Streckentest: Oder-Radweg

Am letzten Wochenende habe ich mich auf den mir von einer Tour im letzten Herbst in positiver Erinnerung gebliebenen Oder-Radweg begeben, um seine Tauglichkeit für schnelle Trainingsfahrten mit meinem M5 CrMo Lowracer unter die Lupe zu nehmen.

Nach meinen eigenen Erinnerungen und Gesprächen mit anderen,die den Radweg bereits gefahren sind und weil es sich aufgrund einer Tour einiger Leute von der Liegerad-Berlin-Liste so ergab, entschied ich mich, mit der Bahn nach Schwedt/Oder zu fahren und dann in Richtung Süden nach Küstrin mal kräftig reinzutreten. Ich wußte, daß es eine kleine Schiebestrecke geben würde, weil am Oderdeich knapp südlich von Schwedt gebaut wird. So fuhr ich mich erstmal langsam etwas warm (was bei guten 30°C morgens um neun Uhr nicht so schwer war) und querte dann die einige hundert Meter lange Baustelle. Hinter der Baustelle gönnte ich mir noch ein bis zwei Kilometer um in Schwung zu kommen, dann setzte ich den Fahrradcomputer zurück und gab Stoff.

Der Tag war nicht wirklich ideal gewählt, da doch 36°C bis 38°C erwartet wurden und auffrischender Wind aus südlichen Richtungen herrschte. Anfänglich war der Wind allerdings noch kaum spürbar und ich legte mit ca. 45 km/h auf dem Tacho los. Bis kurz vor der Schleuse in Hohensaaten traf ich nur sehr wenige andere Radler, der Platz reicht auch aus, diese zu umfahren, auch wenn der Weg zu einem großen Teil auf dem Deich verlief.

An der Schleuse Hohensaaten wird die Fahrt gebremst, da man auf holprigen Plattenwegen und teils mit Straßenüberquerungen durch die Schleusenanlage und den Ort fahren muß, dann geht es ein kleines Stück besser, bis man gleich danach Hohenwutzen erreicht, wo die Ortsdurchfahrt auch kaum bei hoher Geschwindigkeit möglich ist. Dafür bietet Hohenwutzen einen netten Gasthof, den ich 25km nach Start meiner Messung (bis hierhin 41,5 km/h Schnitt!) für eine Abkühlung und ein Frühstück nutze. Die Sonne kam jetzt von schräg vorne und es waren gute 34°C erreicht.

Hinter Hohenwutzen bietet sich die Gelegenheit, falls es einem nicht unbedingt auf die (wunderschöne!) Landschaft ankommt, auf einem Versorgungsweg auf der Rückseite des Deiches zu fahren. Dieser hat sehr glatten Asphalt und ist in der Breite so angelegt, daß auch LKW ihn befahren können (zur Wartung der Deiche), ist aber für den Autoverkehr gesperrt. Die meisten Freizeitradler fahren wegen der besseren Aussicht lieber oben auf dem Deich, wenn man unten auf dem Weg mal welche trifft ist das überholen selbst bei hohen Geschwindigkeiten unproblematisch. Für einen Samstag im Sommer bei schönstem Wetter war ohnehin wenig los.

Bis wenige Kilometer vor Küstrin geht der Weg übersichtlich, ohne enge Kurven und ohne Hindernisse hinter dem Deich entlang. Ich benötigte wegen der Hitze bei Kilometer 50 eine Pause unter einem Baum (Schnitt: 39,5 km/h – die Hitze und der mittlerweile auf 10-15 km/h aufgefrischte Wind bremsten mich etwas). Dann ging es weiter bis zum Ortseingang Küstrin (genauer: bei Bleyen). Auf den letzten Kilometern wird die Strecke etwas kurviger und bei hohen Geschwindigkeiten verpaßt man schonmal eine Abbiegung, was mich beides nebendem Wind weiter ausbremste. So hatte ich bei Ende meiner Messung in Bleyen 75km bei 38,4 km/h Schnitt (netto) hinter mir.

Ich fuhr dann langsam nach Küstri-Kietz, wo der etwa alle Stunde verkehrende Nahverkehrszug gerade weg war. Also besorgte ich mir im Ort kurz vor dem Grenzübergang noch ein Fischbrötchen und vor allem etwas zu trinken, bevor ich mich auf den Rückweg machte.

