Samstag, 10. August
Der Radweg an der B-Straße bis Kremmen ist gut fahrbar, hinter Kremmen bis Beetz wird es etwas ruhiger. Der anschließende kleine Wirtschaftsweg ist zwar trotz teilweise Plattenwegbauweise gut fahrbar, hat aber den kleinen Nachteil, für PKW freigegeben zu sein. Zwar herrscht kein dichter Verkehr, aber durch den engen Weg ist nicht jede Begegnung mit der landestypisch aggressiven Fahrweise eine dem Samstag Morgen angemessene Freude.
Die Fahrt durch Neuruppin selbst bringen wir so schnell wie möglich hinter uns, dann geht es auf die schon von der Tour nach der SPEZI 2013 bekannte Strecke nach Wittstock (Dosse). Wir wählen, wie schon beim letzten mal, wieder den Prignitz-Express-Radweg auf einem (harmlosen) Plattenweg bis Katerbow, lediglich zwischen Verlassen der Bahnstrecke bis zum Ortseingang Katerbow wird es etwas schottrig, dafür ist man abseits des PKW-Verkehrs unterwegs und spart auch ein paar Kilometer.
Die kleine Umfahrung von Herzsprung ist definitiv empfehlenswert, sie spart Kilometer und ist perfekt und ohne Autoverkehr zu fahren. In Wittstock (Dosse) suchen wir uns einen Supermarkt mit Bäcker für einen Snack. Obwohl es schon kurz vor Ladenschluss ist, werden wir freundlich bedient und können unsere Flaschen auffüllen und in aller Ruhe aufessen (und sogar die Toilette benutzen). Micha kauft im Supermarkt noch schnell Zahnbürste und andere Utensilien, die zur ungünstig frühen Abfahrtszeit am Morgen dann ungeplanterweise den Weg in die Tasche nicht mehr gefunden hatten.
In Nossentiner Hütte sehen wir ein Restaurant mit Biergarten. Der Wind ist komplett weg, die berühmte Ruhe vor dem Sturm, die graue Wand droht am Himmel mittlerweile sehr nahe. Wir kehren ein. Die Räder stehen sicher unter einem Dach, wir ziehen, als es nach kurzer Zeit anfängt heftig zu stürmen und zu regnen, mit Glas und Teller in die Innenräume um. Perfektes Timing für eine ordentliche Mittagspause, so einem Gewitter möchte man nicht unbedingt in freier Natur ausgesetzt sein, zumal nicht im auf der Strecke folgenden Wald ohne sinnvolle Schutzmöglichkeiten. Im Gasthof kommt eine Pumpe zum Einsatz, die das Wasser aus dem für solche Fälle zu klein dimensionierten in größere Abflüsse pumpt.
Wir treffen zeitweise wieder auf den D11 (Berlin-Kopenhagen-Radweg), fahren aber auch diverse Abkürzungen über die Landstraßen. Auf dem Radweg (wie sollte es anders sein!) einer Bundesstraße fahre ich mir dann allerdings einen riesigen Steinsplitter in den Reifen, so daß zunächst einmal Flicken angesagt ist. Ein Abendessen in Rostock (das eh nur für den Fall, daß wirklich alles glatt läuft drin gewesen wäre) ist damit nicht mehr möglich, aber unser zeitlicher Puffer ist groß genug, um nicht hetzen zu müssen.
Um kurz nach 21 Uhr treffen wir am Fährterminal ein, noch vor der Fähre. Diese legt pünktlich an, Unmengen von PKW und LKW rollen runter, bevor die wenigen Radfahrer fast als erste in den Bauch des großen Schiffes fahren dürfen. Wir beziehen unsere Kabine, duschen und schauen den vielen zur Hansesail einlaufenden Schiffen vom Deck aus zu, sowie einem Feuerwerk in Warnemünde. Nachdem die Huckleberry Finn die Mole passiert hat, gehen wir in unsere Kabine und legen uns schlafen. Der Wind hat die Ostsee aufgewühlt, so daß uns sanftes Schaukeln in den Schlaf wiegt.