Eis, Schnee und klirrende Kälte

Ich konnte es nicht lassen und bin, wohl wissend, daß das Problem mit dem vorderen Bremszug noch bestand, mit der Speedmachine zur Arbeit gefahren. Trotz -11°C war mir in meinen Klamotten warm genug. Mein Bremszug war allerdings schneller und fester eingefroren, als ich mir das so vorstellen konnte.

Schon bei der dritten Bremsung, keine 5 Minuten nach verlassen des warmen Kellers, spürte ich erheblichen Widerstand, aber das Bremsen ging noch. Problematischer war, daß ich beim Versuch anzufahren fast umgefallen wäre, weil sich die Bremse nur minimal wieder gelöst hatte und das Vorderrad noch ziemlich fest hielt. Ich mußte erst mit der Hand nachhelfen. Daraufhin habe ich dann den bei diesem Wetter auch nicht gerade freudbringenden Stunt gebracht und nur noch die Hinterrad-Bremse benutzt. Das erforderte extrem vorausschauendes Fahren. Die Vorderrad-Bremse blieb zu jedem Zeitpunkt für eine (Not-)Bremsung einsatzbereit, das teste ist ab und zu kurz an. Aber je näher ich dem Büro kam, desto fester war sie gefroren und desto stärker (durch das antesten) schliff sie.

Im Büro taute alles auf. Auf dem Rückweg bin ich beim Fahrradladen vorbeigefahren und habe mir einen neuen Zug gegönnt (war eh auf dem Plan, die alte Zughülle hatte Risse – wohl mit der Grund für das Problem). Während die eingebaut wurde habe ich mir nebenan bei meinem Lieblings-Japaner leckeres Sushi gegönnt. Danach konnte ich dann problemlos nach Hause fahren.

Wegen der Straßenverhältnisse und weil ich morgens ja beim Impfen war hielt sich meine Geschwindigkeit meist im Rahmen von 20, maximal 25 km/h. Auffallend war lediglich die völlige Koordinationslosigkeit unter Autofahrern. Und das Salz hat genervt – als ich heute abend nach Hause kam, hat die kette erstmal eine gute Menge Schmiermittel abbekommen, denn sie hatte bereits Flugrost angesetzt. Morgen werde ich wohl das Rad mal etwas putzen, um das aggressive Salz von den empfindlichen Teilen zu kriegen.

… und was mir noch auffiel

Nachdem ich am Donnerstag quasi im fliegenden Wechsel auf dem Rückweg von der Arbeit mein Liegerad im warmen Keller abstellte um gleich darauf ohne Umweg über die Wohnung mit dem T300 zum Ishin (Japanese Deli) zu fahren, da hatte ich den direkten Vergleich der beiden Räder unter den gleichen winterlichen Bedingungen.

Die Temperatur lag bei ca. -3°C bis -4°C und es hatte tagsüber leicht geschneit. Vermeide ich sonst schon Radwege an den meisten Stellen, so habe ich jetzt Radwege konsequent auch an Stellen gemieden, wo diese (noch) benutzungspflichtig und eigentlich recht brauchbar ausgebaut sind, denn die Radwege waren mit festgefahrenem Schnee bzw. Eis bedeckt. Nur an einigen Stellen habe ich Abkürzungen durch kleine Straßen oder über Parkwege genommen, wohl wissend, daß es da schon ziemlich glatt sein kann.

Das Fahrgefühl ist auf dem T300 bei glatten Untergrund etwas sicherer, auch wenn ich nicht wirklich eine unangenehme Situation mit der Speedmachine durch glaten Grund hatte. Die indirekte Lenkung des Liegerades im Zusammenspiel mit dem kleinen 20-Zoll-Vorderrad ist auf leicht angeeistem Grund so leichtgängig, daß das Gefühl für die wirkliche Glätte kaum vorhanden ist. Durch die Sitzposition wäre im Falle eines Falles ein ausgleichen mit dem Oberkörper kaum möglich. Ein vorsichtiger Fahrstil bringt einen aber auch in dieser Situation sicher ans Ziel.

