Als ich am Morgen aufwachte war es draußen zwar grau und feucht, aber die Straße war trocken und auf dem Regenradar weit und breit kein Regen zu sehen. Trotzdem machten wir uns in Ruhe fertig, das Frühstück war erst für halb neun bestellt. Wir kriegten unsere getrockneten Sachen von gestern wieder, machten während des Frühstücks die Abrechnung und die Nebelschwaden lösten sich nach und nach auf und ließen die Sonne erahnen.
Da die Unterkunft direkt an unserer Route lag, konnten wir nach dem Losfahren direkt auf den Deichweg an der Elbe einschwenken. Durch die heftigen Regenfälle des vorigen Abends waren einige Teile allerdings noch mit matschiger Schafscheiße verunreinigt, so dass wir etwas vorsichtiger fahren mussten. Während wir am Kernkraftwerk Brokdorf vorbei fuhren, bemerkten wir die vielen Traditionssegler und Marineschiffe auf dem Weg nach Hamburg, da der Hafengeburtstag ja direkt bevorstand.
In Brunsbüttel bogen wir an den Nord-Ostsee-Kanal ab. Zunächst geht es auf Straßen durch ein Industriegebiet, dann über die erste Fähre: “Die Mäuse lasst mal stecken, das ist eine künstliche Wasserstraße, da sind die Fähren kostenlos!”. Direkt hinter der Fähre biegt unsere Route auf den Radweg am Kanal ein. Durch Recherche im Internet wusste ich, dass uns dort großenteils ein zweispuriger Plattenweg erwarten würde, die Beschreibung der Qualität reicht von “super” über “fahrbar” bis hin zu “gruselig”.
Erschreckt sind wir, als die Abbiegung (mit Schild!) auf einen matschigen Single-Trail führt … der aber dann nach zehn Metern vorbei ist und in einen gut fahrbaren Plattenweg mündet. Die Platten liegen ohne große Kanten aneinander, natürlich muss man auf Dauer ziemlich konzentriert fahren wegen der schmalen Spuren, aber solange es so leer ist wie an diesem Tag, ist das recht angenehm.
Schon bald sehen wir die ersten Schiffe auf dem Kanal und wir stellen erstaunt fest, dass an dieser Strecke wirklich in recht regelmäßigen Abständen offene Cafés, Restaurants oder Imbisse zu finden sind. Auch Pausenstellen mit Tisch und Bänken sind öfter anzutreffen. Dementsprechend gönnen wir uns auch in einem Café eine Pause mit Schorle und Kuchen.
An einer Stelle versuche ich gerade die Begegnung diverser großer Schiffe zu verfolgen, als plötzlich über mir ein dumpfes Brummen zu hören ist. Im nächsten Moment rauscht ein Bundeswehr-Transportflugzeug im Tiefflug in enger Kurve über unsere Köpfe und fliegt in niedriger Höhe entlang des Kanals. Spannung pur!
Während der weiteren Fahrt beobachten wir noch viele Schiffe, wechseln selbst desöfteren die Kanalseite. Kurz vor Rendsburg fällt mir im Rückspiegel dunkelgrauer Himmel auf. Da wir eh zur Bank müssen und noch eine weitere Pause brauchen, beschließen wir in Rendsburg den Track zu verlassen und lassen uns vom Navi zu einem Geldautomaten führen, dazu wechseln wir die Kanalseite per Tunnel. Ein paar leichte Tropfen sind zu spüren, als wir am Geldautomaten ankommen und als wir fertig sind sind Blitze zu sehen und Donner ist zu hören, also suchen wir ein nahes Café auf. Kaum haben wir die Räder unter der Markise abgestellt donnert es laut und im nächsten Augenblick geht ein Regenguss nieder, dass man fast die andere Straßenseite nicht mehr erkennen kann. Was für ein Timing! Wir sitzen drinnen und beobachten das Schauspiel bei Kuchen und Getränken.
Kaum sind wir fertig, klart der Himmel auf, der Regen ist vorbei. Wir stocken an einem Supermarkt noch unsere Vorräte auf, dann geht es zur Schwebefähre, die auch gerade abfahrbereit auf unserer Seite steht. Die etwas andere Fährfahrt ist nochmals eine nette Abwechslung, dann geht es zurück auf den Track, hinter Rendsburg allerdings ein kleines Stückchen nicht so schön, vermutlich hätten wir die andere Seite wählen sollen – aber auf die Fahrt mit der Schwebefähre wollten wir natürlich nicht verzichten.
Bis Kiel gibt es diverse Schiffe zu sehen, auch die ein oder andere Umleitung nehmen wir noch mit. Das Ende des Kanals ist bald erreicht, wir gehen in Kiel in die Jugendherberge. Abends gehen wir noch in der Nähe des Hafens essen, aber allzu spät wird es wie so oft auf Tour natürlich nicht.
Hi Olli,
statt Kieler JH kannst Du das nächste Mal, wenn Du in der Gegend bist, auch noch 15 km ranhängen und bei uns in Blumenthal übernachten. … Ansonsten wieder ein sehr schöner Reisebericht :-)
Liebe Grüße von Mandy