Mittwoch, 24.08.2011 - 12:37
Die Diskrepanz zwischen Managerspielzeug und Technikeralltag
Die Technik entwickelt sich weiter -
und das ist auch gut so. Aber bisweilen schlägt sie dabei
Pfade ein, die zwar anfangs gut erscheinen, sich in der
täglichen Praxis jedoch als mindestens holprig erweisen. Es
gibt dann bune Werbeprospekte, beeindruckende Vorführungen in
Umgebungen, in denen sich die Entscheidungsträger zu Hause
fühlen (das heißt heute: Webbrowser) und mit Argumenten,
die meist auf den Preis hinauslaufen. Alles wird bunter, besser,
einfacher.
Technisch gesehen werden die Dinge dabei komplexer. Und komplexer heißt, daß es mehr Stellen gibt, die kaputt gehen und weniger, an denen man eingreifen kann.
Virtualisierung ist eines dieser Monster. Die Idee dahinter klingt zunächst gut: Resourcen besser nutzen, weniger Hardware, Server lassen sich leichter von einer auf eine andere Hardware migrieren. Die Realität ist aber eine andere: Es entsteht ein Wildwuchs virtueller Maschinen, weil es ja gefühlt nichts kostet und so schnell und einfach geht. Virtualisierung und Resourcenzuweisung ist komplex und immer wieder anfällig für Fehler, so daß sich die Probleme auf jeder Stufe vervielfachen. Die Hauptarbeit bei der Administration besteht ohnehin in der Softwarepflege auf den Maschinen, das auseinanderdriften der Versionsstände und der administrative Aufwand wird auf virtuelen Maschinen nicht geringer, der Imapct bei Updateproblemen auf den darunterliegenden Hosts aber umso gewaltiger. Die Fehlersuche wird erheblich aufwändiger, weil sie in viel mehr ayern stattfindet. Und die riesigen Maschinen, die gebraucht werden, um eine handvoll (habwegs ausgelasteter) Server zu ersetzen sind am Ende oft auch weder billiger noch sparsamer.
Remote Management ist die nächste Geschichte. Früher gab es dafür einen seriellen Terminalserver und Masterswitches, Steckdosen mit Administrationsoberfläche. In aller Regel reichte eine kleine Kaskade von ssh Zugängen aus, um selbst vom Handy aus eine maschine neu zu starten und auf ihre Konsole zu kommen. heute gibt es Remote Management Karten. Über eine Weboberfläche gibt es Javabasierte Konsolen. Ich brauche ein VPN, einen Javafähigen Browser und viel Glück, daß das komplexe Remote-management-Modul (ein kleiner Rechner in sich) nicht gerade wieder mal selbst irgendeinen Fehler oder irgendein Problem hat. Mit dem seriellen terminalserver liefen die Konsolen aller wichtigen Maschinen innerhalb eines screens auf einer Verwaltungskiste zusammen, das ganze wurde noch in eine Datei geloggt. Wenn irgendein fehler auftrat, konnte ich in dieser dann einfach zurückscrollen und nachschauen. Heute geht auf der Remote-Management-Karte der VGA-Screensaver an und ich kann nichts sehen, bevor ich den Host resette. Mit viel Glück kann ich eine serielle Konsole simulieren, an die ich per ssh rankomme - daß sich diese so einfach und automatisiert loggen läßt ist aber ohne erheblichen Aufwand kaum darstellbar, da es spätestens an mangelnder Key-Authentication scheitert, wenn wegen eines Updates des Management-Moduls mal wieder die Verbindung zusammenbrach...
Wir sollten uns ein Beispiel an der Raumfahrt nehmen. Das Space Shuttle war das faszinierendste Weltraumfahrzeug, das die Menschheit bisher erschaffen hat. Aber es war komplex, fehleranfällig und dadurch letztenendes unsicher. Das russische Sojus-System ist bei weitem weniger komplex, aber es flog vor dem Space Shuttle und ist heute das einzige System, was Menschen zur ISS befördern kann. Es kann viele Dinge nicht, die mit dem Space Shuttle möglich waren, das ist unbestritten, aber es erfüllt zuverlässig seine Grundaufgabe: Es transportiert Menschen in den Weltraum und wieder zurück.
Technisch gesehen werden die Dinge dabei komplexer. Und komplexer heißt, daß es mehr Stellen gibt, die kaputt gehen und weniger, an denen man eingreifen kann.
