Es wollte einmal … ein Flughafen werden!

Schon länger lag bei mir eine Streckenplanung für eine kleine Besichtigungstour zur Flughafenbaustelle Berlin-Brandenburg auf Lager. Bei bestem Fahrradwetter mit knapp 20°C und Sonnenschein machte ich mich also nach der Arbeit auf den Weg.

Flughafen Berlin Brandenburg Willy Brandt (BER)

Durch die Stadt ging es über ruhige Straßen, das Tempelhofer Feld und die Ostkrone zunächst raus nach Schönefeld. Über den Parkplatz des alten Flughafens fädelte ich mich dann auf eine Zufahrtsstraße zum BER ein – die offzielle Zuführung für Radfahrer ist allerdings weit weniger klar führt irgendwo über die Dörfer.

Langsam wächst Gras drüberDie von mir genutzte Zufahrtsstraße ist eigentlich für Radfahrer gesperrt. Da sie aber aufgrund eines geschlossenen Flughafens, auf dem derzeit auch kaum Bauarbeiten stattfinden und abends schon gar nicht, und ohnehin auf 60km/h begrenzt komplett verwaist ist, schätzte ich die Gefahr als äußerst gering ein – und so war es auch: nicht ein einziges Auto.

Schießlich ging es dann an leeren Parkplätzen vorbei in Richtung Terminalgebäude. Ein paar vereinzelte Wachmänner sorgen dafür, daß man manche Wege (wohl im wesentlichen Baustellenzufahrten, aber auch die Rampe zum Hauptterminal) nicht entlang kommt, der größte Teil des Geländes ist aber frei zugänglich.

Verlassen wirkt alles, gespenstisch und leer. Gerettet wird die Szenerie vom pastellfarbenen Abendlicht. Nur hie und da ein paar Leute, sogar ein Bus hält an einer behelfsmäßigen Haltestelle. Ansonsten: Einsamkeit. Vögel zwitschern. Und da niemand gerne von Schönefeld fliegt stört auch nur ganz selten mal das Geräusch eines in der Ferne startenden oder landenden Flugzeugs.

Idyllisch, naturnah, leiseDurch große Glasfronten kann man Blicke riskieren in Abfertigungsbereiche, bei denen man sich nicht im mindesten vorstellen kann, wie irgendwem erst wenige Tage vor der Eröffnung aufgefallen sein kann, daß das nicht klappen wird. Insgesamt wirkt die Umgebung eher wie ein dem Verfall preisgegebenes, ausgeschlachtetes Gebäude als irgendwas, was in absehbarer Zeit mal ein lebendiger Hauptstadtflughafen werden könnte.

Die leeren Parkhäuser bieten dann eine diese Gelegenheiten, die man selten hat und die man immer schon mal haben wollte: So eine enge Parkhauswendel über viele Stockwerke mit dem Fahrrad hoch- und wieder runterfahren. Gefahrlos, Autos kommen hier nicht rein. Aufpassen muss man nur mit gelegentlich auftretenden Baustellen. Schließlich wird an dem gerade neu errichteten, nie genutzten Parkhaus an allen Ecken und Ende saniert.

Den Rückweg trete ich über kleine Feldwege entlang des Airportzauns an. In meinem Track hatte ich ursprünglich Straßen, aber da es trocken war und die Wege halbwegs fahr sind, nehme ich die Abkürzung. und habe so noch ein paar Blick von außen auf das tote Monstrum. Wer sich das einmal angeschaut hat, der kann nicht ernsthaft annehmen, daß es mit den im Raum stehenden 5,4 Milliarden Euro getan sei. Da kommt mehr. Und noch mehr. Und wenn der Flughafen aus Versehen in absehbarer Zeit eröffnet, dann bestenfalls mit einem Alibibetrieb, während gleichzeitig noch an allen Ecken und Ende gearbeitet wird.

Zurück komme ich über Mahlow, den Mauerweg und schließlich entlang des Teltowkanals. Zeit, im Licht der untergehenden Sonne über das Gesehene zu sinnieren.