Randbemerkung

An die (nicht ganz so) freundliche Dame, die mir gerade am Rüdesheimer Platz Ecke Wiesbadener “Du Idiot!” hinterherrief:

  • Es waren noch mehr als zwei Meter Platz zwischen uns, auch ohne Ihr Rumgehopse.
  • Sie sind nicht etwa über eine Fußgängerfurt gegangen, sondern quer über eine Kreuzung mit fünf Einmündungen.
  • Wenn man schon nicht guckt, dann sollte man wenigstens helle Klamotten anziehen.

Wer all dies nicht beherzigt, der sollte mit Betitelungen wie den oben genannten vielleicht etwas zurückhaltender sein.

Herbstrunde mit den Rennradlern

Das Jahr neigt sich dem Ende und die Rennradsaison auch. Die Touren, die auf der Liste der [[rennradgruppe.de]] angekündigt werden, werden zurückhaltender und auch etwas kürzer, denn viele sind wie ich vermutlich derzeit dabei, etwas abzutrainieren.

Am letzten Samstag war das Wetter kühl, aber sonnig und nicht allzu windig, also ideale Bedingungen für eine Runde durch das herbstlich leuchtende Brandenburg. Eine nette Runde mit nicht allzu frühem Start ab S-Bahnhof Grunewald war angeündigt und ich entschloss mich, mit der Speedmachine mitzufahren. Das komfortabelste Rad im Stall – und den Pufferakku der wollte ich nach zehrenden Ladeaktionen ohnehin laden.

Als ich amTreffpunkt ankam, waren schon vier bis fünf zumeist bekannte Gesichter da und wir warteten gemeinsam noch auf ein paar weitere, die bald eintrudelten. Da der Kronprinzessinnenweg derzeit durch eine Baustelle versperrt ist, fuhren wir durch Zehlendorf und Schlachtensee in Richtung Wannsee, von dort schwenkten wir wieder auf die reguläre Südwestrunde ein und verließen Berlin via Stahnsdorf.

Die Gruppe fuhr angenehm ruhig zusammen und so machte der Ritt durch die herbstlichen Farben richtig Spaß, als wir die Vororte verließen. Keine Pannen, keine Ausreißer – und so beschieden wir uns dann auch mit keiner Pause – außer an einer Stelle, wo die Fahrt über eine alte Landstraße ging und plötzlich ohne Bahnübergang an Schienen endete. Nach kurzer Pinkelpause und Beratung entschlossen wir uns, das Problem an der gerade und gut einsehbaren Strecke umsichtig, wenn auch nicht völlig regelkonform zu lösen und trugen unsere Räder über die Gleise.

Die weitere Fahrt verlief störungsfrei, erst der Verkehr bei der Einfahrt nach Berlin wurde wieder ewtas dichter und nerviger. In Dahlem trennte ich mich mit zwei anderen von der Gruppe, um dann direkt nach hause zu fahren.

Wieder zu Hause

Seit Montag abend bin ich wieder zu Hause. Ich hatte auf der Rückfahrt noch eine Pause mit Erholungsfaktor eingelegt, (fast) ohne Radfahren, dafür mit Verwöhnprogramm – damit der Aufschlag in der Realität dann nicht allzu hart ist.

Zu Haus die üblichen Dinge: Wäsche waschen, Zelt, Isomatte und Schlafsack auslüften und für den Winter gut durchtrocknen. Alle Werkzeuge und Technik muss wieder an ihren Platz sortiert werden. Ein Termin für die Speedmachine zur kleinen Inspektion und Beseitigung der Kleinigkeiten beim Radhändler habe ich auch schon in die Warteschlange gepackt.

Was noch aussteht ist das Putzen des Rades, ich habe doch eine Menge Dreck und und Staub eingesammelt, der dringend ab muß. Leider wird das Wetter ja jetzt sehr viel kühler, so daß die Motivation, mit Wasser und Eimer auf der Straße zu stehen nicht gerade steigt … aber es gibt Dinge, die müssen sein.

Natürlich sitze ich wieder im Büro, aber mental bin ich irgendwie noch auf der Fahrt, unterwegs weiter nach Gibraltar oder sonstwo hin. Dort wäre es jetzt überwiegend sonnig bei knapp 20°C bis 25°C – ideales Fahrtenwetter. Hier hingegen bricht jetzt der Herbst über uns herein. Die Sonne geht rund eine Stunde früher unter als an der spanischen Mittelmeerküste, es wird in den kommenden Tagen zunehmend kühler.

Ich hoffe, ich komme am Wochenende dazu, den Berichten zu den einzelnen Etappen noch eine schöne Gesamtbetrachtung hinzuzufügen, denn es gibt sicherlich noch einiges zur Tour zu sagen, was in den Details der einzelnen Tage so nicht rüberkommt.

Südwest 2011: Start!

Samstag, 10.09.2011

Die Woche war hart, die Vorbereitung schleppend, erst Freitag abend um kurz vor 23 Uhr war alles fertig. Für den Samstag war ich um 09:30 Uhr mit Klaus verabredet, der mich auf der ersten Etappe meiner Tour begleiten wollte. Bevor er auftauchte ging ich nochmal zur Bank und frühstückte beim Bäcker, dann packte ich die frisch gefüllte Wasserblase und eine Flasche mit einem Wasser/Saft-Mix ans Rad … und knack das Halteblech für den Getränkehalter unter dem Sitz brach. Was für ein Auftakt. Ich beschloss einen Umweg über meinen Händler zu machen, vielleicht hat der ja eines vorrätig.