Virtualisierung ist eines dieser Monster. Die Idee dahinter klingt zunächst gut: Resourcen besser nutzen, weniger Hardware, Server lassen sich leichter von einer auf eine andere Hardware migrieren. Die Realität ist aber eine andere: Es entsteht ein Wildwuchs virtueller Maschinen, weil es ja gefühlt nichts kostet und so schnell und einfach geht. Virtualisierung und Resourcenzuweisung ist komplex und immer wieder anfällig für Fehler, so daß sich die Probleme auf jeder Stufe vervielfachen. Die Hauptarbeit bei der Administration besteht ohnehin in der Softwarepflege auf den Maschinen, das auseinanderdriften der Versionsstände und der administrative Aufwand wird auf virtuelen Maschinen nicht geringer, der Imapct bei Updateproblemen auf den darunterliegenden Hosts aber umso gewaltiger. Die Fehlersuche wird erheblich aufwändiger, weil sie in viel mehr ayern stattfindet. Und die riesigen Maschinen, die gebraucht werden, um eine handvoll (habwegs ausgelasteter) Server zu ersetzen sind am Ende oft auch weder billiger noch sparsamer.
Remote Management ist die nächste Geschichte. Früher gab es dafür einen seriellen Terminalserver und Masterswitches, Steckdosen mit Administrationsoberfläche. In aller Regel reichte eine kleine Kaskade von ssh Zugängen aus, um selbst vom Handy aus eine maschine neu zu starten und auf ihre Konsole zu kommen. heute gibt es Remote Management Karten. Über eine Weboberfläche gibt es Javabasierte Konsolen. Ich brauche ein VPN, einen Javafähigen Browser und viel Glück, daß das komplexe Remote-management-Modul (ein kleiner Rechner in sich) nicht gerade wieder mal selbst irgendeinen Fehler oder irgendein Problem hat. Mit dem seriellen terminalserver liefen die Konsolen aller wichtigen Maschinen innerhalb eines screens auf einer Verwaltungskiste zusammen, das ganze wurde noch in eine Datei geloggt. Wenn irgendein fehler auftrat, konnte ich in dieser dann einfach zurückscrollen und nachschauen. Heute geht auf der Remote-Management-Karte der VGA-Screensaver an und ich kann nichts sehen, bevor ich den Host resette. Mit viel Glück kann ich eine serielle Konsole simulieren, an die ich per ssh rankomme - daß sich diese so einfach und automatisiert loggen läßt ist aber ohne erheblichen Aufwand kaum darstellbar, da es spätestens an mangelnder Key-Authentication scheitert, wenn wegen eines Updates des Management-Moduls mal wieder die Verbindung zusammenbrach...
Wir sollten uns ein Beispiel an der Raumfahrt nehmen. Das Space Shuttle war das faszinierendste Weltraumfahrzeug, das die Menschheit bisher erschaffen hat. Aber es war komplex, fehleranfällig und dadurch letztenendes unsicher. Das russische Sojus-System ist bei weitem weniger komplex, aber es flog vor dem Space Shuttle und ist heute das einzige System, was Menschen zur ISS befördern kann. Es kann viele Dinge nicht, die mit dem Space Shuttle möglich waren, das ist unbestritten, aber es erfüllt zuverlässig seine Grundaufgabe: Es transportiert Menschen in den Weltraum und wieder zurück.
Dienstag, 22.02.2011 - 00:41
Sehr geehrter Herr (Dr.) zu Guttenberg
Offener Brief
Sehr geehrter Herr (Dr.) zu Guttenberg,
vorweg: Ich verwende den Doktortitel in der Anrede, auch wenn ich nicht mehr glaube, daß er Ihnen zusteht. Sie selbst wollen "auf das Führen des Titels verzichten" - meiner beschiedenen Meinung als Nicht-Jurist nach liegt das nicht in Ihren Händen: darüber haben andere zu entscheiden.
Ihre Erklärungen zum Thema, die am Freitag und erst recht die heutige empfinde ich als Zumutung. Sie haben jahrelang an dieser Doktorarbeit gesessen und sie müssen sich ein Wochenende damit beschäftigen, um die gemachten Fehler zu erkennen? Ich selbst bin kein Akademiker, aber diverse meiner Freunde haben ihren Doktortitel. Einige haben ihre Arbeit als junge Familienväter geschrieben, mußten ihre Familie ernähren mit ihrer Arbeit. Und diese Zeit, die Entbehrungen, die Belastung für die Familien und Freunde hat und wird keiner von diesen vergessen, genausowenig wie den Inhalt ihrer Arbeit und wie er zustandekam. Ich habe keine Umfrage gestartet, aber ich bin mir sicher, keiner von meinen Freunden müßte lange darüber nachdenken, wenn er sich mit solchen Vorwürfen konfrontiert sähe. Denn meine Freunde haben ein Gewissen. Hätte einer von ihnen derartige Fehler wie sie Ihnen vorgeworfen werden in ihrer Arbeit, er wüßte es, weil er bis heute nicht schlafen könnte.
