Es gibt außer der Software auf dem heimischen PC auch noch einige Routingportale im Internet. Bikemap, GPSies, Naviki um nur einige zu nennen. Prinzipiell gibt es dort zwei Ansätze zu unterscheiden: Routen bzw. Tracks anhand zugrunde liegenden Kartenmaterials erzeugen oder von Nutzern hochgeladene Tracks anbieten. Viele versuchen sich auch in beidem, Naviki versucht beides zu verbinden.
Dann gibt es noch Tourenportale wie vom ADFC oder Radweit, die gut ausgearbeitete Wege anbieten. Diese haben den Nachteil weniger dynamisch bzw. umfangreich als die vorgenannten Ansätze zu sein, dafür bieten sie Wege an, die qualitativ auf die entsprechende Zielgruppe abgestimmt sind, hier wird man nicht unversehens auf nicht existierenden Straßen oder Feldwegen landen. Dafür skaliert das Konzept schlecht.
Neben dem rein quantitativen Problem der Qualitätssicherung gibt es dann noch den Faktor der Definition guter Strecken. Selbst wenn es nur um den Aspekt des Tourenfahrens ginge und Trainingsrunden oder Ähnliches keine Rolle spielen, sind die Ansprüche an eine gute Strecke schon grundverschieden, je nachdem, wen man fragt. Der eine mäandert lieber auf kleinen, vielleicht auch mal nicht asphaltierten, Wegen durch die Gegend und nimmt dabei Umwege in Kauf, um dem Autoverkehr zu umgehen, während der andere lieber eine ruhige Landstraße bevorzugt und der nächste gar den begleitenden Radweg neben einer Bundesstraße in Kauf nimmt, wenn er nur 5km spart. Der Liegeradler fährt auf einer Tagesetappe mit Gepäck gerne mal 10km oder 20km mehr, wenn er damit eine 12%-Steigung umgeht und 300 Höhenmeter spart, der Rennradler mit Daypack nimmt den gleichen Umweg in Kauf, wenn er nur genügend Anstiege dafür bekommt.
Meine Vorstellung für die Lösung des Problems wäre der Ansatz sozialer Netzwerke. Ich kann Routen bewerten und kann definieren, wie mir einzelne Bewertungen anderer gefallen, wenn ich die Routen gefahren bin. Über die Zeit ergibt sich so ein Profil, anhand dessen automatisiert Vorschläge für andere Routen und Personen erstellt werden können. Ich bilde ein Netzwerk mit Personen, die ähnliche Fahrprofile wie ich haben. Ich selbst kann für verschiedene Räder oder Zwecke vielleicht auch verschiedene Profile anlegen.
Der Anreiz, eigene Touren und Bewertungen einzubringen besteht darin, daß die mir vorgeschlagenen Strecken dann umso besser meinem Profil und meinen Wünschen entsprechen. Anhand zugrundeliegender Streckendaten ließen sich sogar Präferenzen für Streckenvorschläge im Rahmen automatischen Routings erzeugen für Abschnitte, auf denen zum Beispiel noch keine bewerteten Routen vorliegen.
Problematisch ist natürlich die Startphase, denn funktionieren kann das System erst mit einer kritischen Masse an Daten. Vorteilhaft sollte sich über die Zeit dann die unscharfe Festlegung über statistische Verfahren im Gegensatz zu eindeutig zu definierenden Präferenzen auswirken.
Alternative Routen könnten je nach Nähe zum best match farblich abgestuft dargestellt werden, so daß ich mehrere Möglichkeiten habe für die angegebene Strecke, denn die eigenen Vorstellungen können sich natürlich auch von Tag zu Tag leicht unterscheiden. Der letztliche Streckenvorschlag könnte so aus einem gewissen Anteil dynamischen Routings und gefahrener und bewerteter Strecken zusammengesetzt werden, vielleicht kann es auch Vertrauensstufen für verschiedene Urheber von Routen geben.
Für Tourenradler wäre es dann noch wichtig, eine lange über mehrere Etappen gehende Planung zu machen. Dabei fallen dann in der Planung noch Versorgungs- und Unterkunftsmöglichkeiten ins Gewicht. Die Vermittlung könnte ja glatt zum Geschäftsmodell taugen…
Ich glaube nicht, dass für dieses Thema ein fraktaler Ansatz auf Basis sozialer Netzwerke o.ä. Funktionieren wird – wohl in Ballungsgebieten, aber nicht in der Fläche. Die erfolgsbestimmenden Faktoren bei Landkarten sind Präzision, Auflösung und Aktualität – und das bei einer sich ständig ändernden Realität. Das beherrscht selbst Google noch nicht. Gute Landkarten sind teuer, und der Grund ist, dass die Herstellung eben aufwändig ist aufgrund der Beschaffung, Qualitätssicherung und permanenten Aktualisierung der Daten.
In Städten wird OSM immer besser, wenn auch nicht systematisch, kann man sich zumindest in Deutschland inzwischen halbwegs drauf verlassen. Auf dem Land ist die Qualität von OSM nach wie vor ein Zufallsprodukt, und in Schach entwickeltem Ausland – wie ich gerade in Lettland feststelle – sowieso.
Ohne Landkarte nützt ein Tourenportal nichts, denn die Bezugsgrundlage für die Tracks und damit ein brauchbares Autorouting ist ohne Karte nicht gegeben.
Es wird daher darauf hinauslaufen, beim klassischen Landkartengeschäftsmodell – hohe Fixkosten mit gleichzeitig hoher Degression durch viele Nutzer – zu bleiben. Es kommt eben nur die zusätzliche Qualität “Radroute” sukzessive hinzu. Das steckt noch in den Kinderschuhen. Eine erste Karte, die auch auf dem Radwegenetz routingfähig ist, hat Garmin mit seiner Topologie Deutschland V3 auf den Markt gebracht. Das Autorouting damit ist aber noch sehr hakelig, und eine Differenzierung der Radrouten (z.B. Nach Belag, Lenkerradio, radweit o.ä.) fehlt völlig.
Eine routingfähige Straßenkarte in kommerzieller Qualität mit allen radweit-Routen, diese routingfähig und in gewohnter Qualität permanent aktualisiert – das wäre was, für das ich sofort 199€ ausgeben würde!
100% wirst Du nicht kriegen, denn die Gruppe der interessierten Radfahrer ist viel zu klein, um da den entsprechenden Aufwand finanzieren zu können, selbst bei 199 EUR für die Karte (die es ja auch nur bringen, wenn Du dafür dann auch über einen Zeitraum aktuelle Updates bekommst).
Ich brauche bei dem vorgeschlagenen Ansatz aber auf dem Land auch gar nicht jeden Weg auf dem flachen land zu kennen, es reicht, wenn ich genügend gute kenne :-)