Über Spandau nach Niederfinow

Nach der wunderschönen Fahrt vom Samstag, wollte ich auch das gute Wetter am Sonntag ausnutzen. Wiederum gab es keine feste Planung, keine Wegpunkte, keine Routen oder Tracks. Brücke am GrabowseeMeine grobe Richtung war, erstmal nach Spandau zu fahren und ab dort dem Havelradweg in Richtung Norden zu folgen, zunächst vielleicht bis Oranienburg, unter Umständen auch noch ein kleines Stück weiter.

Anfänglich war der Himmel noch etwas von Hochnebel verhangen, nach und nach kam die Sonne aber durch. Ich fuhr gemächlich via Bahnhof Grunewald, Heerstraße, Havelchaussee nach Spandau und nog dort auf den Havelradweg ein. Obwohl die Ausschailderung einen über teils schwer nachvollziehbare Umwege führt, folgte ich ihr größtenteils, erst kurz vor der Stadtgrenze wird der Weg zu einem flüssig fahrbaren angenehmen Radweg.

Zwischen Hennigsdorf und Birkenwerder führt der Weg auf einem mäßig ausgebauten Stück mit schlechtem Belag und Schlaglöchern durch einen Wald. Auf einem Schlenker unterweurt man die Autobahn, dann geht es in gut beschildertes Gewirr kleiner Straßen. Dort, wo man die 96b zw 96a, die man im Ortsinnern kurz tangiert, wieder verläßt, geht es durch einen schmalen Weg entlang der S-Bahn, hinter der Brücke läßt die Beschilderung allerdings zu wünschen übrig. Dank GPS fand ich den Weg dann allerdings doch schnell wieder. Auf ruhigen Straßen geht es dann nach Oranienburg, wo man mit dem Lehnitzsee endlich wieder Wasser zu Gesicht bekommt.

In Oranienburg ist der Weg stark bevölkert, sobald man den Havel-Oder-Radweg am FinowkanalOrt verläßt geht es wieder. Sehr erfreut hat mich, daß die Brücke über die Havel nördlich des Grabowsees endlich fertig ist – nachdem ich dort schon einmal einen Umweg in Kauf nehmen mußte, da der Fährbetrieb eingestellt wurde zum geplanten Zeitpunkt – die Brücke da aber ungepalnterweise lange noch nicht fertig war…

Nach der Fahrt über einen glatten und gut ausgebauten durch den Wald geht es ein kurzes Stück auf einen straßenbegleitenden Radweg nach Liebenwalde, wo der Havel-Oder-Radweg abbiegt und sich entlang des Finowkanals zieht. Die Fahrstrecke ist gemischt, mal glatte, gut asphaltierte Radwege, dann wieder etwas holprige Abschnitte und in den Orten teils auch Kopfsteinpflaster. An einigen Stellen ist der Weg auch relativ und nicht sehr übersichtlich, so daß vorsichtiges fahren angesagt ist. Das häufige Bremsen und beschleunigen (wenn man zwischendurch ddann gerne mal etwas schnell unterwegs ist) ging mir zumindest in die von der langen Liegeradpause noch reichlich untertrainierten Beine.

In Eberswalde entschloss ich mich dann schließlich noch, bis zum Schiffshebewerk Niederfinow durchzufahren. Daß die Tour länger als geplant ist, merke ich allerdings schon in den Beinen. Das letzte Essen hatte Schiffshebewerk Niederfinowich in Birkenwerder (Eierkuchen mit Apfelmus) und es wird wieder Zeit. Ich spekuliere auf die Buden am Schiffshebewerk.

Pünktlich mit dem Sonnenuntergang trudele ich dort ein, die meisten Buden haben schon zu und mit vegetarischer Ernährung ist es ohnehin dünn gesaäht, so gibt es eine Portion Pommes für mich. Nicht gerade ideal, aber besser als nichts. Da es keine Schokoriegel im Sortiment gibt, werde ich aus den Privatvorräten des Personals kurzerhand versorgt – ein echt lieber Zug!

