Die Rückfahrt München-Berlin

Morgens um 04:30 Uhr ging der Wecker. Nicht die schönste Zeit zum Aufstehen, dafür hatten wir aber einen durchgehenden Zug nach Berlin mit Fahrradplätzen. Wir verstauten die letzten Dinge in den Taschen, vor dem Fenster kein Regen zu sehen. Dann verließen wir die Wohnung.

Zurück in Berlin
Zurück in Berlin

Schon als wir die Räder klarmachten, fing es leicht an zu tröpfeln, aber wir hatten uns gegen Regenklamotten entschieden und es war ja nicht weit zum Bahnhof. Der Regen wurde auf dem Weg natürlich stärker, aber die dicke Kleidung weicht ja nicht so schnell durch und wir kamen in akzeptablem Zustand um kurz nach fünf am Hauptbahnhof München an. Die ersten Geschäfte öffneten bereits, die alkoholisierten Menschen rund um den Bahnhof waren wohl keine Reste vom Oktoberfest, sondern vermutlich eher Stammgäste.

Unser Zug stand schon bereit, als wir am Wagen ankamen, öffnete gerade der Lokführer die Tür und wir konnten sofort einsteigen und unsere Räder seitlich hinterm Führerstand einstellen.

Das erwies sich im Laufe der Fahrt als Glücksfall, als eine Gruppe Jugendlicher mit diversen Rädern einstieg. Da waren unsere Räder weitgehend aus dem Weg und trotzdem so aufgestellt, daß wir später am Südkreuz (vor der Jugendgruppe) leicht aussteigen konnten.

Der Zug kam halbwegs pünktlich dort an – und eine wunderschöne Septembertour ging bei kühleren Temperaturen, aber immerhin im Sonnenschein zu Ende.

Grainau / München

Als wir am Morgen aufwachten, regnete es immer noch – und nicht zu wenig. Da eine Änderung nicht in Sicht war, war die Entscheidung gefallen: gemütlich frühstücken, dann mit der Bahn nach München.

Nasse Speedmachine
Nasse Speedmachine

In München gerieten wir in den Trubel des ersten Tags des Oktoberfests. Die Strassen waren voll, der Bahnhof voller. Noch während wir am Bahnhof über ein Getränk nachdachten meldete sich Björn, den wir vor einigen Tagen in Österreich auf dem Rad getroffen hatten und der uns eine Unterkunft in München angeboten hatte – zu Oktoberfestzeiten ist das in München nämlich nicht ganz einfach! Wir konnten direkt zu ihm fahren, die Räder abstellen und uns zivil kleiden, es regnete immer noch.

Wir unterhielten uns mit unserem Gastgeber, gingen noch einkaufen, damit wir für die morgige Zugfahrt etwas hatten, abends gingen wir noch essen. Für mehr fehlte uns bei Dauerregen, 14°C und den Massen an Menschen in der Stadt die Motivation. Dann ging es früh ins Bett, denn wir mussten am kommenden Tag den Zug um 05:38 Uhr erreichen.

Ruhetag Grainau und Zugspitze

Nach der Erfahrung mit dem Fernpass, in Anbetracht der Wettervorhersage und der Tatsache, dass wir ab Grainau nur über irgendwelche Landstraßen gondeln würden – und das auch noch am Freitag Nachmittag – erlauben wir uns einen Ruhetag mit Touri-Programm.

Micha und Olli on Top of Germany
Micha und Olli on Top of Germany

Nach dem Frühstück geht es, ohne Fahrrad, zur Zugspitzbahn. Diese Zahnradbahn bringt uns hinauf zum Zugspitzplatt, einer Geröllwüste ca. 350m unterhalb des Gipfels. Unseren Plan, den Rest des Weges zu Fuss fortzusetzen, geben wir nach einem Blick auf den steilen Aufstieg und unsere dünnen Five-Fingers Zehenschuhe lieber auf und nehmen die Seilbahn nach oben.
Das Wetter ist am Morgen wunderbar, zwar nicht klar genug für einen Blick bis nach München, aber gut genug für Sonne, weite Blicke über die Alpen und hinab ins Tal, zum Eibsee und zum Fernpass.

Nach Snack und Aufwärmen im Café fahren wir später mit der Eibseeseilbahn wieder ins Tal. Auf dem Eibsee mieten wir uns ein Tretboot, der Radfahrer schlägt eben doch immer wieder durch.

Blick von der Zugspitze
Blick von der Zugspitze

Anschliessend geht es in Richtung Garmisch-Partenkirchen. Dort hält es uns aber nicht sehr lange, zu müde sind wir vom frühen Aufstehen und den Anstrengungen der letzten Tage. Bevor abends der angesagte Dauerregen einsetzt, machen wir noch eine Pause im Hotel und gehen in der Pizzeria gegenüber essen.

Für den folgenden Tag planten wir eine Zugfahrt nach München, der Fahrradteil unserer Tour endete also wohl in Grainau. Wir wollen uns die Eindrücke der schönen Tour nicht durch Regen und Strassenverkehr trüben lassen.

