Wir beginnen diesen Morgen nicht allzu spät, aber gemäßigt. Viel liegt heute nicht vor uns, wir können das grandiose Wetter nutzen, um in der wunderschönen Landschaft umherzufahren und am Nachmittag an einer der möglichen Stationen in den Zug in Richtung der deutschen Grenze zu fahren. Um noch die Ostsee zu sehen und vielleicht auch, um der Steigung zu entgehen, die uns gestern eine solch perfekte Abfahrt war, entscheiden wir uns, am Campingplatzausgang nach links abzubiegen.
Unser üppiges Frühstück – die Vorräte müssen ja weg am Ende der Reise – verleiht uns genügend Kraft: Der Weg über die kleinen Straßen, Feldwege und Schotterstrecken, die das Garmin-Routing für Radfahrer so bereit hält wechselt ständig zwischen Meereshöhe und kleinen Hügelchen zwischen 30 und 50 Metern. Und manche der Anstiege haben es mit Steigungen über 10% auch wirklich in sich. Der Höhepunkt waren satte 12%, eine Heruasforderung für die Beine, wenn man das Gepäck für zwei Wochen mit sich herumfährt. Und als ob das nicht genug wäre, läßt im ersten Drittel Lars neben mir einen Furz von der Leine, der so laut ist, daß wir beide in schallendes Gelächter ausbrechen. Nicht gerade hilfreich beim Versuch, eine solche Steigung hochzukommen und es gelingt mir nur mühsam, die Konzentration wiederzufinden.
Norbi mit seinen kleinen Reifen erwischte es auf inem der Schotterwege dann noch mit einer Reifenpanne, die er jedoch schnell beheben konnte. Die vier Supreme-Fahrer blieben davon verschont.
Auf der Hälfte der Strecke machen wir in Haderslev halt, wo wir im Hafen in einer urigen Imbissbude Hot Dog mit Rød Pølser verspeisen, bevor es weiter geht. Durch eine Landschaft, die irgendwo zwischen Teletubbie-Land und Windows-Startbildschirm angesiedelt ist, geht es weiter nach Rødekro. Während wir auf den Zug warten, sammelt Klaus noch einen dänische Geocache ein.
In gemeinsamer Aktion kriegen wir die Räder schnell in den Zug – eine gute Übung, denn in Padborg ist unsere Umsteigezeit mit vier Minuten nicht gerde üppig berechnet. Trotzdem schaffen wir auch dies und halten den Zug nur minimal auf. Als der anfänglich etwas mißmutige Schaffner merkt, daß er mit Klaus einen Kollegen an Bord hat, bessert sich seine Stimmung schlagartig – ein bischen Smalltalk hilft immer.
Auf dem Weg nach Hamburg gibt es dann als Highlight außerhalb des Zuges die Eisenbahnbrücke über den Nord-Ostsee-Kanal anzuschauen. Als Highlight innerhalb des Zuges eine Konversation die verkürzt wiedergegeben in etwa folgendes beinhaltete: “Mindestens eine sieben!” … “Nee, eine glatte zehn!” und dann Sprachlosigkeit. Die Begleitumstände spare ich mir an dieser Stelle mal.
Unsere Gruppe wird später als Velosenbande in die Geschichtsbücher eingehen.
In Hamburg gab es noch ein Abendbrot im Bahnhof Dammtor, dann hatten wir Glück und konnten mit dem in IC-Reihung verkehrenden ICE nach Berlin fahren. Schneller – und weil im ICE keine Räder zugelassen sind hatten wir das Radabteil für uns.