Morgens um halb acht klingelt der Wecker. Draußen ist es nass, kalt und grau. Dunkelgrau. Wenn ich ehrlich bin, dann hätte ich mich gleich wieder umgedreht und weiter geschlafen, wenn ich nur eine Tour für mich geplant gehabt hätte. Aber mein Freund Timo hatte seine erste ernsthafte Fahrradtour geplant und ich hatte angeboten, ihn an den ersten beiden Tagen zu begleiten. Kneifen ging also nicht. Konnte ich gleich mal meine Festigkeit in Bezug auf echte Schwedenbedingungen testen.
Ich packte die letzten Dinge, legte Regenkleidung und normale Kleidung bereit und besorgte mir vom Bäcker ein kleines Frühstück. Das Regenradar ließ hoffen und der prasselnde Regen auf meinen Oberlichtern im Flur wandelte sich langsam in leichten Nieselregen. Als ich um kurz vor neun zu Timo startete war der Niesel so leicht, daß ich die Regenkleidung griffbereit verstaute.
Kurz bevor ich an der Krummen Lanke ankam wurde es doch etwas nasser, so daß ich mir dann bei Timo vor der Tür doch die Regenjacke über zog und sie wegen des von den Bäumen tropfenden Regens auch noch eine Weile an ließ, obgleich der Regen schon bald wieder aufgehört hatte. Wir überquerten den Schäferberg und fuhren Potsdam, dann über Caputh nach Ferch. Ab dort geht es eine ganze Zeit über Fahrradstraßen durch den Wald. Vom langsam aufkommenden Wind bemerkten wir, durch die Bäume gut geschützt noch nichts.
Erst als wir in Neuenburg auf die Straße fuhren und die Richtung etwas westlicher wurde, spürten wir, daß wir bald mt Wind zu kämpfen haben würden. In Brück machten wir aber zunächst einmal Mittagspause. Danach wurde unsere Fahrt deutlich langsamer. Der Wind nahm immer weiter zu und es ging immer mehr über freies Gelände.
Als wir Wiesenburg/Mark erreichten, war es Zeit für eine Pause – und um es am ersten Tag nicht zu übertreiben auch Zeit, ein Quartier zu suchen, auch wenn es erst kurz nach vier Uhr war. Während wir uns das Schloss anschauten, telefonierte ich mit einer Pension, die ich zuvor rausgesucht hatte, dort war aber alles belegt. Es fing an zu tröpfeln und wir stellten uns im Torbogen des Schlosses unter, wo auch die Touristeninformation zu finden ist. In diesem Moment begann der Starkregen über uns hinweg zu ziehen mit Sturmböen, die uns mit Sicherheit von der Straße gefegt hätten, wir aber standen geschützt und trocken und konnten die von der Touristeninformation vorgeschlagenen Unterkünfte anrufen, bis wir eine verfügbare im Ort fanden.
Bald hörte der Regen auch wieder auf – und wir waren froh, daß es uns nicht irgendwo draußen erwischt hatte. Wir bezogen unsere kleine Ferienwohnung, duschten und liefen auf der Suche nach etwas essbarem in den Ort. In der Schloßschänke war geschlossene Gesellschaft, Döner sagte uns nicht zu und die verbliebene Gaststätte bot im Raucherspelunkenambiente nur Schnitzel mit Brot an. Wir kauften uns also im örtlichen Supermarkt Nudeln und Soße und kochten uns ein Abendbrot – wozu hat man schließlich eine Ferienwohnung.
Da wir beide müde waren, wurde es auch kein sonderlich langer Abend mehr. Die Wettervorhersage für den folgenden Tag versprach deutliche Besserung, gute Aussichten für eine sorgenfreie Nachtruhe.