Dessau – Heldrungen

Wir waren früh genug wach, um bereits vor dem Frühstück mit allen Vorbereitungen fertig zu werden. Die Taschen gepackt, die Klamotten am Mann. Dann ging es in den Speisesaal. Eigentlich hieß es Frühstück ab 07:30 Uhr, aber wir konnten schon zehn Minuten früher anfangen.

Da sich die Wettervorhersage zu keiner Zeit, aber zur Aussage steigender Gewitterwahrscheinlichkeit zum Ende des Tages hinreißen ließ, waren wir dann bereits gegen neun Uhr unterwegs. 125km standen auf dem Plan bis zur Wasserburg Heldrungen.

Der Frühling kommt
Der Frühling kommt

Der neue Track sah die Umfahrung des Dessauer Zentrums vor, war aber noch nicht getestet. Er funktionierte aber bestens, zumal am Sonntag morgen. Er verläuft über ruhige Straßen und mit weniger Ampelhalten oder schlechten Pflichtradwege westlich an Dessau vorbei, nach gut 30km ging es dann zurück auf die bewährte Route. Viel zu schreiben gibt es nicht, eine ruhige Fahrt bei schönstem Wetter eben.

In Halle schließlich setzten wir uns auf ein Restaurantschiff auf der Saale und machten eine kurze Pause mit Getränk und süßem Snack. Aus Halle heraus ging es auf verschlungenen Parkpfaden, zurück auf die Landstraßen.

In Querfurt wollten wir unseren einsetzenden Mittagshunger in der Schänke der Burg stillen, allerdings fand gerade ein Burgfest statt, so dass wir keine Chance hatten, diesen Plan umzusetzen. Eine Alternative musste her: wir peilten den Leimbacher Gasthof an, der nur wenige Kilometer hinter Querfurt am Track liegt. Der kleine Umweg über die Burg war dennoch schön.

Micha on the road
Micha on the road

Der Leimbacher Gasthof hatte offen und wir bekamen gutes Essen und leckere Apfelschorle. Langsam wurde es warm und drückend, auf dem Radar waren aber noch keine Gewitter auszumachen. Der Aufstieg zur Anhöhe mit den Fundort der Himmelsscheibe von Nebra verlief mit vollem Bauch und drückendem Wetter etwas schleppend, die anschließende Abfahrt war dafür umso besser.

Wir frassen die Kilometer nur so weg, erreichten den Unstrutradweg zügig. In Reinsdorf machte ich einen kleinen Abstecher – 2011 auf dem Weg nach Barcelona war ich hier in ein Unwetter geraten und eine nette Familie hatte mich von Straße gesammelt, mich mit heissen Getränken versorgt und die Möglichkeit zum Trocknen gegeben. Ich fuhr am Haus vorbei, das ich wegen Umbaus kaum erkannt hatte, aber andersrum wurde ich erkannt und es gab ein nettes Wiedersehen.

Von hier aus war es nicht mehr weit bis zur Wasserburg. Wir erreichten Heldrungen nach 126,5km um Punkt 17 Uhr. Wir duschten, aßen noch etwas zu Abend, machten einen Rundgang um die Burg und verzogen uns dann zeitig aufs Zimmer. Neben einer Folge Hui Buh entstand dieser Beitrag.

Berlin – Dessau

Um ein paar Kilometer ohne nachtanken zu schaffen, gönnte ich mir zum Frühstück zwei Brötchen mehr als sonst. Die Tasche war gepackt und ich musste nur noch die Flaschen füllen und die Radklamotten anziehen. Micha hatte sich für zehn Uhr angekündigt, so ging ich kurz vorher runter, holte das Rad aus dem Keller und befestigte meine Tasche. Kaum war das Navi gestartet und der Track geladen, kam Micha auch schon an.

Auf dem Radweg
Auf dem Radweg

Auf den gewohnten Wegen ging es über die Glienicker Brücke nach Potsdam und dann raus aus der Stadt. Da die Straße zwischen Potsdam und Ferch für Autos an einer Stelle wegen Bauarbeiten gesperrt war fuhren nicht sehr viele Autos und hinter Ferch geht es ohnehin auf einer Fahrradstraße durch den Wald weiter.

