Nachdem mir die Kopenhagen-Tour ja eine Zwangspause beschert hatte, plante ich mit Micha noch eine kleine Saisonabschlusstour. Wir waren uns einig, daß wir es ruhig angehen lassen wollten, setzten uns keine großen Ziele und planten entlang unserer Route auch jede Menge Ausstiegspunkte mit ein, um im Zweifel einfach per Bahn nach Berlin zurückzufahren. Auch die Strecken sind eher von harmloser Länge und größtenteils flach. Nur für den ersten Tag nahmen wir uns ein längeres Stück vor, um den bekannten Gefilden zu zu entfliehen, möglichst bald di Straßen hinter uns zu lassen – und um die Möglichkeit zu nutzen, vielleicht noch Jens zu treffen, von dem unsere Ladeelektronik an den Rädern stammt.
Wir trafen uns um kurz nach 10 Uhr bei Micha, fuhren dann geradewegs, es war ja Feiertag, aus Berlin raus. Schon beim Umrunden des dysfunktionalen Möchtegern-Flughafens südlich der Stadt war uns klar, der kräftige Südostwind (keine Überraschung, wir kannten ja die Wettervorhersagen) würde uns das Leben heute schwer machen. Trotzdem fuhren wir langsam, aber doch beständig gegen den Wind an und lagen gut in der großzügig geplanten Zeit. Von Zeit zu Zeit begegneten uns Rennradler, die, wenn sie in der gleichen Richtung fuhren, ebenso mit dem heftigen Wind kämpften. Auf vielen ruhigen Wegen oder gut ausgebauten Radwegen ging es in Richtung Spreewald. Einige der Straßen möchte man aber vermutlich kaum außerhalb von Ferien und Feiertagsverkehr erleben.
Die Radweit-Route umgeht die meisten Ortschaften am Weg, wegen des Feiertags sind die Möglichkeiten ohnehin begrenzt – also haben wir vorgesorgt und Kocher und Essen mitgenommen. Bei ungefähr der Hälfte der Strecke fahren wir ein kleines Stück in einem Waldweg und finden ein sonniges Plätzchen im Windschatten der Bäume. Bei Musik aus der Entertainment-Anlage kochen wir mein in en letzten Wochen ausprobiertes Reisgericht, allerdings statt mit Thunfisch mit Rindfleisch aus der Dose. Ganz ehrlich: Nicht nachmachen. Thunfisch ist bedeutend besser. Vermutlich auch, wenn man sonst keinen mag.
Wir werden satt und so geht es weiter durch den Spreewald. Einige Orte sind mit Touristen geradezu überlaufen, auf manchen Strecken ist man quasi allein auf weiter Flur – namentlich überall da, wo man mit dem Auto nicht hinkommt. Zumindest fast allein, die Eingeborenen hier befahren alle Wege, die nicht rigoros verpollert sind mit ihren Blechbüchsen, unabhängig von gegenteiliger Beschilderung. Man muss aber positiv anmerken, daß wir heute im Großen und Ganzen (Ausnahmen gibt es immer) mit ausreichend Abstand und wenig Gefährdung überholt wurden. Eine nicht alltägliche Erfahrung auf Brandenburger Straßen.
Auf einer der ruhigen Straßen wurden wir von einem Auto in weitem Abstand überholt. Ein paar hundert Meter weiter hält der Wagen quer auf der Straße stehend an. Als wir näher kommen, wird ein Foto von uns gemacht, dann gibt der Fahrer wieder Gas und braust davon. Eine skurrile Situation, das kenne ich eher aus Südeuropa.
Die letzten Kilometer nach Cottbus fahren wir auf gut ausgebauten Radwegen, oft weit abseits der Straße. Die Dämmerung bricht herein, genug für das Fahren mit dem Edelux, noch nicht genug für den Einsatz unseres Fernlichts. Um kurz nach 19 Uhr erreichen wir unsere Pension. Wir beziehen das Zimmer und laufen zum nächsten Restaurant (ca. 15min Fußweg – aber immerhin!), wo wir uns nochmals verpflegen. Anschließend heisst es noch duschen, bloggen und endlich: schlafen.