Da meine Freundin Judith seit einiger Zeit ja auch Liegerad fährt (ein Challenge Hurricane), hatten wir beschlossen, eine kleine gemeinsame Tour zu unternehmen. Der Einfachheit halber und weil Brandenburg ja in dieser Hinsicht einiges zu bieten hat, entschieden wir uns, dem Havelradweg bis zur Elbe zu folgen und bei Bedarf dann auf dem Elberadweg noch etwas zu verlängern.
Samstag, 11.09.2010
Bereits am Freitag hatten wir unsere Taschen gepackt, Samstag morgen ging es dann ersteinmal zu meinen Eltern zum Frühstück. Es bestand kein Bedarf, extrem früh zu starten, wir wollten nicht Kilometer fressen, sondern einfach ruhiges Urlaubsradeln zelebrieren. Nach dem Frühstück beluden wir unsere Räder und fuhren über den Kronprinzessinnenweg in Richtung Bahnhof Wannsee. Wir kauften Fahrkarten nach Werder/Havel und standen vor der ersten Herausforderung: Zwar gibt es einen Fahrstuhl, mit dem man von der Straßenebene auf die Zwischenebene kommt, Fahrstühle zu den Bahnsteigen aber gibt es nur bei der S-Bahn, der Aufstieg zu den Regionalzügen führt über eine lange Treppe. Die beladenen Räder dort hochtragen fällt nicht unter Spaß.
In Werder angekommen fuhren wir gleich auf der Westseite vom Bahnsteig herunter und fädelten uns nach wenigen hundert Metern auf den Havelradweg ein, der hier zunächst noch für eine Kilometer auf der Straße verläuft, bevor er durch kleinere Dorfstraßen dann zu einem reinen, gut asphaltierten Radweg fernab der Straße und nahe des Havelufers wird. Wir hatten ausgezeichnetes Spätsommerwetter und kamen gut voran. Trotz der super Bedingungen trafen wir nicht auf übermäßig viele andere Radfahrer und so war die Fahrt sehr gemütlich und erholsam.
Dank ihrer mittlerweile gut eingestellten Schaltung meisterte Judith die Hügel auf dem Weg ohne Probleme. Bei unserer letzten kleinen Tour im Münsterland konnte sie das kleine Kettenblatt nicht nutzen und so wurden 5% bereits zu einer Qual. Niederländische Radhändler und -mechaniker bestehen ja immer gerne drauf, daß man das zweite Kettenblatt nicht brauche … wenn man nur mit Schwung mal auf einen Deich fahren muß, es sonst aber komplett flach ist, dann ist das wohl auch wahr.
Wir kehrten auf dem Weg noch in einer kleinen Gastwirtschaft zum Mittagessen ein, kurz vor Brandenburg kauften wir frische Äpfel und Birnen vom Bauern, dann ging esnach Brandenburg hinein, wo wir uns Eis und später noch ein kleines Abendessen gönnten, bevor wir unsere Odyssee zum Campingplatz Buhnenhaus starteten: Ich hatte nicht viel vorbereitet und wir hatten uns den Campingplatz spontan ausgesucht. Unvorsichtigerweise überprüfte ich das Routing des Garmin nicht nocheinmal, bevor wir uns auf den Weg machten. Ein kleine nicht verzeichnete (flache) Treppe an einer Brücke war kein großes Problem, doch dann folgten wir der kürzesten Route – die um diese Tageszeit jedoch einen Haken hatte: Die Fähre fuhr nicht mehr… Und so mußten wir ein gutes Stück zurück fahren und hatten am Ende sicher sechs Kilometer Umweg gemacht. Die allein waren sicher kein großes Ding, aber das bedeutete auch, daß wir das Zelt im Dunkeln aufstellen mußten. Mit der Stirnlampe ging das. Doch die Unmengen an Mücken nervten. Wir schafften es zwar, daß nur eine einzige mit ins Zelt schlüpfte, aber die Aufbauzeit und der Weg zur Dusche hatten gereicht, daß wir beide mächtig zerstochen waren.
Berlin, Werder-Brandenburg (Havel)
Sonntag, 12.09.2010
Durch die kühle Luft war das Zelt morgens nicht unbedingt trocken, aber die Sonne kam langsam durch und half dabei, die Feuchtigkeit bald zu vertreiben. Ich hängte das Tarp, das nachts unsere Räder abgedeckt hatte noch zum trocknen auf, während wir unsere Dinge zusammenpackten, dann fuhren wir auch bald los. Wegen der vielen Mücken hatten wir uns entschieden, das Frühstück ein paar Kilometer weiter zu uns zu nehmen, jedenfalls ein erstes Kleines, was wir dann mit Blick auf den Breitling See auch taten. Doch auch hier ließen uns die Mücken nicht recht in Ruhe. Nach kurzer Rast fuhren wir weiter in Richtung Kirchmöser, am Ortseingang stießen wir auf einen Campingplatz mit offener Bewirtschaftung und fragten dort nach Frühstück. Kurz nach zehn am Sonntag, Terrasse mit Seeblick. “Na so richtig Frühstück nicht, aber ich guck mal, was ich im Kühlschrank habe!”, sagte die Dame hinter dem Tresen und nach kurzem Blick bot sie an, uns zumindest Rührei machen zu können. So saßen wir dann da, aßen köstliches Rührei, tranken kalte Milch dazu – und kamen uns zwischen den Leuten an den anderen Tischen, die nicht mehr beim ersten Bier waren oder eine Weinflasche auf dem Tisch hatten, etwas deplaziert vor.
