Jura 2012: Freiburg-Basel-St. Ursanne

Langsam gewöhne ich mich an den Tourenrhythmus und so war ich nicht allzuspät wach und dennoch ausgeschlafen. Auch Jana war bald wach und ich bekam noch ein Frühstück serviert. Neben dem Packen änderte ich telefonisch noch die Reservierung für meine Rückfahrt und verließ Freiburg um kurz nach zehn Uhr.

Bei der Ortsausfahrt traf ich einen weiteren Radler, Kyle, der gerade mit neuen Taschen und dem Gepäckträger an der Gabel für seine große Reise experimentierte. Da wir einen Teil des Weges gemeinsam fuhren, hatte ich für die kommenden Kilometer einen Gesprächpartner, der sich auch als ortskundig erwies. Meine Planung (und auch Kyles Route) verlief hinter Freiburg zunächst durch hügeliges Gelände. Es sollte mir ein sanfter Vorgeschmack sein für das, was mich hinter Basel erwarten würde.

Irgendwann trennten wir uns und ich fuhr in die Ebene, um bei Neuenburg den Rhein zu überqueren. Anschließend musste ich diverse Kilometer auf eine Straße zurücklegen, die ohneFeiertg vermutlich unerträglich verkehrsreich gewesen wäre, bog dann aber bald auf einen gut ausgebauten Kanalradweg ein, der mich bis nach Basel bringen sollte.

Auf dem Weg machte ich noch Halt, trank etwas, konnte allerdings als einzige Nahrung ein Stück Kuchen erwerben. Nun denn, es reichte bis Basel. Vor der Einfahrt in die Stadt trad ich noch zwei Schweizer Liegeradler auf Nazca Fieros.

Nach ein paar Metern auf deutschem Boden ereichte ich die Schweiz. Als erstes besorgte ich mir Franken, dann ließ ich mich auf der Terrasse eines Restaurants nieder. Ich wurde gleich mit zwei wertvollen Erfahrungen konfrontiert: Erzählt kriegt man viel über die Schweizer Preise – wenn man das erste mal in seinem Leben für eine Portion Penne runde 18 Euro bezahlt schuckt man trotzdem. Und: Die Nudeln gab es nur, weil sie Mitleid mit dem armen Velopiloten hatten, normal wäre um diese Uhrzeit (kurz vor 15 Uhr) die Küche geschlossen gewesen und ich hätte nichts Warmes zu essen bekommen. Wenn das schon mitten in Basel passiert, dann sollte ich in den folgenden Tagen auf der Hut sein, wann ich beschließe zu essen.

In Basel selbst gab es einige kurze Rampen, außerhalb ging es auf der gut ausgeschilderten Veloroute 7, der ich nun bis Nyon folgen will, zunächst harmlos zu. Nach einer weiteren kleinen Kuchen- und Apfelschorlepause geht es dann mit dem Challpass das erste mal ans Eingemachte. 360 Höhenmeter auf 7km. Klingt zunächst harmlos. Allerdings ist die Steigung nicht gleichmäßig verteilt und zwischendurch geht es auch nochmal 60 Meter wieder hinunter. Am Pass biegt die Veloroute auf einen (nciht apshaltierten, aber fahrbaren) Waldweg ab, aus dem geht es irgendwann auf eine schöne kurvige Bergabstrecke.

Auf einem vergleichsweise flachen Abschnitt (kaum lange Steigungen, selten über 5% – weitab von den sieben bis neun Prozent davor über längere Abschnitte) wechsele ich so oft zwischen Frankreich und der Schweiz hin und her, daß ich aufgebe meine heutigen Grenzübertritt zu zählen. Stattdessen halte ich die Augen nach einem Hotel oder ähnlichem offen – allerdings erfolglos: “Fermé Lundi et Mardi” (Dienstag und Mittwoch geschlossen – oder war es Montag und Dienstag? Egal – jedenfalls nicht auf). Ich spekuliere auf das offizielle Ende der ersten Etappe des Jura-Radwegs. An einer Einmündung geht es runter nach Courgenay – 2km bergab, die ich wieder bergauf muss, weil auch dort keines der Hotels offen hat. Es wird spät, Dämmerung setzt ein, die Temperatur fällt und ich bin ziemlich fertig. 8km bis St. Ursanne klingt nicht schlimm. 260 Höhenmeter auf 4km, einiges davon im Bereich deutlich über 10% fordern mich in diesem Zustand. Ich hoffe darauf, daß ich in St. Ursanne Glück habe, male mir schon aus, an Privathäusern zu klopfen und nachzufragen. Ich habe viel Zeit für diese Horrorvorstellungen auf dem Weg zum Pass, der mit einem freundlichen Tour-de-France-Schildchen gekennzeichnet ist.

Pass ist gut: Danach geht es nämlich bergab. Meine Schussfahrt wird neben Serpentinen durch die vor mir fahrenden Autos gebremst. Ein paar einzelne Wassertropfen enden zum Glück nicht in echtem Regen.

In St. Ursanne ist das zweite Hotel, an dem ich vorbeikomme (abseits meines eigentlichen Weges) geöffnet. Ich nehme ein Zimmer, kriege noch etwas zu essen und zu trinken – und bin glücklich, daß das jetzt so ausging. Und ich bin totmüde.

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