NL 2011: Heeg – Nunspeet

Nun sollte es weiter gehen, nach Nunspeet. Die Nähe der nahenden Cycle Vision und ein Hotel mit Annehmlichkeiten wie Sauna und Schwimmbad hatten es mir angetan. Vor mir standen gut 90km. Und die fingen an mit Regen. Nach dem Frühstück an Bord der Andante war es zunächst leichter Niesel, doch schon bald wurde der Regen stärker. Erst wartete ich in einer nicht allzu gut schützenden Bushaltestelle einen dicken Regenschauer ab, dann fuhr ich in Regenzeug weiter nach Lemmer. Später sollte der Regen nachlassen und so entschied ich, ersteinmal zu Mittag zu essen.

Ich suchte mir am Hafen einen Italiener, wo ich mein Rad in Sichtweite und unter einem Schirm parken konnte und setzte mich ins warme, um die nassen Klamotten trocknen zu lassen. Nudeln und ein schöner Nachtisch. Nebenbei warf ich einen Blick aufs Regenradar und die Prognose – die erstaunlich gut stimmte. Nachdem ich fertig war mit dem Essen hörte auch bald der Regen auf und der Himmel wurde zunehmend heller.

Nach Emmeloord ging es dann gegen den harten Westwind bis zur Brücke. Ich fuhr an einer langen Autoschlange vorbei, denn die Brücke war offen – mitten auf der Autobahn. Ich streifte Flevoland, sah schon die Schilder nach Biddinghuizen, wo am Wochenende die Cycle Vision stattfindet. Bei Elburg, einen sehenswerten kleinen Festungsstadt, ging es dann wieder zurück auf etwas älteres Land und noch ein paar Kilometer südlich bis zum Hotel in Nunspeet.

Wellness!

NL 2011: Heeg – Stavoren – Heeg

Der Tag versprach halbwegs regenfrei zu bleiben. Der Wind war noch immer kräftig, aber erträglich. Zusammen mit Judith, die ihr Challenge Hurricane mitgebracht hatte, wollte ich eine kleine Tour unternehmen. Als Ziel suchten wir uns Stavoren aus. Einerseits wollte ich ohnehin das IJsselmeer sehen, wenn ich denn schon hier war, zum anderen wehte der Wind aus West, so daß wir uns die Hinfahrt etwas gegen den Wind quälen mußten, dann aber eine angenehme Rückfahrt mit Rückenwind vor uns stand. Für den Fall der Fälle führte die Fahrt auch nicht allzuweit abseits der Bahnlinie.

Ich plante nicht groß eine Strecke am Notebook, sondern speicherte im GPS lediglich einen Zielpunkt ein und überließ den Rest dem Autorouting meine OSM, das gerade in den Niederlanden auf der großartigen Infrastruktur für Radfahrer problemlos sehr gute Strecken nutzt.

So ging es schon kurz nachdem wir Heeg durchquerten auf sehr ruhigen Straßen durch die flache Landschaft Frieslands. Irgendwann verließ unser Radweg dann auch die Straße, wir rumpelten über ein paar Sperrgitter im Boden, neben uns verlief ein Elektrozaun … und wir standen inmitten einiger grasender Kühe, die uns argwöhnisch beäugten. Nun sind Rindviecher sehr viel ruhiger als Pferde, aber auch sehr viel neugieriger – und so standen wir dann auch vor einer Kuh, die den Weg partout nicht verlassen wollte. Judith, in einem kleinen Dorf aufgewachsen und auch im Rahmen ihrer Arbeit schon mit Kühen konfrontiert gewesen, übernahm die Initiative. Langsam annähern, die Kuh freundlich, aber bestimmt mit der Hand etwas zur Seite drücken. Sie läßt sich etwas drücken, dann bewegt sie sich sofort zurück und glotzt uns weiter an. Nochmal. Selber Effekt. Wir weichen über die Wiese aus, bevor der Rest der Herde allzu neugierig wird.

Kaum ist diese Hürde genommen, kommt eine Neue: der Radweg endet in einer Art Vorgarten. Schnell entpuppt sich diese Stelle allerdings als eine Fährüberfahrt. Der Fährmann wohnt auf dem Schiff nebenan. Als er uns sieht, setzt er eine Kapitänsmütze auf und kommt in unsere Richtung. Für einen kleinen Betrag fährt er uns auf die andere Seite.

