Herbst 2013: Berlin – Cottbus

Nachdem mir die Kopenhagen-Tour ja eine Zwangspause beschert hatte, plante ich mit Micha noch eine kleine Saisonabschlusstour. Wir waren uns einig, daß wir es ruhig angehen lassen wollten, setzten uns keine großen Ziele und planten entlang unserer Route auch jede Menge Ausstiegspunkte mit ein, um im Zweifel einfach per Bahn nach Berlin zurückzufahren. Auch die Strecken sind eher von harmloser Länge und größtenteils flach. Nur für den ersten Tag nahmen wir uns ein längeres Stück vor, um den bekannten Gefilden zu zu entfliehen, möglichst bald di Straßen hinter uns zu lassen – und um die Möglichkeit zu nutzen, vielleicht noch Jens zu treffen, von dem unsere Ladeelektronik an den Rädern stammt.

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Wir trafen uns um kurz nach 10 Uhr bei Micha, fuhren dann geradewegs, es war ja Feiertag, aus Berlin raus. Schon beim Umrunden des dysfunktionalen Möchtegern-Flughafens südlich der Stadt war uns klar, der kräftige Südostwind (keine Überraschung, wir kannten ja die Wettervorhersagen) würde uns das Leben heute schwer machen. Trotzdem fuhren wir langsam, aber doch beständig gegen den Wind an und lagen gut in der großzügig geplanten Zeit. Von Zeit zu Zeit begegneten uns Rennradler, die, wenn sie in der gleichen Richtung fuhren, ebenso mit dem heftigen Wind kämpften. Auf vielen ruhigen Wegen oder gut ausgebauten Radwegen ging es in Richtung Spreewald. Einige der Straßen möchte man aber vermutlich kaum außerhalb von Ferien und Feiertagsverkehr erleben.
Die Radweit-Route umgeht die meisten Ortschaften am Weg, wegen des Feiertags sind die Möglichkeiten ohnehin begrenzt – also haben wir vorgesorgt und Kocher und Essen mitgenommen. Bei ungefähr der Hälfte der Strecke fahren wir ein kleines Stück in einem Waldweg und finden ein sonniges Plätzchen im Windschatten der Bäume. Bei Musik aus der Entertainment-Anlage kochen wir mein in en letzten Wochen ausprobiertes Reisgericht, allerdings statt mit Thunfisch mit Rindfleisch aus der Dose. Ganz ehrlich: Nicht nachmachen. Thunfisch ist bedeutend besser. Vermutlich auch, wenn man sonst keinen mag.

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Wir werden satt und so geht es weiter durch den Spreewald. Einige Orte sind mit Touristen geradezu überlaufen, auf manchen Strecken ist man quasi allein auf weiter Flur – namentlich überall da, wo man mit dem Auto nicht hinkommt. Zumindest fast allein, die Eingeborenen hier befahren alle Wege, die nicht rigoros verpollert sind mit ihren Blechbüchsen, unabhängig von gegenteiliger Beschilderung. Man muss aber positiv anmerken, daß wir heute im Großen und Ganzen (Ausnahmen gibt es immer) mit ausreichend Abstand und wenig Gefährdung überholt wurden. Eine nicht alltägliche Erfahrung auf Brandenburger Straßen.

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Auf einer der ruhigen Straßen wurden wir von einem Auto in weitem Abstand überholt. Ein paar hundert Meter weiter hält der Wagen quer auf der Straße stehend an. Als wir näher kommen, wird ein Foto von uns gemacht, dann gibt der Fahrer wieder Gas und braust davon. Eine skurrile Situation, das kenne ich eher aus Südeuropa.
Die letzten Kilometer nach Cottbus fahren wir auf gut ausgebauten Radwegen, oft weit abseits der Straße. Die Dämmerung bricht herein, genug für das Fahren mit dem Edelux, noch nicht genug für den Einsatz unseres Fernlichts. Um kurz nach 19 Uhr erreichen wir unsere Pension. Wir beziehen das Zimmer und laufen zum nächsten Restaurant (ca. 15min Fußweg – aber immerhin!), wo wir uns nochmals verpflegen. Anschließend heisst es noch duschen, bloggen und endlich: schlafen.