Und überhaupt: Fehler! Ich habe mir einige der bekannten Stellen, um die es bei den Vorwürfen gegen Sie geht, angeschaut. Beim besten Willen, aber es fällt mir schwer, an Versehen zu glauben. Den "Überblick verloren"? Ich habe lang genug in der Schule und in der Uni verbracht, um Grundzüge des Zitierens zu kennen. Leicht veränderte Passagen, umgestellte Sätze sind nicht gerade ein Zeichen dafür, daß hier nur die ein oder andere Fußnote fehlt. Und wenn auch nur 10% der Stellen sich bei näherer Prüfung als problematisch erweisen würden, wäre das fernab dessen, was ich noch als Fehler - sprich ohne Vorsatz - durchgehen lassen würde.
Desweiteren ist da noch das, was andere "Krisenmanagement" Ihrerseits nennen. Für mich ist das ein Einblick in Ihre Denkweise, in Ihren Charakter. Sie haben Ihrer Karriere die ein oder andere Karriere ihrer Untergebenen geopfert, im aktuellen Falle des Kapitän Schatz wohl einen ganzen Lebenstraum. Ohne auf endgültige Ergebnisse zu warten, ohne eine solche Last an Beweisen, wie sie derzeit gegen Sie vorliegt. Anstatt sich hinter ihre Mitarbeiter oder Soldaten zu stellen, haben Sie auf deren Kosten Politik gemacht, eine Politik, die nicht dem Land, sondern im wesentlichen Ihrer Person diente. Und Sie sind nicht bereit, die gleichen Maßstäbe an sich selbst anzulegen. Das finde ich mehr als bedenkliche Charakterzüge für jemanden, der als Bundesminister der Verteidigung Menschen in potentiell gefährliche Situationen, letztlich auch in den Tod schickt.
Wenn Sie noch immer einen Rücktritt ausschließen, dann machen Sie sich eines klar: Ein Arbeitnehmer, womöglich in einer Führungsposition, dessen Arbeitgeber mit den gleichen Vorwürfen konfrontiert würde, sähe sich wohl folgender Situation gegenüber: Der Personalleiter erörtert die Vorwürfe und bietet, solange es nur Vorwürfe und keine endgültige Klärung (z.B. durch Entziehung der Doktorwürde) gibt, an zu kündigen, falls die Vorwürfe der Wahrheit entsprechen. Kündigen Sie nicht und die Vorwürfe bewahrheiten sich, dann würden Sie sich einer frislosen Kündigung ausgesetzt sehen - unabhängig von der Tatsache, ob der Doktortitel fachlich ihre Arbeit betrifft oder nicht, wäre das Vetrauensverhältnis an dieser Stelle wohl nachhaltig gestört. Als Bundesminister haben Sie zwar keinen klassischen Arbeitgeber, aber bedenken Sie: Ihr Arbeitgeber bin ich. Und mit mir Millionen andere Bürger dieses Landes. Das Volk ist der Souverän. Und da ist es mir persönlich zunächst mal hinreichend egal, was ihre Parteifreunde oder sogar die Kanzlerin sagen. Das sollte Ihnen der hoffentlich verbliebene Rest Ihrer Ehre gebieten, jetzt die Konsequenzen zu ziehen.
In den letzten Tagen wurde der Vorwurf einer Hetzkampagne, einer Treibjagd laut. Schuld sind "die Medien". Auch hier muß ich widersprechen. Nach einem Anfangsverdacht weiterzuforschen ist ganz normal. Und Ihre Nicht-Reaktion, Ihre ungeheure Ignoranz hat mit großer Sicherheit dazu beigetragen, den Jagdinstinkt einiger Menschen erst richtig anzuregen - ebenso wie ihre jahrelange Selbstinszenierung sie natürlich als lohnendes Ziel in Stellung gebracht hat. Die Medien, die Sie selbst so gerne für sich nutzten, die wenden sich jetzt gegen Sie. Und dennoch muß ich sagen, es ist falsch, Plattformen wie GuttenPlag anzuprangern - anzuprangern ist die Tatsache, daß soetwas nötig war, weil sie zum einen die Grundlage lieferten und zum anderen in dem Moment, als der Stein im Rollen war nicht die Größe besaßen, zu den Vorwürfen korrekt Stellung zu nehmen. Haben Sie wirklich geglaubt, daß sich das aussitzen ließe? Oder wollten Sie aus rein politischen Gründen wenigstens die Hamburg-Wahl abwarten - was wenigstens Ihren Parteifreunden, wenn auch nicht der eigenen Karriere geschuldet wäre.
