Nach zwei Ruhetage ging es am Montag endlich weiter. Zwar war der Morgen noch kühl und die Feuchtigkeit der letzten Tage war in der Luft und der Regen der Nacht auf den Straßen, aber die Vorhersage war ausreichend gut und ich motiviert. Nicht einmal der aus Norden blasende Gegenwind könnte mir die Motivation nehmen, endlich wieder zu fahren.
Aus Heidelberg fuhr ich als nächstes grob entlang des Neckar bis Mannheim. Der Weg aus der Stadt war noch etwas hakelig, bald aber fuhr ich auf Wirtschaftwegen entlang der Straßenbahntrasse, später auf einem Radweg neben dem Neckar, der ein fast autofreies Durchqueren Mannheims erlaubt. Und sich später am Rhein fortsetzt.
Ich war derart im Flow, dass ich das Schild mit den Verkehrszeiten der Fähre über den Altrhein leider nur bis zu dem Punkt „ab 10 Uhr“ las – und die Einschränkung „Montag Ruhetag“ verpasste. Das merkte ich – wie zwei andere Radler – erst an der Fähre. Also ein ganzes Stück zurück und au einer teils interessanten Routenführung über die Umgehung per Brücke.
Weil sich auf der rechten Rheinseite der Eurovelo 15 sehr schlängelt, hatte ich meine Route über die Theodor-Heuss-Brücke gelegt. Für mich kein Problem, Radwandernde mit mehr Gepäck, mehrspurigen Fahrrädern oder Kinderanhängern sollte jedoch eine andere Rheinquerung nutzen. Auf steilen Treppen mit seitlichen Schieberinnen aus Metall geht es in die Mitte der zwei Autobahnfahrbahnen – ein Erlebnis für sich.
Auf der linken Seite angekommen erlebte ich den ersten kleinen Regenschauer. Nicht, nicht stark und es war mittlerweile so warm, dass ich auf Regenzeug verzichtete, aber feucht wurde es natürlich trotzdem. Die Schauer sollten mich bis Mainz immer wieder begleiten. Fährt man ihnen aber entgegen, dann sind sie, gerade bei so starkem Gegenwind, doch auch schnell vorbei.
An Worms führt die Route im Industriegebiet vorbei und danach kommt ersteinmal eine Weile kein Ort bzw. nur so kleine Orte, dass dort entweder nichts ist oder das Gasthaus montags Ruhetag hat. Und so kam die nächste Chance erst in Mainz. Dort liegt direkt an der Route aber eine gute Gelegenheit. Ich konnte bei leckeren Nudeln die letzten Regenschauer abwettern und buchte mir noch ein Hotel für die Nacht in Bingen am Rhein.
Der Weg nördlich aus Mainz heraus ist für den Radfahrer auf dem Eurovelo 15 eine Zumutung. Neben stark befahrenen Straßen auf viel zu engen in beide Richtungen freigegebenen benutzungspflichtigen Radwegen, teils sogar mit Wechsel der Straßenseite, quält man sich kilometerweise aus der Stadt, erst in Budernheim kamen wieder erträgliche ruhige Wege. Ab dort fuhr es sich aber weitgehend angenehm.
In Bingen am Rhein checkte ich im Hotel ein, duschte und besuchte für den Geschmack im Getränk am nächsten Tag den örtlichen Supermarkt. Anschließend spazierte ich zur Fähre nach Rüdesheim und kehrte dort in der Drosselgasse ein – echtes Touriprogramm. Aber als jemand, der in Berlin in der Nähe des Rüdesheimer Platzes wohnt, war das ein Pflichtbesuch. Natürlich gab es auch einen Wein aus der Region, selten bei mir an Fahrtagen.