Berlin – Cottbus

ADFC Kreisfahrt 2013

Kreisfahrt 2013: Start am Pariser Platz Das Wetter war zwar grau, aber nicht kalt oder regnerisch, an diesem Samstag im September. Die Kreisfahrt, gerne „die kleine Schwester der Sternfahrt“ genannt, startet um 14 Uhr am Brandenburger Tor. Da ich was lange oder schnelle Fahrten angeht noch immer wegen meiner Achillessehne zurückhaltend sein muss und eine Demonstration für bessere Bedingungen für den Fahrradverkehr in der Stadt ohnehin ein guter Grund ist, bin ich dabei – nachdem ich der Sternfahrt ja schon aus terminlichen Gründen ferngeblieben war.
Während die Gruppe beim Start am Pariser Platz noch relativ übersichtlich war, kamen mit der Zeit immer mehr Radfahrer dazu, nach Polizeiangaben wuchs die Gruppe auf ca. 3000 Radfahrer an, was an den wenigen Punkten,

Kreisfahrt 2013: Pause auf der Bornholmer Str./Bösebrücke

wo man aufgrund der Straßenführung und geographischer oder baulicher Gegebenheiten einen Überblick über die Länge des Zuges erhielt doch schon eine erhebliche Menge darstellt.

Die Resonanz im gewohnten Kreis war diesmal eher verhalten und so war ich nicht weiter erstaunt, als ich vor dem Brandenburger Tor nicht allzu viele Liegeräder zu treffen – einige bekannte Gesichter waren trotzdem dabei, sowohl aus den Liegerad-Kreisen als auch aus Rennrad-Ecke.

Die Stimmung war ausgelassen, jedenfalls bei den Radfahrern. Autofahrer, die warten mussten oder Fussgänger, die sich versuchten einen Weg mitten durch den Zug zu bahnen, weil sie die paar Minuten nicht warten konnte, verging die Laune manchesmal –

Kreisfahrt 2013: Gemütliches cruisen

viele standen aber auch am Rand und freuten sich über die klingelnde pedalierende Versammlung, es wurde gewinkt und gerufen. Besonders Kinder waren fasziniert.

Nach einer netten Fahrt über den Kudamm und der Ankunft am Brandenburger Tor, zog es die Liegerad- und Trike-Fraktion dann noch zu einem gemütlichen Beisammensein ins Café der Schwangeren Auster. Als die Dämmerung hereinbrach und es kühler wurde ging es dann in lauter verschiedene Richtungen nach Haus.

Kopenhagen 2013 – Rückfahrt Kopenhagen-Rostock-Berlin

Dienstag, 13.08.2013

Zwischen Nykøbing und GedserWir konnten halbwegs ausschlafen, räumten unsere Sachen halbwegs zusammen, dann gingen wir erstmal frühstücken. Anschließend packten wir und bugsierten die Räder durch die engen Hotelflure. Nach dem Checkout ging es zum Bahnhof. nur wenige hundert Meter entfernt. Im Gegensatz zu deutschen Fahrkartenautomaten sind die dänischen traumhaft einfach zu bedienen und so hatten wir schnell die passenden Tickets gekauft und warteten am Gleis auf usneren Zug. Das freundliche Personal konnte uns in gutem englisch Auskunft geben, wo wir die Fahrradabteile finden würden. Der Regionalzug hatte zwar nicht wie die S-Bahn WLAN, aber die auch aus Deutschland bekannten großen Fahrradabteile im unteren Bereich der Doppelstockwagen.

Die Fahrt ging nach Nykøbing – denn die Zugverbindung nach Gedser ist seit einigen Jahren eingestellt. Von dort sind es dann noch ca. 25km bis zur Fähre in Gedser. Gemütliche dreieinhalb Stunden hatte ich dafür angesetzt. Graue Wolken drohen unsAllerdings rollte es dann durch den schräg von hinten kommenden Wind sehr gut und eine dicke schwarze Regenwolke gab den Rest an Motivation, doch etwas schneller zu fahren. Um kurz nach 12 Uhr kamen wir aus dem Zug, um zehn nach zwölf waren wir auf der Strecke und schon kurz danach peilten wir die Fähre um 13:30 Uhr an. Eine wilde Fahrt begann. Ich spürte meinen Fuß, aber warm und in Bewegung war das machbar.

