Am 1. Juni 2014 fand die diesjährige ADFC Sternfahrt in Berlin statt – eine der größten Demonstrationen für den Radverkehr weltweit. Das sonnige Wetter führte zu einer regen Beteiligung, nach Angaben des ADFC waren es am Ende rund 200.000 Radfahrer, die für freie Radspuren demonstrierten.
Ich fuhr zusammen mit Susanne ab Bundesplatz – der Treffpunkt liegt ja nahezu vor unserer Haustür. Während die Zahl der Teilnehmer am Bundesplatz noch übersichtlich war, wuchs sie an jedem Treffpunkt – und gefühlt auch einfach irgendwo auf der Strecke – rapide an. Schon in Steglitz war die Menge riesig.
Durch Lcihterfelde führte die Strecke dann weiter nach Zehlendorf und Schlachtensee. An der Auffahrt zur AVUS in Nikolassee kam dann auch der riesige Zug aus Werder und Potsdam von der anderen Seite dazu, so daß es (wie üblich) ein wenig dauerte, bevor wir schließlich die Autobahn erobern konnten. Dort entspannte sich die Lage und es war teilweise möglich, mit recht angenehmer Geschwindigkeit zu fahren.
Auch die anschließende Stadtfahrt bis zum Umweltfestival war dann recht aufgelockert. Nach einer kleinen Getränkepause (ich hatte unsere Trinkflaschen zu Hause stehen lassen…) machten wir uns dann allerdings auf in Richtung Wannsee, wo wir noch zum Grillen eingeladen waren.
Das Wetter war zwar grau, aber nicht kalt oder regnerisch, an diesem Samstag im September. Die Kreisfahrt, gerne “die kleine Schwester der Sternfahrt” genannt, startet um 14 Uhr am Brandenburger Tor. Da ich was lange oder schnelle Fahrten angeht noch immer wegen meiner Achillessehne zurückhaltend sein muss und eine Demonstration für bessere Bedingungen für den Fahrradverkehr in der Stadt ohnehin ein guter Grund ist, bin ich dabei – nachdem ich der Sternfahrt ja schon aus terminlichen Gründen ferngeblieben war.
Während die Gruppe beim Start am Pariser Platz noch relativ übersichtlich war, kamen mit der Zeit immer mehr Radfahrer dazu, nach Polizeiangaben wuchs die Gruppe auf ca. 3000 Radfahrer an, was an den wenigen Punkten,
wo man aufgrund der Straßenführung und geographischer oder baulicher Gegebenheiten einen Überblick über die Länge des Zuges erhielt doch schon eine erhebliche Menge darstellt.
Die Resonanz im gewohnten Kreis war diesmal eher verhalten und so war ich nicht weiter erstaunt, als ich vor dem Brandenburger Tor nicht allzu viele Liegeräder zu treffen – einige bekannte Gesichter waren trotzdem dabei, sowohl aus den Liegerad-Kreisen als auch aus Rennrad-Ecke.
Die Stimmung war ausgelassen, jedenfalls bei den Radfahrern. Autofahrer, die warten mussten oder Fussgänger, die sich versuchten einen Weg mitten durch den Zug zu bahnen, weil sie die paar Minuten nicht warten konnte, verging die Laune manchesmal –
viele standen aber auch am Rand und freuten sich über die klingelnde pedalierende Versammlung, es wurde gewinkt und gerufen. Besonders Kinder waren fasziniert.
Nach einer netten Fahrt über den Kudamm und der Ankunft am Brandenburger Tor, zog es die Liegerad- und Trike-Fraktion dann noch zu einem gemütlichen Beisammensein ins Café der Schwangeren Auster. Als die Dämmerung hereinbrach und es kühler wurde ging es dann in lauter verschiedene Richtungen nach Haus.
Bestes Wetter war für den Tag der Fahrradsternfahrt vorhergesagt und ich verspürte Lust, dieses Jahr wieder bei der Sternfahrt dabei zu sein. Sonst fuhr ich immer bequem die Route, die am Bundesplatz startet, diesmal entschied ich mich, mich mit einigen Liegeradlern zu treffen, dei ab Werder fahren wollen. Das bedeutet vor allem erstmal eines: unangenehm frühes Aufstehen am Sonntag morgen: um 06:45 Uhr klingelt der Wecker, um 20 nach sieben bin ich auf der Strecke, mit einer Laugenbrezel in der Hand, die man mir beim Bäcker weit vor den Öffnungszeiten freundlicherweise verkauft hatte.
