Ich war jetzt schon seit einiger Zeit nicht mehr ordentlich unterwegs – es wurde also Zeit. Das Wetter der letzten Wochen hatte es nicht leicht gemacht, die Faulheit zu überwinden, die sich in der Pausenzeit eingeschlichen hatte – aber langsam trieb es mich wieder nach draußen. Heute war es kalt, aber nicht eisig – vor allem aber war das Wetter recht freundlich. Zwar ein paar Schleierwolken, aber dazwischen lugte durchaus mal die Sonne hervor. Da beim derzeitigen Straßenzustand (und auch im Wald) Spikes keine nennenswerten Vorteile bringen, habe ich mir ein paar grobstollige Schlappen aufs MTB gezogen, dann noch kurz für Schnellentschlossene eine nachricht an die Rennradgruppe abgesetzt und mich dann mit Wieland am Auerbachtunnel getroffen. Eine sanfte Tour war angesetzt, nach der langen Abstinenz – und so ging es erstmal geradewegs auf Waldautobahnen zum Kuhhorn, einmal um Schildhorn und dann auf den Havelhöhenweg, der noch immer in einigen Teilen durch Harvester schlimm zugerichtet ist. Am Ende sind wir noch Am Strandbad vorbei und entlang der Seen im Grunewald zurückgefahren – nicht ganz am Ufer, da ist es zu voll.
Insgesamt hat es sich gelohnt: Endlich mal wieder Tageslicht, Radfahren, draußen sein bei wunderschöner Stimmung und mit viel Spaß auf einer angenehmen, nicht übertrieben anspruchsvollen Strecke.
Ich glaub schon mit diesem einen mal ist für mich der Bann gebrochen und ich schaff es jetzt wieder, öfter mal eine Runde zu drehen. Wird ja auch Zeit!
Schon seit geraumer Zeit war klar, daß die Smart Sam, die ich an meinem T300 fahre, langsam das Ende ihrer Lebensspanne erreicht hatten. Während der vordere sicherlich noch die Hälfte des ursprünglichen Profils aufwies, hatte der hintere seit fast einem Jahr eher das Aussehen eines Semislick Reifens. Es war also eine Frage der Zeit, bis ich mir einen Platten einhandeln würde.
Wenig überraschend traf dies dann heute ein – bei den Mengen an scharfkantigem Split, die in Berlin auf Straßen und Wegen liegen kein Wunder. Zum Glück ereilte mich das Schicksal erst beim Erreichen des Büros. Im Fahrstuhl wunderte ich mich zunächst über den seltsamen Klang der Lüftung, bis ich langsam begriff, daß das der Klang der entweichenden Luft aus meinem Reifen war.
Zu Haus liegt seit bestimmt einem Dreivierteljahr ein Racing Ralph als Ersatz für den Smart Sam – aber eben zu Hause. Und so ging ich abends vor dem Heimweg in den nächsten Laden und schaute mich um. Mir fielen die Conti Top Contact Winter als 37-622 Modell ins Auge. Auffällig für Winterreifen: keine groben Stollen, sondern ein feines, griffiges Profil. Ich erhoffe mir davon, daß der Effekt des sich aurichtenden Splits nicht so stark eintritt, zudem ist der Pannenschutz der Reifen deutlich besser als der eher geringe der Schwalbe Smart Sam Reifen. Und für den Fall, daß wir doch noch einen echnten Winter mit Eis und Schnee bekommen, habe ich ja immernoch meine Schwalbe Snow Stud rumstehen, die mich schon durch zwei harte Winter zuverlässig begleitet haben.
Winterreifen zeichnen sich vor allem durch ihre den Temperaturen angepasste Gummimischung aus. Und so war der erste Fahreindruck auf feuchtem, kühlem Boden mit den neuen Reifen auch sehr positiv. Guter Grip, leiser Lauf. Rein subjektiv etwas höherer Rollwiderstand als bei den Smart Sam, aber das ist für einen Winterreifen mit viel Grip bei Nässe durchaus OK und vertretbar, es kann das eine kaum ohne das andere geben. Wie er sich bei etwas widrigeren Bedingungen schlägt werde ich dann – glaubt man der Wettervorhersage – ab dem Wochenende oder kommender Woche testen können, falls nicht sofort wieder Bedingungen für die Spikereifen herrschen, die am MTB noch montiert sind.