Bis kurz vor Koudoum geht es auf einer kleinen, nahezu unbefahrenen Straße. Die Baustellenschilder ignorieren wir vorsichtshalber und behalten Recht mit dieser Entscheidung. Bei Molkwerum entscheiden wir uns, von der GPS-Route abzuweichen und zum Deich zu fahren. Ein schöner Blick auf das IJsselmeer bietet sich uns, als wir kurz nach oben laufen und die Räder unten stehen lassen. Nach ein paar Minuten fahren wir auf dem Weg hinter dem Deich weiter – zwischen Schafen hindurch. An einem Gatter kommen auch diese interessiert zu uns. Da wir sonst nichts zu essen mitbringen, versucht eines der Tiere, ob der Schmutzfänger meines hinteren Schutzbleches essbar ist, merkt aber nach kurzem, daß dies wohl kein Delikatesse ist und läßt von meinem Rad ab.

In Stavoren gehen wir zunächst vor auf die Mole, dann suchen wir uns einen warmen Platz, wo wir heiße Schokolade bekommen. Aufgrund des touristischen Preisniveaus sehen wir von einem Mittagessen vorläufig ab und suchen uns woanders im Ort eine Bude, wo wir Kibbeling (frittierter Fisch, aber wenigstens wird hier der frische Fisch vor Ort frittiert…) essen und uns für die Rückfahrt stärken.

Auf dem Rückweg nehmen wir den direkten Weg nach Molkwerum ohne Umweg über den Deich und folgen ansonsten dem gleichen Weg zurück, den wir gekommen sind. Durch den Rückenwind ist unsere Geschwindigkeit natürlich jetzt deutlich höher. Der Fährmann erkennt uns wieder und freut sich über einen kleinen Plausch, dann geht es wieder zu den Kühen. Diesmal überläßt Judith mir den Vortritt, es stehen aber auch erstmal keine Kühe direkt auf dem Weg. Mich schauen sie irritiert an, Judith hat hinter mir allerdings schon wieder mit der unglaublichen Neugier der Rindviecher zu kämpfen.

In Gaastmeer kehren wir nochmals kurz ein, bevor es wieder zurückgeht nach Heeg. Kurz nach unserer Ankunft dort fängt der unvermeidliche Regen wieder an, aber da sitzen wir ja zum Glück schon wieder im Trockenen. Judith macht sich wenig später mit dem Auto (und dem Rad auf dem Radträger) wieder nach Hause auf.

NL 2011: Weener – Heeg

Nach dem Aufstehen war die erste Aktion das Checken der Wettervorhersage. Diese sah besser aus als für die vorherigen Tage. Schauer waren zwar möglich, auch auf dem Radar vereinzelt so zu sehen, aber keine größeren Regengebiete im Anmarsch. Auch der Wind hatte sich deutlich abgeschwächt, wenn er auch weiter aus südlicher bis westlicher Richtung kam. Zum Nachmittag war mit besserem Wetter und abflauendem Wind zu rechnen. Gute Voraussetzungen also für die längste Etappe dieser Tour von etwa 150km.

Ich ging den Tag langsam an, frühstückte, packte und holte nach der Abfahrt nochmal schnell innerhalb Deutschlands Bargeld. Dann ging es los. Graue Wolken zogen über den Himmel, immer wieder sah es bedrohlich nach Regen aus, doch zunächst blieb es trocken. Südlich von Groningen allerdings fing es an leicht zu regnen. Um mir mein Regenzeug überzuziehen suchte ich mir eine Bushaltestelle – in der ich mich dann aufgrund des stärker werdenden Regens auch einfach verschanzt hielt, bis es aufhörte. Die Temperatur sank von 20°C auf 13°C, doch nach dem Regen kam sofort hellerer Himmel und schon bald kletterte das Thermometer wieder.