Unten vor der Tür, Klaus kommt gerade an, Gepäck ans Rad, im das Malheur mit dem Getränkehalter präsentiert, GPS gestartet, aufs Rad gesetzt, einklicken, losfahren … es klickt aber nicht. Nanu? Von meinem Gang zur Bank habe ich noch die normalen Straßenschuhe an… Also nochmal hoch, Schuhe wechseln. Dann rüber zu Feine Räder, dieses spezielle Teil, das ich jetzt brauche, ist aber nicht auf Lager. Aushilfsweise wird mit Kabelbinder geflickt, das hält auch erstmal. Vielleicht komme ich ja auf dem Weg nach Südwesten noch bei einem Händler vorbei, wo ich mir das fragliche Teil hinbestellen kann.

Und dann endlich: los. Es geht über meine Stammstrecke, den Kronprinzessinnenweg, raus über den Schäferberg und durch Potsdam. Am Schwielowsee entlang und bei Ferhc auf den R1. Auf der Radweit-Strecke nach Dessau geht es bei zunächst wolkigem, aber mit guten 22°C warmen Wetter gut vorwärts. Eine Bäckerpause haben wir schon hinter uns, in Brück packt uns der Hunger und wir kehren beim Gasthof Stadtmitte ein. Gulasch mit Nudeln, viel zu trinken und zum guten Ende noch ein Eis für faire Brandenburger Preise.

Gut gestärkt geht es weiter und jetzt wagt sich langsam auch die Sonne hervor. Schon bald kommen die ersten sanften Höhenmeter (von Bergen spreche ich bewußt nicht). Dessau, unser Etappenziel kommt näher. Ein Anruf bei der Jugenherberge ergibt, daß wirklich heut keine Plätze mehr frei sind, also fahren wir ersteinmal weiter. Am Ortseingang Dessau beginnt dann die Hotelsuche, wir entscheiden uns für ein Hotel Garni knapp südlich von Dessau, wo wir dann auch nach 140km einkehren (für Klaus natürlich ein paar mehr).

Ein elegante Doppelsuite im besten Ost-Charme erwartet uns, durch das Grillfest im Hof, bei dem wir freundlicherweise noch mitessen dürfen werden werden wir entschädigt. Ein Verdauungsrundgang im Dorf rundet den Abend ab.

NL 2011: (Berlin-)Nauen-Havelberg

Mittags kümmerte ich mich erstmal um eine Bleibe für die Nacht. Nachmittags wollte ich direkt aus dem Büro losfahren. Da es in Havelberg aber nicht so einfach ist ein Hotel zu finden, wo man auch später am Abend ankommen kann und ich mir ohnehin die nervige Ausfahrt aus Berlin ersparen wollte, plante ich, die Tour ab Nauen zu starten und dorthin mit der Bahn zu fahren.

Der erste Versuch: Hotel-Pension Fleischmann in Havelberg. Ein Anruf, ein hin und her bezüglich der Uhrzeit. Ankuft eher gegen 18 Uhr, spätestens 19 Uhr Pflicht. Meine vorsichtige Frage nach einer Ankunft um 21 Uhr wurde mit einem “Das geht nicht, ich kann das ja nicht reservieren und nachher kommen Sie nicht!” quittiert. Direkt nach diesem Satz wurde aufgelegt. Von daher: Unfreundlich und unflexibel. Mein Geld kriegen die nicht.

Der zweite Versuch ist das absolute Gegenteil. Im Hotel Garni Lichthaus Knopf, das auch deutlich verkehrsgünstiger liegt, kann ich problemlos ein Zimmer reservieren, die Ankunftszeit ist kein Problem.

Die Regionalbahn nach Nauen ist relativ voll, trotzdem kriege ich die bepackte Speedmachine noch halbwegs unter. In Nauen mache ich mich direkt auf den Weg. Ich folge dem Havellandradweg ein Stück und dann kleinen und gut fahrbaren Straßen. Die Strecke hatte ich im letzten Jahr bereits ausgetestet und den Track einfach als Grundlage hergenommen.

Und ich hatte auch noch die schlechte Versorgungslage auf diesem Teilstück in Erinnerung: Keine Tanke, kein Bäcker, kein Supermarkt (naja, ein Aldi). Ich hatte ein gutes Mittagessen, insofern kein Problem.

Kurz vor Havelberg dann große Umleitungsschilder, Baustelle in Jederitz. Da der Havelradweg weiter auf der Originalstrecke ausgeschildert ist, gehe ich das Risiko ein und folge dieser. Die Straße in Jederitz fehlt vollständig, der Bürgersteig ist nur teilweise brauchbar. Ich schiebe das Rad durch tiefen Sand und auf 20-30cm breiten Wegresten, während ich einen halben Meter tiefer durch die Baustelle tapse. Aber ich kann den Ort durchqueren.

In Havelberg treffe ich bei der Ortseinfahrt sofort auf mein Hotel. Das Rad findet einen trockenen, warmen Platz in einem abgeschlossenen Raum ein Gebäude weiter. Und ich kriege ein riesiges Zimmer und werde gefragt, wann ich denn Frühstücken will. So geht das!

Nach dem Duschen gönne ich mir ein üppiges Mahl beim örtlichen Griechen, danach arbeite ich noch die per Twitter erhaltenen Tipps in meine Routenplanung ein, bevor ich ins Bett gehe. Leider ist die Wettervorhersage für die kommenden Tage alles andere als ideal.