Ab Kirchmöser erwarteten uns zunächst einige Straßenkilometer. Zum Glück sind diese Straßen nicht stark befahren und man kommt ab und an durch Dörfer, die etwas Abwechslung bieten. Der Havelradweg führt zunächst somit etwas entfernt von der Havel weiter, aber immer wieder trifft man auf den Fluß, meist in kleinen Orten, die sonntags wie ausgestorben scheinen. Dennoch finden wir hie und da immer mal wieder ein Plätzchen für eine kleine Pause und können auch mal irgendwo einkehren, um etwas zu essen oder zu trinken. Mit knapp über 20°C und viel Sonne zeigt sich das Wochenende nochmal von seiner besten Seite.
Am Nachmittag erreichen wir Rathenow. Um den Mückenschwärmen zu entgehen, die jede auch nur kurze Pause immer schnell zur Qual werden ließen und weil für die Nacht Regen erwartet wird, entscheiden wir uns, nach einem Abendessen im Ort (hervorragenden Fisch gibt es entlang der Havel allerorten!) für eine Pension. Diese heißt Billardcafé Südpark und bietet abgesperrte Unterstellmöglichkeiten für die Räder sowie recht großzügige Räume. Das Billardcafé ist im ersten Stock, abends ist es dort dennoch ruhig und wir haben noch die Chance auf einen kleinen Cocktail zur Nacht.
Brandenburg (Havel) – Rathenow
Montag, 13.09.2010
Nach einer (fast, ein Alarm ging nachts los) ruhigen Nacht packen wir entspannt unsere Sachen und gehen überpünktlich hinauf ins Café – wir hatten uns das Frühstück zu neun Uhr bestellt. Draußen regnet es, drinnen steht ein gut gedeckter Frühstückstisch. Als wir etwas schüchtern fragen, ob wir etwas anderes als Kaffee haben könnten, kriegen wir problemlos kalte Milch – sogar einen ganzen Liter! Wir lassen uns Zeit, laut Regenradar sollte der Regen irgendwann nachlassen und zum Nachmittag ganz aufhören.
Der erste Weg – im leichten Nieselregen – führt uns zur Apotheke. Etwas gegen Mücken muß her, ein Fläschchen zur Prävention, eine Tube zur Nachsorge. Anschließend durchqueren wir nocheinmal Rathenow, dann geht es raus auf die Landstraße. Heute sind wir wieder zu einem guten Teil auf kleinen Fahrradstraßen oder asphaltierten Wegen durch den Wald unterwegs. Der Regen wird auch bald weniger, nur einmal nimmt er für eine Minute kräftig zu – ich hatte zu laut gesagt, daß das bischen Nieselregen doch kaum etwas ausmache. Zum Mittag hört der Regen auf und wir kommen gut vorwärts. Das müssen wir auch, denn jeder Stop konfrontiert uns wieder mit dem Mückenproblem.
Mittags kehren wir in Grütz in der örtlichen Gaststätte ein, typisch Brandenburg. Das Essen ist reichlich und preiswert – und wir haben Glück: Während wir essen geht draußen ein kräftiger Schauer nieder – sobald wir fertig waren, war es draußen auch wieder trocken. Ab hier erwarten uns außer Landstraßen auch mal Plattenwege (aber alle gut fahrbar). Neben den gut vorbereiteten Routen auf dem GPS ist auch die Beschilderung der Wege sehr gut, selbst ohne Karten und Navigationshilfe wären wir hier problemlos weitergekommen.
Nachmittags sind wir in Havelberg und für Judith steht fest: Mit fast 100 Mückenstichen und der Erfahrung, daß die Nervensägen sich auch von Autan nur sehr bedingt abhalten lassen geht es nicht weiter. Nach kurzem Sightseeing, Kuchen, Kirschschorle und Bier fahren wir deshalb von Havelberg weiter nach Glöwen, wo alle Stunde ein Regionalexpress nach Berlin fährt. Das Wetter der nächsten Tage gab uns wohl auch recht mit dieser Entscheidung. Dennoch, bis hierhin war es eine wunderschöne Tour über perfekte Wege (wenn man nicht gerade aufs Kilometerfressen aus ist), die Lust auf mehr machte – vielleicht unter anderen Bedingungen.
