Um Zeit für die Vorbereitungen zu haben und weil das Wetter schlecht war, hatte ich den Start von Samstag auf Dienstag verschoben. Weder war ich vorher ordentlich zur Routenplanung gekommen, noch war das Rad fertig – und nach fast zwei Jahren ohne Tour war auch die Routine beim Packen noch nicht wieder die Alte.
Am Dienstag also ging es los, mit einer halbwegs brauchbaren Planung im Navi und einer morgens gepackten Tasche, der wohl außer Sonnencreme nichts fehlte. Das Wetter war prima, die Sonne schien und der Himmel war blau. Und den Weg aus der Stadt kenne ich ja auch ohne Navi. Ich versuchte mit wenig Druck zu fahren, schließlich hatte ich viel zu wenige Kilometer dieses Jahr in den Beinen und mit 132km bis Dessau mein erstes mal mehr als 100km am Stück in diesem Jahr vor mir (Geständnis!). Der Wind kam aus Nordost, so hatte ich ihn im Rücken und war doch schneller als geplant.
Doch noch vor der Stadtgrenze, bei der Abfahrt vom Schäferberg bei etwa 50 km/h höre ich ein fieses Zischen und haben einen Platten, natürlich hinten. Aber zumindest kann ich das Rad kontrolliert zum Stehen bringen. Während ich das Malheur betrachte und mein Werkzeug und den Ersatzschlauch rausholen, fragen drei Radfahrer, ob sie helfen können und ob alles OK sei. Das freut mich, denn das ist beileibe nicht immer so. Der Reifen ist repariert, da ich kurz vor Potsdam bin, pumpe ich nur von Hand auf den nötigen minimalen Druck, statt eine CO2 Patrone zu verschwenden. Der erste Fahrradladen am Weg lässt mich seine Pumpe nutzen, hat aber keinen passenden Schlauch. Der zweite hat zu. Da ich noch Flickzeug in der Tasche habe und den flickbaren alten Schlauch, plane ich den Kauf des Ersatzes für Dessau und mache mich auf den Weg.
Die Strecke bin ich dutzende Male gefahren, sie fährt sich gut. Viele gute Radwege, sonst sehr ruhige Straßen. Es gibt zwischen Ferch und Beelitz im Wald eine Stelle, da stellt sich für mich dieses Feeling ein: auf Tour. Ich vermeide es, diese Stelle auf meinen Spaßrunden zu befahren um mir das zu erhalten. In Brück gibt es eine Gaststätte, die ich gern zur Einkehr nutze. Halber Weg nach Dessau, gutes Essen. Das hielt ich auch diesmal so.
Gut gestärkt mit Hamburger Schnitzel geht es weiter. Ich nahm die Radroute zwischen Brück und Bad Belzig, ärgerte mich aber über die Ortseinfahrt und beschloß, beim nächsten mal doch wieder über die relativ leere Bundesstraße zu fahren. Gleiche Strecke, aber viel effizienter und schnell durch weniger rumgekurve. Bad Belzig durchquerte ich, ebenso Wiesenburg. Danach geht es den Anstieg nach Klein Glien hinauf und schließlich ist es nicht mehr weit bis Roßlau.
Zwischen Roßlau und Dessau liegt die Elbe, so ein weiterer Markpunkt auf der Route. In Dessau hielt ich zunächst an einem Fahrradladen neben dem Bahnhof, auch dieser hatte leider nicht den passenden Schlauch, konnte aber einen anderen Läden in der Innenstadt empfehlen, wo ich fündig wurde. Dann fuhr ich auf gut Glück zu einem Hotel, wo ich bereits einmal abgestiegen war – voll. Eine Pension in der Nähe so gruselig, dass ich dort nicht hin wollte und in der Innenstadt dann noch bei einem Hotel gefragt und danach im Internet geschaut. Nichts zu machen. Ich mußte eine Lösung finden und diese hieß: in Halle etwas buchen (auch gleich viel billiger) und dann los, noch 50km oben drauf legen.
Bis kurz vor Halle rollte es mit Rückenwind erstaunlich gut, dann wären noch zwei Anstiege zu meistern, die schon etwas schmerzten nach der unerwartet langen Tour. Gut elf Stunden nach der Abfahrt in Berlin kam ich dann in der Altstadt von Halle an. Das Rad durfte mit auf’s Zimmer. Nach einer Dusche und kurzer Pause schlenderte ich noch in die Innenstadt, um etwas zu essen.