Wir kamen gut, um nicht zu sagen besser als erwartet, voran. Gegenüber meiner letzten Fahrt auf der Route gab es mittlerweile einige neue und gut nutzbare Radwege entlang der Straßen und so hatten wir bis Brück kaum mit dem Autoverkehr zu tun. In Brück aßen wir zu Mittag, dann sollte es nach Bad Belzig gehen. Zwischen Lüsse und Bad Belzig kündigte ein Schild eine Sperrung der B246 an. Die Erfahrung als Radfahrer sagt, dass es, zumal am Wochenende, oft trotzdem geht. Diesmal leider nicht: es fehlte die Brücke über die Bahnlinie – und denkende

Endlose Weite
Endlose Weite

r Mensch und Bahner war das überqueren der Gleise an den Baustellenabfahrten keine Option. Es blieb also die Entscheidung zwischen Rückweg nach Lüsse oder einem als G3 Track markierten Weg. Dieser gewann und war auch fahrbar. Selbst mit meinen Dackelschneidern.

Da Bad Belzig nach dieser Strapaze kein adäquates Eiscafé zu bieten hatte, fuhren wir weiter nach Wiesenburg, wo aber auch nichts war, nicht mal am Schloss. Dafür fanden wir einen Supermarkt mit Softeismaschine.

Hinter Wiesenburg ging es leicht bergab und die Fahrtrichtung Süd brachte uns Rückenwind, so dass wir gut vorankamen. Die restlichen Kilometer bis Dessau vergingen wie im Flug, um kurz nach 18 Uhr kamen wir an, so dass wir uns in der Jugendherberge noch versorgen konnten. Nach einer Dusche gingen wir noch zum Supermarkt (schließen hier alle um acht!), um Saft für den nächsten Tag und ein paar Kekse für den Abend zu kaufen.

Lang wurde dieser aber nicht mehr.

Lutherstadt Wittenberg – Torgau

Am Morgen ließ ich es langsam angehen. Zwar frühstückte ich schon um acht, allerdings unterhielt ich mich danach noch eine Weile mit dem Besitzer der Herberge, bevor ich dann schließlich zum Drogeriemarkt ging, um noch etwas zu Sonnencremen zu besorgen.

Zwischen Elbe und Elster
Zwischen Elbe und Elster

Bei schönstem Wetter verließ ich Lutherstadt Wittenberg, der Weg führt erst noch kurz an der Straße entlang, dann geht es direkt an die Elbe. Und diese Jahreszeit ist man nahezu alleine auf dem Radweg. Wenn jemand kam, dann waren es höchstens Einheimische, die mit ein paar Taschen am Rad vom Einkaufen kamen. Mein Knie,dass am vorigen Abend noch etwas geschmerzt hatte,schien sich komplett erholt zu haben. Dennoch gab ich nicht allzu viel Druck auf die Pedalen.

Selbst wenn der Radweg einmal über Straßen führt, dann sind diese so leer, dass man selten einem Auto begegnet. Nach einigen Kilometern überquert man die Elster, anschließend geht es vorwiegend am Deich entlang der Elbe. Als ich nach rund 30 km mein Knie doch wieder meldete, beschloss ich erst mal etwas essen zu gehen. Dazu bog ich Schildern folgend vom offiziellen Weg ab, und fuhr nach Sachau. Die Gaststätte hatte zum Glück geöffnet, um diese Jahreszeit ist dies nicht allzu selbstverständlich.

Altstadt Torgau
Altstadt Torgau

Trotz der Pause wurde es mit meinen Beinen nicht besser. Mir fehlt dieses Jahr definitiv mein Wintertraining. Und so setzte ich als Tagesziel Torgau fest. Der Versuch vorher noch eine Kuchenpause einzulegen, ging schief, weil es einfach keinen Café am Weg gab, das bereits geöffnet hatte. Die meisten machen wohl erst zu den Osterferien auf.

Um kurz nach 16:00 Uhr erreichte ich Torgau, suchte mir eine Unterkunft, machte mich erst mal frisch. Ein Spaziergang durch die wunderschöne Altstadt tat gut. Hier bekam ich auch noch ein schönes Stück Kuchen. Später am Tag wollte ich noch etwas essen, zunächst machte ich aber noch einen Rundgang durch die Stadt und zum Schloss Hartenstein.

