Inspiriert von reichlich
verstörenden
Meldungen in diversen Medien und wohlwissend, daß ich
nicht der
Erste und hoffentlich nicht der letzte sein werde, der seinen Senf
dazu gibt, ist dieses Thema allzu provokant, als daß ich es an dieser
Stelle unerwähnt lassen könnte.
In Kürze: Strafverfolger haben versucht, einen Status Quo zu schaffen
und sich mit kriminellen Methoden heimlich Zugang zu anderer Leute
Rechner zu verschaffen. Methoden, die von Spammern, Phishern und
irgendwelchen Script-Kiddies angewendet werden -und in diesem Falle mit
nicht allzu geringen Strafen bedacht werden. Der Bundesgerichtshof hat
nun entschiedenen (StB 18/06), daß diese Praxis mit den bestehenden
Gesetzen nicht vereinbar ist.
Die Schlußfolgerung, die Herr Schäuble daraus zieht ist nun nicht etwa,
daß man sich an Gesetze halten müsse, sondern daß man gesetze
dahingehend ändern müsse, daß diese Maßnahmen forthin legal seien. Mit
der Intelligenz eines vierjährigen Kindes, das die Regeln eines Spiels
ändert, wenn es sich davon einen Vorteil verspricht, soll nun (und man
muß leider sagen: mal wieder) an Gesetzen herumgedoktert werden, die die
Freiheit der Bürger schützen sollten. gesetze, die entstanden sind unter
dem Eindruck dessen, was ein totalitärer Staat anzurichten vermag.
Eigentlich müßten wir in Deutschland um den Schaden einer
allgegenwärtigen Überwachung und Bespitzelung zu verstehen ja nicht
einmal die mir sonst lästigen Nazi-Vergleiche ziehen. Es reicht, wenn
wir nichteinmal 20 Jahre in die Vergangenheit blicken und uns zu Gemüte
führen, was ein sich verselbständigender staatlicher Überwachungsapparat
bedeutet.
Begleitet wurde die gräßliche Arie des Herrn Schäuble von einem Chor
zutiefst widerwärtiger Rhetorik, die versucht Schreckensszenarien zu
malen - ohne indes irgendeine faktische Grundlage vorzuweisen. Die
Universität des Terrors sei das Internet, man verlange
Behinderungen durch das Datenschutzrecht zu beseitigen hieß es
von Seiten des Bundes Deutscher Kriminalbeamter bzw. der Gewerkschaft
der Polizei.
Ich fühle mich von meinem Staat, der mich ganz offensichtlich als
Feind betrachtet, wesentlich mehr bedroht als von ein paar bärtigen
Fanatikern. Wer schützt mich vor den Spinnern in unserer Regierung?
Das Parteiensystem unter Lobbyisten-Kontrolle hat als demokratisches
Instrument schon lange versagt, diese große Koalition jedoch gibt den
schwachen Resten der Rechtsstaatlichkeit offensichtlich den Todesstoß.
Das Handeln der für die "innere Sicherheit" zuständigen Personen
entscheidet sich in seinen Strukturen kaum von dem religiöser Fanatiker.
Die einen interpretieren den Koran (oder die Bibel - diese fanatiker
will ich keinesfalls außer Acht lassen!) in einer Weise, daß ihnen eine
moralische Begründung zur Verfügung steht, tausende zu unterdrücken und
gegebenenfalls ihre Ansichten mit Gewalt durchzusetzen, die anderen
interpretieren, verbiegen und gestalten unsere Gesetze in einer Weise,
die ihnen das gleiche ermöglicht. Machterhaltung auf Kosten anderer ist
das dahinterstehende Prinzip. Vom Idealbild einer Dmeokratie mit einem
Staat, der den Bürgern dient ist das eine soweit entfernt wie das
andere.
Aber dieses Blog wäre nicht das Blog eines Sysadmins, wenn es nicht auch
die technische Seite beleuchten würde. Oh, wie ich mich freue, wenn eine
Szene technsich versierter Menschen den
Bundestrojaner in seine
Einzelteile zerlegt. Ich werde mit allen mir zur Verfügung stehenden
Mitteln - und im Kampf gegen Spam und Viren hat sich da einiges
angesammelt - weiterhin versuchen, die Ausbreitung von Schadsoftware zu
verhindern. Und um nicht anderes handelt es sich. Virenscanner und
Blacklists für einkommende E-Mails, Heuristiken und Firewalls um die
Spyware-Verbindungen zu verhindern, die letztlich die Informationen nach
außen leiten - all das gibt es und all das wird jetzt noch viel
attraktiver.
Das Mißbrauchspotential einer solchen Software ist immens - noch sehr
viel größer als bei all den anderen politischen Entscheidungen, die die
Sicherheit des Internet nachhaltig gefährden. Ich wünsche mir
Schadensersatzklagen, die das Budget der ermittelnden Abteilungen
sprengen - und ich wünsche mir, daß diese nicht aus Steuermitteln
sondern von den politisch verantwortlichen persönlich bezahlt werden.
Und sollte mir so ein
Bundestrojaner jemals in die Finger fallen
werde ich nicht zögern, ihn freundlich an eine große Menge von Mailboxen
diverser Politiker und Polizeidiensstellen zu verschicken - das wird ein
Spaß!