Für die Rückfahrt begebe ich mich zur Bahnstation in Niederfinow – und muß feststellen, daß die Verbindung (nach Lichtenberg) alles andere als häufig fährt. So entschließe ich mich, die 10 bis 15 Kilometer nach Eberswalde zurückzufahren und dort mein Glück zu versuchen. Der Edelux leuchtet mir den Weg, auch wenn es in der Dämmerung wohl noch ohne Licht gegangen wäre – aber wir ham’s ja! In Eberwalde schlage ich mich zum Bahnhof durch und stelle erfreut fest, daß in wenigen Minuten ein Zug bis Südkreuz durchfährt – deutlich besser als die Juckelei über Lichtenberg!

Track vom 13.03.2011

Havel-Radweg Potsdam-Brandenburg

Nach dem kleinen Tief der letzten Wochen setzte ich mich Samstag am späten Vormittag – um 12 Uhr – auf meine HP Velotechnik Speedmachine. Die Planung umfaßte in etwa “ich fahr mal in Richtung Brandenburg” (die Stadt, nicht das Bundesland) und “100km dürfen es ruhig mal werden”. Viele Kilometer hatte ich auf der Speedmachine in diesem Jahr ja noch nicht hingelegt und insofern wollte ich gemütlich fahren.

Nach einem kleinen Schlenker zu meinen Eltern ging es erstmal zum S-Bahnhof Grunewald, den KronprinzessinnenwHavelradweg - abseits der Straßeeg entlang und dann über den Schäferberg und die Glienicker Brücke nach Potsdam. Entgegen meiner sonstigen Gewohnheit fuhr ich auf dem Radweg, ich wollte mich nicht hetzen lassen, bereute dies aber schon bald wegen mieser Wegstrecke, langsamen Radfahrern, unachtsamen Fußgängern und den Weg versperrenden Autos. Also doch auf die Straße.

Potsdam durchquerte ich relativ geradlinig, bog am Dampfmaschinenhaus auf den Havelradweg ab und folgte fortan der Beschilderung. Ich hatte keine Route, Wegpunkte oder Tracks ins GPS geladen – ganz bewußt. Da ich den Weg ja halbwegs kenne ist das ohnehin kaum nötig, zum anderen ist die Beschilderung (mittlerweile) größtenteils hinreichend gut.

Somit folgte ich der an dieser Stelle teilweise nicht asphaltierten Stelle, mußte einige male auch langsam fahren wegen der vielen Fußgänger, die an diesem frühlingshaften tag unterwegs waren. Einige Radler begegneten mir auch, allerdings eher die Familien-Fraktion – auf diesem Weg ist das aber ohnehin klar. Einer versuchte kurzzeitig hinter mir zu bleiben, allerdings schüttelt man die Familienfraktion auf der ersten Sonntagsausfahrt auch bei unter 30 km/h leicht ab – spätestens wenn Mutti ruft. Sportlichen Ehrgeiz weckte das auf meiner Seite nicht, sollte es ja auch nicht. Selbst auf der krone hatte ich mich willig von ein odHavelradweg - noch immer überflutete Ausgleichsflächener zwei Rennradlern überholen lassen, ohne daß es mir in den Beinen zuckte.

Von Geltow über Werder bis Phöben führt der Radweg wieder über die Straße, teilweise mit benutzbaren seitlichen Radwegen. Den ein oder anderen nervigen und unnötigen Schlenker von der Hauptstraße durch einige nebenstraßen macht der offizielle Radweg – ärgerlich ist das besonders dann, wenn es damit letztlich nur durch ein Industriegebiet und nichtmal auf einen schönen Weg geht. Zur Belohnung geht es aber hinter Phöben dann auf den Haveldeich.

Ab hier ist die Strecke gut asphaltiert, der Wind stand günstig und ich gab ein wenig Gas. fernab jeglichen Autoverkehrs, die Anzahl der Radler und Skater ist – gerade bei dem genügend breiten Weg (für das derzeitige verkehrsaufkommen) – unkritisch. Da ich vergessen hatte, früh genug Geld zu holen, mußte ich die am Weg liegende (spärlich, aber vorhandene) Gastronomie leider links liegen lassen und einfach bis Brandenburg durchpfeffern.