Imst – Grainau

Im Hotel begann man den Tag recht entspannt, will sagen, das Frühstück wurde erst noch angerichtet, als wir im Raum erschienen. Wir beschlossen, die Zeit zu nutzen und den Supermarkt zu besuchen, aber der machte auch erst später auf. Dafür war bei unserer Rückkehr das Frühstück fertig.

Römerstraße mit Wagenspuren
Römerstraße mit Wagenspuren

Los ging es dann mit einem kurzen Anstieg auf der Hauptstraße, dann bogen wir auf kleinere Wege ab und waren schließlich zurück auf dem Track. Die Auswahl auf diesem Teilstück unserer Tour heisst entweder auf der oft nicht asphaltierten Via Claudia Augusta zu fahren oder aber auf die stark befahrene Strasse auszuweichen. Wir entscheiden uns für den Waldweg mit halbwegs verfestigtem Grund aus Kies oder Schotter.
Hinter Nassereith beginnt dann der Anstieg zum Fernpass. Dass dieser im Wesentlichen aus Schotter und Kies besteht und die Strasse definitiv aufgrund des Verkehrs keine Empfehlung ist, war aus der Planungsphase klar. Die teils wirklich heftigen Anstiege auf diesem Untergrund zwangen uns dann aber zu einigen Schiebepassagen. Dafür gab es schöne Aussichten, alte Gemäuer und ein Stück alter Römerstraße mit Wagenspuren zu sehen.

Die Zugspitze
Die Zugspitze

Nach dem Pass an der Strasse geht es dann noch einmal auf Forstwegen zum Pass auf der Römerstraße hinauf, der einige Meter höher liegt. Auf der Abfahrt mit recht grobem Schotter versagte – nach einer Abkühlpause – meine hintere Bremse, weil sich der Bremsbelag vom Bremssattel gelöst hatte. Die Strategie, auf Abfahrten die Geschwindigkeit mit der hinteren Bremse zu senken, so dass die vordere (beim Liegerad effektivere und sichere) möglichst kühl zur Verfügung steht, zahlte sich aus. Ich konnte problemlos stoppen und die Bremsbeläge wechseln.

In Biberwier verliessen wir unseren geplanten Track und bogen in Richtung Grainau ab, denn wir wollten die Zeit nutzen, um noch die Zugspitze zu besuchen. Eine deutliche Verschlechterung des Wetters war für die kommenden Tage angekündigt, so dass wir etwas umplanten. Den Urlaub mit einer Fahrt im Dauerregen zu beenden war nicht unser Ziel.

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Laatsch – Imst

Obwohl uns heute ein weiterer Pass bevorstand, starteten wir nicht allzu früh. Der Reschenpass liegt bei weitem nicht so hoch wie das Stilfserjoch.

Kühe auf dem Weg
Kühe auf dem Weg

Wir wussten, dass gerade im Anfangsbereich der Auffahrt auf dem Radweg einige steile Passagen dabei sein würden, aber dass wir quasi direkt nach ein paar hundert Metern, sofort nach dem Einbiegen auf den Radweg, mit Rampen von 15% und deutlich mehr konfrontiert werden würden, war uns so nicht bewusst gewesen.
Fast die gesamten Höhenmeter lagen auf den ersten paar Kilometern, erreicht man die Seen, gibt es nur noch ein sanftes auf und ab am Ufer bzw. über den eigentlichen Pass, der leider nicht gekennzeichnet ist, erst an der Grenze zu Österreich gibt es ein Schild an der Strasse, bereits diverse Meter niedriger als der “echte“ Pass auf dem Radweg.

Nach dem Pass geht es sanft hinab nach Nauders. Dort treffen wir auch einen anderen Liegeradler auf seinem Flux. Von Nauders geht es wieder ein wenig rauf zur Norbertshöhe, dann in Serpentinen wieder runter. Sofort fällt allerdings auf, dass die Radroute in Österreich nicht dieselbe Bedeutung hat wie in Italien: der Weg führt über Wirtschaftswege, teils über befahrene Landstraßen. Wenn diese einen Randstreifen für Radfahrer haben, ist er schmal und führt auch schon mal spontan im Gefälle auf schmale Bürgersteige.

Durch das Tal
Durch das Tal

Auch die gastronomische Infrastruktur am Radweg ist nicht so eng und optimal wie in Italien, so dass wir irgendwann den Kocher rausholen, um etwas zu essen. Es gibt schon Lokale, oft teure Hotels oder billige Döner-Pizza-Alles Läden von zweifelhafter Qualität. Was auch sofort negativ auffällt ist das im Gegensatz zu Deutschland oder auch Italien weniger strikte Nichtraucherschutzgesetz in Österreich.

Ausser einigen kleinen Anstiegen, eher Rampen, geht es im Wesentlichen bergab, wo der Weg gut ist, kommen wir schnell voran. Wir fahren bis nach Imst durch, denn das Wetter soll in den kommenden Tagen umschlagen und wir wollen auf jeden Fall den Fernpass mit seinen nicht asphaltierten Passagen schaffen, bevor uns Regen das Leben dort schwer macht.