Cuxhaven – Hamburg

Da wir für den Tag herrliches Wetter Rückenwind erwarteten, ließen wir uns mit dem Frühstück und beim Packen der Räder Zeit. Das Hotel lag direkt am Track, so dass wir nach kurzer Zeit von der Straße auf den Deich wechseln konnten und am Strand von Duhnen bis zum Cuxhavener Fährhafen fahren konnten, um obligatorisch auf der Mole die Nordsee zu begrüßen.

Deich bei Cuxhaven

Durch den Fischereihafen und vorbei an den fischverarbeitenden Betrieben mit ihrem markanten olfaktorischen Erlebnis führte uns unsere Strecke anschließend zurück auf den Deich, von wo man die in die Elbe Richtung Hamburg einlaufenden Schiffe beobachten konnte. Typisch für Deichfahrten sind die regelmäßigen Schafsgatter. Vorsicht ist angesagt, denn die Tiere haben um diese Jahreszeit Junge, bei denen man immer gewahr sein muss, dass sie vor Schreck zum Muttertier laufen könnten – im Zweifel direkt vor’s Rad.

Eine weitere interessante Frage ist immer die nach der Fahrt innen oder außen am Deich. Die Grundregel heißt aber meistens, sich an die ausgeschilderte Radroute zu halten, denn nicht selten steht man sonst unversehens vor einem verschlossenen Gatter und muss umkehren. Trotz des schönen Wetters waren nur wenige Radfahrer unterwegs, wir konnten also entspannt fahren. Gerade das Stück zwischen Oste und Freiburg (Elbe) lief wunderbar.

Einfach fahren

Bei Wischhafen trafen wir auf die Bundesstraße, die zur Fähre nach Glücksstadt führt. Ein herrliches Gefühl, am kilometerlangen Autostau vor der Fähre einfach mit 30 km/h vorbei fahren zu können und bei dem dichten Fährtakt dann nach sehr kurzer Wartezeit als erster auf die Fähre – und auf der anderen Seite wieder runter – zu dürfen.

Den Binnenhafen Glücksstadt umkurvten wir, dann gab es wieder Deichfahrt, doch langsam meldete sich die Erkenntnis, dass wir eine Kleinigkeit essen sollten. Am Hafen Kollmar fanden wir eine einfache Möglichkeit, uns zu versorgen – und bekamen von Harald Legner, der unseren Track verfolgt hatte den wertvollen Hinweis, dass die Sperrwerke Krückau und Pinnau geschlossen waren und wir diese über Elmshorn umfahren müssten.

Containerfrachter auf der Elbe

Da Micha in Hamburg die letzte Regioverbindung nach Berlin erreichen wollte, war der große Umweg an sich schon nicht gerade ein Segen – spätestens die Benutzung der straßenbegleitenden Radwege an der stark befahrenen Bundesstraße und vor allem bei den Ortsdurchfahrten bis Wedel zehrten dann aber erheblich an den Kräften. In Hamburg kam dann noch eine – glücklicherweise mit guter Umleitung ausgeschilderte – Baustelle dazu, aber wir erreichten eine halbe Stunde vor Abfahrt des Zuges den Hauptbahnhof. Micha kaufte seine Fahrkarte und konnte in den Zug steigen.

Ich bemühte mich um eine Übernachtungsmöglichkeit. Wegen einer Messe in Hamburg waren aber kaum noch Zimmer und diese eher im Preisbereich jenseits der 200€ pro Nacht zu haben und auch im Umland sah es mau aus, bestenfalls waren noch Absteigen zu bekommen mit unklarer Möglichkeit der sicheren Fahrradabstellung. Auch auf eine Fahrt von weiteren 50-60 Kilometern legte ich keinen großen Wert und so entschied ich mich nach Prüfung der Verfügbarkeit, zunächst auch nach Berlin zu fahren – mit dem Fernverkehr, wo ich glücklicherweise kurz vor Abfahrt noch einen Fahrradplatz reservieren konnte.

Hamburg Hauptbahnhof

Bremen – Cuxhaven

Da wir wussten, dass auch dieser Tag vom Fahren gegen den Wind geprägt sein würde, machten wir uns direkt abfahrbereit, Frühstück gab es in der Unterkunft einer Bäckerei, die wir ausgiebig nutzten.

Eine kurze Fahrt durch Industriegebiete mit einer teils kreativen Radwegführung führte uns schnell aus Bremen heraus, anschließend war vor allem die Nutzung von Wegen hinter dem Deich angesagt. Am Elsflether Sand gab es einige (teils mäßig ausgeschilderte) Umleitungen wegen Bauarbeiten zu meistern, sonst war die Fahrt aber ruhig und schön.

