Havel-Oder-Radweg

Für das Wochenende war allerbestes Wetter angekündigt und so hatten Manuel und ich beschlossen, einen gemütlichen Sonntagsausflug auf unseren Liegerädern zu machen: Wir wollten dem Havel-Oder-Radweg folgen, das Schiffshebewerk in Niederfinow sehen und vielleicht sogar bis zur Oder weiterfahren.

Am Samstag plante ich die Tour am Rechner schnell durch und lud die Route in mein GPS, am Sonntag morgen klingelte der Wecker reichlich früh, denn wir wollten mit der S-Bahn um 08:30 Uhr ab Steglitz nach Oranienburg fahren. Als ich in voller Montur und bepackt mit allen Dingen, die ich so mitnehmen wollte, in der Tür stand klingelte das Telefon: Manuel teilte mir mit, daß er einen Platten hat. Ich beschloß, dennoch in Richtung Steglitz loszufahren und hoffte drauf, daß wir die S-Bahn 20 Minuten später nehmen könnten. In der Wartezeit gönnte ich mir noch einen Kakao und Manuel schaffte es tatsächlich, seinen Reifen schnell genug zu flicken, so daß wir um 08:50 Uhr in der S-Bahn nach Oranienburg saßen.

Nach einer kurzweiligen S-Bahn-Fahrt mit Fahrgastbefragung und Unterhaltung durch ein paar Jugendliche, die auf dem Weg zum Fußballspielen waren stiegen wir um zehn vor zehn bei strahlendem Sonnenschein und perfekt blauem Himmel aus der Bahn. Die Aschewolke des Vulkans Eyjafjallajökull war vom Boden unsichtbar und der Himmel durch das Flugverbot frei von Kondensstreifen, ein seltener Anblick!

Wir begaben uns also auf einen Abschnitt des Berlin-Kopenhagen-Radwegs am Lehnitzsee entlang – und mußten kurz hinter der Schleuse ersteinmal kehrt machen, denn die laut Karte Track des Radwegs verkehrende Fähre verkehrt derzeit nicht. Statt eines kleinen Umwegs über die Straße schlugen wir uns über kleine holprige Wege mitten durch den Wald am Grabowsee vorbei und konnten ab dort wieder dem offiziellen Verlauf des Radwegs auf einer perfekten Piste folgen. Nach einigen hundert Metern auf einem Radweg neben der Landstraße zwischen Kreuzbruch und Liebenwalde bogen wir dann auf den Havel-Oder-Radweg ein, der hier zunächst auf einer teils etwas holprigen, aber noch gut fahrbaren, kleinen und unbefahrenen Straße beginnt.

Im wesentlichen folgt der Radweg dem Verlauf des Kanals, biegt nur ab und zu in den angrenzenden Wald ab. Wir machten nach 42 Kilometern bzw. zwei Stunden im Wald eine Pause. Während ich gemütlich mein Brot aß schepperte es plötzlich neben uns: Eine Frau hatte so fasziniert auf unsere abseits stehenden Liegeräder geschaut, daß sie den inmitten des Radwegs stehenden Poller übersehen hatte und darüber stürzte. Natürlich eilten wir sofort zur Hilfe, aber es war glücklicherweise bis auf den Schreck und vermutlich einen dicken blauen Fleck am Oberschenkel nichts geschehen. Da die Frau in Begleitung ihres Mannes unterwegs war konnten wir nach kurzer Pannenhilfe dann auch bald weiter.

Ab Finowfurt führt der Radweg im wesentlichen entlang des alten Treidelwegs, also sehr idyllisch direkt am Wasser, von den umliegenden Dörfern kriegt man nur sehr wenig mit und alles läuft abseits des Autoverkehrs, erst in Niederfinow selbst kamen wieder ein paar Meter Straße innerorts, wenn man zum Schiffshebewerk fährt. Da wir noch immer gut in der Zeit lagen gönnten wir uns eine Erfrischung mit Blick auf das wunderbare Bauwerk, anschließend verließen wir den offiziellen Radweg, der ab hier bis zur Oder auf Landstraßen verläuft. Ich warnte Manuel vor, daß ich ab diesem Punkt experimentierfreudig geplant hatte und so ging es südlich des Oder-Havel-Kanals auf einen kleinen Radweg, der teils nur ein unbefestigter schmaler Pfad war, teils auf Landwirtschaftswegen verlief.

Ab Bralitz folgte eine Straße – oder zumindest etwas, was man im Mittelalter dafür gehalten hätte. Dicke Pflastersteine – und am Anfang ein Schild: „Straßenschäden 3 km“ Mit 10 bis 15 km/h folgten wir diesem Weg, ein guter Test für die Federung am Rad. „Na die drei Kilometer sind ja bald vorbei“, freute sich Manuel und ich warnte ihn vor: „Freu Dich nicht zu früh, als nächstes kommt ein Weg, der hier als ‚unpaved‘ markiert ist…“

In Neuenhagen entschieden wir uns dann wirklich für den ungepflasterten Weg, um nicht der B-Straße folgen zu müssen. Was am Afang unproblematisch war, festgefahrene Spuren von Landwirtschaftswegen, wurde zunehmend sandiger – irgendwann so sandig, daß wir schieben mußten. Nunja, soll keiner sagen, ich hätte nicht vorher gewarnt. Nach etwas mehr als zwei Kilometern und wirklich kurz vor erreichen der Oder konnten wir endlich wieder vorsichtig fahren und gelangten dann bei Hohenwutzen nicht nur wieder auf gute Wege, sondern mit der Oder auch ans Ziel.

