Da ich im Moment – bewußt – etwas weniger fahre, fast nur Alltagsfahrten und vielleicht mal einen kleinen Trip durch den Wald, will ich hier in unregelmäßigen Abständen kleine Tipps geben zu fahrradbezogenen Themen, über die ich stolpere und die ich anderen ans Herz legen möchte.
Noch ein paar Tage, bis zum 15.12.2011, kann man auf WHAT A TRIP den Film bzw. das Videotagebuch von Maximilian Semsch sehen, der mit seinem Fahrrad von München nach Singapur gefahren ist. Ich fand den Film spannend und mitreißend. Wer, so wie ich, selbst gern mit dem Rad reist, wird viele Inspirationen bekommen und sich vielleicht auch an der ein oder anderen Stelle wiedererkennen.
Meine persönliche Inspiration: Die Gedanken öffnen für Touren zu unseren direkten und nicht ganz so direkten Nachbarn im Osten.
Was fandest du an dem Film denn so gut? Ich kann verstehen, dass man viele Parallelen zu sich selbst erkennt, wenn man auch schon eine längere Radreise gemacht hat. Aber der Film ist voll von banalem und unnötigem.
Dieses Australienprojekt wirkt auf mich auch eher wie eine groß angelegte Werbe- und Kommerz-Angelegenheit. Da wird dann ein Begleit-Wagen mit Team dabei sein, es wird ein zweites Elektro-Rad mittransportiert. Der Fahrer selbst sagt im letzten Kurzfilm zur Reisevorbereitung, dass es eine der größten Herausforderungen sein wird, die Akkus immer geladen zu kriegen. Was hat das noch mit einer Fahrrad-Reise zu tun?
Ja, das Australien-Projekt mit dem Elektro-Rad find ich auch nicht so pralle. Aber die DOkumentation der Singapur-Fahrt fand ich dennoch gut. Ich suchte Inspiration, nicht eine kompakte Anleitung. Und da sich eben diese Gedanken und Dinge wie bei eigenen Touren so schön drin widerspiegelten, habe ich die gefunden. Für detaillierte Streckeninfos muß man sicher woanders recherchieren. Aber zu Stimmung und Erlebnis gehören nunmal auch Banalitäten – und wenn man sie im Großen Bild betrachtet, sie in Relation setzt mit der ganzen Reise, dann sind selbst die manchmal wertvoll.
Du schreibst auch in alles Foren etwas gegen Radreisende, die davon leben können.
Ich würde sogar so weit gehen und behaupten, eine Radreise lebt gerade von den – vermeintlichen – Banalitäten. Da so eine Reise langsam und, sofern alles gut läuft, wenig “aufregend” ist, entschleunigt sie die Gedanken und öffnet das Bewusstsein für Dinge wie: die spontan gefundene Abkürzung, der gerade noch geöffnete Bäcker mit dem letzten Stück Kuchen, das im richtigen Moment auftauchende Bushaltestellen-Wartehäuschen, oder auch der vollbrachte Anstieg. Diese kleine Glücke unterwegs sind für mich manchmal im Nachhinein die schönsten Momente und späteren Erinnerungen an lange Touren.
Eine banale Tankstelle an der Strecke kann nach 100km einsamer Fahrt durch Nordschweden im kalten Regen eine so enorme Bedeutung haben, dass man noch Jahre später davon spricht. Das ist wahrscheinlich nur nachvollziehbar für diejenigen, die das selbst mal erlebt haben, auf Außenstehende mag das banal wirken.
Aber genau solche Momente sind für mich das Salz in der Suppe!
Nachteil: das funktioniert wohl so nur, wenn man allein unterwegs ist.