Fahren hinter dem Deich

In Brake (Unterweser) legten wir eine kurze Bäckerpause ein, weil wir den Energiefehler vom Vortag vermeiden wollten. Leider hatte Micha irgendetwas am Snack nicht gut vertragen, so dass es auf den kommenden Kilometern etwas langsamer voran ging. Bald war aber auch das wieder OK und wir erreichten Nordenham. Die Innenstadt gab – es war kurz vor 14 Uhr – nicht viel her und wir mussten etwas suchen, fanden dann jedoch ein Bistro mit offener Küche.

Nördlich durchquerten wir einige Industriegebiete auf einem rumpeligen Radweg entlang einer stark befahrenen Straße, bis wir in Blexen zur Fähre kamen. Diese brachte uns nach Bremerhaven. Der Weg aus Bremerhaven heraus führte uns durch den Industriehafen und das große Autoterminal. Bald waren wir zum Glück am Deich, wo das Fahren mehr Spaß machte.

Wie immer: man kommt zur Nordsee und sie ist gerade weg

Der aufgefrischte kalte Nordwind bremste uns, doch wir ließen uns ich beirren und fuhren bis Cuxhaven-Duhnen, wo wir ein bezahlbares Hotel direkt am Track fanden. Dies ist der nördlichste Punkt der Tour und der Nordwind war für den Samstag teils noch stärker und mit einer leichten Drehung auf Nordwest angesagt, so dass hoffentlich ein Rückenwindtag bevorstand.

Landesbergen – Bremen

Zeitig aßen wir Frühstück, um bald loszukommen. Die Wetter-App hatte einen weiteren Tag mit schönem Wetter angekündigt, doch es war klar: der Wind kommt von vorn. Und so ging es gut eingecremt in den sonnigen Morgen.

Von Landesbergen führte der Radweg zunächst kurz hinter dem Weserdeich entlang, bevor es dann abseits der Weser auf Wirtschaftswegen in Richtung Nienburg/Weser gehen sollte. Eine erste Hürde war ein gesperrter Bahnübergang in Leeseringen, so dass wir – mangels Ausweisung einer Umleitung – nach eigener Karte bis Nienburg auf kleinen Straßen und auf dem begleitenden Radweg der Bundesstraße unterwegs waren.

Gesperrter Bahnübergang

In Nienburg selbst wurstelt sich der Radweg halbwegs um den Hafen herum, bevor es dann am Weserufer weiter geht, aber nicht für lang. Auf Wirtschaftswegen und teilweise Straßen mit Verkehr ging es weiter. Beim Belag war von glattem Asphalt über wassergebundene Oberflächen und zerbröselnde Wege bis hin zu (zumindest nur) kurzen Abschnitten mit Kopfsteinpflaster alles dabei.

Die Weser selbst oder die kanalisierten Abschnitte trafen wir hier nur ab und zu und zusammen mit dem kühlen, aber strammen Nordwind kam der richtige Fahrspaß nur selten auf. Die Wegeführung selbst sorgte dafür, dass auch nur marginaler Kontakt mit gastronomischer Infrastruktur möglich war und wir deshalb trotz Notfallriegel vom Wind geplättet und hungrig in Bremen ankamen.

Nicht idealer Straßenbelag

Wir blieben auf der Ostseite der Weser und nutzen eine Durchfahrt am Deich für einen Besuch im Burgerrestaurant. Nicht die beste Wahl, aber nach 14 und vor 17 Uhr gibt es selbst in größeren Orten hier oft nur wenig Auswahl. Die Pause nutzten wir auch, um eine Unterkunft zu suchen. Wegen des Windes und der nicht idealen Umstände der Energiezufuhr wollten wir nicht mehr allzu weit und wurden schließlich im Stadtteil Woltmershausen in einer ehemaligen Fabrik fündig. Dort gab es auch ideale Möglichkeiten zum sicheren Abstellen der Räder und in der Nähe Supermärkte zur Versorgung.

Hehlen – Landesbergen

Das Frühstück hatten wir für acht Uhr angesetzt, denn wir wollten früh los, um auch heute einige Kilometer zu schaffen. Der Morgen war noch recht kühl, aber die Sonne sorgte dafür, dass dies nicht unangenehm war. Beim Losfahren checkte ich per (per Fingerdrucktest) den Luftdruck meiner Reifen und stellte fest, dass der Flicken auf der Naht von zwei Tage vorher wohl nicht ideal die Luft hielt. Ich plante ein Nachpumpen für eine Pause ein und den Schlauch zu wechseln für den Abend.

Schlauch wechseln am Wegesrand

Von Hehlen bis Hameln verläuft der Radweg weiter auf der Ostseite, während die befahrene Bundesstraße weit weg auf der Westseite entlangführt. Wir waren also mit viel Weserblick auf meist guten Wegen unterwegs und machten kurz vor Hameln dann eine kleine Pause, in der ich mein Hinterrad von 5,3 Bar auf 9 Bar pumpte. Damit war eindeutig klar: Schlauchwechsel bei nächster Gelegenheit. Und diese kam schneller als geplant. Bei der Ortsausfahrt aus Hameln, wo der Radweg die Bundesstraße verlässt, hatte ich einen Platten. Durch das Nachpumpen hatte sich der Flicken endgültig verabschiedet. Also Schlauchwechsel am Wegesrand.

