Odyssee in Östersund

Morgens stellte sich die Frage: Wie komme ich jetzt eigentlich zurück nach Berlin? Nach einem kleinen Frühstück fing ich an, zu telefonieren, im Internet zu recherchieren und zu rechnen:

  • Mit dem Nachtzug mit Radbeförderung nach Göteborg, dann mit der Fähre nach Kiel und von dort mit der Bahn weiter nach Berlin
  • Mit dem Mietwagen nach Göteborg, Fähre Kiel, Bahn in Deutschland
  • Mit dem Flugzeug ab Östersund mit ein oder zwei Zwischenstopps nach Berlin

Der Nachtzug und die anschließende Fährreise dauern ziemlich lange, zwischen Bahnm, Fähre und wieder Bahn müßte ich das beladene Rad irgendwie bewegen. Mit dem Mietwagen wird das marginal besser, abgesehen von den Preisen, die hier für einen One-Way-Mietwagen mit den zu fahrenden Kilometern (schon ohne den Sprit) anfallen. Was blieb, war das Flugzeug, die Idee hatte ich anfänglich am weitesten weg geschoben. Der Flug am nächsten Tag mit Radbeförderung kostet sicher seinen Preis, wenn dann noch Taxikosten zum Flughafen und die Verpackungskosten für das Rad hinzukommen, dann ist es aber immernoch billiger als nurder Mietwagen bis nach Göteborg (wenn man den Sprit mit reinrechnet). Und vor allem ist es ein Reisetag, an dem ich das Rad und das Gepäck relativ wenig bewegen muß.

Nach Rücksprache wegen des Liegerades an der SAS Hotline buche ich den Flug im Internet. Leider ist die SAS Hotline danach nur noch schwer erreichbar und so beschließe ich, das Problem mit dem Gepäck und dem Rad schon heute am Flughafen zu lösen. Mein Ansinnen löst dort eine Lawine aus, am Ende waren es wohl sieben Personen, die irgendwie beteiligt waren. Keine machte den Eindruck, als hätte man ein grundsätzliches Problem, das Rad zu transportieren, nichtmal die noch immer leicht nach Benzin riechende Flasche vom Kocher (offen, ohne Inhalt versteht sich) machte irgendwem Sorgen. Aber die Verpackung des Rades. Die SAS Hotline bot gegen Entgelt einen Verpackungsservice an – leider galt das offenbar nicht für den kleinen Flughafen in Östersund… Und so konnte ich mein Rad und mein Gepäck zwar dort lassen, allerdings noch nicht einchecken und schon gar nicht verpacken. Ich begab mich also auf die Suche nach Verpackungsmaterial. Man empfahl mir in Fahrradläden zu fragen, die hatten allerdings nur ihre normalen Versandkartons. In der Touristeninformation fand man schließlich einen Laden für mich, der Bubblewrap haben sollte. Dort fuhr ich hin. Die Folie gab es dort auch. Aber entweder in homöopathischen Dosen oder in ganz groß. Um kein Risiko einzugehen entschied ich mich für groß. Ein Meter breit und 75 Meter lang. Das sollte für mein Rad reichen. Dazu noch zwei Rollen Klebeband. Mit dem Taxi transportierte ich das dann zurück zum Campingplatz.

Dort angekommen traf ich die beiden Franzosen auf ihrem Tandem wieder, die völlig durchnäßt nach einem kompletten Regentag auch gerade hier angekommen waren. Sie wollten noch eine kleine Stadtbesichtigung wagen (im Regen).

Als die beiden wieder aus Östersund zurück kamen, kochten wir zusammen meine Reste und einige Dinge, die die beiden eingekauft hatten und saßen gemütlich zusammen. Etwas wehmütig wünschte ich am Ende den beiden eine gute Reise und bat sie, meine Grüße mit ans Nordkap zu nehmen.

3 Gedanken zu „Odyssee in Östersund“

  1. Hallo Olli,

    ich finde deinen Entschluß,die Tour zu beenden wirklich schade und hoffe das Du schnell in allen Belangen wieder auf die Beine kommen wirst..Diese Entscheidung sich gegen das Ziel und für die Gesundheit zu entscheiden war sicherlich nicht einfach und doch der richtige Weg.