Und noch etwas möchte ich Ihnen zu Bedenken geben: Sie lenken mit Ihrem Verhalten den Blick auch auf die Uni Bayreuth. Die bayerischen Landesuniversitäten als Kaderschmieden der CSU. Schon ab und zu kam dieses Thema am Rande auf, aber bei so einem eklatanten Fall - immerhin wurde Ihrer Arbeit mit der besten aller möglichen Noten bewertet - muß der Blick zwangsweise auf die Verquickungen zwischen Politik und Hochschule gehen. Ich bin mir sicher, daß eine direkte Einflußnahme weder stattfand noch nötig war. Aber ich bin mir fast genauso sicher, daß bei der Bewertung Ihrer Arbeit nicht nur bzw. nicht primär die kritische und ordentliche Prüfung ihres Inhalts und ihrer Form die Grundlage waren. Und das beschädigt, sozusagen als Kollateralschaden, auch den Ruf dieser Universität und des Fachbereichs.
Und all dies nur für ihr Ego.
Mit freundlichen Grüßen
Oliver Brandmüller
Sehr geehrter Herr (Dr.) zu Guttenberg,
vorweg: Ich verwende den Doktortitel in der Anrede, auch wenn ich nicht mehr glaube, daß er Ihnen zusteht. Sie selbst wollen "auf das Führen des Titels verzichten" - meiner beschiedenen Meinung als Nicht-Jurist nach liegt das nicht in Ihren Händen: darüber haben andere zu entscheiden.
Ihre Erklärungen zum Thema, die am Freitag und erst recht die heutige empfinde ich als Zumutung. Sie haben jahrelang an dieser Doktorarbeit gesessen und sie müssen sich ein Wochenende damit beschäftigen, um die gemachten Fehler zu erkennen? Ich selbst bin kein Akademiker, aber diverse meiner Freunde haben ihren Doktortitel. Einige haben ihre Arbeit als junge Familienväter geschrieben, mußten ihre Familie ernähren mit ihrer Arbeit. Und diese Zeit, die Entbehrungen, die Belastung für die Familien und Freunde hat und wird keiner von diesen vergessen, genausowenig wie den Inhalt ihrer Arbeit und wie er zustandekam. Ich habe keine Umfrage gestartet, aber ich bin mir sicher, keiner von meinen Freunden müßte lange darüber nachdenken, wenn er sich mit solchen Vorwürfen konfrontiert sähe. Denn meine Freunde haben ein Gewissen. Hätte einer von ihnen derartige Fehler wie sie Ihnen vorgeworfen werden in ihrer Arbeit, er wüßte es, weil er bis heute nicht schlafen könnte.
Und überhaupt: Fehler! Ich habe mir einige der bekannten Stellen, um die es bei den Vorwürfen gegen Sie geht, angeschaut. Beim besten Willen, aber es fällt mir schwer, an Versehen zu glauben. Den "Überblick verloren"? Ich habe lang genug in der Schule und in der Uni verbracht, um Grundzüge des Zitierens zu kennen. Leicht veränderte Passagen, umgestellte Sätze sind nicht gerade ein Zeichen dafür, daß hier nur die ein oder andere Fußnote fehlt. Und wenn auch nur 10% der Stellen sich bei näherer Prüfung als problematisch erweisen würden, wäre das fernab dessen, was ich noch als Fehler - sprich ohne Vorsatz - durchgehen lassen würde.
Desweiteren ist da noch das, was andere "Krisenmanagement" Ihrerseits nennen. Für mich ist das ein Einblick in Ihre Denkweise, in Ihren Charakter. Sie haben Ihrer Karriere die ein oder andere Karriere ihrer Untergebenen geopfert, im aktuellen Falle des Kapitän Schatz wohl einen ganzen Lebenstraum. Ohne auf endgültige Ergebnisse zu warten, ohne eine solche Last an Beweisen, wie sie derzeit gegen Sie vorliegt. Anstatt sich hinter ihre Mitarbeiter oder Soldaten zu stellen, haben Sie auf deren Kosten Politik gemacht, eine Politik, die nicht dem Land, sondern im wesentlichen Ihrer Person diente. Und Sie sind nicht bereit, die gleichen Maßstäbe an sich selbst anzulegen. Das finde ich mehr als bedenkliche Charakterzüge für jemanden, der als Bundesminister der Verteidigung Menschen in potentiell gefährliche Situationen, letztlich auch in den Tod schickt.
