(Berlin) – Essen – Nettetal

Micha und ich trafen uns um halb neu auf dem Tempelhofer Feld, um gemeinsam zum Bahnhof Ostkreuz zu fahren. Dort verließ mit ein paar Minuten Verspätung unser ICE den Bahnhof mit Ziel Essen, wo wir nahezu pünktlich ankamen.

Micha auf dem RS1

In Essen folgten wir der Ausschilderung für den Radverkehr (die nahezu unserer geplanten Route entsprach), um nach kurzer Zeit den Radschnellweg RS 1 zu erreichen. Eine gut ausgebaute Strecke, wenn auch an einige Stellen nicht asphaltiert, sondern mit wassergebundener Oberfläche, die aber bisher auch nur zeigt, wie es mal sein könnte – denn die 12 Kilometer bis Mülheim a.d. Ruhr sind nur ein kleiner Teil des geplanten Weges.

In Mülheim folgt ein Abschnitt mit eher ernüchternder Radinfrastruktur, aber bald geht es zumindest mit halbwegs ausgebauten Wegen neben der Straße weiter und dann erreichen wir Duisburg und machen einen kurzen Foto-Stopp an der Stelle, wo die Ruhr in den Rhein mündet.

Bahnradweg im Kempen

Nachdem wir über die A40-Brück den Rhein passiert haben, wird es weniger urban. Wir durchqueren zwar noch einige Orte, aber auf kleinen, ruhigen Straßen und folgen dann immer öfter Wirtschaftswegen in Richtung Kempen. Dort angekommen biegen wir auf einen Bahnradweg ab, der uns als ruhiger Ausklang bis zu unserem Tagesziel Nettetal führt.

In Nettetal checken wir im Hotel ein, nachdem wir uns frisch gemacht haben, suchen wir uns ein Restaurant im Zentrum des Ortes. Mit einem kleinen Spaziergang beschließen wir den Tag.

70,4km (+12,8 km in Berlin)

Nettetal – Hasselt

Von Nettetal fuhren wir zunächst auf einer kleinen Straße zurück zum Bahnradweg, wo wir als erstes einen Foto-Stopp einlegten auf einem alten Bahndamm durch ein Gewässer. In Kaldenkirchen wurden von den ersten Schauern eingeholt und konnten uns an einer Fahrradwerkstatt unterstellen, bis zumindest das Schlimmste vorbei war.

Grüße aus Nettetal

Zwei Kilometer später überquerten wir die Grenze zu den Niederlanden, was schlagartig funktionierende Fahrradinfrastruktur mit sich brachte – und rücksichtsvolle Autofahrer. In Steyl nutzten wir die Fähre zum Überqueren der Maas, der wir dann bei gelegentlichen leichten Schauern südlich bis Maaseik (Belgien) auf ruhigen Straßen oder gut ausgebauten Radwegen abseits oder entlang von Straßen folgten.

Zwischendurch fuhr ich mir noch einen riesigen Holzsplitter ins Hinterrad, so dass wir eine Zwangspause (zum Glück ohne Regen) hatten, um den Schlauch zu wechseln. In Maaseik machten wir Mittagspause bei Pannekoeken, als wir weiterfuhren machte ich einen Abstecher zum am Samstag Nachmittag geöffneten Fahrradgeschäft, wo ich nicht nur einen Ersatzschlauch besorgte, sondern auch meinen Schaltzug tauschte, da meine Schaltung etwas holprig schaltete.

Weiter führte die Tour auf einem Bahnradweg einer alten Kohlenbahn. Von diesem bogen wir aber irgendwann ab, um einen Schlenker nach Süden zu machen und Fietsen door de Heide („Radfahren durch die Heide“) zu besuchen. Neben einer schönen Heidelandschaft gab es auch eine toll gebaute Brücke über eine Straße. Auf verschlungenen Wegen fuhren wir in Richtung Genk und von dort weiter zur nächsten Attraktion des Fietsparadijs Limburg – dem Fietsen door het Water („Radfahren durch das Wasser“). Dabei führt der Radweg unterhalb der Wasserlinie durch einen See, neben einem Mauern, die das Wasser wie bei einem Infinity Pool abhalten.

Da es auf dem weiteren Weg keine brauchbaren Unterkünfte gab, entschieden wir nach Hasselt, etwas südlich unserer Route, abzubiegen und dort für die Nacht Quartier zu beziehen. Wir aßen zu Abend, es reichte dann aber nur für eine sehr kurze Spazierrunde, bevor wir müde ins Bett fielen.

Hasselt – Antwerpen

Nach dem Frühstück holten wir unsere Räder raus und machten uns fertig zum Aufbruch. Der Himmel war grau aber der Wetterbericht verhieß Besserung über den tag, ich hatte mich sicherheitshalber mit Sonnencreme geschützt. Dann setzten wir eine Route zurück zum Track in Zonhoven.