An meinem Liegerad fuhr ich von Beginn an eine Shimano-Schaltung. Anfänglich eine XT, diese wich dann einer XT Shadow. Und ich fuhr seit gut 23.000km eine schöne Rohloff 9-fach-Kette. Alles in allem eine gute funktionierende Kombination. Mit dem Dreifach-Kettenblatt vorn (52-39-24) und einem 11-34 Ritzelpaket hinten ergab sich eine nicht zu verachtende Entfaltung von je nach Reifengöße irgendwo zwischden 141 bis 143cm bis hin zu guten 950cm im oberen Bereich. Diese Kombination reicht für das Mittreten bis zu knappen 60km/h und ich bin auch an längeren Steigungen von 13% bis 15% mit Campinggepäck noch gut ausgekommen.
Die Kette – und damit die Ritzel und zumindest eines der Kettenblätter – hatten nach dieser Kilometerleistung dann allerdings das Ende ihrer Lebenserwartung erreicht. Das Nachmessen mit dem Rohloff-Caliber und schon die reine Ansicht des Kettenblattes verrieten schon seit einiger Zeit, daß hier Ersatz nötig wurde, auch wenn sonst alles noch rund lief – in eine neue Saison wollte ich so nicht starten.
Da ich wegen eines Krankenhausaufenthaltes ohnehin einige Zeit außer Gefecht gesetzt war und der Winter auch eher die Mountainbike-Saison ist, gab ich meine Speedmachine zu Feine Räder, um dem Antrieb ein entsprechendes Update zu verpassen. Wenn schon, denn schon: Ich wollte eine 10-fach-Schaltung. Ein 11-36 Ritzelpaket verspricht im unteren Bereich nochmal 7-8 Centimeter, die Abstufung ist feiner – und die Shimano XTR mit dem zusätzlichen Kettenspanner ist ja auch wirklich schick. Meine immernoch gute XT Shadow wollte ich in diesem Zuge gleich an meinem Alltagsrad haben, das bisher mit einer Shimano LX eher im nicht so hochklassigen Bereich ausgestattet war.
Gesagt getan, das neu eingespeichte Rad (ich hatte ja eine nahezu neue XT Nabe nach nur 2000km geschrottet) war bereits mit dem 10-fach-Ritzel ausgestattet, die XTR blinkte hochwertig am Hinterrad, die neuen 10-fach Lenkerendschalter zierten den Untenlenker – nur Schalten wollte die Kombi nicht: Shimano hatte sich da irgendeine kleine Änderung ausgedacht, die seit neustem verhindert, daß MTB- und Rennradkomponenten einfach mischbar sind. Und für MTBs gibt es nunmal keine Lenkerendschalthebel. Und im Rennradbereich ist die benötigte Spreizung kaum zu erreichen. Mit einer älteren 9-fach-XT hätte sich tricksen lassen in Zusammenhang mit dem 10-fach-Hebeln, aber ich wollte hier dann halbwegs sortenrein bleiben und eigentlich ja auch aufwerten.
Ein wenig schauen, ein wenig verhandeln, dann war für mich klar: Wenn Shimano nicht kann, was ich will, dann wechsle ich eben zur Konkurrenz – zumal SRAM im Schaltungsbereich in den letzten Jahren ja einiges an Boden gut gemacht hat.
So ziert die Speedmachine jetzt eine SRAM X.0 Schaltung mit passenden Schalthebeln, auch wenn ich für den vorderen Umwerfer da eine Mischung mit Shimano eingehen musste, da SRAM keine 3-fach-Umwerfer im Programm hat – das funktioniert jetzt aber auch tadellos.