Später lockerten die Wolken auf und die Sonne kam durch. Der Wind war spürbar, aber er bremste bei weitem nicht so stark wie am Vortag. Die Landschaft in Friesland ist flach (wie Holland…) und es gibt wenige Bäume. Die Besiedlung ist allerdings dicht, in kleineren Ortschaften gibt es in der Regel keine Versorgungsmöglichkeiten: Sieht man von weitem die Preistafel einer Tankstelle leuchten, so handelt es sich meist um eine Automaten-Tanke, an der für Radfahrer rein nichts zu holen ist. Auch das Vorhaben, nur außerhalb der Sichtweite von Häusern etwaigen menschlichen Bedürfnissen zu folgen stellt einen bei der Besiedlungsdichte vor ernsthafte Herausforderungen.

Etwa 25km vor Heeg fand ich einen Rennradler, in dessen Windschatten ich mich 3km ausruhen durfte, kurz bevor ich auf einen schönen Radweg abbog, der mich an den Rand von Sneek führte. Faszinierend, wenn überall der Landschaft Segelboote und Schiffe unterwegs sind!

Bei meiner Ankunft wurde ich dann schon erwartet, ich konnte Duschen und später ging es dann Essen: Kibbeling.

NL 2011: Bremen – Weener

Nach dem Aufwachen schaltete ich zuerst das Netbook ein: Regenradar checken. Und das sah nicht gut aus. Auf breiter Front zog ein Regengebiet von der Nordsee her in meine Richtung. Ich überlegte, nach dem Frühstück in der Bremer Innenstadt den Regen abzuwarten und erst danach loszufahren. Aber zunächst Frühstück. Und Packen. Ich war träge, so packte ich dann erst nach dem Frühstück zusammen – wertvolle regenfreie Zeit verstrich. Das wurde mir aber erst später klar.

Ich fuhr los, starker Wind, kein Regen. Der Wind kam gefühlt eher südlich als westlich. Ich fuhr zunächst in Richtung Bremen Hbf, diesen hatte ich als idealen Ort auserkoren, falls ich doch den Regen abwarten wollte. Ich erwartete die ersten Ausläufer jede Minute. Vor dem Bahnhof ließ ich meine Route berechnen. Und fuhr los. Der Regen begann noch vor der Überquerung der Weser. Und er wurde kurz danach so stark, daß ich mir unter dem nächstbesten Baum die Regenkleidung überzog.

So fuhr ich nach Delmenhorst. Im Zentrum bereitete man ein Stadtfest vor, die meisten waren damit beschäftigt sich oder das Equimpment vor dem Regen zu schützen. Ich setzte mich in eienn gerade öffnenden türkischen Imbiss und bestellte heißen Tee. Ausgewählt hatte ich den Laden wegen der Markise, unter der mein Rad einen trockenen Platz fand, den ich von Innen im Blick hatte.

Der Regen war kaum schwächer, als ich aufbrach. Noch vor dem Verlassen von Delmenhorst stellte ich mich bei einer Tankstelle unter und wollte dort das Ende der Regenfront abwarten – die Tankstelle kannte ich noch von meiner Amsterdam-Fahrt mit Lars. Eine weise Entscheidung, der Regen steigerte sich zu wolkebruchartiger Stärke. Einige Zeit, zwei Croissants, einen Tee und einen Eistee später hörte der Regen aber endlich auf. Fast. Es nieselte noch ein wenig, als ich losfuhr.

Und das sollte sich auch nicht ändern. Niesel, der vom Wind horizontal über die Felder getrieben wurde, mal schon richtiger Regen, dann wieder ganz feiner Sprühregen. Aber immer waagerecht, mal mehr von vorn, mal etwas seitlicher. Der Wind trieb die Feuchtigkeit in jede Ritze. Und daß Regenkleidung auch nicht vor Nässe schützt, sondern im wesentlichen vor dem Auskühlen, bewahrheitete sich auch diesmal wieder.

Und dann der Wind. Zweimal, als ich hinter Baumgruppen vorkam und mich dann eine Böe von der Seite erwischte, machte ich einen Schlenker ins Gras neben dem Radweg. Zum Glück ist die Speedmachine mit Gepäck recht gutmütig, so daß das keine bösen Folgen hatte. Der Weg lag voll mit Ästen und Blättern, die der Wind von den Bäumen gerissen hatte.