Fazit

Die Strecke zwischen Küstrin und Hohenwutzen ist definitiv empfehlenswert, wenn man es auf eine schnelle, ungestörte Fahrt absieht. Aufpassen sollte man mit dem Wetter: Es gibt wenig Bäume und auf der Strecke absolut nirgendwo Schatten (ein paarmal etwas abseits auf einer Wiese), bei knallender Sonne ist das ganze also mit Vorsicht zu genießen. Durch die fehlenden Bäume oder andere Hindernisse ist die Strecke windanfällig. Da sie aber quasi komplett in Nord-Süd-Richtung verläuft, kann man bei West- oder besser Ostlagen (besser, denn dann steht der Deich davor) problemlos fahren, wenn der WInd ein gewisses Maß nicht überschreitet.

Obwohl die Bahnverbindung ab Südkreuz nach Schwedt besser ist, würde ich das nächste mal ab Lichtenberg mit der NEB nach Küstrin fahren und dann mit dem Rad Küstrin-Hohenwutzen-Küstrin angehen. Die einfache Strecke nach Hohenwutzen sind etwa 50km, die ersten 4-5km sind etwas langsamer und damit zum warmfahren bzw. ausrollen geeignet. Dann hat man etwa 100km Gesamtstrecke, davon 90km für einen wirklich guten Schnitt. Auf der Hälfte in Hohenwutzen bietet sich der Gasthof für eine Pause mit preisweter Getränke- und Essensversorgung an. Auf der Strecke sind Geschwindgkeiten zwischen 40 und 50 km/h von der Qualität des Belages und der Übersicht völlig problemlos fahrbar.

8 Gedanken zu „Streckentest: Oder-Radweg“

  1. Hallo,

    ich bin richtig begeistert von dem Beitrag und die Erfahrungen nur bestätigen.

    Bei mir Übernachten viele Radfahren, welche von Schwedt bzw. aus Guben oder Neuzelle kommen.
    Alle sind begeistert von dem tollen Radweg auf/entlang des Oderdeiches und viele aus Nah und Fern kommen auch wieder.

  2. Hei, das tut mir aber leid mit Deinem Platten! Hat die Felge gebrannt? Brauchst ja einen Feuerlöscher! Trotzdem schönen Feierabend. karin

  3. Moin, ja – Wetter war doch etwas anstrengend…

    Nach Stettin war es auch super – neur sehr sehr warm…
    Fazit: Trinken, trinken und noch einmal trinken….

    Aber auch hier: Super Radweg – absolute Empfehlung – dehr zu Empfehlen…

    Naja, jeden falls habe ich beim Lesen Deines Beitrages schon wieder so ein´”Zucken” in den Beinen….
    Steigert bei mir eindeutig die Lust nach was “Schnellerem” und was “Tieferem” als bei meiner Tourliege….

    Bye, Admiral

  4. …und hier noch ein Insider Imbisstip für Hohenwutzen, seit nunmehr 10 Jahren immer wieder getestet und stets auf dieselbe verlässliche Qualität gestoßen, auch nach Einführung des Euro:

    Auf die polnische Seite rüberfahren. Das “Oder Center Berlin” und die beiden Tankstellen links liegen lassen, wenig weiter den Abzweig der Straße 126 rechts linken lassen, einfach geradeaus weiter nach Osinow Dolny, der Beschilderung nach Cedynia / Chojna folgen. Nach einer kleinen Abfahrt in einer Kurve taucht linkerhand die nächste Tankstelle auf. Jetzt noch ein kleines Stück weiterfahren, bis rechts die Einfahrt zu einem Blechbudenmarkt auftaucht. Hier stoppen. Direkt hier müsstest Du nun vor einem Hinweisschild auf ein Restaurant in “112,5m” [sic!] stehen – da wollen wir aber nicht hin. Sondern nun die Straße überqueren und auf der anderen Seite an den Stand gehen, der unter einem Vordach einen Grill betreibt. Zu jeder Jahres-, Tages- und Nachtzeit.

    Und genau auf diesem Grill liegen die leckersten Köstlichkeiten:
    – Kartoffelpfannkuchen
    – Eierpfannkuchen
    – Schaschlik
    – Pilze
    – Kotelett
    und natürlich die Spezialität des Hauses:
    – WURST!

    Ich empfehle die Kombination Kartoffelpfannkuchen mit Wurst mit Senf und Ketchup. Und dazu, ganz Geschmack, ein Bosman, Zyviec oder Lech.

