Am Freitag konnte ich sie abholen:
Meine Speedmachine! Seit der Probefahrt und der
Bestellung konnte ich diesen Zeitpunkt ja kaum noch erwarten. Am Freitag
Abend hatte ich wegen miesen Wetters und einer Geburtstagsfeier keine
Chance, eine Spritztour zu unternehmen - wenn man mal von den
fünfeinhalb Kilometern vom Laden nach Hause absieht.
Aber dann kam der Samstag. Mit schönstem Wetter und viel Zeit. Zunächst
mal habe ich mich auf einem Parkplatz etwas mit dem neuen Spielzeug
vertraut zu machen. Timo hat mich
dankenswerterweise begelitet, das gab doch gerade im Straßenverkehr
etwas Sicherheit. Am Ende des Tages hatte ich mehrals 63 Kilometer auf
dem Tacho - und die habe ich auf knappe 70 aufgerundet, indem ich abends
(natürlich nur zum Licht testen...) nochmal nach Steglitz gefahren bin,
auf eine Currywurst.
Am Sonntag habe ich Thomas im Merkwürdigen Viertel besucht, um ihm seine
Akkus zurückzugeben, das waren etwas mehr als 30 Kilometer, die Freude
von gestern rächte sich in der Feststellung, daß man als Liegeradfahrer
wirklich andere Muskeln benutzt als auf dem
Upright (wie
der Liegeradfahrer das normale Fahrrad nennt).
Das erste Wochenende hielt also ein paar Erfahrungen für mich bereit.
Neben der Feststellung mit den Muskeln konnte ich noch etwas anderes
verifizieren, was ich von anderen Liegeradlern vorher schon gelesen
habe: Meistens hat man Pech mit Standardzubehör. Ich hatte mir eine
schöne Tasche gekauft, die auf den Gepäckträger gehört. Passend für eine
Kamera und ein wenig anderen Kram. Funktioniert prima an meinem
Upright. Wegen des schmaleren Gepäckträgers mußte ich
improvisieren beim Befestigen an der
Speedmachine, aber so
richtig schön einfach und stabil war die Aktion dann nicht.
Am Samstag habe ich nur vereinzelte Reaktionen am Straßenrand
mitbekommen, ich habe mich vermutlich einfach zu sehr drauf
konzentriert, daß ich die
Speedmachine unter Kontrolle habe - und
nicht umgekehrt. Am Sonntag sah das anders aus. Kinder, die aufgeregt
ihren Müttern zurufen: "Da! Da! Das Fahrrad!!!". Menschen, die einen an
der Ampel mit neugierigen Fragen löchern. Winkende Menschen am
Wegesrand. Verstohlene Blicke. Jugendliche, die staunend neben mir
herfahren auf ihrem Baumarkt-Mountainbike - bis ich mal kurz in die
Pedale trete. Ein Spezialist am Nachbartisch vom Imbiß, der seinem
Kumpel sein geballtes Liegeradwissen darlegte - ich würd's mal
verbuchen unter
keine Ahnung, aber wenigstens 'ne Meinung. Und
ein Mädchen, das, als es mir auf dem Radweg entgegenkam, so sehr mit
Schauen beschäftigt war, daß sie einen kompletten Salto mit ihrem
Fahrrad über die Radwegkante drehte - zum Glück ist nicht wirklich viel
passiert außer einem kleinen Kratzer im Gesicht und so konnte ich
beruhigt weiterfahren.
Stadtverkehr kostet viel Konzentration und macht mich auch noch etwas
nervös. Und sind mit dem
Upright viele Radwege schon grenzwertig
bei der Benutzung - neben miserablem Zustand würde ich am liebsten öfter
mal schwungvoll den Planer um die Hindernisse seines Parcours' wickeln -
so ist die Situation mit dem Lieger noch angespannter. Die
Speedmachine ist breiter und nicht ganz so wendig. Sicherlich
wird das mit zunehmder Übung noch etwas besser werden, ich merk es ja
jetzt schon. Aber bei aller Übung der Welt, irgendwo gibt es rein
physikalische Grenzen. Und auch ein wenig Ärger über die Tatsache, daß
man offenbar Leute Radwege planen läßt, die noch nie mit einem Fahrrad
gefahren sind.