Von Delfzijl nach Groningen
Nach dem Aufstehen hieß es ersteinmal, das Gepäck wieder reisefertig zu kriegen, bevor ich zum Frühstück nach unten ging. Das Buffet war nicht gerade Aufsehen erregend, aber es war alles da, was ein Radler zum Frühstück so braucht und ich konnte mich stärken.
Anchließend holte ich mein Rad aus dem Zimmer, dann das Gepäck und checkte aus. Die Dame an der Rezeption war erleichtert, als sie mich mit dem Fahrrad die Treppe runterkommen sah, da sie sich schon Sorgen gemacht hatte, wo es geblieben war (mich hatte sie beim Frühstück schon gesehen, die Sorge galt wohl also wirklich meinem Hab und Gut).
Als ich vor dem Hotel alle Taschen einhängte, das GPS startete und mich vorbereitete, traf ich ein paar Finnen, die auf Montage hier waren. Sie bestätigten mich in meinem gestrigen Entschluß, das Fahrrad auf’s Zimmer zu holen, indem sie erzählten, daß vor der Glastür abends wohl ein seltsamer Typ rumschlich und immer wieder mein Liegrad begutachtete. Verschlossen war die Tür wohl keineswegs.
Ich verabschiedete mich und fuhr los. Das Wetter sah zwar wechselhaft aus, war aber trockener als am Tag zuvor. Durch ein paar kleine Straßen und mit einer nicht imemr völlig optimalen Routenführung (im wesentlichen war sie aber schon in Ordnung) durch das GPS verließ ich Delfzijl mit dem Ziel Groningen. Die Landschaft entlang der Straße war sehr schön und ich fuhr lange entlang eines kleinen Kanals. Es ging zunächst durch Siedlungen hindurch, aber der Radweg bzw. die Straße waren prima zu benutzen. Der Umgang der Niederländer mit Radfahrern ist (natürlich) ebenso freundlich, wie der der Ostfriesen – und damit um Längen besser als man es aus Berlin gewohnt ist. Nur mein Knie schmerzte nach der Kälte, Nässe und Anstrengung des gestrigen Tages etwas – ich war nicht immer diszipliniert und habe manchmal zu schnell hochgeschaltet; das rächte sich nun.
Schließlich fuhr ich durch Groningen. Ich kam an vielen Fahrradgeschäften vorbei und dachte so bei mir: Flickzeug und vielleicht so eine Dose zum Reifen abdichten im Notfall, nebst einer Pumpe. Aber zunächst mal wollte ich den Bahnhof erreichen – und in Utrecht würde es ja sicher genauso viele Fahrradläden geben.
Am Bahnhof versuchte ich dann ersteinmal eine Weile, den Fahrkartenschalter zu finden. Da ich mir bzgl. der Maße meines Leigerades unsicher war, was die Beförderungsbedingungen anging und man mit Bargeld am Automaten eh aufgeschmissen ist (mit einer deutschen ec-Karte im übrigen auch). Der Infostand war unbesetzt. Schließlich aber fand ich (in einem Gang, der zum Bahnhofs-McDonalds führt) den Schalter und konnte erfolgreich eine Fahrkarte lösen.
Dank der Fahrgäste (und nicht der Bahnmitarbeiter) am Bahnsteig konnte ich zum einen in Erfahrung bringen, in welchen Wagen ich einzusteigen hatte und zum anderen warnten mich die Leute dann auch, daß wir wegen einer Störung in einen anderen Zug am gleichen Bahnsteig umsteigen mußten. Schließlich ging es los in Richtung Utrecht.
Track vom 29.09.2008 (Delfzijl-Groningen)
Von Utrecht nach Utrecht
Der Utrechter Bahnhof ist ziemlich groß. Vom Gleis konnte ich mit einem (genügend großen) Fahrstuhl zur über den Gleisen liegenden Verteilerbrück fahren, abwärts zum Ausgang fand ich aber keine passende Gelegenheit und begab mich so ersteinmal hinaus auf den (auch im Obergeschoß liegenden) Parkplatz. Wenn Autos da rauf kommen, dann schaff ich das auch, da runter zu kommen – und zwar über eine für radfahrer gesperrte Rampe. Die niederländischen Autofahrer nahmen das allerdings mit der ihnen eigenen Gelassenheit hin.
Der Weg aus Utrecht hinaus gestaltete sich auch mit GPS-Unterstützung nicht ganz einfach, da immer wieder Passagen kamen, wo der Radweg vollends andere Wege lief, als die Straße. Keine Fahrradgeschäfte in Sicht. Und als ich mich endlich aus dem Getümmel der Stadt heraus und auf dem Weg nach Süden wähnte, da fing es an zu regnen. Hinter einer Schleuse suchte ich dann ersteinmal Schutz unter einer Autobahnbrücke. Und dort passierte es dann: ich wollte das Rad nach dem Regen gerade wieder auf die Straße schieben, da sah ich, daß mein Vorderreifen platt war. Ich fing an zu telefonieren, denn das konnte jetzt dauern. Dann schob ich das Rad vorsichtig die Straße hinauf und sah das nächste Problem: Der Weg, den mein GPS ausgewählt hatte (Fahrradmodus!), mündete geradewegs auf eine Autobahn. Ich stand nun mit einem Platten im wieder einsetzenden Regen auf einer im Bau befindlichen Straßenkreuzung direkt an der Autobahn. Nicht gerade ideal. Nach kurzer Zeit gelang es mir aber, einen Kleintransporter anzuhalten und den Fahrer (der ersteinmal seine Bierdose versteckte, weil er glaubte ich sei die Polizei) zu überzeugen, mein Rad hinten im Transporter und mich vorne mitzunehmen, wenigstens ein paar Kilometer bis zum nächsten Fahrradladen. Er half mir dort sogar noch beim Abladen und wünschte mir Erfolg für die weitere Reise.
Im Fahrradladen fand sich nach längerem Suchen ein Schlauch für mein 20-Zoll-Vorderrad und gegen ein paar Euro konnte ich das Schlauch tauschen den Fahrradtechnikern des Ladens überlassen. Ich überlegte derweil, wie ich nun weiterkäme, da es schon recht spät wurde und noch einige Kilometer vor mir lagen. Ich entschied, nach Utrecht zurückzufahren und von dort den Zug nach Tilburg zu nehmen – vor dem Hintergrund tiefgrauer Wolkenwände sicher keine ganz falsche Entscheidung.
Der Weg nacht Utrecht verlief ohne weitere Vorkommnisse (wenn man mal davon absieht, daß ich einige Kilometer einem anderen Liegeradler gefolgt bin). Am Utrechter Bahnhof bin ich dann gleich wieder die verbotene Rampe hochgefahren. Fahrkarte kaufen ging hier einfach, ich mußte dann nur noch etwas warten, denn in den Niederlanden ist die Fahrradmitnahme im Zug unter der Woche nicht zu jeder Zeit erlaubt. Nach einem kleinen Imbiß schließlich ging es dann weiter in Richtung Tilburg.
GPS Track vom 29.09.2008 (Utrecht-Utrecht)
Durch Tilburg
In Tilburg angekommen sauste ich mit der Speedmachine durch den leichten Regen. Aber für die drei Kilometer und angesichts einer warmen Dusche und der herzlichen Begrüßung durch Judith war Regen dann auch kein Problem mehr.