Wenn Sie noch immer einen Rücktritt ausschließen, dann machen Sie sich eines klar: Ein Arbeitnehmer, womöglich in einer Führungsposition, dessen Arbeitgeber mit den gleichen Vorwürfen konfrontiert würde, sähe sich wohl folgender Situation gegenüber: Der Personalleiter erörtert die Vorwürfe und bietet, solange es nur Vorwürfe und keine endgültige Klärung (z.B. durch Entziehung der Doktorwürde) gibt, an zu kündigen, falls die Vorwürfe der Wahrheit entsprechen. Kündigen Sie nicht und die Vorwürfe bewahrheiten sich, dann würden Sie sich einer frislosen Kündigung ausgesetzt sehen - unabhängig von der Tatsache, ob der Doktortitel fachlich ihre Arbeit betrifft oder nicht, wäre das Vetrauensverhältnis an dieser Stelle wohl nachhaltig gestört. Als Bundesminister haben Sie zwar keinen klassischen Arbeitgeber, aber bedenken Sie: Ihr Arbeitgeber bin ich. Und mit mir Millionen andere Bürger dieses Landes. Das Volk ist der Souverän. Und da ist es mir persönlich zunächst mal hinreichend egal, was ihre Parteifreunde oder sogar die Kanzlerin sagen. Das sollte Ihnen der hoffentlich verbliebene Rest Ihrer Ehre gebieten, jetzt die Konsequenzen zu ziehen.
In den letzten Tagen wurde der Vorwurf einer Hetzkampagne, einer Treibjagd laut. Schuld sind "die Medien". Auch hier muß ich widersprechen. Nach einem Anfangsverdacht weiterzuforschen ist ganz normal. Und Ihre Nicht-Reaktion, Ihre ungeheure Ignoranz hat mit großer Sicherheit dazu beigetragen, den Jagdinstinkt einiger Menschen erst richtig anzuregen - ebenso wie ihre jahrelange Selbstinszenierung sie natürlich als lohnendes Ziel in Stellung gebracht hat. Die Medien, die Sie selbst so gerne für sich nutzten, die wenden sich jetzt gegen Sie. Und dennoch muß ich sagen, es ist falsch, Plattformen wie GuttenPlag anzuprangern - anzuprangern ist die Tatsache, daß soetwas nötig war, weil sie zum einen die Grundlage lieferten und zum anderen in dem Moment, als der Stein im Rollen war nicht die Größe besaßen, zu den Vorwürfen korrekt Stellung zu nehmen. Haben Sie wirklich geglaubt, daß sich das aussitzen ließe? Oder wollten Sie aus rein politischen Gründen wenigstens die Hamburg-Wahl abwarten - was wenigstens Ihren Parteifreunden, wenn auch nicht der eigenen Karriere geschuldet wäre.
Und noch etwas möchte ich Ihnen zu Bedenken geben: Sie lenken mit Ihrem Verhalten den Blick auch auf die Uni Bayreuth. Die bayerischen Landesuniversitäten als Kaderschmieden der CSU. Schon ab und zu kam dieses Thema am Rande auf, aber bei so einem eklatanten Fall - immerhin wurde Ihrer Arbeit mit der besten aller möglichen Noten bewertet - muß der Blick zwangsweise auf die Verquickungen zwischen Politik und Hochschule gehen. Ich bin mir sicher, daß eine direkte Einflußnahme weder stattfand noch nötig war. Aber ich bin mir fast genauso sicher, daß bei der Bewertung Ihrer Arbeit nicht nur bzw. nicht primär die kritische und ordentliche Prüfung ihres Inhalts und ihrer Form die Grundlage waren. Und das beschädigt, sozusagen als Kollateralschaden, auch den Ruf dieser Universität und des Fachbereichs.
Und all dies nur für ihr Ego.
Mit freundlichen Grüßen
Oliver Brandmüller
Samstag, 18.09.2010 - 21:37
Geballte Inkompetenz in Brandenburg
Der Spiegel unterstellt der Polizei
in Brandenburg schwere Fehler bei der Suche dem Laptop des
Innenministers, der Ende 2009 gestohlen wurde. Das Gerät sei
nun angeblich in der Hand irgendeiner Motorrad-Gang, die
Informationen gesichtet hat und versucht, diese der Presse zu
verkaufen. Die Polizei habe es versäumt, Zeugen zu befragen
und andere Fehler bei der Ermittlung gemacht.