Kurz vor Gollwitz ist die gut ausgebaute Strecke mit einer Baustelle (immernoch!) plötzlich zuende. Es geht auf einen holprigen. teils matschigen (aber fahrbaren) Weg, später einen Plattenweg, der einen zurück zur Straße bringt. Rückfahrt mit dem RE ab Brandenburg/HavelIn Brandeburg fuhr ich zunächst zur jahrtausendbrücke, dann doch wieder zurück zum Neustädtischen Markt. Endlich besorgte ich mir Geld und dann sogleich größere Mengen Apfelschorle und ein Toast mit Tomate und Mozzarella.

Da ih für den Rückweg auf den Zug noch eine halbe Stunde warten mußte, gönnte ich mir am Bahnhof noch eine heiße Schokolade, denn seit meiner Pause fror ich trotz der mit 15°C eigentlich ausreichenden Temperatur und einer extra übergezogenen Jacke doch etwas. Da ich erst 85km auf dem Tacho hattem, etnschied ich dennoch in Wannsee auszusteigen und die restlichen 15km auf meinen ersten Hunderter in diesem Jahr noch vollzumachen.

Obwohl ich wohl leicht unterzuckert war (daher das frieren), ging das doch erstaunlich flott. So flott, daß mich in der Hagenstraße ein Rennradler fragte, wie schnel ich gewesen sei, als ich ihn überholte. Meine ehrliche Antwort “ungefähr 30” ließ allerdings in mir den Verdacht aufkeimen, daß er wohl gerade seine allererste Fahrt nach Winterpause absolvierte.

Track vom 12.03.2011

Zu Hause hieß es dann warm duschen und lecker essen. Das hatte ich mir verdient!

21. RTF Rund um Berlin

Von der RTF (Radtourenfahrt) “Rund um Berlin” hatte ich schonmal gehört. Für mich ernst genommen hatte ich das bisher nicht. Weit über 200km am Stück zwischen einem Haufen gut trainierter Rennradler? Bei gut über 200km lag bisher mein Maximum. Zugegeben, mit Gepäck durch das hügelige Mecklenburg-Vorpommern (und quasi ohne Langstreckenerfahrung damals) war das sicherlich eine andere kategorie als im Grüppchen relativ flach um Berlin herumzu fahren ohne nennenswerte Beiladung. Trotzdem, der Gedanke lag mir einfach fern.

Vor ein paar Tagen flimmerte über die Mailingliste der [[rennradgruppe.de]] die Anfrage, ob noch andere dabei sein, der der 21. RTF Rund um Berlin – und die Idee, die Runde mit der Rennliege zu fahren keimte in mir. Die Wettervorhersage sah nicht prickelnd aus: Regen, Regen, Regen. Doch ich bereite mich und mein Rad am Samstag vor. Eine Regenfront verharrte knapp östlich von Berlin, von Westen zog nur langsam etwas heran. Ich beschloss, einfach am Sonntag morgen den aktuellen Stand anzuschauen und dann zu entscheiden, ob ich mich auf den Weg machen wollte.

Der Sonntag morgen kam, mein Wecker klingelte um Viertel nach sechs. Totmüde – das ist wirklich nicht meine Zeit – quälte ich mich aus dem Bett, linste aus dem Fenster und schaute im Internet. Akzeptable Temperaturen, leichte Bewölkung, kein immanenter Regen in Sicht. Ich zog mich an, füllte den Wasservorrat auf, trug meinen M5 CrMo Lowracer die vier Stockwerke nach unten und rollte zur S-Bahn. bei so einer langen Tour mußte ich mich nicht 15km im Stadtverkehr einstimmen, ich würde heute noch genug fahren.

Vorher hatte ich mich erkundigt, wie man auf das Liegerad reagieren würde. Nach einem abendlichen Test, wie es sich mit Helm auf dem Lowracer fährt war klar: gehen tut das, aber es engt das Blickfeld nach hinten ein. Diverse Leute beruhigten mich, daß es bei der Veranstaltung zwar gefordert wird, es aber keine Helmpflicht gibt. Ich ließ den Helm also zu Hause.

Um 07:30 Uhr traf ich am S-Bahnhof Olympiastadion ein, war nicht der einzige der mit S-Bahn anreiste und traf die Jungs von der Rennradgruppe. Gemeinsam fuhren wir zum Start. Ich meldet mich an, zalte den Obulus, bekam die Rückennummer (die ich aus praktischen Gründen dann auf die Heckverkleidung und nicht auf meinen Rücken klebte), der Stempelkarte und eine Wegbeschreibung.

