Vicenza – Bussolengo

Das Frühstück in unserer Unterkunft war einfach, aber lecker. Da wir keine allzu lange Strecke heute planten, sondern einen ruhigen Tag anstrebten, liessen wir uns Zeit. Zeit, die wir auch nutzten, um Wasser und Geschmack für die Trinkflaschen zu besorgen. Das wichtigste Gut an heissen Tagen, selbst wenn es nur um 70 oder 80 Kilometer geht.

Vicenza von oben
Vicenza von oben

Der Weg aus der Innenstadt von Vicenza war kurz, dann waren wir zurück auf unserem Track, der uns sogleich auf einer steilen Auffahrt auf die Hügel führte, die die Stadt von vielen Seiten umgeben. Der Lohn waren wunderbare Ausblicke auf Vicenza und die umgebende Landschaft – sowie die Berge, die uns in der kommenden Woche wieder erwarteten.
Ein ganzes Stück ging es nun oben auf den Hügeln durch die romantischen Dörfer. Der Verkehr auf der Strasse hielt sich in Grenzen, am meisten begegneten und Radfahrer unterschiedlichster Natur. Natürlich Rennradler, dann ein paar Radtouristen, aber auch ganze Seniorengruppen auf E-Bikes.

Nach einiger Zeit ging es zurück in die Ebene, wir genossen den Fahrtwind auf der Abfahrt, der die verschwitzten Klamotten trocken blies. Auch unten ging es auf meist ruhigen Strassen weiter. Der italienische Verkehr ist gewöhnungsbedürftig, aber wenn man mal akzeptiert, dass dem italienischen Autofahrer vorwärts kommen deutlich wichtiger ist als Recht zu haben, dann nimmt man vieles leichter, es geht insgesamt eng zu, aber meist kooperativ, denn damit ist allen mehr geholfen. Man baut sicher einigen Mist, ist dabei aber den unkonventionellen Manövern anderer gegenüber deutlich aufgeschlossener als in Deutschland.

Bei einem kurzen Stopp mit jeder Menge Getränken suchen wir eine Unterkunft. Verona erweist sich als teuer oder unkomfortabel in dieser Beziehung, so dass wir als Tagesziel Bussolengo einige Kilometer weiter auswählen. Zunächst geht es aber nach Verona. Mittagessen sehr auf dem Programm sowie natürlich ein wenig Stadt anschauen.

Liegeradbegegnung in Verona
Liegeradbegegnung in Verona

Als wir beim Eis essen sitzen, sehen wir eine Frau auf dem Liegerad vorbei kommen. Als sie einige Zeit später nochmal auftaucht, sprechen wir sie an. Sie kommt aus Frankreich und ist mit ihrem Mann und zwei Kindern auf einer fünfmonatigen Tour. Klingt nicht schlecht!
Schließlich fahren wir aus Verona raus, der Weg nach Bussolengo führt einige Zeit auf einem guten Radweg entlang eines Kanals. Das Hotel finden wir dank Garmin und OSM auch recht schnell. Neben dem Duschen ist Waschtag angesagt. Nach den heißen und staubigen Tagen stinken die Sachen ziemlich. Ausserdem besorgen wir im Supermarkt noch Vorräte für den kommenden Tag.

Beim Essen abends geraten wir in ein Café, das eher von Einheimischen frequentiert wird. Es gibt nur Kleinigkeiten, aber als wir erklären, Pasta essen zu wollen, wird uns angeboten, frischen Salat zu reichen, die Pasta dauern etwas länger. Warum, sehen wir kurz danach: Mama Italia fährt mit dem Rad los und holt (von zu Hause?) Nudeln und Pesto. Der Salat ist wirklich knackfrisch, die Nudeln al dente. Und mit allen Getränken zusammen kostet uns der Spaß weniger als sonst gewohnt.

Caorle – Vicenza

Das gebuchte Frühstück gab es in einem benachbarten Hotel, das Buffet war reichhaltig, so dass wir für den ersten Teil des Tages vorsorgen konnten. Eilig hatten wir es nicht, aber allzu spät checkten wir auch nicht aus. Dann ging es zurück auf die Strasse.

Mestre am Mittag
Mestre am Mittag

Ein warmer Wind trieb uns an, die Sonne brannte am wolkenlosen Himmel. Die Reise ging jetzt in Richtung Westen, auf gut ausgebauten Radwegen oder ruhigen Strassen zumeist. Bald schon sahen wir die Lagune, von Venedig selbst war aus der Entfernung aber nichts zu sehen, trotz der Aussichtstürme, die an zwei Stellen aufgestellt waren. Venedig stand auch nicht auf dem Programm, die Stadt ist einfach nichts für einen Kurzbesuch auf der Radtour.
Die größte Annäherung an Venedig erreichten wir in Mestre, wo wir auch eine erste kurze Pause einlegten, da unser Track komfortabel durch die Fussgängerzone verlief (erlaubt war das Fahren dort offiziell nicht, aber das schien niemanden zu stören).

Hinter Mestre ging die Fahrt noch weiter an Kanälen entlang, es schien fast wie fahren in Holland, rund um Amsterdam, nur viel wärmer… Wir ereichten Padua zur Mittagszeit, verliessen unseren Track für einen Abstecher in die Innenstadt, wo wir uns eine Pause im Café gönnten, mit bestem Blick auf die Basilika. Dort beschlossen wir auch, eine Unterkunft in Vicenza zu buchen, auch wenn das hiess, am Ende des Tages mehr als 150km auf dem Tacho zu haben.

Vicenza bei Nacht
Vicenza bei Nacht

Hinter Padua führte der Weg über weite Strecken auf einem Radweg abseits der Autostrassen, der in der Realität deutlich besser war als die Karte vermuten liess, offenbar wurde hier einiges erneuert oder frisch gebaut in letzter Zeit. Das Licht der tiefer sinkenden Sonne tauchte die Landschaft in wunderschöne, intensive Farben und bis weit nach Vicenza hinein gab es noch einen schönen Bahnradweg.

In Vicenza bezogen wir unser B&B, gingen duschen und verwandelten uns so nach 160 heissen Kilometern langsam in gesellschaftsfähig anmutende Menschen, so dass wir essen gehen konnten. Zuerst sehr gut, danach noch reichhaltig.