Da die Unterkunft kein Frühstück anbot, hatte ich mir im Supermarkt Joghurt und Rosinenschnecken besorgt. Einen Tee und ein Ei der eigenen Hühner spendierte der freundliche Besitzer dann doch. Nicht allzu spät kam ich dann los.
Es standen gut 35 Kilometer Fahrt bis zu dem Punkt an, wo ich die Entscheidung über Plan A oder Plan B treffen musste, nämlich über die Passage du Gois und die Ile de Noirmoutier oder eben außen herum zu fahren. Den Link zum Gezeitenkalender hatte ich natürlich auf dem Handy und so wusste ich, dass um kurz nach halb zwei Mittags das Niedrigwasser erreicht würde und der Gezeitenkoeffizient 100 betragen würde, was heißt, daß man früher auf die Passage kann (und später runter muß).
Ich entschied mich trotz fünf Kilometern mehr und zu erwartender Wartezeit für die Passage, zu faszinierend ist sie, um sie einfach für eine (recht langweilige) Umfahrung beiseite zu lassen. Vor dem Befahren nutzte ich die Wartezeit für ein Getränk im günstig gelegenen Café, dann ging es auf die langsam trocken fallende Straße. Die asphaltierten Stücke sind unproblematisch, die gepflasterten dagegen teils ziemlich glatt. Langsam bewegte sich die Autokolonne von beiden Seiten Stück für Stück vorwärts, so wie das Wasser die Straße freigab. Einige Autofahrer bogen aber auch direkt ins Watt ab, um Muscheln zu sammeln.
Von der Insel herunter nahm ich die Brücke, deren Radweg allerdings gesperrt war, so dass ich – ohne Seitenstreifen – auf dem Autofahrstreifen (einer pro Richtung) drüber musste. Das Wohnmobil hinter mir ließ mir aber viel Platz und überholte erst auf der Abfahrt mit viel Seitenabstand.
Der EV1 windet sich anschließend – teils nicht asphaltiert – durch die Ortschaften und Wälder, ich folgte im Zweifel eher der Straße. Zwischendurch geht es am Ozean entlang auf einem Uferboulevard mit spektakulärem Blick zur Ozeanseite und Restaurants zu anderen. So kam ich heute rechtzeitig zu einem Mittagessen.
Der Weg nach Les Sable d’Olonne hat wenig zu bieten, der Ort hat aber eine nette Innenstadt und vor allem den Hafen, an dem die berühmte Vendée Globe Regatta im Einhandsegeln um die Welt startet. Bei meiner kurzen Pause im Hafen suchte ich auch Orte raus, die für eine Übernachtung in Frage kamen. Am Ende landete ich ca 20km hinter Les Sable d’Olonne in Saint-Vincent-sur-Jard. Gern wäre ich einen Ort davor, in Jard-sur-Mer, geblieben, dort gab es aber keine freien Unterkünfte mehr.
Der Plan, abends noch im Atlantik zu schwimmen, wurde durch das an die Ufermauer schlagenden Wogen zunichte gemacht, zu gefährlich, dort auch nur den Fuß auf die Treppe zu setzen. Dafür fand ich ein gutes Restaurant im Ort und konnte meinen Kalorienbedarf decken.