Eine deutsche Busreisegruppe auf Schlössertour an der Loire hatte den Frühstückssaal für die Zeit zwischen sieben und acht reserviert, so daß ich erst um acht frühstücken konnte, was mich trotz der langen Etappe aber nicht sonderlich störte. Ich genoss das reichhaltige Frühstück, dann machte ich mich bereit. Der Weg führte mich nach wenigen hundert Metern wieder direkt am Wasser entlang. Ob es sich gerade um einen Radweg oder eine Straße mit gelegentlichem Autoverkehr handelt, merkt man hier fast nur an den Schildern.
Nach einigen Kilometern führte die Stecke mich wieder etwas weiter weg vom Fluß, es ging über kleine Straßen und Dörfer. Eines davon fiel mit frisch gemachten Straßen, eine restaurierten und renovierten Kirche, eine Stadthalle, neuer Schule, offenen Geschäften und weiterer Infrastruktur auf. Da direkt daneben ein Atomkraftwerk – davon gibt es hier einige – stand, gehe ich mal davon aus, daß auf diese Weise der Rückhalt in der Bevölkerung erkauft wird. Dörfer ähnlicher Größe haben hier sonst kaum erkennbare Infrastruktur.
Die aufheulende Sirene des Atomkraftwerks, als ich gerade einige Minuten aus dem Dorf heraus war gab mir dann aber doch ein seltsames Gefühl, selbst wenn sie nach nicht einmal einer Minute wieder verstummte. Würde ich den Wein, der hier allerorten angebaut wird, wirklich gerne trinken, wäre auf dem Etikett auch das Kraftwerk zu sehen?
Weingüter begleiteten den Weg für einige Zeit, dann wieder am Fluss kamen Höhlen und Champignonzuchten dazu. Leider gab es in den zugehörigen Restaurants nur ganze Menüs mit diversen Gängen – dafür war ich noch nicht hungrig genug und zudem braucht soetwas auch viel Zeit. Einige weitere Chateaus folgten. Und irgendwann der Hinweis, daß ich den Null-Meridian nun überquert hätte. Nach einer Reihe Nullen zeigte mein GPS fortan westliche Länge an, nicht mehr die gewohnte östliche.
Ich kam halbwegs gut voran und so näherte ich mich dem Punkt, den ich mir persönlich zur Entscheidung gesetzt hatte. Ich wollte auf jeden Fall bis 50km vor Nantes kommen und dann entscheiden, ob ich noch bis Nantes weiterfahren würde. Es fühlte sich nach Fahren an, auch wenn es langsam spät wurde. So buchte ich ein Hotel am Ostrand von Nantes, nicht zu weit vom Track und mit 24h-Rezeption und fuhr. Als ich am Weg ein offenes Restaurant sah, gönnte ich mir noch etwas zu essen.
Leider verstopfte langsam meine Nase, so daß es teilweise anstrengender wurde zu fahren. Trotzdem ging der Ritt durch die Nacht dank meiner Lichtanlage recht gut voran, selbst auf keinen Wegen. Ich merkte nur: aufpassen sollte man hier mit kurzfristig umgeplanten Wegen. Zwar sparte ich sicher einen Kilometer zum Hotel, quälte mich aber auch vorher auf einer 7%-Steigung auf einen Hügel, von dem ich anschließend sofort wieder herunter schoß.