Entschuldigung, lieber Spiegel, aber das ist kompletter Blödsinn. Wenn ein Mitglied der Landesregierung, dessen Aufgabenbereich die innere Sicherheit ist, sich einen Laptop aus einem Auto klauen läßt, dann ist das grundsätzlich schonmal ein fatal schlampiger Umgang mit wertvollen Geräten. Wenn geheime Daten - und um solche muß es sich ja wohl handeln, wenn man sie verkaufen will - überhaupt geschützte Bereiche verlassen können, dann ist das ein großes Problem im Umgang mit diesen Daten. Wenn außerdem diese Daten offenbar nichteinmal adäquat verschlüsselt waren, dann ist im für Sicherheit zuständigen Ministerium ein gehöriges Maß an Inkompetenz zu sehen. An jeder anderen Stelle, in jeder noch so kleinen Firma wären schwerwiegende personelle Konsequenzen die Folge, wenn jemand auf so eine Art Firmengeheimnisse nach außen dringen läßt.
Nur wenn das einem für Sicherheit zuständigen Minister passiert, dann sieht man das Problem darin, daß die Polizei ein paar Zeugen wegen eines Gerätes von ein paar hundert Euro nicht befragt hat, nachdem sowieso schon alles von anderen Leuten versaut war (und es eh zu spät gewesen wäre).
Entschuldigung, lieber Spiegel, aber das ist kompletter Blödsinn. Wenn ein Mitglied der Landesregierung, dessen Aufgabenbereich die innere Sicherheit ist, sich einen Laptop aus einem Auto klauen läßt, dann ist das grundsätzlich schonmal ein fatal schlampiger Umgang mit wertvollen Geräten. Wenn geheime Daten - und um solche muß es sich ja wohl handeln, wenn man sie verkaufen will - überhaupt geschützte Bereiche verlassen können, dann ist das ein großes Problem im Umgang mit diesen Daten. Wenn außerdem diese Daten offenbar nichteinmal adäquat verschlüsselt waren, dann ist im für Sicherheit zuständigen Ministerium ein gehöriges Maß an Inkompetenz zu sehen. An jeder anderen Stelle, in jeder noch so kleinen Firma wären schwerwiegende personelle Konsequenzen die Folge, wenn jemand auf so eine Art Firmengeheimnisse nach außen dringen läßt.
Nur wenn das einem für Sicherheit zuständigen Minister passiert, dann sieht man das Problem darin, daß die Polizei ein paar Zeugen wegen eines Gerätes von ein paar hundert Euro nicht befragt hat, nachdem sowieso schon alles von anderen Leuten versaut war (und es eh zu spät gewesen wäre).
Mittwoch, 03.03.2010 - 16:58
Gone for good ... Vorratsdaten
Ich habe soeben 30 Gigabyte
komprimierte (etwa 270 GB reale Daten) gelöscht. Das war neben
der Klatsche für die Amateur-Riege von Gesetzgebern am
gestrigen Tage eine wirkliche Wohltat in dieser Woche. Schade,
daß solche Dinge erst an der allerletzten Hürde
scheitern. Gut, daß es diese letzte Hürde noch
gibt.
Donnerstag, 11.02.2010 - 09:53
Gedankenspiele...
Bisher hab ich ja imemr meine
Hardware selbst gekauft und irgendwo untergestellt. Aber die
Services auf meinen privaten Rechnern werden immer
vielfältiger und so stellt sich die Frage, dort etwas zu
diversifizieren. Nunja, noch eine Kiste danebenstellen ist wegen
einer netten Hardwarespende schon in Arbeit, die wird aber vor
allem die vorhandene um ein paar Backend-Aufgaben (namentlich MySQL
oder Mail, weiß ich noch nicht) entlasten. Aber ab und zu ist
es praktisch, wenn man noch Backup-Services auf einer abgetrennten
Maschine hat, die nicht im eigenen Konglumerat steht und vielleicht
auch in einem Netzsegment. Da kommt es mir natürlich gelegen,
daß man bei meinem Arbeitgeber jetzt auch Rootserver mieten
kann, auch mit zwei Platten und genügend RAM. Ideal für
ein abgesetztes Nagios und ähnliche Spielchen.