Gegen 08:00 Uhr rollten wir zum Start, starteten aber nicht gleich mit dem ersten Pulk, sondern in einer kleineren Gruppe dahinter. Ich hielt mich, auch wenn es nicht so richtig in Schwung kam, bei der Gruppe auf, bis wir Berlin verlassen hatten. Mit dem Liegerad kann man fairerweise nur ganz hinten, ganz vorn oder neben der Gruppe fahren. Als RTF-Neuling wollte ich nicht vorneweg fahren, dazu fehlte mir die Erfahrung. Neben der Gruppe ist im Straßenverkehr nicht immer angebracht. Und hinten dran wird es schnell anstrengend (vor allem wegen der Konzentration und weil man imemr die Schlußnudel beim Überqueren von Ampeln ist).

Ich erledigte also ein dringendes Bedürfnis am Straßenrand und überlegte mir, wie ich weitermachen wollte, während ich meine Aufholjagd auf die Gruppe startete. Ich beschloss, die Gruppe hinter mir zu lassen und allein weiterzufahren. Ich hatte den Lowracer bisher nie weiter als 100km am Stück bewegt und meine Erwartung an ie Veranstaltung war “mal sehen, wie weit ich komme”. 130, vielleicht 150km? Dann ab in die S-bahn und nach Hause.

Als ich alleine davonzog fand ich meinen Tritt und es wurde deutlich entspannter zu fahren. Vor dem ersten Kontrollpunkt überholte ich noch zwei kleine Grüppchen. An der Kontrolle holte ich meinen Stempel ab, wartete noch kurz auf “meine” Gruppe um mich bei ihnen regulär auszuklinken, genoß die Verpfelgung und machte mich alsdann wieder auf den Weg. Nach und nach holte ich noch einige kleine Grüppchen ein und ließ sie hinter mir. Von der am Start durch einen der Veranstalter prognostizierten Feindseligkeit (“ein paar blöde Sprüche wirst Du da wohl hören!”) war nichts zu spüren. Meist hielt ich mich nur kurz am Schluß der Gruppe auf, bevor ich auf freier Strecke dann mit 40+km/h vorbeizog. In ausreichendem Abstand reduzierte ich dann wieder mein Wohlfühltempo von 35-37km/h.

Die Kilometer flogen nur so dahin, bis nordöstlich östlich von Berlin einige schlechte Straßenabschnitte meine fahrt und auch die Freude etwas bremsten. Aber auch das ging vorbei und in den kurzen Gesprächen am Kontrollpunkt oder beim Treffen auf offener Strecke war schnell klar, auch die Rennradkollegen hatten nicht umbedingt Spaß daran. Und zusammen leidet es sich ja doch viel schöner.

Bei Kilometer 160 der Tour merkte ich, wie ich mich langsam der leistungsgrenze näherte, die Reserven waren aufgebraucht und mein Magen tat sich schwer die Nahrung an den Verpflegungspunkten wirklich bei der Anstrengung zu verarbeiten. Mit etwas Willen, einem Powergel und einer etwas längeren Pause am nächsten Kontrollpunkt kriegte ich das aber wieder in den Griff, trotzdem pendelte mein Tacho jetzt nur noch zwischen 30 und 35 km/h. Das Feld war mittlerweile weit auseinandergerissen, so daß mich dennoch keine Gruppen überholten, an die ich mich hätte hängen können. Ich traf ein paar Einzelkämpfer, da ich aber nichts zu geben hatte, entscheid ich mich, dann dort auch lieber einfach vorbeizuziehen. Das Gelände südlich von Berlin kam mir deutlich welliger vor al im Norden, das kann aber auch einfach Einbildung gewesen sein, weil die Anstrengung ihren Tribut forderte.

