Als wir um acht Uhr zum Frühstück gingen, waren die Taschen bereits gepackt. Bis Neuruppin stehen etwas mehr als 140km auf dem Plan und wir wollen nicht allzu spät starten. Müsli, Ei, Brötchen mit herzhaftem und mit süßem Belag und dazu schon O-Saft und Tee, zusätzlich noch etwas Joghurt mit Früchten. Man will ja nicht nach ein paar Kilometern versacken!
Wir routen uns auf einer ruhigen Straße parallel zum eigentlichen Track langsam an diesen heran, dann geht es auf der Radweit-Strecke weiter. Erwartungsgemäß kommt auch bis Parchim: nichts. Nach über tausend Kilometern abseits von Straßen, nach den positiven Erfahrungen in Belgien und den Niederlanden, ist deutscher Straßenverkehr, selbst auf den kleinen Landstraßen ziemlich nervig, wir wünsche uns wohl beide weit weg von hier. Dazu kommt noch die berühmt-berüchtigte schlechte Qualität der Straßen und die gerade zu wahnwitzig absurden Radverkehrsführungen und -anlagen in Mecklenburg-Vorpommern. Zudem setzt der Tour-Kater ein. Es geht nach Hause. Die letzten 200km bis Berlin haben mir noch nie Spaß gemacht und so ist es auch heute – ich werde bei den nächsten Reisen wohl wieder drauf achten, wegzufahren und dann mit einem anderen Verkehrsmittel die Heimreise anzutreten.
In Parchim gehen wir in ein Café und nehmen Kuchen und Cola als zweites Frühstück, bei der Ausfahrt aus Parchim habe ich wohl unsauber geplant und führt uns der Track unversehens über Treppen in einen Park, anstatt ein paar Meter weiter auf die Straße. Mit vereinten Kräften korrigieren wir den kleinen Fehler, dann geht es weiter. Nächster größerer Ort ist Wittstock. Zwischendurch geht es noch am Flughafen Schwerin-Parchim vorbei. Große Schilder und Ankündigungen, was über unseren Köpfen zur Landung ansetzt ist dann aber doch eher ein A3,80.
Zwischendurch füllen wir die Getränke-Vorräte und sicherheitshalber auch den Pesto-Vorrat noch an einem Supermarkt auf, schaffen es dann auf Autopilot und kurz vor dem Zombie-Modus doch noch bis Wittstock, wo wir Mittag essen. Zwar dauert es schon wieder ziemlich lang, aber diesmal merkt das Personal das von selbst und erlässt uns den doppelten Espresso, den wir als Nachbrenner bestellt hatten.
Nach einem kurzen Fresskoma-Knick bei mir geht es dann auch zügig weiter nach Neuruppin. Zwischendurch noch die Brandenburger Fahrräder-dürfen-nicht-auf-die-Landstraße-Huper und ein LKW, der anhält, der Fahrer sieht uns und gibt dann vor uns an der Einbiegung noch schnell Gas, so daß Micha nur mit einem heftigen Ausweich- und Bremsmanöver noch etwas retten kann. Der Schreck sitzt tief und wir weichen erstmal auf ein Stück des Prignitz-Express-Radwegs aus, von dem wir wissen, daß der Belag nicht sonderlich ist, aber wenigstens ist es weitgehend fern irgendwelcher Idioten.
In Neuruppin stellt sich – vermutlich wegen des verlängerten Wochenendes – die Suche nach einem Zimmer nicht als so leicht wie gedacht heraus, aber am Ende landen wir im Sporthotel und können noch einen Abend in der Saunalandschaft verbringen und kriegen vor Ort auch noch gut zu essen. Und WLAN.