Berlin – Lutherstadt Wittenberg

Was macht man mit ein paar freien Tagen, um den Kopf ein wenig frei zu kriegen? Na klar, bei schönstem Frühlingswetter steigt man aufs Rad! Einen richtigen Plan gibt es nicht, ein paar Tracks raus aus Berlin – und dann mal weiter schauen. Eigentlich stand nicht einmal wirklich fest, wie lang ich fahren würde. Einen Tag, zwei, drei? Mal schauen, wie lange sich das Wetter hält und ob und wo mir das mangelnde Training des Winters einen Strich durch die Rechnung macht.

Mein Rad und ich
Mein Rad und ich

Mit meiner neuen Tasche setzte ich mich morgens aufs Rad und folgte Radweit Berlin-Leipzig. Bei blauem Himmel und angenehmen Temperaturen war Lutherstadt Wittenberg ein geeignetes Ziel. Etwas mehr als 100km, ich wollte es nicht übertreiben. Hinter Berlin geht es zunächst nach Güterfelde. Nicht wirklich schlimm, aber Spaß kommt hier noch nicht auf. Danach gibt es erst einmal einen gut fahrbaren Radweg neben der Strasse, vor Phillipsthal hört der zwar auf, aber auch an einem Montagmorgen ist der Verkehr hier relativ gering, spätestens ausserhalb des Berliner Rings hat man weitestgehend Ruhe.

Die Weite Brandenburgs
Die Weite Brandenburgs

Die kleinen Brandenburger Dörfer reihen sich aneinander, die Landschaft wird etwas hügeliger, aber echte Steigungen gibt es hier nicht. Dafür weite Strecken, wo man die Straße für sich allein hat. Kommt man dann im Fläming an, gibt es Abschnitte auf dem Fläming-Skate, die Ende März komplett leer sind.

Lutherstadt Wittenberg
Lutherstadt Wittenberg

Erst kurz bevor man Lutherstadt Wittenberg erreicht wird es wieder etwas ungemütlicher. Die Auswahl steht zwischen einem schottrigen, sich in Umwegen ergehenden Feldweg und einer halbwegs befahrenen Strasse. Eigentlich sollte ich es besser wissen, aber ich hatte keine Lust auf Straße … Nach kurzer Einlage auf der ausgewiesenen Berlin-Leipzig-Radroute wechselte ich freiwillig auf die Straße.

In Lutherstadt Wittenberg fand ich schnell eine nette kleine Unterkunft. Nachdem ich mich frisch gemacht hatte, ging ich in die Stadt, die alle ihre Gerüste mittlerweile los ist. Ich machte einen lockeren Rundgang und suchte mir etwas zu essen.

Die Rückfahrt München-Berlin

Morgens um 04:30 Uhr ging der Wecker. Nicht die schönste Zeit zum Aufstehen, dafür hatten wir aber einen durchgehenden Zug nach Berlin mit Fahrradplätzen. Wir verstauten die letzten Dinge in den Taschen, vor dem Fenster kein Regen zu sehen. Dann verließen wir die Wohnung.

Zurück in Berlin
Zurück in Berlin

Schon als wir die Räder klarmachten, fing es leicht an zu tröpfeln, aber wir hatten uns gegen Regenklamotten entschieden und es war ja nicht weit zum Bahnhof. Der Regen wurde auf dem Weg natürlich stärker, aber die dicke Kleidung weicht ja nicht so schnell durch und wir kamen in akzeptablem Zustand um kurz nach fünf am Hauptbahnhof München an. Die ersten Geschäfte öffneten bereits, die alkoholisierten Menschen rund um den Bahnhof waren wohl keine Reste vom Oktoberfest, sondern vermutlich eher Stammgäste.

Unser Zug stand schon bereit, als wir am Wagen ankamen, öffnete gerade der Lokführer die Tür und wir konnten sofort einsteigen und unsere Räder seitlich hinterm Führerstand einstellen.

Das erwies sich im Laufe der Fahrt als Glücksfall, als eine Gruppe Jugendlicher mit diversen Rädern einstieg. Da waren unsere Räder weitgehend aus dem Weg und trotzdem so aufgestellt, daß wir später am Südkreuz (vor der Jugendgruppe) leicht aussteigen konnten.

Der Zug kam halbwegs pünktlich dort an – und eine wunderschöne Septembertour ging bei kühleren Temperaturen, aber immerhin im Sonnenschein zu Ende.