Natürlich sind bis jetzt noch keine 100km Erfahrung zusammengekommen, nur ein paar Kilometerchen im schaltintensiven Stadtverkehr. Die 10-fach-Kette wirkt filigran, dafür läuft sich auch wesentlich ruhiger als die dicke Rohloff, auch wenn ich annehme, daß ich diese Kette keine 23.000km fahren werde. Das Schaltgefühl ist knackig, die Gänge springen schnell und präzise rein – das macht richtig Spaß. Außerdem habe ich jetzt in die Zughüllen integrierte Zugeinsteller, so daß das Nachjustieren der Schaltung, wenn sich die Züge mit der Zeit längen, deutlich einfacher geht als bisher.
Ich jedenfalls gehe zuversichtlich in den Langzeittest.
In den letzten Wochen war es hier etwas ruhig, da mich die jahreszeitübliche Grippe und gleich dazu noch ein anderes gesundheitliches Problem erwischte, das mich demnächst dann auch nochmal etwas außer Gefecht setzen wird. Nichts desto saß ich natürlich für meine Alltagsfahrten jetzt wieder öfter im Sattel. So auch gestern abend, auf meiner „Stadtschlampe“, dem T300. Nach dem Abbiegen von einer großen Straße auf eine Nebenstraße mit relativ unangenehmem Kopsteinpflaster driftete ich plötzlich nach rechts, konnte nicht gegensteuern, kippte und fiel gegen ein geparktes Auto.
Ich hatte im ersten Moment überhaupt keine Ahnung, warum mir das gerade passiert war. Ich war nicht gerutscht, nicht in die Rillen des groben Pflasters gefahren, war nicht schnell, hatte den Lenker nicht verrissen. Ich rappelte mich auf, hob das Rad auf – und mir wurde schlagartig klar, was gerade geschehen war: Der Lenker war auf der linken Seite abgebrochen.
Da ich langsam war und durch die Autotür gebremst wurde, war mir nichts passiert. Keine Schramme, kein blauer Fleck, keine aufgerissenen Klamotten, bis auf zwei kleine Stellen am Handschuh. Die Autotür hatte allerdings deutliche Spuren abbekommen, mehr als nur Gummiabrieb am Griff. Es half also nichts und ich verständigte die Polizei, die nach einer Viertelstunde eintraf. Der Schaden wurde aufgenommen, der Halter des Fahrzeugs ermittelt, da es ein Firmenwagen war konnte allerdings niemand direkt verständigt werden. Nach einer mündlichen Verwarnung, die Polizistin entschuldigte sich fast noch dafür, daß sie diese aussprechen müsse, obwohl sie ja einsah, daß ich nichts dafür konnte, konnte ich dann meines Weges ziehen.
Da das Rad in diesem Zustand nicht mehr fahrfähig war, konnte ich mir anschließend im Pub auch problemlos etwas mehr Alkohol gönnen, Manu, Doro und Micha standen mir bei – denn irgendwie saß der Schreck. Was, wenn das auf einer großen Straße, im dichten Verkehr, bei Geschwindigkeiten jenseits der 30 km/h passiert wäre?
Noch nachts mailte ich die Versicherung an, am nächsten Morgen brachte ich das Rad zu Radsport Südwest (RSW), wo ich das Rad vor viereinhalb Jahren gekauft und auch regelmäßig zur Inspektion gegeben hatte. Ohne wenn und aber sagte man mir auf Kulanz einen neuen Lenker zu, so daß das Rad am Montag abend wieder fahrbereit ist.
Und die Moral von der Geschichte? Ein Lenker ist ein stark belastetes Teil am Fahrrad, selbst am Stadtrad. Immer wieder liest man denn Hinweis, daß Lenker regelmäßig alle 2-3 Jahre vorsorglich getauscht werden sollten (nach Stürzen ohnehin). „Ja, beim MTB, mit dem man im Wald springt, das man am Lenker hoch reißt, um über Hindernisse zu kommen“, dachte ich immer. Wenn man sein Straßenrad sportlich, viel und teils auch mit harten Reifen bewegt, dann gilt das auch hier. Der Bruch des Lenkers führt unweigerlich zum Sturz – das kann im Straßenverkehr katastrophale Folgen haben. An dieser Stelle sparen heoßt an der Sicherheit – und damit am falschen Ende – zu sparen.