Ab Hameln nutzt der Radweg eher kleine Wirtschaftswege und manchmal auch kleine Landstraßen oder begleitende Radwege. Wir führen also oft außer Sichtweite des Flusses, aber weiter ziemlich ruhig. Das Tal öffnet sich und das Land wird bereits flacher. Irgendwann kam dann der Einschnitt in der Bergkette bei Porta Westfalica in Sicht. Von Minden kriegten wir auf dem Weg nicht viel mit, selbst das große Wasserstraßenkreuz am Oberhafen war nur zu sehen, weil ich kurz das Rad abstellte und nach oben lief.

Schleuse Minden

Nach dem Passieren der Schleuse Minden ist der Radweg an der Weser ziemlich schmal und wir fragten uns, wie es hier wohl im Sommer, zur Hauptradreisesaison, mit Familien und größeren Gruppen zugeht. Von Petershagen, wo wir uns noch mit Getränken für den kommenden Tag versorgten, an aber geht es wieder auf kleine Kreisstraßen und Wirtschaftswege. Leider bedeutete dies für uns sehr ungleichmäßiges Fahren wegen ständiger rechtwinkliger Abbiegungen. Glücklicherweise hatten wir uns zwischendurch in einem Restaurant gestärkt und Micha hatte einen Espresso als Superzündi von mir verordnet bekommen, so dass es dennoch gut voran ging.

Mühle in Landesbergen

Eine Unterkunft hatten wir in Landesbergen gefunden. Dort kamen wir gegen 18:30 Uhr an. Es standen nur noch etwa 115km bis Bremen auf dem Navi, ein guter Punkt und eine sehr schöne Unterkunft, ruhig gelegen und nah am Track. Nach dem Duschen und Essen gingen wir noch kurz spazieren, dann sanken wir bald müde ins Bett.

Kassel – Hehlen

Beim morgendlichen Blick aus dem Fenster war die Straße nass und der Himmel wolkenverhangen. Auch das Regenradar ließ noch keine eindeutige Prognose zu. Aber zumindest regnete es in diesem Moment nicht. Wir packten unsere Sachen und zogen uns abfahrbereit an, dann gingen wir zum Frühstück. Mein erster Check galt dem am Vorabend geflickten Reifen, doch dieser hatte keine Luft verloren und alles war gut.

Fuldaradweg bei Sonne

Nach dem Frühstück verließen wir Kassel auf schnellstem Wege und waren froh, schon nach knappen zehn Minuten den großen Straßen entronnen zu sein. Der Radweg führt hier nach Kartenlage zwar häufig straßenbegleitend im engen Fuldatal zwischen Kreis- oder Bundesstraße und Fluss entlang, aber in den meisten Fällen ist das kaum zu bemerken, da er häufig tiefer und durch eine Böschung getrennt verläuft und der Verkehr sich in Grenzen hält.

Entspannend ist die Fahrt allemal, auch wenn bis Hann. Münden kaum große Überraschungen warten. Der Fluss windet sich durch die Landschaft und man folgt diesen Windungen. Selten geht es durch Orte und die meisten sind auch nicht besonders auffällig.

Weserradweg at it’s best

In Hann. Münden schließlich vereinigen sich Fulda und Werra zur Weser und der Name des Radweges ändert sich in Weserradweg. Dochnfolgt dieser jetzt bis Gottstreu der B80, bis er endlich abseits der Straße näher am Fluss entlang verläuft. Um diese Jahreszeit blühen die gelben Rapsfelder mit ihrem markanten Duft und es gibt auf den Deichen häufig Schafe mit Lämmern zu sehen, einmal müssen wir sogar kurz warten, weil eine Schafherde den Weg versperrt.

Einige Male wechselten wir die Weserseite, immer auf Brücken. Wir kamen auf den Wegen sehr gut voran und erreichten nach knapp 100km unseren Mittagswegpunkt Höxter, wo wir in der Innenstadt aßen und Rafael trafen, bei dem ich auf meiner letztjährigen Tour untergekommen war. Da es noch früh war und wir gutes Wetter hatten, entschieden wir noch weiter zu fahren, obwohl ein paar Wolken aufzogen.

Bodenwerder

Wegen einer Baustelle mussten wir bis Kloster Corvey den Weg improvisieren, ab dort lief es auf dem sehr ruhigen Weg, meist auf der gegenüberliegenden Seite Flussseite der B80 recht gut. Da es aber einige Male bereits genieselt hatteentschieden wir in Bodenwerder, Quartier zu suchen und wurden einen Ort weiter in Hehlen direkt am Track fündig. Genau als wir eintrafen fing es an zu regnen und wir bezogen ein nettes Zimmerchen. Später klarte es nochmal auf und wir konnten im Ort zu Abend essen.