Berlin – Dessau

Um ein paar Kilometer ohne nachtanken zu schaffen, gönnte ich mir zum Frühstück zwei Brötchen mehr als sonst. Die Tasche war gepackt und ich musste nur noch die Flaschen füllen und die Radklamotten anziehen. Micha hatte sich für zehn Uhr angekündigt, so ging ich kurz vorher runter, holte das Rad aus dem Keller und befestigte meine Tasche. Kaum war das Navi gestartet und der Track geladen, kam Micha auch schon an.

Auf dem Radweg
Auf dem Radweg

Auf den gewohnten Wegen ging es über die Glienicker Brücke nach Potsdam und dann raus aus der Stadt. Da die Straße zwischen Potsdam und Ferch für Autos an einer Stelle wegen Bauarbeiten gesperrt war fuhren nicht sehr viele Autos und hinter Ferch geht es ohnehin auf einer Fahrradstraße durch den Wald weiter.

Wir kamen gut, um nicht zu sagen besser als erwartet, voran. Gegenüber meiner letzten Fahrt auf der Route gab es mittlerweile einige neue und gut nutzbare Radwege entlang der Straßen und so hatten wir bis Brück kaum mit dem Autoverkehr zu tun. In Brück aßen wir zu Mittag, dann sollte es nach Bad Belzig gehen. Zwischen Lüsse und Bad Belzig kündigte ein Schild eine Sperrung der B246 an. Die Erfahrung als Radfahrer sagt, dass es, zumal am Wochenende, oft trotzdem geht. Diesmal leider nicht: es fehlte die Brücke über die Bahnlinie – und denkende

Endlose Weite
Endlose Weite

r Mensch und Bahner war das überqueren der Gleise an den Baustellenabfahrten keine Option. Es blieb also die Entscheidung zwischen Rückweg nach Lüsse oder einem als G3 Track markierten Weg. Dieser gewann und war auch fahrbar. Selbst mit meinen Dackelschneidern.

Da Bad Belzig nach dieser Strapaze kein adäquates Eiscafé zu bieten hatte, fuhren wir weiter nach Wiesenburg, wo aber auch nichts war, nicht mal am Schloss. Dafür fanden wir einen Supermarkt mit Softeismaschine.

Hinter Wiesenburg ging es leicht bergab und die Fahrtrichtung Süd brachte uns Rückenwind, so dass wir gut vorankamen. Die restlichen Kilometer bis Dessau vergingen wie im Flug, um kurz nach 18 Uhr kamen wir an, so dass wir uns in der Jugendherberge noch versorgen konnten. Nach einer Dusche gingen wir noch zum Supermarkt (schließen hier alle um acht!), um Saft für den nächsten Tag und ein paar Kekse für den Abend zu kaufen.

Lang wurde dieser aber nicht mehr.

Dessau – Heldrungen

Wir waren früh genug wach, um bereits vor dem Frühstück mit allen Vorbereitungen fertig zu werden. Die Taschen gepackt, die Klamotten am Mann. Dann ging es in den Speisesaal. Eigentlich hieß es Frühstück ab 07:30 Uhr, aber wir konnten schon zehn Minuten früher anfangen.

Da sich die Wettervorhersage zu keiner Zeit, aber zur Aussage steigender Gewitterwahrscheinlichkeit zum Ende des Tages hinreißen ließ, waren wir dann bereits gegen neun Uhr unterwegs. 125km standen auf dem Plan bis zur Wasserburg Heldrungen.

Der Frühling kommt
Der Frühling kommt

Der neue Track sah die Umfahrung des Dessauer Zentrums vor, war aber noch nicht getestet. Er funktionierte aber bestens, zumal am Sonntag morgen. Er verläuft über ruhige Straßen und mit weniger Ampelhalten oder schlechten Pflichtradwege westlich an Dessau vorbei, nach gut 30km ging es dann zurück auf die bewährte Route. Viel zu schreiben gibt es nicht, eine ruhige Fahrt bei schönstem Wetter eben.

In Halle schließlich setzten wir uns auf ein Restaurantschiff auf der Saale und machten eine kurze Pause mit Getränk und süßem Snack. Aus Halle heraus ging es auf verschlungenen Parkpfaden, zurück auf die Landstraßen.

In Querfurt wollten wir unseren einsetzenden Mittagshunger in der Schänke der Burg stillen, allerdings fand gerade ein Burgfest statt, so dass wir keine Chance hatten, diesen Plan umzusetzen. Eine Alternative musste her: wir peilten den Leimbacher Gasthof an, der nur wenige Kilometer hinter Querfurt am Track liegt. Der kleine Umweg über die Burg war dennoch schön.

