Tag 1: Berlin – Neuruppin

Das lange Wochenende um Himmelfahrt mit Brückentag lud auch wegen des zu erwartenden schönen Wetters zu einer netten Radtour ein. Vormittags brachen wir auf.

Marwitz Dorfteich und Kirche
Marwitz Dorfteich und Kirche

Der Feiertag erlaubte uns, sonst eher ungemütlich stark befahrene Straßen zu nutzen auf dem Weg in Richtung Spandau, wo wir dann in Haselhorst auf den Berlin-Kopenhagen-Radweg einbogen. Am Vatertag bzw. Herrentag war auf dieser Strecke am Wasser natürlich so einiges los, der Weg war ziemlich voll. Der Alkoholpegel hielt sich zu diesem Zeitpunkt erstaunlicherweise noch in Grenzen, so daß man zwar vorsichtig fahren musste, sich aber die Gefahr im Rahmen hielt.

In Hennigsdorf bogen wir vom bevölkerten Radweg ab und schlängelten  uns durch den Ort in Richtung eines kleines Radweges hinüber zur Landstraße, auf der wir zunächst bis Kremmen fuhren.

Zwischen Radensleben und Nietwerder
Zwischen Radensleben und Nietwerder

Dort gibt es eine bewährte Möglichkeit der Versorgung an den Marktscheunen mit ihren diversen Gelegenheiten zum Essen und Rasten. Bei dem Wetter war es hier ziemlich voll – und wegen der vielen Motorräder auch gehörig laut. Dennoch genossen wir unseren Snack, bevor es weiter über’s Land und durch die Dörfer ging. Mit dem fast durchgängig gut nutzbaren Seitenradweg (wie üblich zumindest außerhalb der Dörfer) war die Fahrt aber auch hier angenehm.

Bei Beetz bogen wir dann ab, auf dem Landwirtschaftsweg (Plattenweg, aber relativ zivil) ging es erst über Felder, dann durch kurze Waldstücke. Wir legten eine kleine Pause ein an der eingleisigen Bahnstrecke, die von Neuruppin kommt. Da sich der Zugverkehr naturgemäß in Grenzen hält, konnten wir hier draußen im Nirgendwo wunderbar der Stille lauschen, die nur von ein paar Vögeln “gestört” wurde.

Der restliche Weg geht bis kurz vor Neuruppin über sehr ruhige Straßen – lediglich die Ortsdurchfahrt Radensleben auf dem unsäglichen Kopfsteinpflaster bzw. den auch nicht viel besseren Fußwegen ist etwas anstrengend.

Neuruppin
Neuruppin

Erstmals fuhr ich hinter Radensleben von der L167 ab und via Nietwerder  nach Neuruppin – eine absolute Empfehlung. Die Straße ist sehr gut, aber quasi kaum befahren. Lediglich der Verkehr über die Brücke nach Neuruppin hinein ist und bleibt ein Ärgernis, aber das ist ja nur ein kurzes Stück.

In Neuruppin hatte ich eine Übernachtung im relativ neuen Fiddler’s Inn gebucht. Definitiv empfehlenswert! Die Unterkunft ist mit viel Liebe zum Detail eingerichtet, der Empfang war nett und die Zimmer sind modern, aber stilvoll im schottischen Ambiente gehalten.

Neuruppin selbst hat nicht das ausgiebigste Nachtleben zu bieten, ein paar nette Restaurants (mit leckeren Fischgerichten) und das erwähnenswerte Weinlokal am Neuen Markt waren aber dabei, um den Tag angenehm ausklingen zu lassen.

Tag 2: Neuruppin – Röbel/Müritz

Nach einem schönen (schottischen) Frühstück machten wir uns auf den Weg. Nach kurzer Fahrt innerstädtisch auf einem gut ausgebauten Radweg verließen wir die Stadt und befanden uns auf der Radroute in Richtung Rheinsberg.

Troja - ohne Holzpferd
Troja – ohne Holzpferd

Diese geht bis auf einen kurzen Abschnitt fast ausschließlich autofrei durch den Wald, der Weg ist zwar streckenweise etwas verwurzelt, aber im Großen und ganzen eine asphaltierte Strecke von fahrbarer Qualität.

In Rheinsberg selbst tranken wir eine Schorle, schauten uns im Ort um – leider bietet der Schloßpark keine für Radfahrer erlaubte Durchfahrt, so daß wir vom Schloß selbst nicht viel sahen, dafür besichtigten wir die Kirche, die eine interessante Geschichte hat, wie sie zu ihren zwei Orgeln kam.

