Kopenhagen 2013 – Berlin-Rostock

Samstag, 10. August

254km to go! Tourstart in SpandauAm Samstag trafen wir uns um kurz nach sechs Uhr morgens auf der Havelbrücke in Spandau. Obwohl um diese Zeit wohl noch wenig Verkehr auf den Straßen herrschte, hatten wir uns entschieden, bis Hennigsdorf, dem Berlin-Kopenhagen-Radweg entlang der Havel zu folgen, abseits von Autos in angenehmer Ruhe. Die Sonne war gerade aufgegangen, es war frisch, aber nicht wirklich kalt und es herrschte eine ruhige, schöne Stimmung. In Hennigsdorf wichen wir von der ursprünglichen Planung wegen der ruhigen Straßen ein wenig ab und kürzten nach Marwitz über die L17 ab. Seit dem neuen Radweg ist das ohnehin die bessere Alternative als über den Bötzower Weg und die L20 zu fahren. Die erste Pause machten wir in Schwante, wo es einen Bäcker gibt, bei dem man gemütlich frühstücken kann.

Der Radweg an der B-Straße bis Kremmen ist gut fahrbar, hinter Kremmen bis Beetz wird es etwas ruhiger. Der anschließende kleine Wirtschaftsweg ist zwar trotz teilweise Plattenwegbauweise gut fahrbar, hat aber den kleinen Nachteil, für PKW freigegeben zu sein. Zwar herrscht kein dichter Verkehr, aber durch den engen Weg ist nicht jede Begegnung mit der landestypisch aggressiven Fahrweise eine dem Samstag Morgen angemessene Freude. Die Windräder stehen still, die Sonne lacht, der Himmel ist blauAb Pabstthum geht es dann aber wieder mit der Straßenbreite, nur die Ortsdurchfahrt in Radensleben mit ihrem Kopfsteinpflaster bzw. den kaum weniger holprigen Fusswegen nervt, ist aber nur wenige hundert Meter lang, bevor es bis Neuruppin wieder angenehme Landstraßen gibt.

Die Fahrt durch Neuruppin selbst bringen wir so schnell wie möglich hinter uns, dann geht es auf die schon von der Tour nach der SPEZI 2013 bekannte Strecke nach Wittstock (Dosse). Wir wählen, wie schon beim letzten mal, wieder den Prignitz-Express-Radweg auf einem (harmlosen) Plattenweg bis Katerbow, lediglich zwischen Verlassen der Bahnstrecke bis zum Ortseingang Katerbow wird es etwas schottrig, dafür ist man abseits des PKW-Verkehrs unterwegs und spart auch ein paar Kilometer. Endlose leere Straßen in Mecklenburg-VorpommernAb Katerbow folgen wir dann aber doch lieber der Landstraße und biegen nicht nach Netzeband ab, weil dies keinen Vorteil bringt, aber der Weg potentiell stark ausbremst.

Die kleine Umfahrung von Herzsprung ist definitiv empfehlenswert, sie spart Kilometer und ist perfekt und ohne Autoverkehr zu fahren. In Wittstock (Dosse) suchen wir uns einen Supermarkt mit Bäcker für einen Snack. Obwohl es schon kurz vor Ladenschluss ist, werden wir freundlich bedient und können unsere Flaschen auffüllen und in aller Ruhe aufessen (und sogar die Toilette benutzen). Micha kauft im Supermarkt noch schnell Zahnbürste und andere Utensilien, die zur ungünstig frühen Abfahrtszeit am Morgen dann ungeplanterweise den Weg in die Tasche nicht mehr gefunden hatten.

