Tag 13: Rossatz – Wien

Die Nacht auf dem übervollen Campingplatz war erwartungsgemäß nicht ganz ruhig und endete früher als geplant durch den wiederkehrenden Alarm irgendeines Telefons im Nachbarzelt. Im Gegensatz zur letzten Zeltübernachtung war das Zelt diesmal doch recht feucht geworden, da die Temperatur nachts ziemlich gefallen war. So packten wir erstmal zusammen und ließen zum Frühstück im Campingplatz-Café die leeren Zelte noch zum trocknen stehen. Da die Sonne langsam rum kam, half dies auch sehr gut.

Der Donauradweg kurz vor WienAnschließend ging es weiter nach Krems, wo ich nochmals versuchte, unsere Bahnreservierungen zu ändern – was aber nicht ging. Von dort fuhren wir bei strahlendem Sonnenschein auf wirklich hervorragenden Wegen die letzten knapp 90km in Richtung Wien. Meist führt der Radweg in absolut genialer Qualität an der Donau entlang, oben auf dem Deich, so daß man auch etwas sehen kann. Neben Ausflüglern und Reiseradlern waren heute sehr viele Rennradler unterwegs. Wir nutzten die Situation aus, als eine Dreiergruppe mit knapp über 30km/h an uns vorbei kam und ließen uns ein paar Kilometer ziehen. Die Blicke der entgegenkommenden Rennradler oder der überholten oder am Rand pausierenden Radfahrer waren einfach herrlich anzusehen. Allerdings kostet so eine Fahrerei natürlich Kraft, vor allem aber auch Konzentration, um auf dem Weg niemanden auf die Hörner zu nehmen. Und so ließen wir den einzelnen Rennradler von dannen ziehen, als sich die kleine Gruppe trennte und die anderen zwei in eine andere Richtung abbogen.

Skyline von WienSchon bald sahen wir die erste Silhouette von Wien bei einer der Donauquerungen auf Brücken und Kraftwerken, dann fuhren wir auch schon auf guten Radwegen in die Stadt. Hier waren die Wege zwar großzügig, häufig aber mit gemischtem Rad- und Fussverkehr, so daß es etwas langsamer voran ging, aber das kam uns entgegen, so konnten wir ausrollen.
Unser Hotel lag in der Nähe des Tracks, wir mussten nur einmal abbiegen, eine Einbahnstrasse von der richtigen Seite nehmen (wäre vermutlich auch von der anderen Seite gegangen) und checkten in unser reserviertes Zimmer ein. Nach dem Duschen folgte ein kleiner Stadtrundgang, das Hotel hatten wir möglichst zentral gewählt, um zu Fuss weiter zu kommen.
Kaum waren wir zurück aus der Stadt, begann draußen Gewitter, Starkregen und Hagel. Wir dösten etwas, später ging es dann (im anhaltenden Regen) nochmal ein paar Ecken weiter, um ein wenig zu essen.

Rossatz – Wien

Tag 12: Kaiserhof – Rossatz

Wie gewöhnlch erwachten wir heute kurz vor dem gestellten Wecker. Dies war dennoch erstaunlich, denn in der Nacht fuhren nicht nur viele Schiffe auf der Donau vorbei, sondern es rüttelte auch heftiger Wind an den Zelten, der zu dem vorbeiziehenden Gewitter gehörte, so daß wir zwischendurch ein paar mal geweckt wurden. Dennoch war der Morgen schön, denn die Zelte waren trocken und die Temperaturen angenehm.