Und wirklich, um 13:10 Uhr waren wir am Fährterminal und konnten Tickets kaufen. Genau in diesem Moment fing es auch an, leicht zu regnen. Wir konnten aber bald auf die Fähre, wo wir uns einen Tisch am Fenster ergatterten und uns Getränke und einen Snack gönnten. Zu uns gesellte sich ein amerikanischer Radfahrer auf Europa-Tour, den wir schon im Zug getroffen hatten. Er hatte die Fähre nur sehr knapp noch erreicht und war vorher in einen Hagelschauer geraten. Ich war heilfroh, daß wir so Gas gegeben hatten.

Micha und Jake in RostockIn Rostock fuhren wir mit unserem amerikanischen Freund noch bis zum Stadthafen bzw. zur Innenstadt. Meine Idee, dort (ohne wieder in den Hafen runter zu müssen und danach dann mit schmerzender Sehne wieder bergauf zum Bahnhof) irgendetwas außer der immergleichen Systemgastronomie zu finde scheiterte kläglich und so gingen wir dann ins Alex, um noch zu essen. Um 18:34 Uhr nahmen wir den Zug nach Berlin, der auch pünktlich in Südkreuz ankam.

Ich nehme mir jetzt also eine Auszeit vom Radfahren mit, wirklich große Enttäuschung, die Strecke Kopenhagen-Gedser nicht fahren zu können machte sich allerdings nicht breit, diese lohnt sich vermutlich nur auf der wirklich langen Route, dann möchte ich sie aber lieber mal in zwei Tagen fahren. Die Tour war für mich ein voller Erfolg, weil wir es wirklich gut im Plan nach Kopenhagen geschafft haben, trotz einiger Hindernisse.

Kopenhagen 2013 – Ruhetag Kopenhagen

Montag, 12.08.2013

Den Lille Havfrue (die kleine Meerjungfrau) Als erstes war Ausschlafen angesagt. Natürlich ist das nach zwei so langen Tagen nötig, ebenso natürlich wacht man trotzdem nicht allzu spät auf, wenn man die Tage davor schon immer um spätestens fünf Uhr auf Touren kommen musste. Und: ich wurde mit Geburtstagskuchen und Deko überrascht!

Das Frühstücksbuffet im Hotel war recht brauchbar, es verschaffte uns eine gute Grundlage.
Nach einer Ruhepause machten wir abends noch einen Rundgang am Wasser, dann ging es ins Bett. An frühes Aufstehen brauchten wir nicht zu denken, meine Achillessehne machte Pläne, die mindestens 150km nach Gedser zu fahren eindeutig zunichte, zudem war uns nach der Erfahrung von Sonntag klar, daß wir auf der „kurzen“ Strecke auch wegen des Autoverkehrs nicht viel Spaß haben würden.

Anschließend wanderten wir los. Am Schloß Christiansborg vorbei zum Nyhavn. Schauspielhaus, Kastell und die Kleine Meerjungfrau. Wir erkundeten die Stadt aßen Waffeln und machten eine Hafenrundfahrt.

Nyhavn

Kopenhagen 2013 – Trelleborg-Kopenhagen

Sonntag, 11.08.2013

Morgens in SüdschwedenUm fünf Uhr morgens klingelt mein vorsichtshalber gestellter Wecker, auch aus dem Telefon schallt der Weckruf. Aufstehen, Packen, Keycard an der Rezeption abgeben. Nach kurzem Warten geht es zum Autodeck, während wir auf die Öffnung warten, hören wir die mächtigen Motoren der Bugstrahlruder, die die Fähre im Hafen in Position manövrieren. Um wenige Minuten nach sechs Uhr rollen wir von der Fähre und verlassen so schnell wie möglich das Hafengelände – der unglaubliche Strom an LKW und PKW ist uns dicht auf den Fersen.

Da wir aber hinter dem Hafengelände sofort auf kleinere Straßen abbiegen und uns von der großen Hauptstraße entfernen, sind wir das Getöse bald los und um diese Uhrzeit quasi allein auf weiter Flur. Die Sonne scheint. Wir fahren ein paar Kilometer, dann suchen wir uns eine windgeschützte Stelle und frühstücken aus unseren Vorräten eine Kleinigkeit.

Weiter geht es dann nach Malmö. Ich habe die Route mit einem kleinen Haken versehen, um die Öresund-Brücke mal aus nächster Nähe (von Land aus und nicht im Auto auf der Autobahn die drüber fährt) bestaunen zu können. So nah ist Kopenhagen nun, daß man es schon sehen kann. Da wir aber nicht über die Brücke fahren dürfen, sind es für uns noch gut 120 Kilometer.