Da wir nicht mehr genügend Zeit hatten bis nach Küstrin zu fahren machten wir einen erst einen kurzen Abstecher zum Oder Center Berlin auf der polnischen Seite und genehmigten uns dann ein Stück weiter wieder auf der deutschen Seite in der Gaststätte Fuchsbau noch Kuchen und kalte Getränke.

Die nächste Bahnstation war Bad Freienwalde, wo um 16:59 Uhr unser Zug fahren sollte. Die letzten acht Kilometer gingen dann recht schnell, wurden nur unterbrochen, weil Manuel, der dicht hinter mir fuhr, mit dem Hinterrad auf einer Sandfläche wegrutschte, weil ich vor ihm gebremst hatte. Sein Lenker hatte zwar etwas gelitten, das Rad war aber noch fahrbereit und so schaften wir es, 10 Minuten vor Abfahrt des Zuges am Bahnhof zu sein. Eigentlich genügend Zeit, wenn man allerdings versucht den Automaten zum Verkauf der korrekten Fahrkahrten zu bewegen können 10 Minuten schon denkbar knapp sein.

Havel-Oder-Tour am 18.04.2010

Die Züge waren (erwartungsgemäß) relativ voll, allerdings alles noch im erträglichen Bereich. Mit nur wenigen Minuten Versprätung erreichten wir Berlin Südkreuz, wo jeder in seine Richtung weiterfuhr.

Eine nette Tour, der erste Tag mit Sonnenbrand in diesem Jahr und wegen des kreativen Routing auch wieder mit einem Hauch Abenteuer verbunden.

Eindrücke von der Tour

12 Gedanken zu „Havel-Oder-Radweg“

  1. Hi, tolle Tour. Nur ein kleiner Tippfehler, es ging nicht bis zur Elbe, sondern bis zur Oder auf der Landstraße, hab‘ ich recht? Gruß von Karin

    1. Das mit der Elbe hab ich natürlich gleich korrigiert, selbstverständlich ging es um die Oder! Ist ja auch kompliziert mit diesen vielen Gewässern… Danke!

  2. Yup – jederzeit wieder!

    War bis auf die kleinen „Störfälle“ echt ne wunderschöne Tour!
    Absolut zu empfehlen +++ !
    Auch die kleine Sandstrecke war nicht allzu störend!

    Fazit: Wieder ne Supertour – bei Superwetter – in Brandenburg…
    Vieleicht schaffen wir ja nächstes Mal auch noch Küstrin

    Hallo auch an Karin – wenn Du nächstes mal Zeit hast – komm mit – lohnt!

    Bye, Admiral

    1. Ich denke, wir sind meiner Mutter etwas zu schnell und sie macht vermutlich keine 100-km-Radtouren mit uns ;-)

  3. Da habt ihr ganz schön was erlebt! Ab Eberswalde bin ich auch mal den Treidelweg gefahren, leider holt sich die Natur schnell wieder den Weg zurück… Das Stück hinter Niederfinow ist als Verbindung zur Oder deklariert, aber wie ihr erfahren habt kaum fahrbar, wir sind da mal mit dem Rennrad durch. Grüße, Norbi

    1. Naja, wir sind hinter Niederfinow nicht den Treidelweg entlang, saher sind wir ja auch in Hohenwutzen und nicht in Hohensaathen auf die Oder gestoßen. Hat aber irgendwie trotzdem extrem viel Spaß gemacht, selbst mit 2km schieben :-)

  4. Hallo Admiral, Olli hat recht, bin zu langsam. Könnte höchstens mit dem Auito hinterher. Schönen Tag!
    Karin B.

  5. Hallo Admiral, Olli hat recht, bin zu langsam. Könnte höchstens mit dem Auto hinterher. Schönen Tag!
    Karin B.

  6. Hallo!

    Tja, Namensgleichheiten sich schon manchmal für was humoriges gut – grins…

    Liebe Grüße,
    Manu

  7. Hallo,

    ich möchte mich für meine provokante Wortwahl der letzten Monate entschuldigen,die ich für Deine Idee übrig hatte. So soll ein Schlußstrich gezogen werden unter ein Kapitel,auch wenn nicht als Egoist geboren so denke ich in diesem Falle an erster Stelle an mich.
    Ich stehe zu meiner Meinung , denke 25 Jahre Erfahrung spricht nicht unbedingt gegen mich,ich hatte einfach das Gefühl das hier ein Pferd von Hinten aufgezäumt würde und schöne Worte helfen da nicht unbedingt zum Umdenken.
    Nun nimmt diese endlich Gestalt an und ich wünsche Dir eine angenehme Tour.“Durch Manu hattest Du eine neue ,wunderbare Strecke kennengelernt“ und solltest Du Intresse haben wir hätten noch andere Touren auf Lager.

    Müder

    1. Die Entschuldigung ist akzeptiert. Ich weiß selbst, daß ich manchmal mit dem Kopf durch Wand muß – aber auf der anderen Seite habe ich mich in den letzten Jahren oft genug (absichtlich) an meine Grenzen gebracht, um diese recht gut zu kennen. Danke für die Wünsche, Euch auch schöne Touren in diesem Sommer (der hoffentlich noch einer wird).

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