Breit, glatt, geil!Nach einem kurzen Plausch mit zwei Radfahrern, die in der anderen Richtung unterwegs waren, machten wir uns auf. Wenige Kilometer weiter gab es die Möglichkeit für ein Frühstück, die wir auch freudig nutzten. Danach ging es weiter, wenn ach erst einmal wieder nur ein kurzes Stück bis zum nächsten Café, denn wer viel isst, der muss auch viel … also wir brauchten jedenfalls ein geeignetes Örtchen.
Mittlerweile hatte es aufgeklart, die Sonne kam durch und es wurde angenehm warm. Der Donau-Radweg in Österreich ist auch einfach eine wundervolle Erfahrung. Hallo Deutschland, so geht das! Durchgehend asphaltierte, gut in Schuss, in der Regel gute Beschilderung, der man problemlos auch ohne Karte folgen kann. Die wenigen Umleitung an Baustellen sind auch engmaschig und gut lesbar ausgewiesen. Die DonauDer Radweg führt sehr oft hinter, noch öfter auf dem Deich oder an Uferwegen entlang, so daß man die Donau immer wieder in tollen Perspektiven sehen kann. Überquerungen an Brücken oder (oder Fähren, was wir jedoch nicht testeten) sind auch gut gebaut, führt der Weg an Straßen entlang ist er breit, Straßenüberquerungen sind selten und so gebaut, daß man nicht das Gefühl kriegt, der Planer wollte Radfahrer umbringen (wie ständig in Bayern).

Entlang des Weges gibt es viele Lokale, die auch gut auf Radfahrer eingerichtet sind (sogar Supermärkte, die mir Radweg-Anbindung werben!). Bänke, teils mit Tischen, kommen ab und zu vor, Hinweise auf öffentliche Toiletten finden sich auch am Weg, die eine getestete war tadellos in Ordnung. Der Weg ist 1a und eine absolute Empfehlung!
So geht Radweg!Auch in Österreich ist der 1. Mai ein Feiertag, gefeiert wurde auf diversen Festen in den Orten, die wir durchfuhren. Wir trafen zwar einige Reiseradler, aber die Zahl war überschaubar, öfter kamen uns Rennradler oder Tagesausflügler entgegen. Wirklich eng wurde es aber eigentlich nie, trotz des sonnigen Wetters.

 

Gegen Nachmittag entschieden wir uns, einen Campingplatz kurz vor Krems anzusteuern. Nach einer Kuchenpause hatten wir noch einige Kilometer vor uns, so daß wir kurz nach Sonnenuntergang ankamen. Der Platz war brechend voll, eine andere (sichere) Chance hatten wir aber nicht und so quetschten wir die Zelte noch irgendwo dazwischen.
Am Platz gab es ein nettes Restaurant, wo wir aßen und ein Hotel für Wien vorbuchten (was nicht so einfach war). Nach dem Essen ging es bald in die Zelte (die wir noch zu Ende aufbauen mussten), wir waren nach dem zweiten langen Tag beide recht müde. Dafür waren wir nur noch etwa 90km vor Wien, so daß wir hoffen, noch ein wenig von Wien zu sehen, bevor es am Samstag zurück geht.

Kaiserhof – Rossatz

Tag 11: Wörth a.d. Donau – Kaiserhof

Wir beeilten uns morgens und saßen schon um kurz vor halb acht am Frühstückstisch, gegen halb neun waren wir auf der Straße. Dreiflüsseeck in PassauZunächst hieß es, auf unseren Track zurück zu kommen, dann folgten neben einigen schönen Passagen auch wieder viele Passagen auf dem gewohnten Kiessand-Bett. Anfänglich war der Himmel noch grau, Nebel hing in der Luft, später lockerte es nach und nach auf.

Die Fahrt führte uns an Straubing vorbei, später durch Deggendorf. Diverse Umleitungen verlangsamten unser Vorankommen durch undurchsichtige und schlecht ausgeschilderte Radwegführung. Da wir für die letzten drei Fahrtage jeweils ca. 150km auf dem Plan hatten, spulten wir wo möglich die Kilometer in strammem, aber nicht zu forderndem Tritt ab. So stellt man sich in Deutschland Radwege vorBis Passau sahen wir allerdings ohnehin nicht viel von der Donau, da der Weg bestenfalls hinter dem Deich entlangführte, selten drauf und häufig abseits auf irgendwelchen kleinen Straßen oder straßenbegleitenden Radwegen der großen.

In Passau schauten wir zunächst am Zusammenfluß von Donau und Inn vorbei, bevor wir in der Innenstadt, in der an vielen Stellen noch Arbeiten nach de letztjährigen Hochwasser im Gange sind, einkehrten und uns für die nächsten Kilometer stärkten.
Auf den wenigen Kilometern bis Österreich zogen die deutschen Radwegplaner nochmals alle Register, ab der Grenze wurde es bedeutend besser. Zunächst entlang der Straße, später dann immer öfter auch auf eigenen Wegen direkt an der Donau.

