Andere schauen Fußball – ich fahr’ derweil Rad

Am Donnerstag spielte Deutschland um 21 Uhr im Halbfinale der Fußball-EM 2016: Für mich der beste Grund, mich auf’s Rad zu setzen und die leeren Straßen auszunutzen. Die Wettervorhersage passte, Zeit hatte ich auch. Also nichts wie raus.

Sonne über den Feldern
Sonne über den Feldern

Nach der Arbeit fuhr ich das kurze Stück zum Bahnhof Jungernheide und setzte mich dort in den Reginalexpress nach Rathenow. Die Strecke über den Havelradweg kenne ich zwar schon und bin sie mehrfach gefahren, aber sie ist eben einfach schön und der Startpunkt gu zu erreichen, auch die Einfahrt in die Stadt gestaltet sich am Ende – gerade wenn die Straßen so leer sind – recht einfach am späteren Abend. Um die ganze Sache nicht völlig ereignislos zu machen, hatte ich die Strecke ab Nauen etwas variiert und fuhr teilweise auf mir unbekannten Wegen.

Tiefe Sonne, lange Schatten
Tiefe Sonne, lange Schatten

Etwa um 19 Uhr ging es dann los. Die Sonne stand noch hoch, die Temperatur war bei knapp über 20°C sehr angenehm. Die Abkürzung, die ich mir auf der Karte vom Bahnhof aus angeschaut hatte war leider versperrt und so machte ich einen Schlenker auf den offiziellen Weg zurück, kein Problem, es geht nur kurz auf einem recht ordentlichen straßenbegleitenden Radweg entlang, dann auf ein Radweg bzw. Fahrradstraße durch den Wald nach Stechow und weiter nach Kotzen (ja, der Ort heisst wirklich so!).

Bis Pessin geht es anschließend im leichten Zickzack durchs Havelland, die Hügel sorgen immer wieder für weite Blicke über die Landschaft, die von der tief stehenden Sonne ein ein weiches, warmes Licht getaucht wird. An vielen Stellen führt der Weg als Fahrradstraße über wunderbare Alleen. Erst in Pessin biege ich auf den Seitenradweg der B5 ein. Die offzielle Führung der Radroute macht hier einen Schlenker zunächst über Plattenwege nach Paulinenaue und dann auf der Kreisstraße und einem Wirtschaftsweg wieder zurück nach Ribbeck. Touristisch schön, aber ich musste die knapp 90 Kilometer von Rathenow nach Hause nicht unnötig verlängern heute.

Brandenburger Allen
Brandenburger Allen

Zwischen Ribbeck und Nauen geht es auf einem teils schmalen, aber sehr guten Weg parallel, aber in einigen hundert Meter Abstand zur B5 entlang, vermutlich eine alte Bahnstrecke. Langsam sinkt die Sonne tiefer, die Dämmerung setzt ein. Ich habe die Hälfte des Weges geschafft, es ist 21 Uhr und das Fußballspiel beginnt, die wenigen Straßen, die ich mir ab hier mit dem Autoverkehr teile sind ohnehin recht leer, heute sind sie fast wie ausgestorben.

 

Hinter Nauen teste ich – ich möchte sagen wider besseres Wissen, aber die Unterschiede zwischen G2 und G2 können auch in der OSM gewaltig sein – die Strecke über Bredow-Luch aus. Der ABschnitt ist nicht allzu lang, aber nicht sehr empfehlenswert, der nicht asphaltierte Teil ist voll von Schlaglöchern und man ist ziemlich am rumkurven. Dafür werde ich mit einem phantastischen Blick auf den Sonnenuntergang belohnt.

Speedmachine am Teich
Speedmachine am Teich

Nach einer kurzen Fahrt quer durch Brieselang geht es durch den Wald, auch ohne Asphalt, aber da hier sonst keine Autos verkehren auch ohne große Löcher. Ich streife Finkenkrug und Falkensee, bevor ich auf den Grünzug treffe, der mich bis Spandau bringt. Lediglich bei Falkenhöh umgehe ich über die L201 bzw. deren Radweg kurz ein paar enge Stellen des Weges.

Sonnenuntergang
Sonnenuntergang

In Spandau nutze ich den Fußgängerüberweg an der Bahnbrücke, fahre dann über die Freiheit und die Reichsstraße nach Hause. In den Restaurants und Kneipen ist es leise, kein Feuerwerk und gedrückte Stimmung. Kurz vor zu Hause laufen geknickte Fußbalfans über die Straßen. Deutschland hat 0:2 gegen Frankreich verloren. Für mich heisst das, ich werde leider keine schön EM-Final-Radrunde drehen können.