Zwar sah es bei einem frühen Blick aus dem Fenster noch feucht aus, aber der Regen war früher abgezogen als vorhergesagt. Der Blick aufs Wetterradar war nicht aufschlussreich, für eine lange Vorhersage, aber gut genug, um den Entschluss zu fassen, mit dem Rad zu starten.

Nach dem Frühstück zog ich mich noch um und packte die vorbereiteten Teile in meine Tasche. Beim Checkout traf ich das andere deutsche Pärchen, das beim Frühstück über die weitere Fahrt geredet hatte, nicht – aber ihre Räder standen noch da. Dann schaute ich mir kurz den Track zum Kanal an und los ging es.
Bei frischen, aber angenehmen, 14 Grad lief die Fahrt am Kanal gut. Der Radweg ist gut ausgebaut, es gibt kaum Schleusen in diesem Bereich, fast überall kann man untern den Brücken hindurch und wenn man über die Rampe muss, dann sind dort keine befahrenen Straßen, so dass man ungestört fahren kann.

Für die Jahreszeit fiel – gerade nach dem Landstraßenfahren zwei Tage zuvor – auf, dass hier am Kanal noch einige Reiseradler, aber auch Rennradler unterwegs sind. Außerdem traf ich eine weit auseindergezogene Wandergruppe.Sonst gibt es am Kanal bis Toulouse nur zwei Attraktionen: Die Kanalbrücke über die Garonne bei Moissac und das Wasserkeinhebewerk in Montech. An beidem war ich bei der 3-Wochen-3-Meere-Tour bereits vorbeigekommen. Aber da ich diesmal gut in der Schnitt lag, nahm ich mir bei beiden Stellen etwas Zeit zum Schauen.
Während des französischen Mittagszeitfensters war leider kein Ort in der Nähe bzw. die beiden Gelegenheiten zum Essen hatten zu wegen Montag. Meine Hoffnung war also Toulouse, wo ich eine Boulangerie ansteuern wollte. Dort kam ich mit ca 110km auf der Uhr an – allerdings war die Durchfahrt durch die Stadt nach Verlassen des Kanals dermassen stressig und führte nicht an offenen Boulangerien vorbei, dass ich ohne Essen wieder aus der Stadt fuhr. Auf einer Bank machte ich es mir mit Schorle aus der Trinkblase und zwei Müsliregeln gemütlich und schaute, wo ich eine Unterkunft finden würde.

Die Lage in Auterive war unbefriedigend, ich fand ein Zimmerchen in Saverdun, wesentlich weiter, als ich eigentlich geplant hatte. Dort kam ich dann nach mehr als 167 Kilometern an. Die letzten Kilometer waren ein Rennen gegen eine am Himmel aufziehende Regenfront, die dann aber doch vorbeizog. Der Empfang war herzlich, ich hatte zwei Zimmerchen mit Bad für mich. Nach dem Duschen ging ich in den Ort zum einzig offenen Restaurant (außer McDonald’s – aber das ist für mich No-Go) und aß eine erstaunlich gute Pizza (aus lokalem Mehl, wie man mir stolz erklärte).