Die Kontrollpunkte lagen zum Ende der Strecke (zum Glück) dichter beieinander. Ab dem letzten waren es noch etwa 20 Kilometer – aber die hatten es in sich, ging es doch hier nochmal über die Havelchaussee. Trotzdem beschloss ich auch hier, mich nicht an eine Gruppe zu hängen, sondern das in Einzelkämpfermanier anzugehen. Zum ersten mal schaltete ich auf freier Strecke auf das kleine Kettenblatt, als ich den WIlli erklomm. Nehme ich den mit dem Lowracer sonst bei 22-24 km/h, waren jetzt nach über 200km nur noch ca. 18-19km/h drin. Das reichte dennoch, um ein respektvolles “Gute Geschwindigkeit!” einer Rennradlerin zu erhaschen, die ich überholte. Mit einer kleinen Steigung und etwas Kopfsteinpflaster kam ich endlich am Startpunkt am Olympiastadion wieder an. 221km stabnden auf dem Tacho. 218 waren es offiziell, aber an einer Stelle hatte ich die (sonst hervorragende) Ausschilderung wohl übersehen – und zwei andere mit mir – was mir gute 3km Umweg einbrachte.

  • Strecke: 221 km
  • Netto-Schnitt: 32,4 km/h
  • Brutto-Schnitt: 28,2 km/h
  • Fahrzeit: 07:51 Stunden

Nach dem Erhalt meiner Urkunde über die Teilnahme und einer kleinen Stärkung fuhr ich dann noch mit Leuten aus der Rennradgruppe, die bald nach mir eintrafen, die letzten 15 Kilometer nach Hause.

Fazit: Jederzeit wieder. Das war ein freundliches Miteinander, an keiner Stelle kam verbissenes Rennfeeling oder ein Kampf der Systeme auf, im gegenteil, ich kriegte interessierte Fragen zu meinem Gefährt gestellt und Respekt ob der gefahrenen Leistung. Nunja, ich hab ja auch niemanden geärgert. beim nächsten mal würde ich vermutlich die Runde gleich von Anfang an allein angehen und meine Pausenzeiten etwas kürzer halten (da fehlt dann die Gruppe, die einen weitertreibt…). Aber jetzt müssen sich meine Beine erstmal erholen.

Rund um Berlin – Track

Havel-Oder-Radweg

Für das Wochenende war allerbestes Wetter angekündigt und so hatten Manuel und ich beschlossen, einen gemütlichen Sonntagsausflug auf unseren Liegerädern zu machen: Wir wollten dem Havel-Oder-Radweg folgen, das Schiffshebewerk in Niederfinow sehen und vielleicht sogar bis zur Oder weiterfahren.

Am Samstag plante ich die Tour am Rechner schnell durch und lud die Route in mein GPS, am Sonntag morgen klingelte der Wecker reichlich früh, denn wir wollten mit der S-Bahn um 08:30 Uhr ab Steglitz nach Oranienburg fahren. Als ich in voller Montur und bepackt mit allen Dingen, die ich so mitnehmen wollte, in der Tür stand klingelte das Telefon: Manuel teilte mir mit, daß er einen Platten hat. Ich beschloß, dennoch in Richtung Steglitz loszufahren und hoffte drauf, daß wir die S-Bahn 20 Minuten später nehmen könnten. In der Wartezeit gönnte ich mir noch einen Kakao und Manuel schaffte es tatsächlich, seinen Reifen schnell genug zu flicken, so daß wir um 08:50 Uhr in der S-Bahn nach Oranienburg saßen.

Nach einer kurzweiligen S-Bahn-Fahrt mit Fahrgastbefragung und Unterhaltung durch ein paar Jugendliche, die auf dem Weg zum Fußballspielen waren stiegen wir um zehn vor zehn bei strahlendem Sonnenschein und perfekt blauem Himmel aus der Bahn. Die Aschewolke des Vulkans Eyjafjallajökull war vom Boden unsichtbar und der Himmel durch das Flugverbot frei von Kondensstreifen, ein seltener Anblick!

Wir begaben uns also auf einen Abschnitt des Berlin-Kopenhagen-Radwegs am Lehnitzsee entlang – und mußten kurz hinter der Schleuse ersteinmal kehrt machen, denn die laut Karte Track des Radwegs verkehrende Fähre verkehrt derzeit nicht. Statt eines kleinen Umwegs über die Straße schlugen wir uns über kleine holprige Wege mitten durch den Wald am Grabowsee vorbei und konnten ab dort wieder dem offiziellen Verlauf des Radwegs auf einer perfekten Piste folgen. Nach einigen hundert Metern auf einem Radweg neben der Landstraße zwischen Kreuzbruch und Liebenwalde bogen wir dann auf den Havel-Oder-Radweg ein, der hier zunächst auf einer teils etwas holprigen, aber noch gut fahrbaren, kleinen und unbefahrenen Straße beginnt.

