Die beiden Fahrradmessen liegen traditionell dicht beieinander, richteten sich aber an unterschiedliches Publikum. Die VELO war immer die Bodenständige, die Fahrradschau die Hippe, die Coole. Die VELO klassisch in den Messehallen, Platz für Reiseradler und E-Bikes, die Fahrradschau in der Station als Sammelstelle für Fixiefahrer und Style. Doch in diesem Jahr deutet sich ein Wandel an.
Die Fahrradschau scheint sich auf ihrem Konzept auszuruhen. Teuer ist sie geworden. Nachdem mein Blog lange schlief kann ich verstehen, dass eine Akkreditierung als Blogger nicht wie im letzten Jahr möglich war, aber es traf wohl auch andere, aktive Blogger mit großer Reichweite. Auch die Blogger Lounge, eine wirklich gelungene Ecke im letzten Jahr, war diesmal als Sammelplatz zwar zentraler, aber auch eher ein liebloser Pausenpunkt. Eine weitere negative Überraschung war der Eventbereich. Groß, fast leer, die Trials fehlten, auch die Stimmung.
Für mich persönlich lohnte sich die Fahrradschau dennoch, denn ich traf die üblichen Verdächtigen aus der meiner Twitter- und Bloggerblase. Außerdem nutzte ich die Chance, eines der sonst raren Tex-Locks zu erstehen. Einen Teil des Schwalbe Tubeless Vortrags konnte ich noch mitnehmen, aber ich hatte nicht so viel Zeit – allerdings auch nicht das Gefühl viel zu verpassen, obwohl ich sicher nicht in alle Ecken vorgedrungen bin. Ich verließ die Messe am Samstag Nachmittag mit einem Peak Hipster Feeling.
Die VELO Berlin sagen konnte einen echten Coup landen. Die Messe hat sich vom Funkturm weg gewagt und fand in den Hangars des ehemaligen Flughafens Tempelhof statt – plus Außengelände. Die angestammten Zielgruppen wurden bedient, aber ein großer Bereich widmete sich auch Lastenrädern. Es gab einen Bereich für die Candy B Graveller 18 Teilnehmer, die eindrucksvoll zeigten, wie Bike Packing in der Realität funktioniert und es gab neben viel Platz zum Probefahren einen Kurs für Rennen verschiedener Natur.
Die VELO hat sicher dass Thema Style & Culture noch nicht so aufgenommen wie die Fahrradschau, aber mit der neuen Location und dem frischen Konzept wurde ganz sicher die Frage neu gestellt, ob Berlin sich weiterhin zwei zeitlich nahe Messen leisten wird. Die Entscheidung wird sicher durch das Publikum, aber auch die Aussteller getroffen werden, die für sich entscheiden, was sich wohl auf Dauer lohnen wird.