    Gute Besserung

    Alex

  2. Oh Mann, das ist wirklich eine Rückreise wie man sie sich nicht vorstellt. Aber zum Glück hast Du auf Anhieb einen zeitnahen und offenbar auch bezahlbaren Flug gefunden, und zum Glück bist Du an einem Ort, an dem einen Verkehrsflughafen und etwas Infrastruktur gibt. Ein paar hundert km weiter im Norden wäre das wahrscheinlich schon deutlich schwieriger geworden.

    Das Verpackungsproblem am Flughafen kenne ich – zwar (noch) nicht mit meinem Liegerad, wohl aber von meinen Flügen mit meinem normalen Rad. Da ich sehr groß bin, nützt mir selbst beim normalen Rad der Standard-Airline- oder Fahrradhändler Karton nichts, weil der Radrahmen da nicht reinpasst.

    Ich bin dann auch auf den Tip mit der Luftpolsterfolie gestoßen – hatte ich im Radreiseforum gelesen. Besorgt habe ich mir das Zeug immer am letzten Tag bei der Anfahrt zum Flughafen, und habe dazu nach einem Baumarkt Ausschau gehalten. Das hat bisher auch dreimal problemlos geklappt. Schwieriger wurde dann schon der Transport der Riesenfolie zum Flughafen. Mit dem Rad eine echte Herausforderung, mit dem Liegerad unmöglich. Kann man aber mit dem Taxi machen – wenn man das Rad solange irgendwo untergestellt kriegt. Also bis hierhin schon ein bischen nervig.

    In Malaga war mir dann folgendes passiert: Riesendiskussion mit dem Gepäck-Handling-Dienstleister am Flughafen, der darauf beharre, dass er nur in Kartons verpackte Räder annehmen dürfe. Von der “Internet”-Airline (die ich jetzt mal nicht nenne) war kein eigener Agent am Flughafen. Was nun? Teure Auslandstelefonate mit der Airlinehotline. Ratlosigkeit, kein Ergebnis. Bin dann zur marktführenden spanischen Airline an deren Schalter und habe denen das Problem erklärt. Die waren super nett. Obwohl ich von denen ja gar kein Ticket hatte, haben die mit dem Flughafen-Dienstleister geredet. Der das Rad dann prompt angenommen hat und mir sogar einen Packer geschickt hat.

    Aber das war noch nicht alles: Mit dem Packer und dem luftpolsterverpackten Rad ging es dann durch die Sicherheitschleuse, um in den Gepäckbereich zu kommen. Nun stellte sich der nächste Dienstleister quer – dieses Mal die Sicherheitsfirma, die die Gepäckchecks macht. Die bestand darauf, das Rad müsse wieder ausgepackt werden. Und nicht nur das: Sattelrohr rausbauen, Gabelschaft rausnehmen. Könnte ja was im Rahmen versteckt sein. Sogar ein mobiles Röntgengerät kam zum Einsatz. Und dann wurde ich vom Personal noch angemault, weil man sich bei der Untersuchung des Rades schmutzig gemacht hatte. Nunja, das Rad hatte 14 Tage staubige Spanienstrecken hinter sich.

    Irgendwann war auch das geschafft, und der Packer hat ganz vorsichtig und höchstselbst mein Rad in den Bauch des Flugzeugs gelegt. Der Rest klappte dann problemlos.

    Aber genau diese Unwägbarkeiten sind es, die mir das Fliegen mit dem Rad vergällen. Da ist mir ein Selbst-Rauffahren auf die Fähre oder ein Selbst-Einladen in den Zug allemal lieber. Wenn denn diese Verkehrsmittel eine halbwegs brauchbare Alternative darstellen. Leider tun sie es immer häufiger nicht mehr – dass ich leider sagen – weder von der Reisezeit, noch vom Preis her.

    Das einfachste wäre ein massgeschneidertes Hardcase für das Liegerad. Mit zwei Rollen hinten dran, so dass man es wie einen Koffer hinter sich her ziehen kann. So, wie es das für Rennräder auch gibt. Gibt’s sowas? Wo?

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