Fietsen door de Bomen

Trotz einer kleinen Baustellenumleitung – diese sind hier auch für Fahrräder perfekt ausgeschildert – trafen wir wie geplant auf unseren Track und dann bogen wir auch sogleich auf einen Bahnradweg ab, auf dem wir bis Wijchmaal nahezu ungestört durch den Wald fuhren. Zwischendurch überholte uns eine kleine Gruppe Rennradler, an die wir uns dann bis zu unserer Abbiegung dran hängten.

Den Fahrrad-Baumwipfelpfad Fietsen door de Bomen („Radfahren durch die Bäume“) erreichten wir nach nicht einmal 30 Kilometern, die letzte der drei Fahrradattraktionen auf dem Weg. Viele Radfahrer, selbst Rennradgruppen, nutzen den Kreisel für eine kurze Pause, es ist viel los, aber nicht überfüllt. Wir treffen hier auf die Gruppe vom Bahnradweg, die uns Respekt zollt, weil sie viel länger gebraucht hatten, uns einzuholen, als sie dachten.

Radfahren am Albertkanaal

Als nächstes geht es dann am Kana(a)l von Beverlo entlang und nach ein paar Ortsdurchfahrten auf auf ruhigen Straßen auf den nächsten Bahnradweg, der uns bis zum Albertkana(a)l bringt, an dem wir auf autofreien Wegen dann in Richtung Westen unterwegs sind. Bei einer Pause kurz vor Herenthals in einem Café am Radweg entscheiden wir dann, wie wir weiter fahren: die lange Strecke über Gent und Brügge an die Nordsee oder die kürzere über Antwerpen und dann nördlich bis Rotterdam. Die Entscheidung fällt für die kürzere, da wir nicht ganz so schnell vorangekommen sind in den letzten Tagen, wie wir dachten. Folglich geht es dann die letzten 30 Kilometer weiter am Kanal entlang, bis in den Norden von Antwerpen.

Da die Hotelsituation in Antwerpen entspannt ist, fahren wir einfach zu einem, das nah an der Innenstadt und nicht allzu weit vom Routeneinstieg für den kommenden Tag entfernt ist. Wir klären die sichere Unterbringung der Räder und buchen dann das Zimmer.

Nachdem wir uns frisch gemacht haben, machen wir einen kleinen Stadtrundgang in Antwerpen und gehen noch Essen. Anschließend geht es müde ins Hotel, ausruhen für den kommenden Tag.

Gefahren: 116 km

Antwerpen – Hoek van Holland

Unten im Hotel gab es die Möglichkeit zu frühstücken, die wir auch nutzten. Danach machten wir die Räder fertig und checkten aus. Die Strecke vom Hotel zum Track in Richtung Norden lief trotz des Montagmorgen-Berufsverkehrs recht geschmeidig. Unser Track war im wesentlichen der Fietssnellweg 14, also ein gut ausgebauter Radschnellweg.

Entlang-der-Bahn-Radweg

Von Antwerpen bis Essen (das belgische Essen, direkt an der niederländischen Grenze) verlief der Weg hauptsächlich neben einer Bahnstrecke. Flach, ohne große Unterbrechungen. An ein paar wenigen Stellen ging es kurz von der Bahn weg, entweder wegen baulicher Gegebenheiten oder an einer Stelle wegen einer Baustellenumleitung.

In den Niederlanden hatten wir zunächst keinen Radschnellweg und nur kleine Straßen, die keine oder nur aufgemalte Radinfrastruktur hatten, ein Konzept, mit dem Niederländer ziemlich schlecht zurechtkommen. Die belgischen Autofahrer sind definitiv um einiges zuvorkommender und rücksichtsvoller. Niederländer sind, sobald die Infrastruktur es nicht verhindert, kaum von Deutschen zu unterscheiden.

An der Maeslantkering (Maasland-Sperrwerk)

Bis Roosendaal hatten wir aber zumindest den Komfort eines kleinen Radwegs, der entlang eines Baches führte und dann in einem Grüngürtel in die Stadt. Hinter Roosendaal erwartete uns die Fahrt entlang einer großen Straße und später auf Deichen. An einer Stelle stoppte uns eine Baustelle, aber dank guter Openstreetmap Karten fanden wir eine Umfahrung mit einer kurzen Schiebestrecke über einen Fußpfad, so dass uns die lange offizielle Umleitung erspart blieb.