Micha on the road
Micha on the road

Der Leimbacher Gasthof hatte offen und wir bekamen gutes Essen und leckere Apfelschorle. Langsam wurde es warm und drückend, auf dem Radar waren aber noch keine Gewitter auszumachen. Der Aufstieg zur Anhöhe mit den Fundort der Himmelsscheibe von Nebra verlief mit vollem Bauch und drückendem Wetter etwas schleppend, die anschließende Abfahrt war dafür umso besser.

Wir frassen die Kilometer nur so weg, erreichten den Unstrutradweg zügig. In Reinsdorf machte ich einen kleinen Abstecher – 2011 auf dem Weg nach Barcelona war ich hier in ein Unwetter geraten und eine nette Familie hatte mich von Straße gesammelt, mich mit heissen Getränken versorgt und die Möglichkeit zum Trocknen gegeben. Ich fuhr am Haus vorbei, das ich wegen Umbaus kaum erkannt hatte, aber andersrum wurde ich erkannt und es gab ein nettes Wiedersehen.

Von hier aus war es nicht mehr weit bis zur Wasserburg. Wir erreichten Heldrungen nach 126,5km um Punkt 17 Uhr. Wir duschten, aßen noch etwas zu Abend, machten einen Rundgang um die Burg und verzogen uns dann zeitig aufs Zimmer. Neben einer Folge Hui Buh entstand dieser Beitrag.

Heldrungen – Eisenach

In der Nacht waren Gewitter über Heldrungen hinweg gezogen, doch die dicken Mauern der Wartburg trotzten den Naturgewalten problemlos und am Morgen war es diesig, in den Tälern hing der Nebel, doch lugte langsam die Sonne hervor. Nach dem Frühstück checkten wir aus, packten die Räder und machten uns auf den Weg. Die Räder hatten in einem kalten Gewölbe gestanden, sie beschlugen in der feuchten warmen Luft erst einmal.

Nach wenigen hundert Metern bogen wir zum Supermarkt ab, etwas Geschmack und eine Pi mal Daumen Annäherung an den isotonischen Zustand tun den Getränken immer gut.

Berg und Tal
Berg und Tal

Verlässt man Heldrungen, dann ist man nach kurzer Zeit wieder auf dem Unstrutradweg, es geht abseits von Autoverkehr und ähnlichen Störfaktoren durch die Landschaft. Die Temperatur war angenehm, die für heute angekündigten Regenschauer und Gewitter zogen zu beiden Seiten vorbei. Die paar Tropfen, die vom Rand zu uns rüber wehten, waren nicht der Rede wert. Kein Umziehen, nicht mal Brille absetzen.

Was allerdings im Laufe des Tages zunahm war der Wind. Und wäre er nicht bin vorn gekommen, dann bliebe es wohl unerwähnt. So wurde es bei stetigem fast unmerklichem bergauf (na ein paar kleine Steigungen waren zu merken) gegen den Wind doch nicht die schnellste Etappe. Außerdem habe ich immer auf Tour den Tag-Drei-Hänger. Offenbar steht sich der Stoffwechsel dann langsam von Bürojob auf Radfreude um.

Ab Sömmerda suchten wir eine Möglichkeit der Einkehr, in Gräfentonna griffen wir auf den nicht außergewöhnlich guten, aber erprobten Bäcker im Supermarkt zurück. Nach weiterem sanften Aufstieg auf dem Nessetalradweg in Richtung Flugplatz Kindel war die Enttäuschung groß, als die Gastronomie am Flugplatz zu hatte, auf der anderen Seite waren wir auch nur noch 10km vor der Unterkunft und einiges davon sind schöne Abfahrten.

Sonne und Wolken
Sonne und Wolken

Allerdings gab es ein hässliches Geräusch und meine Kette hatte sich beim Rangieren am Flugplatz zwischen Zahnkranz und Speichen verklemmt, so dass erst einmal basteln angesagt war. Auf einer Rampe kurz vor der Unterkunft passierte selbiges beim Schalten aufs große Ritzel nochmal.

Nach der Ankunft Stelle ich dann die Schaltung wieder richtig ein. Dann die übliche Routine: Duschen, Einkaufen für den kommenden Tag (und den Abend), dann liefen wir als Entspannung für die Beine und um endlich etwas richtiges zu essen nach Eisenach hinein.

Eisenach – Hoherodskopf

Obwohl wir uns erst zu acht Uhr zum Frühstück angemeldet hatten, bekamen wir schon um 07:30 Uhr etwas. Da heute eine Etappe mit ordentlich Höhenmetern vor uns lag, war es obligatorisch, sich mit Brötchen und Müsli gut zu stärken.

Da wir für die Unterkunft vom geplanten Track abgewichen waren, mussten wir uns durch Eisenach quälen. Da die Stadt zum Glück recht klein ist, war das kein großes Problem. Am Ausgang des Ortes gibt es einen Weg nach Hörschel, der zwar einen kurzen Anstieg ohne Asphalt beinhaltet, aber besser als die großen Straßen ist.