Donnerstag, 04.02.2010 - 15:05
Security by Publicity
Mein neues Fernsehgerät bietet
die Möglichkeit, gewisse EInstellungen und Programme per PIN
zu schützen. Nun gehört es zu den Eigenheiten des
gemeinen Benutzers, eine solche festgelegte PIN dann auch gerne mal
zu vergessen. Damit dann nicht der ausgebildete Fernsehtechniker
anrücken muß, gibt es im Handbuch (frei im Internet
verfügbar) in den FAQ folgenden Hinweis:
Was kann ich unternehmen, wenn ich die PIN vergessen habe?
Verwenden Sie die Master-PIN 1276 und geben Sie dann eine PIN Ihrer Wahl ein. Stellen Sie sicher, dass sonst niemand die Master-PIN nutzt, indem Sie die Bedienungsanleitung weglegen.
Was kann ich unternehmen, wenn ich die PIN vergessen habe?
Verwenden Sie die Master-PIN 1276 und geben Sie dann eine PIN Ihrer Wahl ein. Stellen Sie sicher, dass sonst niemand die Master-PIN nutzt, indem Sie die Bedienungsanleitung weglegen.
Montag, 01.02.2010 - 17:34
Wunderheilung
Eine nette WD Raptor 10krpm SATA
73,4GB Disk:
Die spontane Wunderheilung wurde durch komplettes dd'en der Platte ausgelöst (was dann in der Folge vermutlich zum Sector remapping führte). Die Platte ist aus der Garantie raus, in ein Produktionssystem kommt die mir nicht mehr. Aber als Spoolspace für irgendwelche unwichtigeren Dinge dürfte die noch ganz gute Dienste leisten.
Num Test_Description Status Remaining LifeTime(hours) LBA_of_first_error # 1 Extended offline Completed without error 00% 600 - # 2 Short offline Completed without error 00% 599 - # 3 Extended offline Completed: read failure 10% 598 144523362 # 4 Short offline Completed: read failure 10% 598 144523362 # 5 Short offline Completed: read failure 10% 598 144523362
Die spontane Wunderheilung wurde durch komplettes dd'en der Platte ausgelöst (was dann in der Folge vermutlich zum Sector remapping führte). Die Platte ist aus der Garantie raus, in ein Produktionssystem kommt die mir nicht mehr. Aber als Spoolspace für irgendwelche unwichtigeren Dinge dürfte die noch ganz gute Dienste leisten.
Montag, 01.02.2010 - 11:28
Das ganze Leben ist ein Spiel...
Ich lese gerade bei
heise folgenden lustigen Teaser:
Wer seine Steuererklärung per ELSTER über das Internet vor dem 31. Mai einreicht, kann in einigen Bundesländern an der Verlosung von Sachpreisen teilnehmen.
Wird die nächste Bundesregierung dann vielleicht auch einfach bei RTL2 gecastet? Können wir demnächst Leute per SMS Gewinnspiel aus Gefängnissen rauswählen?
Wer seine Steuererklärung per ELSTER über das Internet vor dem 31. Mai einreicht, kann in einigen Bundesländern an der Verlosung von Sachpreisen teilnehmen.
Wird die nächste Bundesregierung dann vielleicht auch einfach bei RTL2 gecastet? Können wir demnächst Leute per SMS Gewinnspiel aus Gefängnissen rauswählen?
Montag, 18.01.2010 - 12:19
Bananen, überall Bananen
Die FDP biedet sich bei den Hoteliers
an und stellt STeuergeschenke in Aussicht. Es zeichnet sich im
Wahlkampf die Möglichkeit einer Schwarz-Gelben Koalition ab.
Die FDP und die CSU werden aus dem Hotelgewerbe mit umfangreichen
Parteispenden bedacht. Kurz nach Amtsantritt der Koalition wird aus
heiterem Himmel die Senkung des Mehrwertsteuersatzes für
Hotelübernachtungen beschlossen.
Der FDP-Chef findet es "absurd", hier einen Zusammenhang zu sehen.
Und die Opposition verlangt die Rückzahlung der Spende, nicht etwa die Rücknahme der umstrittenen Entscheidung. Ist ja auch klar, dem Lobbyverband, der einem selbst in Zukunft vielleicht auch mal ein wenig Geld rüberwachsen läßt, dem pißt man lieber nicht an Bein.
Ich glaub, ich investier in Bananen. Scheint ein großer Renner zu sein in dieser Republik.
Der FDP-Chef findet es "absurd", hier einen Zusammenhang zu sehen.
Und die Opposition verlangt die Rückzahlung der Spende, nicht etwa die Rücknahme der umstrittenen Entscheidung. Ist ja auch klar, dem Lobbyverband, der einem selbst in Zukunft vielleicht auch mal ein wenig Geld rüberwachsen läßt, dem pißt man lieber nicht an Bein.
