Schweden/Dänemark: Vejers Strand-Rindby/Fanø

Da keine besonders lange Strecke anstand schliefen wir ersteinmal aus. Der Wind hatte am Zelt gerüttelt und man konnte nachts das Meer rauschen hören. Gemächlich kamen wir in die Gänge. Strand bei EsbjergDoch mit der Müdigkeit war es plötzlich vorbei: Wo ist mein GPS geblieben? Es war nirgends zu finden. Es lag nicht zwischen meinen sonstigen technischen Kleinteilen, nicht neben mir im Zelt. Am Fahrrad war es auch nicht. Hatte ich es am Rad vergessen und nachts hatte es jemand geklaut? Hier? Verdammt… Manuel brachte mich schließlich auf die Idee, mal in den Seitentaschen meines Zeltes nachzuschauen – wo es auch war. Ich hatte mir im Geiste schon viele gemeine Dinge für den Dieb ausgedacht, sollte ich ihn finden – da ich der Dieb nun selbst war ließ ich – friedlich wie ich nunmal bin – dann doch davon ab.

Diverse Teile der sanitären Anlagen waren auf dem Campingplatz schon geschlossen so wenige Tage vor Saisonschluß. In der Dusche, die ich fand, konnte ich die Tür nicht abschließen. Der andere Camper, der dann zwischendurch die Dusche stürmte erklärte mir dann erfreulicherweise das Patent: Der Schließhebel läßt sich nur betätigen, wenn man gleichzeitig die Klinke nach oben drückt. Ein Patent, das wahrscheinlich nur Dänen verstehen.

Nach dem Duschen waren die Zelte trocken und wir packten alles zusammen und rollten mit den Rädern zur Küche, wo wir uns heißes Wasser für Tee zubereiteten und frühstückten. Manuel auf der Fähre nach FanøAnschließend checkten wir aus und sahen uns den Strand nochmal im Hellen an.

Esbjerg war das nächste Ziel. Neben der Straße durch das Militärgebiet, in dem heute Übungen stattfanden, begleitete uns kurz ein Panzer, der dann mit einer großen Dieselwolke aber irgendwo im Gelände verschwand. Hinter dem Übungsgelände konnten wir wieder auf kleinere Straße und in Richtung Küste ausweichen.

Mir war während der Fahrt (und eigentlich schon ein wenig davor) schon aufgefallen, daß meine Lenkung etwas Spiel hat. Nun ist Lenkungsspiel an sich nichts kritisches und so hatte ich Diagnose und Beseitigung auf der liste für die Winterinspektion. Auf der Abfahrt nach Hjerting allerdings wurde mir die Sache unheimlich, denn bei hoher Geschwindigkeit in einer Kurve fing das Vorderrad kurz an zu flattern. Ein kurzes Abbremsen behob das Flattern zwar, aber dennoch war das kein gutes Gefühl. Ein Blick auf die Aufnahme des Hebels für die indirekte Lenkung am Steuerkopf zeigte dann auch zwei Dinge: Die Konterung war locker und mit dem mitgeführten Werkzeug war das nicht zu beheben.

Was macht man in so einer Situation in einem kleinen Dorf in Dänemark also als erstes? Genau, man ißt ein Softeis mit Lakritz in der Sonne. Danach fuhren wir – vorsichtig – nach Esbjerg hinein auf der Suche nach einem Fahrradladen mit Werkstatt. In der Innenstadt fanden wir einen gut sortierten Rennradladen, der allerdings auch kein passendes Werkzeug besaß, uns aber zum ortsansässigen Cannondale Dealer schickte, Parkvej Cyckler. Auch der dortige Schrauber schaute erstmal fasziniert und hatte nicht das entsprechende Werkzeug, er hatte aber die passende Idee, welches andere seiner Werkzeuge er benutzen könnte und drehte – kostenfrei – die Konterung wieder fest.

Weil es sich dann so ergab, kauften wir ihm noch ein paar Powergels und andere Kleinteile ab und bekamen sogar noch Rabatt, weil wir keine passenden Münzen hatten. Das nenne ich mal Service! Auf dem Weg zu unserer Fähre nach Fanø merke ich sofort, daß die Lenkung wieder gewohnt präzise anspricht. Campingplatzküche auf dänischEin gutes Gefühl nach dem Erlebnis mit dem Vorderrad.

Der Campingplatz, den wir auf Fanø eigentlich ansteuerten existierte nicht mehr. Der nächste hatte schon geschlossen, allerdings sagte uns ein Dauercamper, wo wir drei weitere Campingplätze finden konnten, von denen mindestens einer aufhätte – und so war es auch: Genau dieser eine hatte noch auf. Zwar müssen wir nachts mit dem (entfernten) Rauschen der Straße vorlieb nehmen, aber wir haben eine erstklassige Küche, wo wir abends kochen können und unter Benutzung der Steckdose (sowas hatten wir seit Schweden nicht mehr!) abends im freien WLAN surfen konnten sowie die Routenplanung für den kommenden Tag vorbereiten: Bei meinem GPS waren mittlerweile einige Tasten ausgefallen und auch intensives Fönen (ich vermutete ein Feuchtigskeitsproblem) half nichts mehr. Mit viel Glück konnte ich zumindest noch einen frischen Track hochladen.

So gerüstet für den kommenden Tag konnten wir beruhigt schlafen gehen.

10.09.2009 Vejers Strand-Rindby/Fanø