Danke, Friedbert!
Ich möchte Ihnen danken, Herr Pflüger! Sicher, Ihren Schritt, sich als
Spitzenkandidat der Berliner CDU zur Verfügung zu stellen, bewundere
ich. Das war mutig! In Ihrem Wahlkampf haben Sie sich dann ja auch alle
Mühe gegeben, Ihre Partei zum verdienten Ergebnis zu führen.
Aus dem Wahlkampf ihres Vorgängers als Spitzenkandidat der CDU in der
Hauptstadt, Frank Steffel, haben Sie sich ein besonderes Highlight
herausgesucht, das Bekenntnis zu einer anderen Stadt. Auch wenn Sie
dringend noch einmal an der Interpretation dieses schönen Grundthemas
arbeiten sollten - Steffel konnte das noch einen Zacken besser als Sie -
trifft es das Lebensgefühl und das Herz der Berliner, wenn Sie Ihrer
Heimat Hannover die Treue schwören - ungefragt am Ende eines Interviews.
Sagen Sie mir nur, wären Eier geflogen bei einem Ihrer Auftritte, hätten
Sie vielleicht mehr Vorlagen aufgegriffen und sich - den Zeiten angepaßt
- schnell hinter Frau Merkel in Sicherheit gebracht?
Ein großartiger Schritt bei der Mobilisierung Ihrer Stammwählerschaft
sind bestimmt auch Feststellungen, wie daß Sie in vielen Ihrer Ansichten
dem DGB näher seien als die SPD. Haben Sie geglaubt, einem Charismatiker
wie Herrn Wowereit damit Wähler klauen zu können ohne die eigenen zu
erschrecken?
Beim Thema Schließung des Flughafens Tempelhof muß man der CDU
zwar zu gute halten, daß Herr Diepgen sich - leider erfolglos - am Ende
seiner Amtszeit für den langfristigen Erhalt des Flughafens eingesetzt
hat. Aber hat nicht ein Schwarz-Roter Senat mit (deutlicher)
CDU-Mehrheit BBI auf den Weg gebracht und damit den Niedergang
Tempelhofs initiiert?
Schön auch, daß ihr sachlicher, nicht polemischer Wahlkampf, den Sie
versprachen, von den Aussagen Ihrer Kampagne ("Berlin kann mehr!", "Wir
schaffen das!") und einem Werbespot, der Herrn Wowereit als
Party-Bürgermeister düpieren sollte in hervorragender Weise unterstützt
wurde. Nebenbei wurden diffuse Ängste vor den vielen bösen Menschen in
der Stadt, mit denen Sie problemlos aufräumen würden, in Szene gesetzt.
Positives gab es von den beiden o.g. hohlen Phrasen abgesehen, nicht
wirklich vernehmbar zu hören.
Berlin kann mehr - 300.000 Arbeitslose! Sicher eine schlimme
Zahl. Allerdings liegt die Zahl absolut noch immer ein gutes Stück unter
300.000 und zudem ist sie absolut vergleichbar mit der Zahl der
Arbeitslosen zum Ende der Ära Diepgen. Die Arbeitslosenquote könnte mit
einer Tendenz der Besserung gedeutet werden. Und Themen wie Schuldenberg
und Neuverschuldung haben sicher einfach nur nicht mehr auf's Plakat
gepaßt.
Bezeichnend für das Vertrauen in die eigene Partei und den eigenen
Wahlkampf war dann auch Ihre Reaktion auf die ersten, recht genauen,
Hochrechnungen: Ein nocheinmal schlechteres Ergebnis als es Steffel 2001
eingefahren hatte kommentierte, ein Ergebnis, daß einen historischen
Tiefpunkt für Ihre Partei darstellt, kommentierten Sie mit den Worten:
Die CDU ist wieder da!
All diese Punkte, die mich davor bewahrten, mich mit einer CDU-Regierung
abfinden zu müssen, stimmen mich wirklich glücklich - ich danke Ihnen
von ganzem Herzen!
Nur eine Sache, die könnten Sie vielleicht noch besser machen, beim
nächsten mal. Anstatt ihre Wähler in die Frustration zu treiben und -
ganz undemokratisch - Wahlverweigerer werden zu lassen, raten Sie ihnen
doch lieber, ihr Kreuzchen bei den Grünen zu machen. Das verhindert
Rot-Rot am effektivsten und verhilft der Stadt zu einer stabilen
Regierung mit einer komfortablen Mehrheit - einer Situation, die diese
Stadt viel besser gebrauchen könnte in diesen schweren Zeiten.