Abend an der DonauDie ruhige Fahrt wurde nur einmal jäh gestört, als Micha plötzlich eine Vollbremsung machte: Die Kette hatte sich verkantet und das Hinterrad blockiert. Mit viel Glück gelang es ihm, ohne Sturz und ohne größere Schäden am Rad davon zu kommen. Der Schreck jedoch saß zunächst einmal tief. Wir pausierten zur tieferen Inspektion noch kurz bei der nächsten Möglichkeit mit Getränkeausschank, dann ging es weiter. Wir hatten uns einen Campingplatz an der Donau fernab der befahrenen Bundesstraße ausgesucht.
Diesen erreichten wir mit Einbruch der Dunkelheit und eine beeindruckend schönen Fahrt an der Donau entlang. Nach dem Aufstellen der Zelte duschten wir, dann kochten wir noch ein Abendessen. Als wir zu in den Schlafsäcken verschwanden, fing es draußen an, zu regnen. Gleichmäßiges Tropfen auf dem Zeltdach plätscherte und sanft in den Schlaf.

Wörth a.d. Donau – Kaiserhof

Tag 10: Neuburg a.d. Donau – Wörth a.d. Donau

Der Tag startete relativ früh und grau: Wir waren bereits eine halbe Stunde vor unserem Wecker wach. AnforderungsbahnschrankenhebelNach dem Packen gingen wir zum Frühstück, anschließend ging es raus auf die Straße und die wenigen hundert Meter zurück zum Track. Nach vielleicht 1,5km allerdings entschieden wir uns, das Regenzeug überzuziehen und hielten dafür im Schutz einer Bushaltestelle.

 

Für kurze Zeit ging es entlang einer vielbefahrenen Straße, dann bogen wir am Schloß Grünau ab, das uns noch von der Fahrt im Herbst 2012 bekannt vorkam. Der feuchte Wald roch gut, auch wegen des vielen Bärlauchs. Wir fuhren also vor uns hin, bis wir an einen Bahnübergang gelangten. Die Schranke war zu. Kein Zug zu sehen oder zu hören. Nach ein paar Minuten kam uns das seltsam vor. Durch Zufall entdeckte ich – eigentlich auf der Suche nach einer Servicetelefonnummer – einen kleinen gelben Kasten, der die Möglichkeit bot, die Öffnung der Schranke anzufordern. Nach so etwas sucht man natürlich nur, wenn man weiss, daß es sowas gibt! Es funktionierte aber recht zügig und wir konnten weiterfahren.

Matsch statt FahrspaßAb Ingolstadt waren wir wieder an der Donau, die Wege waren teils dermassen matschig, daß wir lieber oben auf dem Deich durch das Gras fuhren. Nach einem kleinen Bäcker- und Einkaufsstop ging es weiter in Richtung Weltenburg. Auf dem Weg dorthin trafen wir zum ersten mal Reiseradler, die bei unseren gut 25 bis 30 km/h (die wir auf dieser Reise auch eher selten anlegten) von hinten aufkamen. Nachdem von hinten eine Spitze über Liegeräder und Steigungen kam, mussten wir noch ein paar km/h drauflegen – kurz später bogen wir dann allerdings auf einen anderen Track ab. Wir spekulierten, ob wir die beiden an der Fähre nach Kelheim wiedersehen würden – aber sie waren bis zur Abfahrt nicht dort.
Die Fähre von Weltenburg nach Kelheim kannten wir ja auch schon, sie ist definitiv die bessere Route als der Alternativweg über den Berg. Hinter Kelheim ging es nochmal ein paar Kilometer über nicht asphaltierte Wege, diese waren aber zum Glück nicht mehr so matschig. Wir trafen auf dem Weg Taric aus der Schweiz, der mit uns bis Regensburg fuhr. Er ist auch auf dem Weg nach Wien, wollte aber heute noch waschen.