30 Kilometer nach Delmenhorst dann endlich Oldenburg. Ich kurvte ziellos durch die Fußgängerzone um ein Lokal zu finden, wo ich Mittagessen konnte und gleichzeitig das Rad an sichtbarer Stelle trocken stand. Während des Essen wurde der Regen mal schwächer, mal stärker. Aber er blieb. Ich versuchte es noch mit einem zweiten Tee nach dem Essen. Keine Chance, der Regen blieb. Als er kurz etwas schwächer wurde machte ich mich auf.

Irgendwo war wohl noch ein Fehler in meinem Routing nach Weener, so fuhr ich “nach Gefühl” aus Oldenburg raus und ließ mir dann die direkte Route nach Weener, wo ich mir eine Unterkunft reserviert hatte, berechnen. Notfalls, so der Plan, könne ich ja immernoch in die Bahn steigen. Aber diesmal wollte ich es schaffen. Und so fuhr ich durch den immer stärker werdenden Regen.

In einer Schutzhütte und bei einer Tankstelle legte ich noch kurz Rast ein, ich war durchnäßt, aber konnte mich warm halten. Der Wind bließ noch immer, bremste mich auf Geschwindigkeiten um die 20km/h herunter, manchmal in Böen auf unter 15km/h.

In Weener wurde ich von meinem Hotel in ein Zimmer im Gästehaus gegenüber umgebucht, kein Problem. Ein Zimmer mit genügend Steckdosen und einer warmen Dusche – und vor allem eischaltbaren Heizkörpern war alles, was ich jetzt brauchte.

NL 2011: Havelberg-Uelzen(-Bremen)

Den Morgen startete ich mit einem guten Frühstück, anschließend checkte ich aus und sattelte mein Rad. Leichter Niesel, kaum der Rede wert, versüßte mir die Abfahrt, dieser verzig sich aber – zunächst. Der Weg zur Fähre Räbel war kurz, wenn auch die letzten paar hundert Meter mit Kopfsteinpflaster gespickt waren.

Auf der anderen Elbseite empfing mich der erste Schauer das Tages. Nachdem ich durch Fragen rausgefunden hatte, daß hier das Kopfsteinpflaster noch ca. 4km weitergehen sollte, war mir auch klar, warum radweit den Umweg über den Elberadweg empfahl, was ich dann auch für mich als beste Lösung betrachtete.

Kaum war ich zurück auf der Straße, wurde der Regen etwas stärker. Da aber schon blauer Himmel vorherrschte, entschied ich mich, kurz in der Bushaltestelle abzuwetter, was auch nur wenige Minuten in Anspruch nahm.

Recht schnell ging es weiter, trotz schon leichten Gegenwindes. In Arendsee gönnte ich mir eine kleine Bäckerpause, fuhr dann unten am See entlang und gelangte nur mit einer ungepflasterten Rampe jenseits der 15% Steigung auf die Straße zurück.

Hinter Schmarsau durfte ich dann mal wieder die unberechenbare Reaktion von Pferden aufs Liegerad bewundern. Drei Pferde auf ihrem eingezäunten Stückchen Wiese folgten ihrem Fluchgtinstinkt, übersprangen zwei (allerdings nur ca. 60cm hohe) Zäune und liefen auf die Straße. Ich versuchte es mit anhalten, erfolglos. EIn Porschefahrer versuchte sich vorbeizudrängen, da liefen die Pferde seitlich über einen Feldweg. Ich sagte im nächsten Ort einem alten Bauern bescheid, ob der wirklich darauf reagierte vermag ich nicht zu sagen.

In Dangenstorf aß ich nach Empfehlung zu Mittag, doch so richtig in Schwung kommen wollte ich bei dem auffrischenden Wind nicht mehr. Kurz vor Uelzen erwischte mich der nächste Schauer und die Temperatur fiel in wenigen Minuten um ca. 8°C auf 15°C. Ich beschloß, ab Uelzen den Zug in Richtung Bremen zu nehmen, um noch rechtzeitig ein Hotel zu bekommen. In Uelzen am Hundertwasser-Bahnhof überbrückte ich die Wartezeit mit Essen und dem Ausdruck meiner Rückfahrkarte.

Mit der Bahn ging es nach Bremen, wo ich dann ein Hotel hatte und auch noch ein kleines Abendessen zu mir nahm.