Die Straßen sind frei, die Temperaturen noch moderat, ich fahre mit der Speedmachine entspannt via Grunewald, Kronprinzessinnenweg, Wannsee, Schäferberg zur Glienicker Brücke. Auf dem Weg in den Neuen Garten in Potsdam passiere ich den Versorgungsstand für den Potsdamer Schlösserlauf, kann allerdings keinen Apfel ergattern. Am Treffpunkt in Neu-Fahrland bin ich eine Viertelstunde zu früh, mit einem 28,2-km/h-Nettoschnitt bei sehr wenigen Ampelstopps kam ich weit schneller durch als erwartet.
Jens und Andi kommen aber auch bald und so machen wir uns auf in Richtung Werder. Da wir aus unerfindlichen Gründen fast eine Stunde zu früh dort sind, gönnen wir uns noch ein nettes Frühstück am Wasser im Hafen-Bistro der Vulkan-Werft, bevor wir um kurz vor zehn Uhr zu den bereits wartenden Radfahrern am Bahnhof stoßen.
Unter Begleitung durch zwei Motorradpolizisten, die uns den Weg freihalten geht das zur Fähre Caputh. Für eine so durchmischte Gruppe fährt das Feld relativ schnell, wohl etwas schneller als erwartet. Wir bekommen überall Vorrang, dürfen über rote Ampeln fahren, entgegenkommende Autofahrer werden zum Warten an die Seite verwiesen.
In Caputh drängt sich die gesammelte Schar, ca. 50 Radler, auf die Fähre – auch hier haben die bereits warten Autofahrer das Nachsehen, dann geht es nach Potsdam hinein zum Hauptbahnhof. Da wir sehr schnell durchkamen, haben wir etwas Wartezeit beim Zusammenschluß mit der dortigen Gruppe. Andi gibt eine Runde Laugenbrezeln aus.
Durch Babelsberg geht es dann nach Berlin rein, das Feld ist nun schon deutlich größer und es sind auch mehr Liegeradler dazugestoßen, teils auch unbekannte Gesichter dabei. Am Bahnhof Wannsee gibt es wieder eine Wartezeit, die Auffahrt auf die AVUS verzögert sich, weil die Polizei, wie wir später erfahren, die Nacktradler nicht nackt radeln lassen will, sondern eine Teilnahme nur im bekleideten Zustand erlaubt. Schade, denn es steckte sicher einige Mühe in der teils aufwändigen Körperbemalung – und mal ehrlich, die paar nackten Gestalten auf ihren Rädern hätten sicherlich keine bleibenden psychischen Schäden bei irgendwelchen Familien hinterlassen.
An der Auffahrt Nikolassee nutzen wir die Pause dann noch für eine kleine Einkehr beim Imbiss, bei der mittlerweile doch recht hohen Temperatur ist ein kaltes Getränk immer willkommen. Kurz danach geht es auf die AVUS. Da wir relativ weit hinten auffahren können wir in gutem Tempo die gesamte Autobahn entlang fahren, erst am ICC nach dem Verlassen der Autobahn wird es dann noch enger und auch wieder deutlich langsamer.
Ziel ist das Umweltfestival beim Brandenburger Tor. Hier finden wir uns dann auch ale wieder zusammen und beschließen, einen Abstecher in den Biergarten an der schwangeren Auster zu machen. Nach einer Stärkung fahre ich mit einer kleinen Gruppe in Richtung Havelchaussee, Andi uns Jens biegen an der Heerstraße nach Hause ab, Bernhard, Gert und ich fahren zum Kuhhorn, um uns in der Havel zu erfrischen.
Auf dem Rückweg hat Gert einen Platten, der sich nicht ohne weiteres flicken läßt. So muß er einen größeren Teil des Weges bis zum S-Bahnhof Grunewald schieben, wo wir dann bereits bei Pizza und Wein warten, seine Pizza haben wir schon vorgeordert, so daß wir letztlich zusammen unser Abendessen genießen können. Gert steigt in die S-Bahn, Bernhard und ich fahren die letzten fünf Kilometer nach Hause in der einsetzen Dämmerung.
