Der Wecker klingelte um 05:45 Uhr. Früh, sehr früh – draußen war es noch dunkel, an Frühstück war nicht zu denken. Meine Taschen waren größtenteils gepackt, die nötigsten Dinge der Nacht verstaute ich dann schnell, holte das Rad, belud es so, daß die Taschen schnell abnehmen konnte und machte mich auf den Weg zur Fähre.
Dort kam ich um 20 vor sieben an. Zu früh, ich war noch der einzige auf dem Steg. Ein sanfter Schein von Morgenlicht lugte im Osten durch ein paar Wolken, die Strömung unterm Steg erzeugte ein gleichmäßiges Geräusch. Nach und nach füllte sich der Steg mit Menschen: Die 7-Uhr-Fähre ist hier der Schulbus. Und so teilte ich den Platz auf dem kleinen Boot mit einer Horde müder Schüler.
In Arcachon fuhr ich und suchte zunächst mal eine Möglichkeit für ein Frühstück. Nach einigen Kilometern fand ich ein Café, das wohl auch geeignet wäre, Sozialstudien zu treiben. Aber immerhin: Ich bekam Tee und zwei Croissants (ohne irgendwas, Butter und Marmelade im Hotel sind ein Zugeständnis an die Touristen). Besser als Kekse und Iso-Drink allemale.
Südlich von Arcachon kommt dann die Dune du Pilat – vom Meer aus konnte ich die allerdings besser sehen, als von der Straße. Von dort war sie nur über einen riesigen leeren Parkplatz und langes laufen zugänglich, was mir verschlossen blieb, da ich das Rad mit Gepäck nicht unbeaufsichtigt lassen konnte oder teilweise über einige Campingplätze. Auf einem davon gönnte ich mir dann auch das zweite Frühstück und füllte den Getränkevorrat auf.
Der Eurovelo 1 südlich von Arcachon bis Biarritz ist hervorragend ausgebaut, es gibt selten ein paar verwurzelte Abschnitte, meistens ist es ein exzellenter Weg durch die Pinienwälder oder ab und zu entlang der Straßen. Die Landschaft ist schön, allerdings nicht sehr abwechslungsreich. Abwechslung bringen nur die wenigen durchfahrenen Orte oder der Abstecher an die kleinen Seen im Hinterland. Ich kam etwas zäh voran, das änderte sich aber nach dem Mittagessen.
Es zeichnete sich ab, daß ich es bis Biarritz schaffen würde und so buchte ich ein Hotel für zwei Tage, um dort einen Ruhetag zu haben. Irgendwo auf dem Weg überholte mich ein Rennradler, an dem ich dann noch ein par Kilometer dran blieb, bevor ich ihn ziehen liess, dann ging es über kleinere und größere Straßen durch die ineinander übergehenden Ortschaften in Richtung Biarritz.
Als ich nach Bayonne einfuhr, sah ich zum ersten mal am Horizont die Ausläufer der Pyrenäen. Weit weg und klein, aber doch schon respekteinflößend.
Als ich Biarritz erreichte, tönte neben mir ein freundliches “Bonjour!” und der Rennradler vom EV1 war wieder neben mir. Vermutlich war er über ruhigere Wege in die Stadt gefahren, ich war von meiner Planung abgewichen, weil ich mich vom GPS in Richtung Hotel leiten liess. Dennoch schaute er nicht schlecht. Er bot mir an, mich über weniger befahrene Strassen in Richtung meines Hotels zu lotsen, was ich gerne annahm.
Genau um 20 Uhr erreichte ich mein Hotel und konnte so sogar noch direkt einchecken (da die Rezeption um 20 Uhr schloss). Man hatte mir aber für den Fall, daß ich später käme den Eingangscode mitgeteilt und Schlüssel sowie WLAN-Zugang lagen bereit.
Nach dem Duschen ging ich nur kurz zum Strand, dann noch etwas essen und anschließend bald ins Bett.
Hey, nen Kerl auf dem “Renner” ist doch nett…