht akzeptabel, auch wenn beide Seiten imm wieder mit dem Gedanken gespielt haben.
Der Einsatz von Atomwaffen, wie er derzeit angedroht wird, versucht den Schein einer kontrollierbaren räumlichen Begrenzung zu erwecken (die bei den vernichtenden athmosphärischen Explosionen in keiner Weise sicher zu berechnen ist). Hier aber besteht keinerlei Schutz in der atomaren Drohung - einem Terroristen, sei er nun Präsident oder Bauer, ist die eigene Vernichtung hinreichend gleichgültig, er wird auch trotz - oder vielleicht gerade wegen! - einer solchen Drohung sein Vorhaben durchsetzen. Für den Fall, daß diese Maßnahme von einem Staat ausgeht: Glaubt denn wirklich jemand, einem Kim Jong-Il oder einem Mahmud Ahmadi-Nedzad das Wohlergehen seines Volkes am Herzen liegt, so daß er sich Abschrecken ließe?
Das wiederum deklassiert einen nuklearen Gegenschlag zu einer Vergeltungsmaßnahme, die zivile Opfer und millionenfaches schweres Leid einer ohnehin schon durch Unterdrückung gegeißelten Bevölkerung gnadenlos mit einbezieht. Wenn von einem wesltichen Staat eine solche Aktion ausgeht, dann stellt er sich klar auf eine Stufe mit Terroristen und den viel zitierten Schurkenstaaten.
Die Ideen des Kalten Krieges taugen absolut nicht für den Kampf gegen terroristische Bedrohungen. Auf die veränderte Weltlage müssen wir mit einem veränderten Denken reagieren, nicht mit 50 jahre alten Strategien gegen völlig andere Gegner.
"Die nukleare Schutzgarantie des Westens für Deutschland muß der veränderten Weltlage angepaßt werden" und "Deutschland braucht von seinen Partnern 'blinde Zusagen', daß diese das Land auch vor einer nukleare terroristischen Bedrohung schützen würden", so die Aussagen. Und im Anschluß gleich die Forderung nach eigenen Atomwaffen.
Den Begriff "Schutz vor jemandem/etwas" in dieser Situation anzuwenden, halte ich für äußerst fragwürdig. In der zeit des kalten Krieges, wo sich zwei klar definierte Mächte mit bekannten Interessen gegenüberstanden, war das nukleare Wettrüsten ein riskantes Spiel, aber in weiten Grenzen kalkulierbares Risiko. Beiden Seiten war bewußt, daß der Einsatz atomarer Waffen die gegenseitige Vernichtung (inklusive eines kleinen Kollateralschadens, des Lebens auf der ganzen Welt nämlich) unausweichlich folgen würde, ein Sieg aber nicht zu erringen wäre - damit war der Einsatz der Waffen für einen Angriffskrieg nicht akzeptabel, auch wenn beide Seiten imm wieder mit dem Gedanken gespielt haben.
Der Einsatz von Atomwaffen, wie er derzeit angedroht wird, versucht den Schein einer kontrollierbaren räumlichen Begrenzung zu erwecken (die bei den vernichtenden athmosphärischen Explosionen in keiner Weise sicher zu berechnen ist). Hier aber besteht keinerlei Schutz in der atomaren Drohung - einem Terroristen, sei er nun Präsident oder Bauer, ist die eigene Vernichtung hinreichend gleichgültig, er wird auch trotz - oder vielleicht gerade wegen! - einer solchen Drohung sein Vorhaben durchsetzen. Für den Fall, daß diese Maßnahme von einem Staat ausgeht: Glaubt denn wirklich jemand, einem Kim Jong-Il oder einem Mahmud Ahmadi-Nedzad das Wohlergehen seines Volkes am Herzen liegt, so daß er sich Abschrecken ließe?
Das wiederum deklassiert einen nuklearen Gegenschlag zu einer Vergeltungsmaßnahme, die zivile Opfer und millionenfaches schweres Leid einer ohnehin schon durch Unterdrückung gegeißelten Bevölkerung gnadenlos mit einbezieht. Wenn von einem wesltichen Staat eine solche Aktion ausgeht, dann stellt er sich klar auf eine Stufe mit Terroristen und den viel zitierten Schurkenstaaten.
Die Ideen des Kalten Krieges taugen absolut nicht für den Kampf gegen terroristische Bedrohungen. Auf die veränderte Weltlage müssen wir mit einem veränderten Denken reagieren, nicht mit 50 jahre alten Strategien gegen völlig andere Gegner.
