Der Wecker klingelte um 07:30 Uhr, dann gingen wir daran, unsere Sachen zu packen und das Zimmer zu säubern – das Frühstück war für 08:30 Uhr bestellt. Nach dem Aufsatteln der Räder bekamen wir ein grandioses Frühstücksbuffet mit frischen Äpfeln, Fisch, Wurst, Käse, Müsli – einfach allem, was man sich zum Frühstück eben so wünscht. Leider hält so ein grandioses Buffet natürlich länger auf, als man da vorher so plant und so kamen wir erst gegen zehn Uhr los. Verzeihlich, denn mit diesem Frühstück sparten wir uns mindestens eine Essenspause.
Nach einem Tipp der Herbergsbetreiberin fuhren wir durch ein Militärübungsgebiet, auf dem zu diesem Zeitpunkt gerade keine Übungen stattfanden auf relativ direktem Wege in Richtung Åhus. Der Weg führte uns über Schotterstrecken, mitten auf der Fahrbahn standen manchmal hinter Ecken plötzlich Schafe oder auch Kühe bzw. irgendetwas Kuh-ähnliches – groß, mit langen geschwungegenen Hörnern und zottelig rotem Fell. Die Tiere beäugten uns mißtrauisch, blieben aber glücklicherweise sehr entspannt. Wir durchquerten Wiesen und Wälder auf nicht asphaltierten Strecken, aber die Landschaft war so schön, daß uns das nicht störte.
In Åhus versorgten wir uns an einer Tankstelle, danach fuhren wirn auf Straßen weiter. Die Sonne brannte und der Weg wurde zunehmend hügeliger. Keine großen Steigungen, es ging immer nur 20, vielleicht 30 Meter aufwärts und wieder runter. Aber als Flachlandfahrer nimmt man das dann doch ganz schön wahr. Und man merkt auch, ob man zuviel Gepäck hat.
Wir holten uns noch einmal Wassernachschub bei einer Pinkelpause in einem Yachtclub kurz vor Sölvesborg, bevor wir weiter nach Karlshamn fuhren. Ich fühlte mich von der Sonne etwas angegriffen und um keinen Sonnenstich zu riskieren machten wir in Karlshamn eine längere Mittagspause bei einem leckeren Kebab-Teller. Der Schatten, das Essen, viel Flüssigkeit und eine Kopfschmerztablette holten mich dann ins Leben zurück und so konnten wir unsere Tour weiter fortsetzen. Eine kleine Runde durch die Stadt, ein Blick rüber zum Kastellet und schon ging es weiter. Zunächst auf kleinen Straßen an der Küste entlang, dann parallel zur großen E22, bevor wir schließlich wieder in Richtung Küste abbiegen.
Hinter Karlshamn wurde der Weg zu einer einzigen Berg- und Talfahrt. Kurze, aber knackige Steigungen brachten Manuekl zu der Erkenntnis, daß er für den Weg durchs Landesinnere definitiv Gewicht loswerden mußte. Auf einer kleinen Straße treffen wir immer wieder einen alten Schweden, der zwar kein Wort Englisch oder Deutsch versteht, sich aber munter versucht mit uns zu unterhalten und uns dazu zu bewegen, an der Küste noch etwas schwimmen zu gehen. Wir versuchen ihn nach einem Lagerplatz für die nacht zu befragen und deuten seine Antwort, daß wir im folgen sollten, was wir tun. Wir landen in einem winzigen Dorf, wo er uns verläßt. Wir fragen ein paar Schweden, wo wir unsere Zelte aufbauen könnten, diese schicken uns zum Fragen zu einem anderen Haus, da sie selbst hier nur angeln.
Ich klingle bei besagtem haus, sehe, daß die Familie drinnen gerade zu Abend ißt. Trotz der Störung werde ich hereingebeten, mir wird erklärt, daß ja in Schweden das Allemannsrätten (Jedermannsrecht) gilt und ich daher einfach nach Lust und Laune in der Mitte des Ortes am Hafen mein Zelt aufschlagen könne, oder wenn mir das lieber sei, dann auch direkt bei der Familie im Garten. Wir entscheiden uns für den Hafen, um nicht aufdringlich zu sein und bauen unser kleines Lager auf. Der freundliche Schwede kommt vorbei, bietet uns die Nutzung eines Tisches an seinem Steg an und daß wir bei ihm am Haus selbstverständlich auch Wasser holen könnten. Er erzählt noch, daß er mit seinem 2CV durch Deutschland und Tschechien getourt sei und verabschiedet sich dann.
Wir holen den Kocher raus und bereiten uns noch ein warmes Abendbrot im Schein der Taschenlampen, bevor wir in den Zelten verschwinden, hier inmitten eines kleinen vertäumten Ortes in der atemberaubenden schwedischen Landschaft.