Ich glaub, ich investier in Bananen. Scheint ein großer Renner zu sein in dieser Republik.
Freitag, 27.11.2009 - 20:25
Erstaunliche nichtmal-100-Tage Bilanz
Der Arbeitsminister Jung tritt
zurück, obwohl er sich völlig unschuldig fühlt, denn
ihm wurden ja die Berichte über die zivilen Opfer in seinem
Ministerium ja einfach vorenthalten. Spannend. Zum einen kann ich
mir kaum vorstellen, daß bei einer derart kritischen und stark
öffentlich diskutierten Aktion ausgerechnet der
Verteidigungsminister nichts von den Erkenntnissen der
Feldjäger wußte. Und wenn das wirklich so wahr,
dann ist das mindestens ein genauso guter Grund - denn dann
würde das eine erhebliche Unfähigkeit in Bezug auf eine
leitende Postion, zumal in so wichtigen Ämtern, bedeuten.
Nachfolgen wird Herrn Jung übrigens die Frau von der Leyen,
der man so ermöglicht, sich heimlich still und leise vor einer
drohende Schalppe ihrer Zensurvorhaben davonzuschleichen.
Womit wir auch schon beim nächsten spannenden Thema des Tages wären. Der Herr Koch hat erfolgreich einen mißliebigen Journalisten abgesägt, Herr Brender vom ZDF muß gehen. Kurz nach einer Wahl, kurz nach einem Regierungswechsel, wird eine leitende und richtungsbestimmende Personalie bei einem der größten Sender des Landes anders besetzt. So, wie man sich bei den von Verfassungs wegen unabhängigen Medien vorstellt. Wie zum Hohn tanzt die politische Elite heute Abend übrigens auf dem Bundespresseball. Schöner Zufall.
Beharrliches Schweigen von Seiten der Regierung zur Veröffentlichung erstaunlicher Passagen der Verträge zur LKW-Maut. Wer sich bisher gefragt hat, warum soetwas vor dem Steuerzahler, der den Hokus-Pokus ja schließlich bezahlt, dringend geheimgehalten werden mußte, der dürfte jetzt die Antwort finden. Da haben große Firmen, zufällig die Art von Firmen, die scheidenden Ministern und Staatssekretären auch gerne mal einen netten Posten zur Verfügung stellt, Konditionen bekommen, für die das Wort lukrativ kaum noch eine hinreichende Beschreibung darstellt. Von geradezu hirnerweichenden Details zu Gutachterprüfungen technischer Details mal abgesehen.
Und spannend wird auch die demnächst wohl fällige Erklärung, warum irgendwelche Amerikaner auf mein Konto schauen dürfen.
Somit geben allein die Themen dieser Woche schon einiges für eine erstaunliche 100-Tage-Bilanz unserer neuen Regierung her. Überrascht bin ich allerdings mitnichten.
Womit wir auch schon beim nächsten spannenden Thema des Tages wären. Der Herr Koch hat erfolgreich einen mißliebigen Journalisten abgesägt, Herr Brender vom ZDF muß gehen. Kurz nach einer Wahl, kurz nach einem Regierungswechsel, wird eine leitende und richtungsbestimmende Personalie bei einem der größten Sender des Landes anders besetzt. So, wie man sich bei den von Verfassungs wegen unabhängigen Medien vorstellt. Wie zum Hohn tanzt die politische Elite heute Abend übrigens auf dem Bundespresseball. Schöner Zufall.
Beharrliches Schweigen von Seiten der Regierung zur Veröffentlichung erstaunlicher Passagen der Verträge zur LKW-Maut. Wer sich bisher gefragt hat, warum soetwas vor dem Steuerzahler, der den Hokus-Pokus ja schließlich bezahlt, dringend geheimgehalten werden mußte, der dürfte jetzt die Antwort finden. Da haben große Firmen, zufällig die Art von Firmen, die scheidenden Ministern und Staatssekretären auch gerne mal einen netten Posten zur Verfügung stellt, Konditionen bekommen, für die das Wort lukrativ kaum noch eine hinreichende Beschreibung darstellt. Von geradezu hirnerweichenden Details zu Gutachterprüfungen technischer Details mal abgesehen.
Und spannend wird auch die demnächst wohl fällige Erklärung, warum irgendwelche Amerikaner auf mein Konto schauen dürfen.
Somit geben allein die Themen dieser Woche schon einiges für eine erstaunliche 100-Tage-Bilanz unserer neuen Regierung her. Überrascht bin ich allerdings mitnichten.