Montag, 23.01.2006 - 23:50
Kuschelpolitik
Nach Chiracs Äußerungen über die nukleare Option gegen Terrorstaaten
war nicht nur ich, sondern neben mir auch viele andere in diesem Land
gelinde gesagt irritiert.
Um aber keine Konfrontation heraufzubeschwören hat Frau Merkel bei Chirac gleich mal klargestellt, daß sie eigentlich gar nicht verstehen kann, warum darum überhaupt so eine Diskussion stattfindet.
Irgendwie erinnert mich das an den Antrittsbesuch in den USA. Erst ein paar Töne spucken wegen Guantanamo, aber beim dummen Bush dann brav die Klappe halten.
Die Kritik an Russlands Präsident Putin war durchaus berechtigt und es ist gut, daß die diffizilen Themen dort auch angesprochen wurden. Aber die Aufteilung, wer (in direkter Konfrontation) Kritik bekommt und wer nicht, die erinnert mich stark an althergebrachtes Block-Denken.
Gewählt hab ich sie zwar nicht gewählt, aber gerettet hat's mich leider auch nicht. Offiziell vertritt sie da auch mich.
Stell Dir vor, Du bist Deutschland - und keiner hört hin.
Um aber keine Konfrontation heraufzubeschwören hat Frau Merkel bei Chirac gleich mal klargestellt, daß sie eigentlich gar nicht verstehen kann, warum darum überhaupt so eine Diskussion stattfindet.
Irgendwie erinnert mich das an den Antrittsbesuch in den USA. Erst ein paar Töne spucken wegen Guantanamo, aber beim dummen Bush dann brav die Klappe halten.
Die Kritik an Russlands Präsident Putin war durchaus berechtigt und es ist gut, daß die diffizilen Themen dort auch angesprochen wurden. Aber die Aufteilung, wer (in direkter Konfrontation) Kritik bekommt und wer nicht, die erinnert mich stark an althergebrachtes Block-Denken.
Gewählt hab ich sie zwar nicht gewählt, aber gerettet hat's mich leider auch nicht. Offiziell vertritt sie da auch mich.
Stell Dir vor, Du bist Deutschland - und keiner hört hin.
Montag, 23.01.2006 - 23:25
Die TKÜV treibt mich in den Wahnsinn
Große Kopfschmerzen hat mir heute mal wieder die TKÜV verschafft.
Jedesmal wieder, wenn ich irgendwie von dem Thema berührt werde, fühle
ich mich gezwungen, mir mit der flachen Hand an die Stirn zu hauen.
Da gibt es Firmen, die vertreiben nicht gerade billige Lösungen zur Umsetzung. Die Produkte sind in der Lage (jedenfalls bei einigen Ciphers) SSL zu sniffen und mit Hilfe der bereitgestellten Keys zu dekodieren. Warum aber dann kein TLS unterstützt wird ist mir ein Rätsel. Achja, klar "weil es dafür keine Nachfrage gibt".
Und unabhängig davon gibt es auch immer wieder erfreuliches, wenn man sich mit der Umsetzung beschäftigt. Ich möchte jedem raten, beim Versenden von Mails einen Provider zu nutzen, über deren SMTP-Server man sich nicht per SMTP AUTH anmelden muß, sondern wo man zum Beispiel über den IP-Bereich zum Relaying zugelassen ist. Nicht authentifizierte Verbindungen können ja nicht einem Nutzer zugeordnet werden, also müssen sie auch nicht überwacht werden. Nur nicht den Fehler machen, dann per IMAP in den Sent-Folder zu speichern :-)
Vielleicht stelle ich demnächst mal einen kleinen Leitfaden zusammen: So maile ich auch im Zeitalter der staatlich verunsicherten Kommunikation richtig. Könnte ein größeres Unterfangen werden. Aber legal (schwachsinnige) Gesetze zu umgehen klingt nach einer lustigen Herausforderung.
Da gibt es Firmen, die vertreiben nicht gerade billige Lösungen zur Umsetzung. Die Produkte sind in der Lage (jedenfalls bei einigen Ciphers) SSL zu sniffen und mit Hilfe der bereitgestellten Keys zu dekodieren. Warum aber dann kein TLS unterstützt wird ist mir ein Rätsel. Achja, klar "weil es dafür keine Nachfrage gibt".