Es gibt allerdings einen guten Grund, bei diesem Wetter das Liegerad und nicht das Aufrechte zu nehmen: Auf dem Liegerad ist es eindeutig wärmer. Der Hauptgrund ist die wesentlich geringere Stirnfläche – und damit die Fläche, wo kalter Fahrtwind extrem kühlt. Nebenbei ist aber auch der Winkel, in dem der Wind auf die Kleidung trifft, speziell an Kopf und Hals, von Belang. Meine Lidl-Fahrradschuhe sind zwar schwerer als die Pearl-Izumis, aber sie sind deutlich dicker und wärmer. Mit einem paar dicker Wollsocken über den Regulären bleiben die Füße bisher auch problemlos warm, selbst an der typischen Liegerad-Kältebrücke: den Cleats.

Während ich dies schreibe zeigt das Außenthermometer freundliche -9°C an und in den kommenden Tagen droht solche Kälte auch tagsüber. Ob ich den freitäglichen Arbeitsweg mit einem der Räder absolviere, werde ich morgen nach dem Rat der Ärztin entscheiden, denn morgens steht der zweite Teil meiner FSME-Impfung in Vorbereitung auf die Nordkapp-Reise im kommenden Jahr an.

Endspurt 2009

Langsam wird es kalt und teilweise auch schon glatt auf den Straßen. Die Temperaturen der kommenden Tage laden nicht gerade zum gemütlichen herumfahren ein und der einsetzende vorweihnachtliche Streß macht es nicht gerade viel einfacher.

Meine Speedmachine hat bisher in diesem Jahr 6413 Kilometer auf dem Tacho. Mal sehen, ob ich es trotz des Wetters noch schaffe, die 6500 voll zu machen. Zusätzlich gab es noch ca. 1000 Kilometer auf der Rolle am Anfang des Jahres.

Mein T300 hat in diesem Jahr nur 437 Kilometer auf dem Tacho. Da fehlt wohl einiges an Feierabendtouren, die ich dann mit dem Liegerad gefahren bin. Zudem habe ich dieses Jahr aus verschiedenen Gründen wohl weniger Kilometer zum Einkaufen oder ähnlichen Gelegenheiten mit dem Rad zurückgelegt. Zugegeben, einiges bin ich gelaufen und das schlechte Wetter hat mich durchaus manchmal in die U-Bahn getrieben. Trotzdem wäre es natürlich auch hier schön, bis zum Jahresende noch die 500 Kilometer voll zu machen.

Wenn ich die runden Zahlen sowohl auf der Speedmachine als auch auf dem T300 vollmachen möchte, dann steht mir allerdings noch ein wenig was bevor. Ich bin mir nicht sicher, ob ich mich wirklich dazu durchringen kann – nur für ein paar Zahlen im Display. Aber eine gute Motivation, sich trotzdem nochmal für eine Spaßrunde auf das eine oder andere Rad zu setzen ist es auf alle Fälle.

Liegerad auf Eis und Schnee

Nachdem ich tags zuvor mit meinem T300 28 Kilometer durch Berlin gefahren war, war am Mittwoch natürlich die Speedmachine dran. Die Temperatur lag knapp unter null – und es schneite. Der Weg zum Büro war also durchaus spannend – mangels einer geeigneten Fahrradbrille piekste der Schnee in den Augen und natürlich war es auch ein wenig glatt.

Im Büro habe ich heute meinen M5 CrMo Lowracer auf die Rolle gestellt, um den Ausleger und die Schaltung endlich richtig einzustellen. Auch wenn im Moment das Wetter wohl wenig geeignet ist, um mit der Rennliege fahren zu üben.

Abends ging es dann noch zum Weihnachtstreffen der Rennradgruppe. Auf dem Weg mußte ich über einige vereiste Straße und zugefrorene Pfützen fahren, was besser als erwartet funktionierte. Auf dem Rückweg bin ich über größere Straßen mit weniger Eis gefahren. Da aber die Speedmachine draußen gestanden hatte, hatte ich mit einem eingefrorenen Bremszug der Vorderradbremse zu kämpfen. Mit etwas mehr Kraft als ewartet konnte ich bremsen, aber die Bremse sprang nicht immer von allein komplett zurück. Da mußte ich nun aber durch, denn ausgerechnet bei der Gefahr von glatten Stellen, die im Dunkeln nicht immer vorher auszumachen sind, wollte ich nicht allein mit der Hinterradbremse hantieren.

