Nach meiner letztjährigen guten Erfahrung mit dem Oder-Radweg als geeignete Strecke für eine schnelle Tour mit meinem Lowracer, plane ich demnächst eine kleine Gruppenfahrt mit ein paar Rennradlern. Nach ein paar Rückfrage bezüglich der Wegbeschaffenheit, entschied ich mir spontan selbst einfach ein Bild von der Lage zu machen.
Ursprünglich wollte ich ab Schwedt/Oder die Strecke inspizieren, war aber leider schon so spät dran, daß ich mich dann doch für die Strecke ab Eberswalde entschied. Damit fehlt mir immernoch der Überblick über den aktuellen Zustand der Strecke zwischen Schwedt und Hohensaaten – dort hatte ich letztes Jahr eine Baustele, es gab diverse Umleitungen auf für Rennräder oder gar den Lowracer eher ungeeigneten Abschnitten. Hier steht also noch ein kleiner Streckentest aus.
Die Strecke von Eberswalde nach Hohensaaten abseits des Havel-Oder-Radwegs, der für eine schnelle Gruppenfahrt eher ungeeignet ist, war ich bisher noch nicht persönlich gefahren, sie gehört allerdings bei den beliebten Oderbruch-Touren zum Programm – und das zu recht: Kaum hat man Eberswalde hinter sich gelassen, führt der Weg über kleine und mäßig befahrene Landstraßen, die als Anreiz die ein oder andere Steigung (inklusive der zugehörigen Abfahrt) bieten. Die Orte am Wegesrand sind beschaulich, ab und zu kann man einen schönen Blick über die Landschaft erhaschen. Der Straßenbelag der meisten Strecken ist neu und schlaglocharm, leider jedoch ein wenig rauh, so daß man hier nicht das volle Geschwindigkeitspotential ausfahren kann. Lediglich die B158 zwischen Oderberg und Neuendorf ist etwas holprig, aber immernoch gut fahrbar.
In Hohensaaten geht es dann auf den Oder-Radweg. Dessen Schwachstellen sind die Ortsdurchfahrten, so auch hier – aber der schlechte Belag ist mit wenigen hundert Metern leicht zu vergessen, wenn man an die schöne Strecke denkt, die dafür im Anschluß kommt. Bis Hohenwutzen ist es nur ein kurzes Stück, die Ortsdurchfahrt ist nocheinmal mit Klinkerpflaster ein kleiner Bremser. Am Ortsausgang gibt es die Möglichkeit einzukehren. Da ab hier eine fast 50km lange Hochgeschwindigkeitsstrecke bis Küstrin folgt, statte ich dem Gasthaus Fuchsbau einen Besuch ab, sättige mich Matjes und trinke eine genügende menge Apfelschorle.
Bis Genschmar geht es nun unbehelligt von Autos, nur wenige Kurven oder Engstellen bremsen die Fahrt auf dem glatten Asphalt. Ca. 45km pures Draufhalten, die letzten paar Kilometer vor Küstrin auf einer angenehmen, sehr wenig frequentierten Landstraße. Nach der Einfahrt nach Küstrin dann die Bremsung, denn hier erwarten einen ein paar hudnert Meter nicht asphaltierten Weges und eine kurvige Ortsdurchfahrt. Die einzige Versorgungsmöglichkeit auf der deutschen Seite ist ein Bude mit Fischbrötchen und einer Getränkeauswahl kurz vor der Oderbrücke, etwas abseits des ausgeschilderten Radwegs. Vorsicht allerdings mit den Öffnungszeiten, ich hatte gegen 16 Uhr gerade noch Glück, Getränke zu bekommen, Fischbrötchen waren da schon nicht mehr zu haben. Die freundliche Dame hat mir allerdings noch etwas von ihrem Kuchen überlassen – ich sah nach der wilden Fahrt wohl etwas verhungert aus.
Auf die letzten 30km nach Frankfurt/Oder war ich gespannt, daher auch mit meiner HP Velotechnik Speedmachine unterwegs – denn diesen Abschnitt kannte ich noch gar nicht. Zunächst geht der Weg wie hinter Hohenwutzen gewohnt am Deich weiter, prim zu fahren, breit, glatter Asphalt. Bis Lebus, ca. 10km vor dem bahnhof in Frankfurt/Oder. Dort kommt ein unangenehmes Stück mit Kopfsteinpflaster, das zu allem Überfluß auch noch auf einer ca. 5% Steigung liegt. Der durchschnittliche radtourist schiebt, der Rennradler flucht und auch mit meiner Rennliege hätte ich hier wohl keinen Spaß. Die offizielle Ausschilderung lotst einen dann kurz vor der Bundesstraße 112 auf einen Parallelweg – ich folge diesem nur bis zu nächsten Abbiegung – er ist nicht angenehm fahrbar. Die belebte Bundesstraße hat einen guten straßenbegleitenden Radweg, in einer Gruppe würde ich aber vielleicht doch die STraße vorziehen. Ab Lebus bis zum Bahnhof kommen noch eine kleine Hügel, aufgrund der Verkehrsdichte sind die letzten 10km aber ohnehin nur noch zum Ausrollen und Erreichen des Bahnhofs zu gebrauchen.
Insgesamt allerdings eine lohnende Tour, die paar kurzen ärgerlichen Stücke kann man in Kauf nehmen für die ultimative Rennstrecke, die der Weg sonst bietet. Da die Wegstrecken zwischen den einzelnen Dörfern bzw. Gasthäusern ohnehin zu lang für die meisten Sonntagsradler sind kommt man auf dem breiten Weg selbst an sonnigen Sonntagen mit ein paar beherzten Achtung-Rufen in hoher Geschwindigkeit durch.
Die Bahnverbindung nach Eberswalde (der gleiche Zug fährt bis Schwedt durch) ist ab Südkreuz oder Hauptbahnhof perfekt, der Rückweg ab Frankfurt/Oder führt über Hauptbahnhof bzw. Zoo – ab Küstrin würde man Lichtenberg fahren, was zumindest für mich eher ungünstig ist. Bei einer Fahrt in der Gruppe bietet sich das Brandenburg-Ticket an.