  5. Bist Du eigentlich mit Heckverkleidung gefahren? Wie schätzt Du den Vorteil der Hutze bezogen auf Reisegeschwindigkeit in km/h ein?

  6. Hallo Olli,

    vielleicht wird es in den nächsten Wochen mal die Möglichkeit geben,Dir bei dem versprochenen Malzbier die Radrouten zu übermitteln.Die Telefonnummer sollte Dir noch bekannt sein und wegen diesem kurzen Treffen brechen wir uns keinen Ast ab.Gewinnen könnten beide Seiten und man käme zu der Erkenntnis,das jeder Mensch in seinem Leben Träume hat und manchmal dauert es ein wenig länger,bis sich diese erfüllen .und diese Worte sind mir besondersr wichtig auch die Meinung des anderen akzeptiert.(war mehr auf mich bezogen)So liegt es auf der Hand,ohne wirklich gutem Training wirst Du auch im nächsten Jahr eher als gedacht wieder in Berlin sein. Suche Dir nicht nur Strecken wo Du in einen Geschwindigkeitsrausch verfällst wie an der Oder, die Kraft für die Berge in Norwegen wirst Du dort nicht finden. Suche Dir bewußt Gegenden die für Dein Ziel geschaffen wären wie zum Beispiel den Harz.. Auch die Saale hätten wir “direkt” vor der Haustür nur glücklich wirst Du dort nicht werden. Waren diese vor wenigen Tage gefahren und glaube mir ,diese Schotterkisten nehmen einem die Freude am radeln. Auch der R1 Radweg im Harz wäre nur begrenzt für Dich geeignet so bliebe Dir noch die Möglichkeit mit dem Zug nach Ilssenburg und hier hättest Du den Brocken gleich vor der Haustür.Dies wäre der ideale Platz für Dich bestimmte Muskeln für Dein Vorhaben zu trainieren, aus einer Ziege die gelangweilt am Elbdeich herum lungert wird nun mal über Nacht auch keine Bergziege.

    Gruß Alex

    1. Ich bin mit dem Rad und mit Gepäck kürzlich durch den Teutoburger Wald gefahren, ich fahre (auch längere) Steigungen von 10% mit komplettem Marschgepäck ohne Probleme mit Muskeln oder Kondition rauf, daran hat es nicht gelegen, denn auch dies habe ich im Vorfeld trainiert. Die dauerhafte Belastung zusammen mit einigen anderen Risikofaktoren lässt sich halt für einen in der Arbeit stark eingebundenen Menschen nur bedingt trainieren, zumal neben einem 2-Monatstrip keine Zeit ist, vorher nochmal 2 Wochen am Stück was anderes zu tun. Sicher ist nur, daß mir das Achillessehnen-Problem auch auf der Ebene geblüht hätte – und die schwedischen Hügel mit einzelnen Rampen von 7-8% und sonst meist eher 2-3% waren da eher weniger der Rückschlagsfaktor.
      Dennoch bin ich natürlich an einem Autausch an Routen und Erfahrungen stets interessiert, insofern steht einem Treffen sicherlich nichts im Wege. Dieses WE bin ich allerdings schon verplant (mit dem Rad in der Lausitz, aber kein Kilometerfressen), an den kommenden steht bisher eher locker was im Raum.

  7. auch wir werden am Wochenende außer Haus sein,da nach über 3000 Kilometer der Wunsch nach Natur & Bewegung nicht über Nacht vom Körper & Geist zu kontrolliern ist.Ein Hausarzt würde einem gegen diesem Syntom einige Tage extra Urlaub verschreiben.Wie sieht es bei Dir mit Freitag den 13.08 aus,vielleicht so gegen 18.00 Uhr? Dein Rad sollten wir dann nicht auf der Straße stehen lassen,sondern würden es bei uns oben vor der Haustür parken.
    Da bei uns wirkliches Intresse besteht,welche Strecke warst Du im Teutoburger Wald gefahren? Ich kenne diesen wohl mehr aus der Zeit in Wanderschuhen als vom Rad und ist doch für jede Art des Reisens eine Freude. Noch einige Worte zu Deinem Tainigsprogamm, es ist wie Du schon sagtest, ohne Zweifel nicht immer leicht diese mir der Arbeit unter einen Hut zu bringen.Welches Teitstück des Radweges in der Lausitz ziehst Du in Betracht am Wochenende zu fahren,ich möchte nur erinnern, das Du mit der Bahn Probleme haben könntest,da auf einem Teil der Strecke in Richtung Cottbus gebaut wird.

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