Ging aber alles gut.

Neues zum Nordkapp 2010

Nach einer Saison voller Erfahrungen und in einer Zeit, wenn die Tage kürzer und die Abende länger werden, richtet sich der Blick nach vorn und Planung erzeugt Vorfreude auf das nächste Jahr. Der erste Schritt nach vor begann dann allerdings doch mit einem Blick zurück.

Eine große Entscheidung habe ich getroffen: Ich werde die Strecke allein bewältigen. Diese Entscheidung war nicht leicht: Ich wollte einerseits meinen potentiellen Mitfahrer damit nicht vor den Kopf stoßen, zum anderen heißt alleine zu fahren, auch alle Probleme und Pannen ohne Hilfe zu bewältigen und Nächte in der Wildnis allein zu verbringen. Aber so eine Fahrt geht an die Grenzen und sie geht nur so gut voran wie das schwächste Glied – dies gilt für die gesamte Fahrt und auch für jede einzelne Etappe. Ich möchte frei sein in der Entscheidung, ob ich an einem Tag 120km fahre oder 250km und ich möchte die Ruhetage nach meinen Belangen legen können, ohne daß ich jemanden ausbremse, der an diesem Tag weiter käme oder schneller wäre – und ohne daß mich jemand ausbremst, wenn ich eine gute Phase habe. Um über zwei Monate reibungslos zusammenzuleben und so an die Grenzen jedes einzelnen zu gehen muß man einen sehr ähnlichen Leistungsstand haben und wohl auch ein über lange Zeit gut eingespieltes Team sein. Die Erfahrung der letzten Saison hat gezeigt: das läßt sich nicht forcieren. Trotzdem kann ich mir gut vorstellen, über gewisse Zeitabschnitte mit anderen zusammen die Tour zu bestreiten. Neben Gleichgesinnten, auf die man auf den wenigen Straßen dort trifft würde ich mich auch freuen, wenn sich andere melden, die Lust haben, mich dort mal ein paar Tage zu begleiten.

Meine Ausrüstung hat sich größtenteils als tauglich erwiesen, so daß derzeit diesbezüglich maximal Detailverbesserungen angedacht sind. Eine Stirnlampe muß auf alle Fälle sein. An der mobilen Stromversorgung muß ich noch arbeiten. Wetterfeste Kleidung ist und bleibt ein Thema. Allesamt keine Dinge, die selbst im jetzigen Zustand Showstopper wären.

Meine HP Velotechnik Speedmachine braucht einige Pflege vor der Tour. Ich will vorn eine stärkere Feder haben, der Luftdämpfer wird zur Wartung eingeschickt. Kette, Ritzelpaket und Kettenblätter werden zu Beginn der nächsten Saison gewechselt, weil diese sichtlich runtergefahren sind (nach 8000km Straße und 1000km Rollentraining kein Wunder – und ein wenig kommt noch dazu). Wenige Wochen vor der Tour kommt ein neuer Satz Schwalbe Marathon Supremes auf die Räder. Bei anderen Teilen wie den Kettenleitrohren und der Umlenkrolle ist zwar derzeit der Zustand nicht so, daß diese dringend gewechselt werden müßten, aber ich will hier auf der sicheren Seite sein und mich nicht mit den Folgen von Abnutzungserscheinungen rumplagen müssen, wenn ich irgendwo in der Botanik bin. Natürlich müssen all diese Dinge früh genug erfolgen, daß bis zum Zeitpunkt der Tour alles schon eingefahren ist, sozusagen den Burn-In-Test hinter sich hat.

In den kommenden Wochen werde ich außerdem beginnen über Karten zu brüten und Tracks auszuarbeiten. Bei einer solch langen Strecke nimmt allein dies schon einige Zeit in Anspruch. Neben der Hauptroute will ich einige Alternativen ausarbeiten, jeweils mit Informationen zu Fähren, Tunnels und anderen Besonderheiten.