Kurz hinter Rheinsberg geht es dann auf einen Bahnradweg, der einen in guter Qualität zum Dorf Zechlin bringt. Nur ein kleines Stück weiter befindet man sich in Flecken Zechlin, wo der Dorfbäcker allerlei Möglichkeiten für einen süßen oder herzhaften Snack bereithält. Wir gönnten uns Kuchen und ob der Sonne und Wärme noch etwas zu trinken.

An der Müritz
An der Müritz

Die weitere Strecke führt zunächst über einen ruhigen, gut ausgebauten Radweg durch den Wald, dann auf sehr verkehrsarme Straßen durch Orte mit den schönen Namen Troja (kein Holzpferd) und Krümmel (kein Atomkraftwerk). Hinter Lärz geht es auf einem weiteren Bahnradweg vorbei am ehemaligen Fliegerhorst nach Vietzen. Wir entschieden uns für einen Abstecher nach Rechlin und zum Hafendorf Rechlin – für einen weiteren kleinen Snack und einen grandiosen Blick über die Müritz.

Da wir nach Röbel wollten, mussten wir zunächst zurück nach Vietzen, dann folgten wir dem offiziellen Müritz-Radweg.

Windmühle in Röbel/Müritz
Windmühle in Röbel/Müritz

Positiv ist sicherlich, daß man damit von der stark befahrenen B198 weg ist, allerdings empfehle ich dann nach dem Ausprobieren doch eher, sich via Ludorf auf den verkehrsarmen Straßen zu halten. Der offizielle Müritz-Rundweg führt über Hohlpflasterwege durch den Sumpf (“Radfahrer absteigen!”) und später über sandige Pfade durch mücken- oder fliegengeplagte Einöde. Der ein oder andere kurze Blick auf die Müritz lohnt diese Wege nur bedingt.

In Röbel hatten wir Unterkunft bei der Pizzeria am Hafen. Leider kein Vergleich mit unserer Übernachtung in Neuruppin. Das kulinarische Angebot in Röbel ist dann auch eher begrenzt. Röbel bleibt also eher ein Örtchen zum Durchfahren und vielleicht tagsüber Rast machen am Eiscafé im Hafen, als Etappenort würde ich es künftig vermeiden. Allerdings kriegt man leichter (und zum Teil wohl preiswerter) ein Zimmerchen als in Waren an der Müritz.

Tag 3: Röbel – Waren

Raps soweit das Auge reicht
Raps soweit das Auge reicht

Da auf uns noch allerlei zu erledigende Dinge in Berlin warteten, gab es am dritten Tag nur noch die kurze Strecke von Röbel nach Waren. Die Strecke führt uns zunächst auf einem Radweg entlang der L24 – ich habe da etwas abgekürzt. Wer die Radwegführung an der derzeitigen Baustelle dort geplant hat, denjenigen würde ich gerne zur Nutzung des Weges verdammen. Das entspricht so ungefähr der Todesstrafe, denn es geht sinnloserweise zweimal quer über die befahrene Straße. In unübersichtlichen Baustellenkurven. Und mit einer geschotterten Abfahrt dazwischen.

Schloß Klink
Schloß Klink

Bei Zierzow biegen wir wieder auf den Müritzrundweg ab. Die Strecke führt am Ufer entlang und bietet schöne Ausblicke, ruhige Wälder – allerdings auch diverse steile Rampen, viele davon nicht asphaltiert. Bei der starken Frequentierung auch durch ungeübte Freizeitradler ein nicht immer optimaler Zustand.

In Klink machen wir Erfrischungspause am Hafen mit Blick auf den See. Anschließend geht es weiter nach Waren an der Müritz. Waren ist sicherlich der belebteste Ort an der Müritz. Er bietet viel (auch gute) Gastronomie, ein fast mediterranes Flair am Ufer, eine nette Altstadt, Einkaufsmöglichkeiten und per Bahn eine Anbindung in unter zwei Stunden nach Berlin.

Gänse an der Müritz
Gänse an der Müritz

Nach einer kleinen Runde durch die Stadt und einem Eis am Hafen nutzen wir dann auch die Bahn für die Heimfahrt. Im Gepäck viele schöne Augenblicke auf der Tour und Impressionen einer wunderschönen und auch abwechslungsreichen Landschaft. Allerdings auch die regelmäßig wiederkehrende Erkenntnis, daß Radrouten in Mecklenburg-Vorpommern leider mehr als stiefmütterlich behandelt werden und dem entspannten Reisen auf dem Rad doch diverse Hindernisse in den Weg legen.