Nachdem uns der Juni bisher mit eher kühlem und oft regnerischen Wetter „erfreut“ hatte, kam gegen Ende des Monats dann der Deutsche Sommer in seiner vollen Pracht durch – der Regen wurde etwas wärmer. Zwischendurch gab es dann aber einzelne Tage, die zumindest zeitweise einen Lichtblick darstellten. Und einen dieser Tage nutzte ich, um spontan ein kleines Treffen am Kuhhorn anzukündigen.
Ich sammelte also zu Hause auf dem Rückweg vom Büro noch ein paar Dinge ein, freute mich, daß ich zumindest noch ein wenig Zeit für eine Runde hatte – und nutzte diese, um Carina und Hannes noch aufzugabeln. Von der Fischerhüttenstraße ging es dann mit Hund Willi im Gefolge quer durch den Grunewald. Vor Berlin brauten sich schon wieder Gewitter zusammen, aber wir hatten beschlossen, daß wir dann einfach am Strand auf den Regen warten. Vor Gewittern kommt immer diese drückende, schwüle Luft, die uns dann trotz langsamen Fahrens zum Schwitzen brachte.
Da wir schon spät dran wareen, ließ ich die beiden mit dem Hund dann ab der Einbiegung auf den Schildhornweg allein weiter ziehen – ab dort muss man ja nur noch dem Weg folgen – und zog etwas schneller bis zum Kuhhorn durch, wo schon Manuel und Doro warteten. Ich konnte es kaum erwarten und ging – trotz vergessener Badeklamotten – sofort ins Wasser. Die Abkühlung konnte ich gut gebrauchen! Kühl ist es, aber nicht kalt. Ist man erstmal drin, ist das Wasser sogar sehr angenehm.
Wir ließen es uns mit Wein, Keksen und Käse gutgehen, später stieß auch Solon noch zu uns. Die Gewitter zogen nördlich vorbei und es tröpfelte nur ein ganz wenig zwischendurch und nur sehr kurz. Als sich aber laut Wetterradar dann doch eine etwas dickere Wolke zusammenbraute und in unsere Richtung zog, machten wir uns – schon im Dunkeln – auf den Weg. Hannes und Carina wollten ihre Räder zu Solon ins Auto verladen, da der Platz dann zusammen mit Solons Rad eng zu werden drohte und die Zahl der Sitzplätze im Transporter begrenzt ist, wollte ich mit dem Rad zu Solon fahren. Zwar hatte ich wegen des eingeschickten Edelux nur eine kleine StVZO-konforme Funzel am Rad, aber für die Waldwege gab es ja noch das Fernlicht.
Aber da machte mir mein (mittlerweile allerdings ziemlich runtergefahrener) Vorderreifen einen Strich durch die Rechnung: Ein Platter. Bei aufkommendem Regen und allein in der Dunkelheit wollte ich nicht flicken (Ersatzschlauch habe ich nur auf Touren dabei, nicht wenn ich nur in der Stadt unterwegs bin) – also rief ich den anderen hinterher. Solon nahm mein Rad mit und gab mir sein MTB. Da er das Rad aber nur dabei hatte, um vom Parkplatz zum Kuhhorn zu rollen, war kein Licht dran. Der größte Teil meiner Strecke verlief über Waldwege, wo das von rechts wegen kein großes Problem darstellt – allerdings war es stockeduster.
Bei Solon hab ich dann meinen Reifen gemütlich im Wohnzimmer geflickt, der Regen kam nicht wirklich und nach zwei Runden Billard im Club A18 trat ich dann meinen Heimweg an. Trotz der späten Stunde kamen mir auf der Krone noch zwei Radler entgegen, so daß ich jeweils das Fernlicht ausschalten mußte und dann plötzlich nur mit der kleinen 10 Lux Funzel ins Dunkle fuhr. Scary. Aber ist ja gutgegangen.