Klaus hatte bei Rad der Stadt vor einiger Zeit Interesse an einem reisetauglichen Hänger bekundet. Neben den üblichen Verdächtigen wie Weber oder Bob Yak gab es dort auch den Aiolos – leicht, formschön und aus Berliner Produktion. So wurden wir benachrichtigt, als ein Hänger zum Testen im Laden bereitstand und nahmen uns ein wenig Zeit, um den Einspurer ausgiebig an der HP Velotechnik Streetmachine GTe und der Speedmachine zu testen. Beide Räder sind, trotz Hinterradschwinge, von HP für den Betrieb mit Einspurhängern freigegeben.
Als erstes mußten wir die Kupplung, zunächst an der Streetmachine, montieren. Dazu muss im wesentlichen nur der Schnellspanner am Hinterrad gegen einen speziellen Spanner ausgetauscht werden, auf dessen Enden beidseitig die Deichsel aufgesetzt und arretiert wird.
Der Anhänger selbst macht einen soliden Eindruck. Mit 3,1kg für den Anhänger (angegebenes Gewicht, wir hatten keine Waage) und nochmals 3,1kg für die passende Tasche aus solidem Material befindet sich die Kombination in einem durchaus akzeptablen Gewichtsbereich.
Leer ist der Hänger beim Fahren kaum zu spüren, es ergibt sich am Liegerad ein gefälliges Gesamtbild. Solange die Tasche allerdings nicht beladen ist, klappert der Boden auf der Mittelstrebe – das werten wir allerdings nicht als Nachteil, wer fährt den Hänger schon über längere Strecken leer durch die Gegend?
Um realistischere Testbedingungen zu haben, statteten wir zunächst dem örtlichen Supermarkt einen Besuch ab und besorgten 24 Liter Getränke sowie ein paar Kleinigkeiten, so daß sich mit dem Hänger zusammen ein Gewicht von gut über 30kg ergab.
Unser nächster Test ist die Steigung. Wir fahren in den Mauerpark, wo eine satte 12%-Rampe auf uns wartet. Wie würden die hohen Trittfrequenzen bei langsamer Fahrt und großer Last mit dem Hänger zu bewältigen sein? Klaus fährt die Rampe mit der Streetmachine souverän hoch. Mal abgesehen vom natürlich bei solch einer Steigung deutlich spürbaren Mehrgewicht gibt es keinerlei Probleme – das Gespann läßt sich ohne Schlenker die Rampe nach oben fahren.
Nach einer kleinen Stärkung im Platzhirsch bauen wir die Kupplung an die Speedmachine um. Auch hier wieder der Akt mit der Schutzblechbefestigung, die wir erst nach Einhängen des Hängers wieder anschrauben können. Die ersten paar Meter mit dem beladenen Hänger sind noch etwas schwankend, doch auch ich gewöhne mich schnell daran.
Mir bleibt auch die Rampe im Mauerpark nicht erspart, die Erfahrungen an der Speedmachine sind die gleichen wie an der Streetmachine: Kein Problem. Dann geht es zur Tankstelle. Am Waschplatz produzieren wir für einige Minuten Sprühnebel.
Als abschließenden Spaß ziehe ich den beladenen Hänger noch über enge Serpentinen (und Unmengen von Glas) auf den Humboldthhain-Bunker. Auch das geht wieder völlig problemlos, mit einem entsprechenden beladenen Rad sähe das wohl nicht viel anders aus.
Fazit
Selbst der beladene Hänger fährt sich recht angenehm am Liegerad. Mit kleinen Umbauten ist das An- und Abhängen eine schnelle Sache, in vielen Fällen eventuell schneller als das An- und Abhängen der entsprechenden Menge herkömmlicher Taschen. Allerdings fahren sich Streetmachine und Speedmachine mit Gepäck so angenehm und unkritisch, daß sich ein wirklicher Vorteil wohl nur einstellt, wenn die Gepäckmaße einen Hänger bedingen. Eine Verladung in die Bahn oder den Flieger ist mit Hänger komplexer, zumal sich ein Einspurer im abgekoppelten Zustand nur noch tragen läßt, aber nicht einfach mit dem Rad am Boden manövrieren. Wir haben das An- und Abhängen nur zu zweit bewerkstelligt, was allerdings zum Teil auch der Situation mit Schutzblechhaltern bzw. Speedbone geschuldet war. Schnelle Abfahrten, wie wir sie auch mit Reisetaschen am Rad mit 50 bis 60 km/h machen, würden wir beide mit dem Hänger so nicht wagen. Die Option ist aber durchaus interessant, wenn das Rad keinen Gepäckträger bietet. Am Sportrad dürfte dann auch die Möglichkeit des Dynamos am Hänger nochmal besondere Bedeutung kriegen. Die Frage ist, welche Gelegenheiten es sind, wo diese Kombination dann interessant wäre außer bei der Anfahrt zum Rennen.