Die Fahrt neben der Autobahn über die großen Flussdelta war beeindruckend, aber auch anstrengend und wir waren froh, als wir wieder auf ruhige Straßen abbiegen konnten. Eine erste kurze Fährüberfahrt über die Spui vor Spijkenisse brachten wir hinter uns, entschlossen uns aber, in Spijkenisse eine Pause einzulegen und etwas zu essen.

Dann ging es durch den Hafen von Rotterdam, unendliche Mengen von Straßen, Bahnstrecken, Schiffen, LKW, Zügen ringsum und natürlich die Industrieanlagen bis zum Horizont. Mit der zweiten Fähre des Tages wechselten wir bei Maassluis auf die andere Seite des Flusses, dann ging es auf einem schönen Weg direkt am Fluss entlang.

Am Nordseestrand

Die Attraktion des Tages war natürlich Maeslantkering, das Maasland-Sperrwerk – eine riesige Anlage, die Rotterdam vor Sturmfluten schützt, indem zwei riesige Tore den Fluss vor dem Einströmenden Wasser der Nordsee verschließen. Es gibt dort einen Hügel, der den Blick auf das Bauwerk zulässt.

In Hoek van Holland angekommen, fuhren wir erst einmal an die Nordsee und genossen den Duft der See, nachdem wir durch den Rotterdamer Hafen gefahren waren. Dann ging es zum Hotel. Es folgte die übliche Routine: frisch machen, kurzer Spaziergang, essen. Zum Nachtisch plünderten wir noch den örtlichen Supermarkt.

Hoek van Holland – Alkmaar

Das Frühstück gab es in einem kooperierenden Hotel ein paar hundert Meter weiter und so hatten wir einen lockeren Spaziergang am Morgen. Die Temperatur war angenehm und der Wind kam aus südlicher Richtung, perfekt für unsere heutige Tour.

Straße zum Strand

Wir fuhren vom Hotel in direkter Linie zur Küste und auf den Radweg hinter durch die Dünen. Es lief wirklich gut, das Wetter war anfangs noch grau, doch nach und nach trauten sich ein paar Sonnenstrahlen durch die Wolkendecke. Bald schon erreichten wir Den Haag, die einzige Stadtdurchfahrt bis zum geplanten Abbiegepunkt.

Zum Mittag verabredeten wir uns in Zandvoort, bzw. nach Auswahl eines Lokals in Hillegom, mit Kristian und Sammy, die in der Nähe wohnten. Eigentlich hatten wir geplant, ab Zandvoort bzw. jetzt Hillegom in Richtung Osten zu fahren, nach Amsterdam. Amsterdam wollten wir durchqueren und dann nach Almere oder Lelystad. Kristian und Sammy rieten uns aber davon ab und empfahlen lieber unsere Ausweichroute über Alkmaar zu nehmen, weil wir an der Küste noch durch sehr schöne Naturschutzgebiete fahren könnten.

Überfluteter Radweg

Was die beiden nicht wissen konnten: Der Parnassiaweg war teilweise überflutet. Leider war der Hinweis nicht an der Abbiegung, sondern ein ganzes Stück weit dahinter. Da andere aus dem Weg kamen und er nicht abgesperrt war, versuchten wir es. Die erste Überflutungsstelle war so flach, dass wir problemlos durchfahren konnten. An der zweiten kam uns ein Radler entgegen und wir sahen, dass es hier schon etwas tiefer (wenn auch fahrbar) war. Er erzählte uns auf Nachfrage allerdings, dass die nächste Stelle dann schon hüfttief sein würde und so entschlossen wir uns umzukehren.

Die von uns avisierte Möglichkeit, wieder zum Track zu kommen, war allerdings wieder von einer Warnung vor Überflutungen geziert, der wir diesmal glaubten. Unser Rerouting zur Fähre war erst etwas hakelig, bis wir es ohne Präferenz auf den Originaltrack setzten.

Büffel im Naturschutzgebiet

Nach der Fähre über den Nordseekanal bei Ijmuiden ging es bald wieder in ein Naturschutzgebiet in den Dünen. Zwar war die Strecke nicht asphaltiert, sondern mit kleinen Klinkersteinen gepflastert (vermutlich wegen der Wasserdurchlässigkeit im Naturschutzgebiet), doch es fuhr sich halbwegs gut. Freilaufende Büffel und Dünen säumten den Weg, Vögel zwitscherten, es war entspannend.

Bei Egmond bogen wir vom Dünenweg ab und fuhren über Radwege nach Alkmaar, wo wir in einem Café beratschlagten, bis wohin es heute noch gehen sollte. Da auf der Strecke aber keine Hotels zu kriegen waren in brauchbarer Distanz, blieben wir in Alkmaar, wo wir eine brauchbare Unterkunft fanden.

Nach einem Abendessen ging es zurück ins Hotel und wir planten noch den folgenden Tag.