Der Morgen startete vielversprechend: mit einem für französische Verhältnisse reichhaltigen Frühstücksbuffet, das ich ausgiebig nutzte, um Energie für einen langen Fahrtag zu haben. Auch das Wetter sah gut aus: bewölkt, aber freundlich.
Vom Hotel kam ich schnell zu meinem Track zurück, derr schon nach wenigen Kilometern auf der Straße auf einen Seitenweg der Orne einbog und bis nach Caen führte. Hinter Caen begann dann auch gleich der Bahntrassenradweg Voie Verte de Suisse Normande (Grüner Weg der Normand’schen Schweiz). Vor dem westlichen Wind war ich weitestgehend geschützt, vor dem Regenschauer, den er er mitbrachte allerdings nicht. Und so hielt ich mit beginnendem Regen an einem trockenen Fleck unter einem Baum an und zog mir die Regenklamotten über, dann ging es weiter – bis zum nächsten Wartehäuschen an einem ehemaligen Bahnhof der Strecke.
Da im alten Bahnhofsgebäude ein Café war, wechselte ich alsbald dort hin und trank einen Tee, während ich auf das Ende des Regens wartete. Leider war das Regenradar hier in den Tälern nicht sehr genau (englisches Radar, das französische bekomme ich nur mit einer Stunde Versatz) und ich musste mich aufs Gefühl verlassen. Irgendwann war der Regen aber vorbei und ich bereitete mich auf die Abfahrt vor. Ohne Regenklamotten. Obwohl es wieder leicht angefangen hatte zu nieseln.
Während ich fuhr, wurde aus dem Nieselregen richtiger Regen, der an Intensität zeitweise noch zunahm. Da mir aber nicht kalt wurde und ich jetzt eh nass war, fuhr ich ohne Regenzeug weiter. In der Tasche waren die empfindlichen Dinge in Drybags, die halb empfindlichen in der Mitte zwischen wasserfesten Dingen.
Leider ging der schöne Bahnradweg irgendwann zu Ende und ich musste auf kleinen Straßen weiter, die im hügeligen Gelände bis zu 300m über dem Meeresspiegel durchaus kräftige Steigungen zu bieten hatten. Zudem war meine Route hier etwas lieblos geplant, was dazu führte, dass ich teils auf sehr kleinen, steilen und mit schlechten Belag ausgestatteten Straßen unterwegs war, teils plötzlich vor nicht asphaltierten Wegen (in OSM: unclassified) stand. Dies kostete mich einige Kraft und Umwege, bis ich beschloss, einfach nur noch D-Straßen zu folgen. Das Garmin routete dann meist problemlos um, notfalls orientierte ich mich im Überblick mit OSMand+ auf dem Smartphone.
Der Regen ließ auch irgendwann nach und hörte ganz auf und schließlich schaute ich 40km vor dem Mont-Saint-Michel ins Tal und wusste, jetzt kommen nur noch kleine Steigungen. 30km vor dem Mont-Saint-Michel machte ich eine kurze Pause und schaut nach Unterkünften. Das war an einem Samstag leider ernüchternd, die Preise rund um die Felsinsel waren astronomisch, wenn überhaupt etwas zu bekommen war. So fuhr ich einige Kilometer zurück und dann abseits der Route, um ein bezahlbares Hotel zu nehmen.
Der Ort gab nicht viel her, immerhin aber einen offenen Supermarkt für die Getränkeverorgung am Folgetag. Und ein Restaurant im Hotel, denn im Ort gab es kaum Alternativen. Das Hotelrestaurant bot ein Tagesmenü – als einzige Option. Die Spiesen waren aber gut zubereitet und lecker und passten zu meinen Ernährungsbedürfnissen auf Tour.