Öresund-Brücke

Meine rechte Achillessehne meldet sich und auch Michas Knie sind nicht ganz beschwerdefrei. Wir fahren erstmal nach Malmö in die Innenstadt und suchen uns ein Café für eine ausgiebige Frühstückspause. Es gäbe die Möglichkeit, mit der Bahn über die Brücke zu fahren. Wir schauen uns an: nein, das will jetzt keiner von uns. Langsam fahren, kein großer Druck auf den Pedalen – wir haben Zeit. Und wir wollen das Ding durchziehen.

Es geht nördlich, grob dem EV7 folgend. Die schwedischen Städte haben sehr gut ausgebaute Radwege, auf den großen Fernverbindungen sind oft auch zwischen den Orten gut ausgebaute Radwege in angenehmer Qualität und mit brauchbarer Ausschilderung zu finden. Und wo das nicht der Fall ist, begegnen uns die Autofahrer mit Respekt und Gelassenheit. Es wird nicht gedrängelt, nicht gehupt und schon gar nicht zu eng überholt.
Der ÖresundImmer wieder haben wir einen guten Blick auf den Öresund, der bei strammem Westwind eine gute Welle und Schaumkronen aufweist. Die Segler haben gut zu tun, die Surfer und Kite-Surfer freut es. Wir fahren in Richtung Nord-Nordwest und spüren den Wind immer dann deutlich, wenn sich der Weg zu sehr nach Westen wendet. Das Fahren auf den Straßen (wo das überhaupt nötig ist) macht hier Spaß.

 

Die Fährverbindung zwischen Helsingborg und Helsingør ist sehr dicht und so ist es kein Wunder, daß, als wir ankommen, die nächste Abfahrt kurz bevor steht. Einen Fährplan braucht man hier wirklich nicht. Irgendwann fahren wir doch los. Sobald ich fahre geht es und so ziehen wir (von einer Toilettenpause in einem Hafen abgesehen) bis Kopenhagen in einem Rutsch durch. Der Verkehr auf der Küstenstraße ist selbst an einem Sonntag recht dicht und die Fahrweise ist hier eher deutsch – also für Radfahrer äußerst unangenehm.

Fähre Helsingborg-Helsingør

Wir versuchen auf der Straße abzukürzen (und Höhenmeter zu sparen), aber irgendwann wird es mir zu doof und wir fahren hoch auf den Radweg, der wenig nivelliert neben der Bahnlinie entlangführt. Bei der Einfahrt nach Gentofte folge ich unvorsichtigerweise einem Umleitungsschildchen, das im Nichts verendet, den Rest der Strecke nach Kopenhagen routen wir dann einfach nach GPS und Wegpunkt. Die vielgepriesene Kopenhagener Fahrradinfrastruktur wird erst mit zunehender Nähe zur Innenstadt Kopenhagens wirklich spürbar. Wir zahlen und können fast direkt auf die Fähre rollen. Dort gönnen wir uns etwas zu trinken und genießen die kurze Überfahrt. Während es Micha besser geht, hat mein Achillessehne durch die lange Fahrt merklich gelitten, so daß wir die Pause in Helsingør in einem Café noch etwas verlängern. 50km liegen noch vor uns.
Wir erreichen das CabInn City, das relativ zentral und in der Nähe von Tivoli und Hauptbahnhof gelegen ist, und checken ein. Es gibt keine wirklich guten und sicheren Plätze für Fahrräder in diesem Hotel, allerdings hat man auch kein Problem, uns mit den Rädern ins Zimmer zu lassen.

Kopenhagener Radwege

Wir haben im Zimmer ein Etagenbett, so daß es selbst mit beiden Rädern im Zimmer problemlos vom Platz ist. Nach Einzug und Dusche schlendern wir müde in die Innenstadt und gehen noch essen. Ein Stadtbummel steht für den kommenden Tag auf dem Plan.Wer hier allerdings ein zweites Amsterdam erwartet, der wird enttäuscht. Es gibt schöne Express-Radwege, auf denen man gut vorankommt und fairerweise muss man sagen, daß das Kopenhagener Modell ja vor allem eines dafür ist, eine Stadt auf zunehmenden Radverkehr auszurichten im Gegensatz zu Amsterdam, wo Fahrradkultur (im gesamten Land) seit über hundert Jahren gelebt und geplant wird.

trelleborg-kopenhagen