Und unabhängig davon gibt es auch immer wieder erfreuliches, wenn man sich mit der Umsetzung beschäftigt. Ich möchte jedem raten, beim Versenden von Mails einen Provider zu nutzen, über deren SMTP-Server man sich nicht per SMTP AUTH anmelden muß, sondern wo man zum Beispiel über den IP-Bereich zum Relaying zugelassen ist. Nicht authentifizierte Verbindungen können ja nicht einem Nutzer zugeordnet werden, also müssen sie auch nicht überwacht werden. Nur nicht den Fehler machen, dann per IMAP in den Sent-Folder zu speichern :-)
Vielleicht stelle ich demnächst mal einen kleinen Leitfaden zusammen: So maile ich auch im Zeitalter der staatlich verunsicherten Kommunikation richtig. Könnte ein größeres Unterfangen werden. Aber legal (schwachsinnige) Gesetze zu umgehen klingt nach einer lustigen Herausforderung.
Donnerstag, 19.01.2006 - 17:18
Die nukleare Option
"CHIRAC DROHT TERRORSTAATEN MIT ATOMBOMBE" flimmerte es
beim Zappen auf den diversen Nachrichtensendern durch die Laufleiste am
unteren Bildschirmrand.
Ja Hallo? Geht's noch?
Spätestens an dieser Stelle müßte jeder, der gegen den bösen Westen kämpft, vollends von seinem Recht zu diesem Kampf überzeugt sein.
Ein herzlicher Dank an dieser Stelle nach Frankreich. Das war bestimmt ein großer Schritt in Richtung einer friedlichen Welt.
Idioten.
Ja Hallo? Geht's noch?
Spätestens an dieser Stelle müßte jeder, der gegen den bösen Westen kämpft, vollends von seinem Recht zu diesem Kampf überzeugt sein.
Ein herzlicher Dank an dieser Stelle nach Frankreich. Das war bestimmt ein großer Schritt in Richtung einer friedlichen Welt.
Idioten.
Freitag, 13.01.2006 - 22:54
Wofür es so alles Werbung gibt
Toll. Fernsehwerbung für Häuser im Sonderangebot. Zwischen Bier- und
CD-Werbung.
Freitag, 13.01.2006 - 22:51
Freitag der Dreizehnte - Fortsetzung
Hatte ich schon erwähnt, daß ich Hunde in der Stadt blöd finde?
Besonders wenn 'ne Mutter mit ihrem Gör ohne Rücksicht auf irgendwen
sonst den kompletten Bürgersteig blockiert, so daß ich im Dustern zur
Seite in die Hundekackezone ausweichen muß und mir davon gleich ein
Andenken mit nach Hause nehme.
Freitag, 13.01.2006 - 17:08
Freitag, der Dreizehnte
Mir wäre überhaupt gar nicht aufgefallen, daß heute Freitag, der 13. ist
und normalerweise interessiert mich so ein Aberglaube nur am Rande.
Heute allerdings war so ein Tag, wo ich wieder zweifelte, ob meine
trockene, wissenschaftlich Sicht auf das Thema wirklich angebracht sei:
Und der Tag ist noch nicht zuende...
- Die Erneuerung eines Webserver Zertifikates kostete deutlich mehr Arbeitszeit als gewohnt. Der Webserver beschwerte sich, daß das Zertifikat nicht zum Key passen würde. Schlüssel OK. CSR OK. CSR mit diesem Schlüssel ausgestellt. Zertifikat lautet auf den richtigen Firmennamen. Der Common Name ist korrekt. Die Mails beim Versenden des CSR an den Zertifikate-Aussteller enthält den richtigen CSR. Wer rechnet schon damit, daß das Zertifikat, das von dort zurückkomt plötzlich nicht mehr zum Schlüssel paßt??
- Ein bekannter, weltweit agierender Paketdienst (die mit den braunen Autos) rief an, weil sich eine Sendung aus der Schweiz an uns wegen Zollproblemen um einige Tage verzögern würde, weil das Paket in der Schweiz auf dem Zollamt läge. Verwirrt hat mich dabei im wesentlichen die Tatsache, daß wir das Paket gestern früh geliefert bekamen...
- Mein Chef, seines Zeichens hardcore-Techie und Master-Bug-Finder in Bezug auf produkte eines großen Netzwerkkomponentenherstellers (der mit der lustigen Brücke im Logo) freute sich über UDP-Pakete, die hinter dem L2TP in nicht vollends unveränderter Form wieder auftauchten. Wurde das Paket fragmentiert, kam nur das erste Fragment an - und das nicht vollständig, sondern nur in der Länge des nicht ankommenden zweiten Fragments. Noch haben wir es nicht nachgewiesen, aber es ist ein heißer Kandidat bei der Suche nach dem Grund für reproduzierbare Abstürze eines von uns früher vertiebenen DSL Modems/Routers...
Und der Tag ist noch nicht zuende...