Zone des absoluten Schwachsinns
Da bringt sich in Berlin ein Lebensmüder mit seinem Flugzeug durch einen
Absturz um. Ganz offensichtlich verfolgt der Mann weder terroristische
Ziele, noch hat er irgendwelche Anstalten gemacht, irgendjemand anders
mit in den Tod zu reißen.
Unseren Politikern fällt nun ganz zufällig das offensichtliche auf:
Ooops, wie konnte der denn da hin kommen? Und schlimmer noch, sie
überschlagen sich nun wieder mit den unglaublichsten Vorschlägen, wie
man diese immense Gefahr denn nun abwenden könnte. Ich möchte hier mal
eine Reihe dieser genialen Vorschläge kommentieren.
Flugverbotszone um den Regierungssitz - vorgeschlagen und
angegangen von den meisten, die sich hier zu Wort meldeten. Ein genialer
Vorschlag, geradezu. Zum einen, weil sich irgendjemand, der sich und
andere umbringen möchte, mit Sicherheit an Gesetzen stört, zum anderen
weil man den fraglichen Flieger nichtmal auf dem Radar sehen konnte. Die
geplante Verbotszone soll sich am Berliner S-Bahn-Ring orientieren. Nun,
davon gibt es zwei - gehen wir zunächst mal von dem S-Bahn-Ring aus, der
innerhlab Berlins läuft. Ca. drei Kilometer Abstand vom Ring zum
Regierungsviertel, falls ich den Stadtplan auf die Schnelle richtig
gelesen habe. Das ist eine Entfernung, die ein durchschnittliches
Kleinflugzeug in etwa einer Minute zurücklegt. Eine Minute, die man für
eine Reaktion hat - falls man es denn überhaupt sieht.
Luftabwehrgeschütze und bewaffnete Hubschrauber - vorgeschlagen
von so einem komischen Bayern (Beckstein), der nun einfach mal gar
nichts mit dem Luftraum über Berlin zu tun hat (Herr Beckstein, noch hat
sie keiner gewählt - und ich hoffe, das passiert uns auch nicht!). Super
Idee. An Arroganz, Ignoranz, technischer Unkenntnis, blindem Aktionismus
und Populismus kaum zu übertreffen. Wenn man also das für das Radar
quasi unsichtbare Flugzeug kurz vor dem Regiserungssitz zufällig
entdeckt hat, dann schießt man ein hochexplosives Luftabwehrgeschoß
darauf ab. Wenn man trifft (auch das ist über einer Großstadt nicht ganz
so einfach), prasselt dann in einem größeren Umkreis brennender Schrott
auf die Bevölkerung einer Millonenstadt - na Hauptsache, der Flieger
beschädigt nicht den Rasen vor dem Reichstag.
Transponderpflicht für Kleinflugzeuge - ebenfalls ein unglaublich
guter Vorschlag. Und wenn jemand was böses vorhat, wird er sich
natürlich exakt daran halten und mit dem eingeschalteten Transponder
anfliegen - sonst wäre er für's Radar ja unsichtbar.
Das ist gemessen am Zerstörungspotential, das ein Kleinflugzeug
aufweist, alles absoluter Blödsinn. Und wer jetzt mit dem "da könnte ja
Sprengstoff drin sein" Argument kommt: Das könnte in jedem blöden Auto,
mit dem man dort vorfahren kann, auch. Wo bleibt die Fahrverbotszone?
Und was sagen die Profis? Nun, die deutsche Flugsicherung sieht große
Probleme, so ein Verbot überhaupt gegen jemanden mit terroristischen
Absichten durchsetzen zu können. Die Bundeswehr mahnt zur Besonnenheit
in diesem Zusammenhang.
Liebe Politiker: Wie wäre es, wenn man vor irgendwelchen
Maßnahmen mal Leute konsultiert, die sich damit auskennen?
Und nochmal in Richtung Bayern, weil mich der Beckstein irgendwie ganz
besonders nervt: Es sterben an jedem einzelnen der folgenden Punkte mehr
Menschen als an den Folgen von Terrorismus: Rauchen. Alkohol.
Individualverkehr. Ärztliche Kunstfehler. Vermeidbare Haushaltsunfälle.
Warum also, Herr Beckstein, machen Sie sich zum Handlanger der
Terroristen, indem sie genau das verbreiten, was diese Menschen wollen:
Angst- und Schreckensszenarien?