Zu Hause angekommen sehe ich ein paar Regentropfen, die allerdings sofort verdampfen, als ich aus dem Keller komme und höre dumpfes Grollen. Der Regen hört aber sofort wieder auf, das dunkle Grollen begleitet mich noch einige Zeit in den Abend.
Am Samstag, den 18.09. war es mal wieder soweit, die ADFC Kreisfahrt stand an. Die Kreisfahrt ist sozusagen die kleine Version der Sternfahrt und wird vom ADFC als Demonstration organisiert, um auf die Belange der Radfahrer aufmerksam zu machen. Dies diesjährige Kreisfahrt stand unter dem Motto Grüne Welle für Radfahrer und stand für die Akzeptanz des Fahrrads als Verkehrsmittel – auch Radfahrer wollen schnell oder zumindest nicht unnötig ausgebremst vorankommen.
Das Wetter war sicherlich nicht gerade sommerlich, die Temperatur bei 12°C bis 15°C und der Himmel zunächst grau und wolkenverhangen. Das Niederschlagsradar ließ aber keine größere Regenmengen erwarten und so machte ich mich auf in Richtung Brandenburger Tor – bei leichtem Nieselregen (der jedoch bald nachließ). Für die halbwegs schnelle Fahrt bei Rückenwind in die Mitte Berlins war ich etwas zu warm angezogen, aber beim Warten auf die Abfahrt dort war ich froh, daß ich mich nicht für etwas Kühleres entschieden hatte.
Am Start waren einige Liegeräder zu sehen, bei den relativ wenigen Mitstreitern in diesem Jahr war es auch nicht allzu schwierig, sich zusammenzufinden. Zu Beginn ging es etwas durch die Innenstadt, nach und nach ordnete sich der Zug aber und es ging gleichmäßig über die geplante Strecke. An einigen Stellen hatte es vorher wohl stärker geregnet, die Teilnehmer der Kreisfahrt 2010 blieben aber verschont – auch wenn Straßenbahnschienen in Zusammenhang mit Regen zumindest einer Liegeradlerin zum Verhängnis wurden – aber dank Liegerad passiert dabei ja nicht wirklich viel, man fällt ja nicht tief. Ich meine auch weiter vorne einen Aufrechtradler an anderer Stelle mit ähnlichen Tücken kämpfen gesehen zu haben. Ich sehe das mal als Plädoyer, dort etwas für die Sicherheit der Radfahrer zu tun – oder zumindest beim nächsten mal die Strecke der Kreisfahrt möglichst nur rechtwinklig zu Straßenbahnschienen und nicht parallel laufen zu lassen.
Ansonsten verlief die Fahrt relativ ereignislos und ruhig. Eine kleine (geplante) Pause gab es an der Bornholmer Brücke, die ich – sagen wir mal – zur Erfrischung nutzte. Am Rand des Weges standen größtenteils geduldige Autofahrer, die zum Teil mit Flyern auf das Anliegen der Demonstration aufmerksam gemacht wurden. Nur an einer Stelle stand ein (dummer!) Porsche-Fahrer der beständig sein Gaspedal antippte, während die Kolonne der Radler an ihm vorbeifuhr. Vielleicht war er auch einfach frustriert, schließlich kam er gerade von einer Tankstelle…
Kurz vor dem Ende noch eine Schrecksekunde, als sich aus heiterem Himmel auf freier Fahrbahn mein Nebenmann kurz an meinem Arm festhielt, als er unvermittelt (und ohne sichtbaren Grund) umfiel. Auch hierbei passierte zum Glück nichts.
Ich schaute mir noch den Korso der abfahrenden Motorradpolizisten an, die uns begleitet hatten, bevor ich selbst einen schnellen Ritt nach Hause hinlegte.
Die diesjährige Kreisfahrt krankte definitiv an ihrer relativ geringen Teilnehmerzahl, die wohl vor allem auf die zeitgleich stattfindende (und dringend nötige) Anti-Atom-Demonstration zurückzuführen sein dürfte. Ein eindeutiger Zielgruppenkonflikt, der sich hier ergab.