Immer geradeaus...
Immer geradeaus…

Zunächst fanden wir ruhige Landstraßen vor. Die Gegend ist hügelig und bevor wir nach Bad Hersfeld kamen, hatten wir den ersten größeren Anstieg hinter uns zu bringen. Belohnt wurden wir dafür mit ein paar netten Abfahrten, die aber wegen Gegenwind auch recht gemäßigt ausfielen. Bad Hersfeld selbst ist ein Moloch, den man schnell hinter sich kriegen möchte, auch wenn große Teile der Ortsdurchfahrt über brauchbare Radwege oder durchs Fuldatal gehen – ein irrer Autoverkehr ist hier allgegenwärtig.

Im Fuldatal ging es dann nach ein paar nervigen Strassenkilometern weiter auf schönen Radwegen, auch wenn’s teilweise eher langweilig ist. Spannend ist bestenfalls die Suche nach einer Einkehr zum Mittag. Dienstag Ruhetag, macht erst später auf, um die Zeit keine warme Küche, hat schon wieder zu. Schlussendlich gelang es uns aber.

Sonnenuntergang
Sonnenuntergang

Zum Ziel Lauterbach ging es dann abermals bergauf. In Lauterbach wollten wir uns um eine Unterkunft kümmern, fanden aber nichts adäquates, so dass wir entlang der Route suchten und schließlich – wohl wissend, was uns bevorstand – das Berghotel Hohenrodskopf auswählten. 25km und weiter und fast 500 Meter höher.

Ab Lauterbach fuhren wir auf dem Vulkanradweg, bis wir nach knapp 15km auf eine Straße abbogen, die uns dann mit teils lang gezogenen Steigungen auf den Berg führte.

Nach 137km und knapp 1500hm kamen wir an und genossen erst einmal einen wunderbaren Blick über die Landschaft und einen grandiosen Sonnenuntergang. Auch vom Balkon unseres Zimmers sichtbar. Ein kleines Abendessen gab es auch noch. Der anstrengendste Tag bisher, aber ein richtig schöner Tourentag, wie der sein soll!

Hoherodskopf – Bad Homburg

Ein Blick aus dem Fenster am frühen Morgen zeigte, dass das Wetter besser als angekündigt sein würde. Windig, aber trocken. Im Tal noch dunstig, oben ein paar Wolken. Ein Schritt auf die Terrasse verriet, dass es zunächst kühl sein würde. Aber als erstes packten wir die Sachen und gingen frühstücken.

Hinterher holten wir die Taschen und rüsteten die Räder auf, nach ein paar Kurbelumdrehungen auf den Parkplatz ging es in die Abfahrt. Nur kurz irritierte uns die Umleitung, schnell fanden wir heraus, das wir nicht betroffen sein würden. Mit über 70km/h trotz des Windes ging es eilig bergab.

Nidda Stausee - Staumauer
Nidda Stausee – Staumauer

Bald konnten wir die Straße verlassen und auf ruhigen Landwirtschaftswegen weiterfahren. Diese hatten nicht ganz so guten Asphalt, waren aber noch immer problemlos zu nehmen. Es gab eine kurze nicht asphaltierte Passage, aber auch das war zu meistern, dann ging es sanfter und mit gutem Belag weiter. Am Nidda-Stausee erreichten wir den R4 Radweg. Der Stausee war fast leer. Bei der Fahrt über die Staumauer konnten wir den großen Überlauf sehen, der im trockenen aufragte.

Der Radweg kurvt ein wenig durch die Gegend, führt durch das ein oder andere Dorf, viele mit niedlichen Fachwerkhäusern. Durch die Abfahrt am Beginn der Etappe waren wir schnell vorangekommen, jetzt bremste der starke Wind uns teils etwas aus.

Auf den letzten Kilometern vor der Abbiegung vom R4 trafen wir noch einen Trikefahrer, der früher auch Liegerad gefahren war und die SPEZI kannte und besucht hatte. Doch nach einem kurzen Gespräch mussten wir uns verabschieden, denn wir bogen in Richtung Bad Homburg ab. Und über die Berge zogen dunkle Wolken.

Bad Homburg
Bad Homburg

Als wir schließlich in Bad Homburg ankamen, fielen auch einige Tropfen vom Himmel, allerdings kaum der Rede wert. Wir fanden unsere private Unterkunft, wurden bereits erwartet.

Um die Beine etwas zu entspannen machten wir einen Spaziergang durch die schöne Innenstadt, aßen ein Eis und schauten uns den Ort an. Dann ging es zurück zur Unterkunft – und unter die Dusche. Wir durften sogar die Gelegenheit nutzen und unsere nach Radtour riechenden Klamotten in die Waschmaschine tun.