Im wesentlichen folgt der Radweg dem Verlauf des Kanals, biegt nur ab und zu in den angrenzenden Wald ab. Wir machten nach 42 Kilometern bzw. zwei Stunden im Wald eine Pause. Während ich gemütlich mein Brot aß schepperte es plötzlich neben uns: Eine Frau hatte so fasziniert auf unsere abseits stehenden Liegeräder geschaut, daß sie den inmitten des Radwegs stehenden Poller übersehen hatte und darüber stürzte. Natürlich eilten wir sofort zur Hilfe, aber es war glücklicherweise bis auf den Schreck und vermutlich einen dicken blauen Fleck am Oberschenkel nichts geschehen. Da die Frau in Begleitung ihres Mannes unterwegs war konnten wir nach kurzer Pannenhilfe dann auch bald weiter.

Ab Finowfurt führt der Radweg im wesentlichen entlang des alten Treidelwegs, also sehr idyllisch direkt am Wasser, von den umliegenden Dörfern kriegt man nur sehr wenig mit und alles läuft abseits des Autoverkehrs, erst in Niederfinow selbst kamen wieder ein paar Meter Straße innerorts, wenn man zum Schiffshebewerk fährt. Da wir noch immer gut in der Zeit lagen gönnten wir uns eine Erfrischung mit Blick auf das wunderbare Bauwerk, anschließend verließen wir den offiziellen Radweg, der ab hier bis zur Oder auf Landstraßen verläuft. Ich warnte Manuel vor, daß ich ab diesem Punkt experimentierfreudig geplant hatte und so ging es südlich des Oder-Havel-Kanals auf einen kleinen Radweg, der teils nur ein unbefestigter schmaler Pfad war, teils auf Landwirtschaftswegen verlief.

Ab Bralitz folgte eine Straße – oder zumindest etwas, was man im Mittelalter dafür gehalten hätte. Dicke Pflastersteine – und am Anfang ein Schild: “Straßenschäden 3 km” Mit 10 bis 15 km/h folgten wir diesem Weg, ein guter Test für die Federung am Rad. “Na die drei Kilometer sind ja bald vorbei”, freute sich Manuel und ich warnte ihn vor: “Freu Dich nicht zu früh, als nächstes kommt ein Weg, der hier als ‘unpaved’ markiert ist…”

In Neuenhagen entschieden wir uns dann wirklich für den ungepflasterten Weg, um nicht der B-Straße folgen zu müssen. Was am Afang unproblematisch war, festgefahrene Spuren von Landwirtschaftswegen, wurde zunehmend sandiger – irgendwann so sandig, daß wir schieben mußten. Nunja, soll keiner sagen, ich hätte nicht vorher gewarnt. Nach etwas mehr als zwei Kilometern und wirklich kurz vor erreichen der Oder konnten wir endlich wieder vorsichtig fahren und gelangten dann bei Hohenwutzen nicht nur wieder auf gute Wege, sondern mit der Oder auch ans Ziel.

Da wir nicht mehr genügend Zeit hatten bis nach Küstrin zu fahren machten wir einen erst einen kurzen Abstecher zum Oder Center Berlin auf der polnischen Seite und genehmigten uns dann ein Stück weiter wieder auf der deutschen Seite in der Gaststätte Fuchsbau noch Kuchen und kalte Getränke.

Die nächste Bahnstation war Bad Freienwalde, wo um 16:59 Uhr unser Zug fahren sollte. Die letzten acht Kilometer gingen dann recht schnell, wurden nur unterbrochen, weil Manuel, der dicht hinter mir fuhr, mit dem Hinterrad auf einer Sandfläche wegrutschte, weil ich vor ihm gebremst hatte. Sein Lenker hatte zwar etwas gelitten, das Rad war aber noch fahrbereit und so schaften wir es, 10 Minuten vor Abfahrt des Zuges am Bahnhof zu sein. Eigentlich genügend Zeit, wenn man allerdings versucht den Automaten zum Verkauf der korrekten Fahrkahrten zu bewegen können 10 Minuten schon denkbar knapp sein.