On the Road AgainBei der Ausfahrt aus Regensburg trafen wir Clemens Bucher, einen Liegeradbauer aus Berlin, den ich zumindest dem Namen nach bisher kannte – allerdings war er mit dem Aufrechten unterwegs. In Regensburg hatten wir schon eine Liegeradlerin gesehen, die unsere Räder aber nicht wahrgenommen hatte (wir sassen im Café). Das Gewitter zog vorbei, unsere Regenkleidung hatten wir umsonst angezogen. Als wir kurz hinter Regensburg kochten kam noch ein weiterer Liegeradler vorbei. Außerdem ein Pärchen, die den Donauradweg in der anderen Richtung abradelte und dankbar über unsere Tipps für ihren Weg nach Paris war. Dieser Tag war auf jeden Fall mal kommunikativ!
Da wir in Straubing keine preiswerte Herberge fanden, steuerten wir nach einem kurzen Anruf ein Gasthaus in Wörth an der Donau an.

Neuburg a.d. Donau – Wörth a.d. Donau

Tag 9: Neu-Ulm – Neuburg a.d. Donau

Der Morgen startete mit einem sehr guten Frühstück, wir wurden von unseren Gastgebern verwöhnt. Nach dem Aufladen ging es dann ersteinmal zurück an die Donau, dort entlang des Ufers. Bald allerdings entfernte sich der Weg immer öfter und immer weiter von der Donau, so daß wir bald schon nicht mehr das Gefühl hatten, einem Flußradweg zu folgen. Zwar war es anfänglich flach, die Kies-Wege allerdings bekamen das Prädikat “virtuelle Steigung”, da sie locker 20 bis 30 Prozent Leistung fressen. Im Gegensatz zu einer Steigung, die eine energetische Investition in eine nachfolgende Abfahrt ist, verpufft die Energie auf Kieswegen allerdings in der nutzlosen Umschichtung von Kies.

Double SelfieWo wir von den Kieswegen auf Straßen kamen, hatten wir zwar meist gut fahrbare Seitenradwege, allerdings einen erheblichen lauten Verkehr neben uns. Was fehlte waren landschaftlich wirklich schöne Strecken, die man auf ruhigen Radwegen geniessen kann, ohne ständig nur darauf bedacht zu sein, das Rad auf dem nassen Kiesboden unter Kontrolle zu behalten.
Zum Mittag kehrten wir in Dillingen ein. Dillingen hat zwar eine ganze nette Innenstadt, aber auch hier wälzen sich die Autos durch, offenbar der Schleichweg zwischen Bundes- und Landstraße. Restaurants hatten, sofern vorhanden, erst abends auf – wir fanden allerdings dann etwas abseits eine Möglichkeit für ein geeignetes Mittagessen.

G3? Abenteuer muss sein!Da der offzielle Track zwischen Dillingen und Donauwörth ohnehin einigen Landstraßen folgte und danach über einige Teile Wirtschaftswegen (landwirtschaftlicher Verkehr besteht hier i.d.R. aus älteren Herren mit Hut im Mercedes, die keinen Millimeter ausweichen oder bremsen), entschieden wir uns für die nicht so schöne, aber kürzere Variante mit dem Radweg neben der Bundesstraße. Das brachte zumindest den Kilometerzähler ein wenig zum rotieren.
Hinter Donauwörth wurde es etwas schöner, entfernte sich aber aber Steigungen (Straße bis zu 7%, der nicht nivellierte Radweg hatte auch gerne mal 14% bis 15%). Irgendwann ergab sich eine Möglichkeit, den offiziellen Track zu verlassen und wenigsten ein paar Kilometer bis Neuburg an der Donau entlang zu fahren. Wir schauten uns an – immerhin erwartete uns ein G3-Track – und entschieden: Abenteuer muss sein. Das war eine der besten Entscheidungen auf dem heutigen Abschnitt. Ruhe, Entspannung, nebenher die Donau. Und ein vorhersehbar anspruchsvoller zu fahrender Track.
Eigentlich wollten wir bis Ingolstadt weiter, da es aber dort (zumindest innerhalb unserer preislichen Limits) keine Übernachtungsmöglichkeiten gab, blieben wir schließlich in Neuburg im Hotel Garni und gingen abends noch in der Stadt essen.

Neu-Ulm – Neuburg a.d. Donau