Hallo Oliver, schöner Bericht vielen Dank!
Noch was technisches: Das XML Google Maps WP PlugIn ist ziemlich speicherhungrig. Ich hatte damit in meinem Blog auch mal rumexperimentiert es aber sein gelassen, da bei langen Touren, die ich ja oft mache, der Cache bzw. Speicher für die WebSite berechnung nicht ausreicht.
Das Problem scheint bei Dir auch aufzutreten, da zwar alle GoogleMaps geladen werden, aber die Bilder dazwischen fehlen.
Hier: SafariMacOSX mit 10.6.4
Das Problem mit den Bildern muß woanders gelegen haben, jetzt sollten sie alle sichtbar sein. Ich komprimiere die Tracks erheblich für die Verwendung mit dem Plugin, so gibt es in der Regel kein Problem (dafür sind sie natürlich nicht so genau).
ich war schon etwas Überrascht,das sich Deine Freundin auch für ein Liegerad entschieden hat,es muß wohl mehr dran sein als ich dachte. Natürlich hattest Du Recht wenn Du sagst, erst die Arbeit dann das Vergnügen oder in Deinem Falle das nötige Training und doch sollte langsam der Moment kommen wo dies mehr in den Vordergrund gestellt werden sollte. Das beste Material wird Dir nicht helfen im nächsten Jahr Dein Ziel zu erreichen ,es zählen nur gute Traingseinheiten.Deinen Ergeiz das gesetzte Ziel im nächsten Sommer zu erreichen wird mit dem Gedanken die ersten Tage in Begleitung zu fahren sehr schnell getrübt. Du solltest an erster Stelle lernen,Dich selbst zu zügeln,den Dein Vorhaben wird nicht an der hohen Kilometerzahl scheitern,sondern an dem Druck mit dem Kopf durch die Wand zu müssen.Natürlich sieht es gut aus,wenn es heißt , heute hatte ich eine super Duchschittsgeschwindigkeit doch schon nach wenigen Tagen benötigt der Körper eine Auszeit oder aber es kommt wie in diesem Jahr schon nach wenigen Tage zu einem Rückflug. Finde Deinen eigenen Rhythmus und richte diesen nicht schon in den ersten Stunden nach einer Begleitung. Solltest Du dich von diesem Gedanken nicht verabschieden wollen,so sollte sich dieser auf dem selben Level befinden wie Du selbst.
Verrückt – ich habe bei meiner Schwedentour mit dem Schlimmsten gerechnet, was ich bisher an Mücken erlebt habe (und das war beim Heben des Geocaches “Deetzer Erdlöcher” an der Havel, http://coord.info/GCN7EH), und hatte mir extra eine 100ml Flasche DEET 40% besorgt. Und diese über all die km und Hm “umsonst” geschleppt. Denn keine Mücke ließ sich in Schweden blicken. Nach dem Lesen Deiner Haveltourbeschreibung weiß ich nun auch, warum: Die Mücken waren dieses Jahr wohl wieder alle an der Havel…
Scherz beseite. Dass Autan bei den Mücken in unserer Gegend nicht mehr wirkt, habe ich schon vor ein paar Jahren beim Geocaching – dem Testumfeld für Mückenmittel schlechthin – bemerkt. Man stochert beim Geocaching in Brandenburg mitten im tiefen trockenen Kiefernwald, naßgeschwitzt und muss dort mitunter stundenlang schutzlos hantieren und dabei den Fluchtreiz unterdrücken, denn sonst kommt man nicht zum Ziel. Frisch mit “Autan Active” eingerieben, drehen die Mücken zwar sichtlich zögerlich ein paar Platzrunden vor der Landung, aber dann landen sie doch. Das Zeug hilft nicht mehr richtig. Wobei ich festgestellt habe, dass das personenabhängig ist. Mancher ist stärker betroffen, mancher weniger. Vermutlich hat es was mit den Haut-/Transpirationsdüften zu tun.
Dagegen soll DEET – dem Vernehmen nach – zuverlässig wirken. Testen konnte ich es selbst mangels Mückenbefalls bisher noch nicht. Allerdings ist DEET auch “giftiger” – wobei mir Autan schon äußerst unsymphatisch ist. Ich benutze das Zeug nur im Notfall. Was eigentlich nicht funktioniert, denn wenn der Notfall – der Mückenüberfall – eintritt, ist es zu spät, um noch halbwegs besonnen agieren zu können. Aber die nächste Gelegenheit, das gekaufte DEET einzusetzen, kommt bestimmt.
Einen Anwendungsfall, in dem Autan in jedem Fall zuverlässig wirkt, kann ich bestätigen. Der läuft nach dem Motto “der eine hat’s, der andere nicht”. Dann nämlich setzen sich zuverlässig alle Mücken auf denjenigen, der es nicht hat…