Havel-Oder-Tour am 18.04.2010

Die Züge waren (erwartungsgemäß) relativ voll, allerdings alles noch im erträglichen Bereich. Mit nur wenigen Minuten Versprätung erreichten wir Berlin Südkreuz, wo jeder in seine Richtung weiterfuhr.

Eine nette Tour, der erste Tag mit Sonnenbrand in diesem Jahr und wegen des kreativen Routing auch wieder mit einem Hauch Abenteuer verbunden.

Eindrücke von der Tour

Kleiner Besuch bei Einstein

Der Sonntag war grau und wolkenverhangen, kein Wetter, das unbedingt einläd eine Radtour zu machen. Der vorige Abend war schon lang gewesen – und weil ich Geld und Monatskarte zu Hause vergessen hatte mußte ich mitten in der Nacht mit dem T300 aus Wannsee nach Hause radeln.

Dennoch entschloss ich mich gemeinsam mit Manuel einen kleinen Ausflug zu machen wir erkoren Caputh als Zielort aus. Caputh liegt von mir aus kurz hinter Potsdam, die Strecke ist schön und führt ab Potsdam am Wasser entlang – größtenteils auf einem gut fahrbaren Radweg neben einer ohnehin nicht stark befahrenen Straße, jedenfalls bei diesem Wetter.

Schon beim Treffen in Dahlem-Dorf fielen vereinzelte Regentropfen, doch nichts, was wirklich schlimm war, noch nichtmal in einer Art, daß Regenklamotten nötig gewesen wären. Wir fuhren über die Argentinische Alle, Mexikoplatz, Nikolassee und Wannsee hinaus. Dank meiner Trainingseinheiten stellten der Schäferberg kein bemerkenswertes Hindernis mehr dar, ich fuhr ihn einfach hinauf.

In Potsdam neben dem Hauptbahnhof stellte die echte Wegeführung im Park eine, zugegeben kleine, Herausforderung dar – korrellierte allerdings besser mit der OSM Karte als mit meiner Interpretation derselben, wie ich am Ende feststellte. Hinter der Baustelle am Hauptbahnhof ging es dann (regelgerecht auf einer radspur) in entgegengesetzter Richtung durch eine Einbahnstraße. Leider hatten nicht alle entgegenkommenden Radler das System verstanden und benutzten unsere und nicht ihre Radspur, aber auch das meisterten wir.

Entlang des Templiner Sees fuhren wir nach Caputh, wo uns Manuels Freundin bereits erwartete, wenn auch auf der anderen Seite der Fähre. Da wir aber im gemütlichen Fährhaus Caputh einkehren wollten, kam sie herüber. Wir aßen Fisch und verleibten uns ob der geleisteten und kommenden körperlichen Anstrengung natürlich noch einen Nachtisch ein, dann ging es mit der Fähre auf die andere Seite und wir folgten alsbald dem R1 wieder in Richtung Potsdam. Um möglichst wenige Wege doppelt zu fahren durchquerten wir die Potsdamer Innenstadt und schlängelten uns entlang kleiner Straßen, teilweise auf Kopsteinpflaster, neben dem Heiligen See zum Jungefernsee hindurch. Gleich hinter der Glienicker Brücke fuhren wir wieder von der Königstraße ab auf R1, der hier dem Mauerweg folgt. In Moorlake entschieden wir uns weiter am Wasser zu fahren bis zur Pfaueninselfähre. Anschließend fuhren wir in aufkommender Dunkelheit gemütlich den Kronprinzessinnenweg ab, bogen am Auerbachtunnel durch Grunewald nach Dahlem ab und trennten uns kurz hinter dem Roseneck, wo jeder nur noch wenige Kilometer bis nach Hause hatte.

Ein paar Tropfen gab es, naß geworden sind wir aber nicht wirklich. Und das ganze grau konnte uns auch nichts anhaben, ebenso nicht die Temperaturen, die zum Ende bei nur noch ca. 7°C lagen. Spaß hat es auf jeden Fall gemacht.

Tour nach Caputh 11.04.2010