Gewitter nahtHinter Wittstock (Dosse) geht es dann nördlich zunächst auf der Landstraße nach Wredenhagen, dort biegen wir auf kleinere Straßen ab und fahren in genügendem Abstand für einigermaßene Ruhe parallel zur Autobahn bis Malchow. Kurz bevor wir dort sind, beginnt der Regenalarm zu piepen, eine Gewitterfront ist im Anmarsch – aber noch in sicherer Entfernung. In Malchow müssen erst einmal warten, denn die Ersatzbrücke für Fußgänger und Radfahrer über die Elde ist gerade für Bootsverkehr geöffnet. Die Gewitterfront kommt näher. Die Entscheidung ist schwierig: Viele Orte mit potentiellem Schutz kommen nicht mehr hinter Malchow, aber wenn wir zu früh einkehren verlieren wir wertvolle Fahrzeit – die Fähre wartet nicht und wir  müssen rechtzeitig am Terminal sein. Obwohl am Himmel schon erste graue Schleier zu sehen sind und es drückender wird, entscheiden wir uns für die Weiterfahrt. Nach dem Gewitter: Sonne und nasse StraßenNoch sind wir auf einer Landstraße unterwegs, auf der alle paar Kilometer eine Bushaltestelle kommt.

In Nossentiner Hütte sehen wir ein Restaurant mit Biergarten. Der Wind ist komplett weg, die berühmte Ruhe vor dem Sturm, die graue Wand droht am Himmel mittlerweile sehr nahe. Wir kehren ein. Die Räder stehen sicher unter einem Dach, wir ziehen, als es nach kurzer Zeit anfängt heftig zu stürmen und zu regnen, mit Glas und Teller in die Innenräume um. Perfektes Timing für eine ordentliche Mittagspause, so einem Gewitter möchte man nicht unbedingt in freier Natur ausgesetzt sein, zumal nicht im auf der Strecke folgenden Wald ohne sinnvolle Schutzmöglichkeiten. Im Gasthof kommt eine Pumpe zum Einsatz, die das Wasser aus dem für solche Fälle zu klein dimensionierten in größere Abflüsse pumpt.

Heading: north!Kaum haben wir fertig gegessen, ist der Regen auch weg. Die Straße ist noch naß, aber schon zieht wieder Sonne auf, so daß Dampf aufsteigt. Ich empfinde das noch als recht angenehm, für Micha ist die Feuchtigkeit allerdings weniger zuträglich. Wegen tiefer Pfützen und herumgewehter Äste und Blätter kommen wir aber ohnehin nicht so schnell voran.

Wir treffen zeitweise wieder auf den D11 (Berlin-Kopenhagen-Radweg), fahren aber auch diverse Abkürzungen über die Landstraßen. Auf dem Radweg (wie sollte es anders sein!) einer Bundesstraße fahre ich mir dann allerdings einen riesigen Steinsplitter in den Reifen, so daß zunächst einmal Flicken angesagt ist. Ein Abendessen in Rostock (das eh nur für den Fall, daß wirklich alles glatt läuft drin gewesen wäre) ist damit nicht mehr möglich, aber unser zeitlicher Puffer ist groß genug, um nicht hetzen zu müssen. ReifenkillerSo geht es dann über Güstrow und Schwaan nach Rostock weiter, das wir auf unserer Route nur kurz streifen, bevor wir am Stadthafen wieder auf der offiziellen Berlin-Kopenhagen-Route sind, der wir für die letzten Kilometer bis zum Fährterminal folgen, mit einem wunderbaren Sonnenuntergang im Blick.

Um kurz nach 21 Uhr treffen wir am Fährterminal ein, noch vor der Fähre. Diese legt pünktlich an, Unmengen von PKW und LKW rollen runter, bevor die wenigen Radfahrer fast als erste in den Bauch des großen Schiffes fahren dürfen. Wir beziehen unsere Kabine, duschen und schauen den vielen zur Hansesail einlaufenden Schiffen vom Deck aus zu, sowie einem Feuerwerk in Warnemünde. Nachdem die Huckleberry Finn die Mole passiert hat, gehen wir in unsere Kabine und legen uns schlafen. Der Wind hat die Ostsee aufgewühlt, so daß uns sanftes Schaukeln in den Schlaf wiegt.

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